Das Internet ermöglicht den freien Austausch von Informationen ebenso wie die Massenüberwachung. Bei jedem zweiten Klick wächst das Schattenprofil, das Datensammler über Dich angelegt haben. Anonym surfen wird daher immer wichtiger. Auch, wenn Du nichts zu verbergen hast.
- Was ist ein Data Broker?
- Privat oder anonym: Wo liegt der Unterschied?
- Warum ein VPN nicht anonym ist
- Privater Browser
- Private Suchmaschine
- Wegwerf-Emails
- Anonym surfen mit dem Tor-Browser
- Anonymes Betriebssystem
- Zusammenfassung
Umfragen von Statista ergeben, dass sich 37 Prozent der Deutschen an Werbung stören, die auf ihrem Suchverlauf basiert. Laut Bitkom glauben rund 68 Prozent, dass ihre persönlichen Daten im Internet nicht sicher sind. Und tatsächlich floriert der Handel mit Nutzerinformationen online. Verantwortlich dafür sind sogenannte Data Broker.
Was ist ein Data Broker?

Ein Data Broker ist eine Person oder eine Organisation, die mit persönlichen Daten handelt. Dieses Geschäft ist durchaus lukrativ: Laut WebFX generiert es weltweit mehr als 200 Milliarden Euro im Jahr. Über die sozialen Medien, öffentliche Quellen (OSINT) und Webtracker sammeln diese Händler so viele Informationen wie möglich und umgehen dabei häufig auch geltende Datenschutzrichtlinien.
Kommst Du für einen Käufer dieser Daten als potenzieller Kunde infrage, bekommst Du plötzlich nervige Anrufe, Spam-Mails oder sogar Post nach Hause geschickt. Hier sind einige Informationen über Dich, die laut Clearcode für Data Broker bares Geld wert sind:
- Vor- und Nachname
- Adresse
- E-Mail-Adresse
- Telefonnummer
- Einkommen
- Ausbildung
- Beruf
- persönliche Interessen
Privat oder anonym surfen: Wo liegt der Unterschied?

Willst Du Deine Daten im Internet schützen, gibt es zwei Optionen: Entweder Du surfst privat oder anonym. Den Unterschied definiert PrivacyTools so: Privat ist ein Verhalten, bei dem Du selbst entscheidest, welche Informationen Du über Dich preisgibst und welche nicht. Anonymität bedeutet, dass Dein Verhalten nicht einer eindeutigen Identität zugeordnet werden kann.
Du kannst theoretisch also soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook und YouTube auch privat nutzen. Allerdings nur, indem Du die Einstellungen zum Datenschutz penibel überarbeitest und keine Informationen teilst, die – naja, die Dir zu privat sind.
Je privater Du surfen willst, desto mehr Maßnahmen musst Du ergreifen. Für den Alltag ergibt sich daraus ein individueller Kompromiss zwischen Sicherheit und Machbarkeit. Auch fast gänzlich anonym zu surfen, ist möglich. Der Aufwand lohnt sich aber nur in seltenen Fällen.
Warum ein VPN nicht anonym ist
Häufig werden VPNs als Wunderwaffe zum anonymen Surfen angepriesen. Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) ist aber meist nichts weiter als eine Zwischenstation auf Deinem Weg ins Internet.
Mit einem VPN genießt Du eine selektive Privatsphäre, indem Deine IP-Adresse und Dein Standort gegenüber Websites verschleiert werden. Auch kann es das Surfverhalten für Deinen Internetanbieter undurchsichtiger machen. Dafür solltest Du Deinem VPN-Anbieter allerdings vertrauen, denn der könnte Dich umso leichter überwachen.
Anonym ist ein VPN nicht: Der Betreiber kennt zumeist Deine genaue Identität. Gerade kostenlose Dienste verdienen ihr Geld hauptsächlich mit dem Handel von Nutzerdaten. Und auch mit einer anderen IP-Adresse können Tracker Dein Surfverhalten noch leicht einem eindeutigen Profil zuordnen, zum Beispiel durch Cookies.
Privater Browser: LibreWolf, Vivaldi & Brave

Cookies, Fingerprinting, Webtracker und Skripte – es gibt viele Techniken, mit denen Websites versuchen, Dein Verhalten auch dann noch zu verfolgen, wenn Du sie bereits verlassen hast. Ein privater Browser ist ein Programm, das viele dieser Techniken beim Surfen automatisch blockiert.
Die Grundeinstellungen von Google Chrome, Microsoft Edge und Safari bieten nur eine sehr geringe Privatsphäre. Der private Surfmodus beschränkt sich darauf, dass kein Browserverlauf gespeichert wird und Cookies nach dem Beenden gelöscht werden.
Es geht auch anders: Der Browser LibreWolf basiert auf Firefox und kommt mit dem vorinstallierten Add-on uBlock Origin, einem Werbe- und Trackingblocker. Auch Brave und Vivaldi sind angenehme Browser-Alternativen, die einen erhöhten Sicherheitsstandard bieten.
Private Suchmaschine: Alternativen zu Google, Yahoo und Bing

Suchmaschinen wollen die besten Ergebnisse liefern. Dafür müssen sie analysieren, wonach ihre Nutzer suchen und auf welche Ergebnisse sie klicken. Die großen Unternehmen wie Google, Yahoo und Microsoft mit Bing sammeln aber noch viel mehr und ordnen diese Informationen Deinem Nutzerprofil zu.
Du kannst schon privater surfen, indem Du Deine Internetsuchen bei der Konkurrenz machst: Die Suchmaschinen von DuckDuckGo, Brave Search und Startpage sammeln deutlich weniger Daten über Dich und machen ihre Methoden transparenter.
Wegwerf-E-Mails
Fast immer, wenn Du auf einer Website einen Account erstellst, wirst Du nach Deiner E-Mail-Adresse gefragt. Verwendest Du dafür stets Deine private E-Mail, sorgen Datenlecks und Data Broker dafür, dass diese schnell in die falschen Hände gerät.
Mit sogenannten Wegwerf-E-Mails gibst Du jeder Website bei der Registrierung eine andere Adresse. So kann man nicht so einfach darauf schließen, welche Accounts Dir gehören. Außerdem erhältst Du weniger Spam auf Deiner privaten E-Mail beziehungsweise kannst diesen leichter verhindern.
Beliebte Anbieter von Wegwerf-E-Mails sind GuerillaMail, DuckDuckGo und 10MinuteMail. Beachte bitte, dass manche Anbieter empfangene E-Mails nach kurzer Zeit löschen. Andere ermöglichen eine private Weiterleitung an Deine private Adresse, sodass alle Nachrichten in Deinem Posteingang gespeichert werden.
Tor: Anonym surfen mit dem kostenlosen Browser

Willst Du richtig unerkannt surfen, ist die beste Lösung der Tor-Browser. Dieser wird von einer Non-Profit-Organisation entwickelt und ermöglicht einen Internetzugang über Onion Routing. Das bedeutet, dass Dein Computer mit einem Netzwerk aus freiwilligen Teilnehmern kommuniziert und jede Nachricht dabei wie eine Zwiebel mehrere Schichten der Verschlüsselung hat.
Indem Deine Internetanfragen stets über mindestens drei rotierende Knotenpunkte (Nodes) geschickt werden, kann keiner der Teilnehmer Dich identifizieren. Die erste Node kennt Deine Herkunft, aber nicht das Ziel. Die zweite Node kennt die erste und die dritte Node. Die dritte Node kennt das Ziel, aber nicht Deine Herkunft.
Mit dem Tor-Browser ist anonymes Surfen also möglich. Aber seine Geschwindigkeit lässt klar zu wünschen übrig. Durch die ständige Umleitung des Datenverkehrs ist er deutlich langsamer als ein direkter Internetzugang oder ein schnelles VPN. Für den Alltag ist diese Lösung eher nicht geeignet. Für Journalisten und Aktivisten kann sie jedoch in manchen Gebieten über Leben und Tod entscheiden.
Anonymes Betriebssystem: Tails & Whonix

Auch der Tor-Browser verhindert nicht, dass andere Programme auf Deinem Rechner normal über das Internet kommunizieren. Für die maximale Anonymität im Internet brauchst Du gleich ein ganzes Betriebssystem. Wenn wirklich alles davon abhängt, Deine Identität geheim zu halten, sind Tails und Whonix die besten Projekte.
Tails wird von Journalisten weltweit eingesetzt, um Zensur und Überwachung zu umgehen. Es leitet nicht nur den gesamten Datenverkehr Deines Rechners über das Tor-Netzwerk, sondern ist auch mit weiteren Tools zur digitalen Sicherheit ausgestattet. Tails ist amnesisch, was bedeutet, dass alle Änderungen, die Du vornimmst, nach einem Neustart verworfen werden. So kann sich keine Malware einnisten.
Whonix leitet ebenfalls allen Traffic über das Tor-Netzwerk. Es nutzt dafür allerdings zwei virtuelle Maschinen, die innerhalb Deines normalen Betriebssystems als Programme laufen. Im Gegensatz zu Tails geht hier kein Fortschritt durch einen Neustart verloren. Der parallele Betrieb mehrerer Systeme kann die Verbindung allerdings zusätzlich verlangsamen.
Fazit: So geht privat & anonym surfen
Anonym surfen: Es geht, aber für den Alltag ist das meist zu umständlich. Die vorgestellten Tools können Dir helfen, weniger Informationen im Internet preiszugeben. Letztlich bist aber Du alleine dafür verantwortlich, keine intimen Details zu verraten und Deine Identität zu schützen.
- Verwende keine kostenlosen VPNs und wähle nur vertrauenswürdige Anbieter.
- Benutze einen privaten Browser wie LibreWolf, Vivaldi oder Brave.
- Tätige Suchanfragen bei Seiten mit transparenten Datenschutzrichtlinien wie DuckDuckGo, Brave Search und Startpage.
- Verwende Wegwerf-E-Mails, damit Deine Accounts nicht in Verbindung gebracht werden und Deine private Mail-Adresse privat bleibt.
- Anonym surfen kannst Du mit dem Tor-Browser.
- Den höchsten Grad der Anonymität erreichst Du mit den Betriebssystemen Tails und Whonix.