Monströse Rechenleistung und neueste Technik: Mit der Xbox One X kommt die stärkste Spielekonsole überhaupt auf den Markt. 4K-Grafik und jede Menge CPU-Power sollen vor allem Gamer mit einem Hang zum Optimum an Grafik-Performance überzeugen. Ob das klappen kann, versucht unser Test zu klären.
- Design: Fühlt sich an, sieht aus und riecht wie eine Xbox One S
- Zubehör: Komplett kompatibel zur Xbox One
- So viel Power: Grafik der Xbox One X im Vergleich
- Überlegene Technik mit wenig Einfluss aufs Gameplay
- Xbox One X: Für wen ist das was?
- Fazit: Perfekt, aber nicht für jeden
Die Berichte über Microsofts neue Xbox One X verrieten schon Monate vor dem Release, dass die neue Spielekonsole mit einem satten Plus an Leistung alle vorher dagewesenen Geräte ihrer Art in den Schatten stellen würde. Nun ist sie da und wir konnten uns endlich selbst davon überzeugen, wovon die Hardware-Spezialisten von Digital Foundry schwärmten, als sie einen exklusiven Blick auf das Gerät und dessen Leistung werfen durften.
Die Specs sind ebenfalls längst bekannt, dementsprechend darf ich vorweg nehmen: Ja, die Xbox One X ist zweifelsohne die stärkste Konsole auf dem Markt. Ob sich Kauf, Upgrade oder Umstieg für jeden lohnen, ist eine andere Frage. Aber dazu später mehr.
Design: Fühlt sich an, sieht aus und riecht wie eine Xbox One S
Rein äußerlich unterscheidet sich die Xbox One X nur wenig von der etwas älteren Xbox One S, die 2016 veröffentlicht wurde. Klar, sie ist schwarz und nicht weiß. An der Oberseite sind keine Öffnungen für die Lüftung, stattdessen ist sie durchgehend matt gehalten. Die Xbox One X ist ein wenig flacher, dafür aber leicht breiter und deutlich schwerer als der Vorgänger.
Die Anschlüsse sind identisch geblieben, lediglich die Anordnung einiger Elemente, wie des USB-Slots oder des Eject-Knopfes an der Vorderseite, hat sich verändert. Insgesamt macht das Gerät in Sachen Formfaktor einen positiven Eindruck. Vor allem die Tatsache, dass Microsoft es geschafft hat, so viel mehr Leistung in eine etwa gleich große Konsole zu stopfen, ist beeindruckend. Wer seine bestehende Xbox One S austauschen will, kann das also ohne viel Mühe tun, selbst die Kabel auf der Rückseite können in gleicher Anordnung wieder angesteckt werden.
Zubehör: Komplett kompatibel zur Xbox One
Auch der neue Controller gleicht dem Vorgänger, sämtliches Zubehör ist kompatibel und kann direkt weitergenutzt werden. Nach dem Anschließen der Xbox One X will sich der Woah-Effekt bei mir aber nicht so recht einstellen, wofür die Konsole aber nichts kann: Der Xbox Guide ist halt der Gleiche wie bei der Xbox One S, sofern man diese auf die neueste Software-Version geupdated hat. Von der monströsen Leistung unter der Haube spürt man im Menü natürlich auch nichts. Die Xbox One X ist eben keine völlig neue Konsolen-Generation, sondern, wie die PS4 Pro, lediglich ein Mid-Cycle-Refresh mit aktuellster Technik. Erst in Aktion zeigt der Microsoft-Bolide dann, was er so drauf hat.
So viel Power: Grafik der Xbox One X im Vergleich
Laufen Spiele also auf der Xbox One X besser? Ja, im Allgemeinen tun sie das. Und wie Microsoft im Vorfeld versprochen hat, nicht nur auf 4K-Bildschirmen – auch das Supersampling von Games auf einem Full-HD-Fernseher macht sich deutlich bemerkbar. Dabei werden die Spielgrafiken erst in hoher Qualität gerendert und dann wieder heruntergerechnet, wodurch die Spieler von mehr Details und flüssigerer Grafik profitieren.
Specs der Xbox One X | |
CPU | 8 spezielle x86 Cores, getaktet auf 2,3 GHz |
GPU | 40 Recheneinheiten, getaktet auf 1172 MHz |
RAM | 12 Gigabyte GDDR5 |
Speicherbandbreite | 326 GB/s |
Grafikausgabe | HDMI 2.0b, 2160p @ 60Hz, HDR 10, AMD FreeSync |
Audioausgabe | DTS 5.1, Dolby Digital 5.1, True HD mit Atmos |
Festplatte | 1 Terabyte 2,5 Inch |
Optisches Laufwerk | 4K UHD-Blu-ray |
Netzteil | 245 Watt, intern |
Die genauen Auswirkungen dieser Technik unterscheiden sich jedoch von Spiel zu Spiel – Microsoft lässt Entwicklern freie Hand bei der Nutzung der zusätzlichen Ressourcen der Xbox One X. Daher sollte man sich beim Kauf über das jeweilige Game informieren: Neben dem Label "Xbox One X Enhanced", das für Erweiterungen wie mehr Texturen, gesteigerte Auflösung (die teilweise durch Checkerboarding erreicht wird) oder höhere Bildwiederholraten stehen kann, zeigt die Aufschrift "4K Ultra HD", dass das jeweilige Spiel in nativem 4K ausgegeben wird. Zusätzlich gibt es das "HDR"-Icon, für erweiterten Farbraum, der bei entsprechendem Bildschirm auch mit der Xbox One S dargestellt werden kann. In unserer Liste haben wir alle Titel mit erweiterten Inhalten für Dich gesammelt.
Überlegene Technik mit wenig Einfluss aufs Gameplay
Ich habe mir die Unterschiede mit verschiedenen Spielen auf einem Samsung-4K-HDR-Fernseher angesehen. Titel wie "Call of Duty: WW2" werden sichtlich besser dargestellt als auf der vorherigen Xbox oder der PS4 Pro. Allerdings sieht das Spiel aber auch auf einer Standard-PS4 nicht sehr viel schlechter aus, was auch daran liegt, dass Entwickler die Performance aktueller Konsolen mittlerweile gut ausreizen können. "Assassin’s Creed: Origins" sieht auch auf einem Full-HD-Fernseher erstaunlich besser aus, als auf der "kleineren" Xbox One S.
Auf der anderen Seite fallen mir diese Unterschiede im Vergleich zwar auf, bei längeren Spiele-Sessions wird das eigentliche Gameplay dadurch allerdings nur minimal verbessert. Höhere Framerates sorgen bei "CoD" etwa für ein flüssigeres Bild, was das Zielen hier und da etwas erleichtert. Wie man die optischen Aufwertungen beim Spielen wahrnimmt und wie wichtig einem persönlich solche Grafik-Schmankerl sind, ist allerdings auch immer eine individuelle Frage. Bei aller Performance schnurrt die Xbox One X nebenbei kaum hörbar vor sich hin, was zumindest bei PlayStation-Besitzern für große Augen (und Ohren) sorgen dürfte.
Prinzipiell müsste man die Verbesserungen durch das Konsolen-Upgrade also von Spiel zu Spiel testen. Die starke Rechenleistung der neuen Xbox One X ist dabei selbst bei neuen Games lange nicht ausgereizt – vor allem die mächtige GPU kann hier wohl noch einige zusätzliche Herausforderungen vertragen. Bildraten sind mit der Xbox One X stabiler und einige Titel lassen sich nun sogar mit dynamischer Auflösung spielen, was vor allem älteren Spielen zu neuem Glanz verhelfen kann. Spieler, denen verbesserte Grafikdetails am Herzen liegen und die ihren kostbaren 4K-Fernseher nicht umsonst gekauft haben wollen, können sich also auf die Xbox One X verlassen. Was uns zum nächsten Teil des Tests bringt...
Xbox One X: Für wen ist das was?
Die neue Superkonsole von Microsoft ist der Xbox One S im Grunde extrem ähnlich – nur eben mit einem dicken Plus an Leistung, das auch noch in einigen Jahren zeitgemäß sein wird. Vor allem die genannten Grafik-Fetischisten unter den Konsolen-Zockern finden hier das perfekte Paket zum verhältnismäßig fairen Preis von 500 Euro. Hier sollte auch das integrierte UHD-Blu-Ray-Laufwerk genannt werden, das für Sammler physischer Film-Disks Gold wert sein dürfte. Unter diesen Gesichtspunkten hat Microsoft auf jeden Fall geliefert. Die Xbox One X ist nach Faktenlage tatsächlich die technisch stärkste Spielekonsole auf dem Markt.
Aber sollte man sie auch kaufen, wenn man bereits eine Xbox One S besitzt? Gute Frage. Hat man auch einen passenden 4K-Fernseher, am besten natürlich mit HDR-Unterstützung, und sind einem zusätzliche Grafikdetails die Investition wert – dann durchaus. Trotzdem sollte man sich den Unterschied vor dem Kauf unbedingt einmal selbst ansehen. Ohne UHD-TV lohnt sich der Kauf meines Erachtens trotz der Supersampling-Funktion (bei Bedarf übrigens auch in natives QHD) nur bedingt – es sei denn, der Kauf des neuen Fernsehers ist sowieso geplant.
Apropos "Kauf": Die 1-Terabyte-Festplatte der Xbox One X wird bei den wachsenden Größen aktueller Games und der entsprechenden Zusatzinhalte recht zügig volllaufen. Vor allem, wer seine Gaming-Sessions nun in 4K mitschneiden will – denn auch das ist jetzt möglich –, muss in eine externe Festplatte investieren. Microsoft arbeitet Windows Central zufolge zwar daran, das Download-Volumen einzugrenzen. Ich habe bisher allerdings keine Möglichkeit gefunden, den automatischen Download von Enhanced-Inhalten in den Einstellungen zu verhindern. Spiele wie "Quantum Break" können mit 4K-HDR-Update dann schon mal 178 Gigabyte verschlingen und ohne halbwegs amtliche Internetleitung wird man bei den vielen Downloads sowieso nicht glücklich werden. Automatische Downloads sollten gegebenenfalls abgeschaltet oder manuell pausiert werden, wenn im Haushalt parallel noch Netflix-Streams oder andere Downloads laufen.
Fazit: Perfekt, aber nicht für jeden
Die Xbox One X ist definitiv die am technisch ausgereifteste Konsole zurzeit. Sie hat lediglich zwei mehr oder weniger große Probleme: Microsoft verspricht, dass es keine Exklusivspiele für die Xbox One X geben wird, alle Games müssen auch auf der original Xbox One von 2013 laufen. Neue Spiele werden die gigantische Leistung also immer nur zum Teil ausschöpfen und so eventuell auch nur begrenzt in neue Welten vorstoßen können. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Microsoft im Konkurrenzkampf teils auf das falsche Pferd gesetzt hat: Zwar ist im öden und oft beschworenen Konsolenkrieg zumindest die Technik-Schlacht vorerst gewonnen. Während in Redmond am selbsternannten "Monster" geschraubt wurde, erkannte die Konkurrenz jedoch das Prinzip von "Content is King" neu.
In einem Jahr, in dem Nintendo mit "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" (einem Wii-U-Spiel!) eines der besten Games 2017 auf den Markt gebracht hat und Sony seinen beeindruckenden Exklusiv-Katalog weiter ausbaut, beharrt Microsoft mit der Xbox One X auf Macht durch Leistung. Ich schließe mich daher einem Zitat von Game-Informer-Kollege David Millner an: "Die Xbox One X ist eine mächtige, toll gebaute Konsole zu einem angemessenen Preis, die absolut keines von Microsofts größten Problemen löst."
Für alle, denen Grafikqualität besonders wichtig ist, die einen 4K-HDR-Fernseher sowie einen anständigen Internetanschluss besitzen und die keinen Gaming-PC ihr Eigen nennen, ist die Xbox One X aber in jedem Fall das Beste, was 2017 an Konsolen zu bieten hat.