Die Specs der PS5 sind bekannt. Das vielleicht spannendste Bauteil der Konsole ist dabei aber weder Prozessor noch Grafikkarte: Tatsächlich könnte sich der verbaute SSD-Speicher der Konsole zu einem echten Killerfeature mausern – zumindest in der Theorie.
Die Katze ist aus dem Sack: Nachdem Microsoft am Montag vorgelegt hatte, hat auch Sony am Mittwoch endlich die Hardware-Specs seiner PlayStation 5 bekannt gegeben. Wie erwartet setzen die Japaner dabei erneut weitgehend auf Technik aus dem Hause AMD. Sowohl Hauptprozessor (CPU) als auch Grafikprozessor (GPU) rangieren von den Leistungsdaten her auf einem hohen Niveau, das selbst High-End-PCs aktuell nur knapp toppen können. Auch wenn die Rechenleistung der PS5 nicht an die der Xbox Series X herankommt. Als eigentliches Highlight der Präsentation hat sich jedoch der verbaute SSD-Speicher der Konsole entpuppt.
Das ist keine gewöhnliche SSD
Denn auch wenn SSDs keine Neuheit auf dem Markt sind und es neue Rechner kaum noch ohne ein SSD-Laufwerk gibt, so ist die Festplatte der PS5 dennoch etwas Besonderes. Sony setzt nämlich keineswegs auf eine Standard-SSD, sondern nutzt eine Eigenentwicklung mit einem Fassungsvermögen von 825 GB. Dieser Speicher soll Daten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 5,5 GB pro Sekunde verarbeiten können. Was dabei im ersten Moment nach einer ziemlich abstrakten Zahl klingt, wirkt jedoch im Vergleich mit herkömmlichen SSD-Festplatten wie ein technischer Meilenstein.

So erreichen etwa Standard-2,5-Zoll-SSDs, wie sie heute in vielen Rechnern genutzt werden, nur Geschwindigkeiten von durchschnittlich 550 MB/s. Das ist zwar schnell, aber eben nur ein Zehntel so schnell, wie die SSD der PlayStation 5. Selbst schnellere M.2-SSDs erreichen oft nur 1,8 GB/s und sind damit immer noch um ein Vielfaches langsamer als der Datenspeicher der PS5. Die Xbox Series X nutzt ebenso wie die meisten aktuellen High-End-PCs eine NVM2-SSD mit einer Geschwindigkeit von 3,5 GB/s. Keine Frage, das ist schnell, richtig schnell sogar – aber eben nicht so schnell wie die Festplatte in der neuen PlayStation.

Sony setzt auf neueste Schnittstellen
Doch Sony verbaut nicht nur eine der schnellsten derzeit verfügbaren Festplatten in der PS5, sondern hat nach eigenen Angaben auch das restliche System so optimiert, dass es den Geschwindigkeitsvorteil optimal ausnutzen kann. So soll die SSD über 12 Kanäle zum parallelen lesen von Daten verfügen. Zudem wird sie über die neue PCI-Express-4.0-Schnittstelle mit dem Prozessor kommunizieren. Erst dadurch ist gewährleistet, dass die Daten auch mit einer derart hohen Geschwindigkeit von 5,5 GB/s von der CPU gelesen werden können.
Eine Speicheraustattung dieser Art dürfte derzeit selbst für die meisten PC-Enthusiasten noch Zukunftsmusik sein. Zwar gibt es bereits SSDs mit Lesegeschwindigkeiten von bis zu 5 GB/s, doch sind diese noch recht kostspielig und nur mit einem neuen Mainboard inklusive PCI-Express-4.0-Unterstützung überhaupt ausreizbar. Und selbst dann könnte die PS5 noch einen Vorteil haben.

Um den Datenaustausch zusätzlich zu optimieren, möchte Sony den Entwicklern nämlich die Möglichkeit geben, die Datenübertragung nach Prioritäts-Leveln zu clustern. Dadurch können wichtige Daten beim Lesevorgang theoretisch gegenüber weniger wichtigen Daten bevorzugt werden, was Ladeprozesse zusätzlich optimieren soll. Garniert werden soll das Ganze mit einem sehr effizienten Kompressionsverfahren, sodass sich die endgültige Geschwindigkeit laut PlayStation-System-Architekt Mark Cerny sogar wie 8 bis 9 GB/s anfühlen soll.
Mehr als nur schnelle Ladezeiten – zumindest theoretisch
In der Praxis bedeutet eine derart schnelle Festplatte natürlich vor allem extrem kurze Ladezeiten. Gerade im Vergleich zur PS4, die noch nicht über eine SSD verfügt und ihre Nutzer oft mit langen Ladebildschirmen auf die Probe stellt, dürfte der Unterschied gewaltig ausfallen. Doch Sony erhofft sich von der schnellen SSD noch mehr: Durch die quasi nicht mehr vorhandenen Ladezeiten sollen für Spiele-Entwickler ganz neue Wege entstehen, Spielwelten zu kreieren. Mark Cerny sprach während seiner Präsentation etwa davon, das Next-Gen-Level-Design dank der PS5 vollkommen zu verändern. Kurz gesagt: Die Turbo-SSD könnte sich als eigentliches Killer-Feature der Konsole entpuppen – könnte!
Die Sache mit dem Konjunktiv
Bei aller technischen Euphorie sollten wir jedoch eines nicht vergessen: Was Sony am Mittwoch tatsächlich präsentiert hat, war zunächst einmal eine Blaupause dessen, was die Konsole theoretisch leisten soll – und eine wage Spekulation darüber, wie Entwickler diese Technik nutzen könnten.
Doch die Wahrheit ist auch, dass 99 Prozent aller Spiele mittlerweile als Cross-Plattform-Titel entwickelt werden. Die Hersteller optimieren ihre Games dabei erfahrungsgemäß viel eher auf die vielen Gemeinsamkeiten der Plattformen, als auf das, was sie trennt und besonders macht. Das etwa Ubisoft die Spielwelt des nächsten "Assassin's Creed" im Hinblick auf die SSD der PS5 völlig neu designt, ist ziemlich unwahrscheinlich. Ob vom vermeintlichen "Killer-Feature" bei Drittanbieter-Spielen also in der Praxis noch viel übrig bleibt, muss sich erst noch zeigen.