"Resident Evil 3" will an den Erfolg des "Resident Evil 2"-Remakes anknüpfen. Doch diese Fußstapfen sind für das neue Remake zu groß, es ist kein Meisterwerk des Survival-Horrors. Stattdessen bekommen die Fans einen actionreichen Nachtrag geliefert. Mich hat der Tentakel-Arm von Nemesis trotzdem gepackt – das Spiel überzeugt als spaßige Action-Achterbahn.
- Grafik: Schick, doch zu viele Zombies verderben den Brei
- Story und Figuren: Gab es da welche?
- Gameplay: Action, einfache Rätsel und Zwischengegner-Sackgasse
- Fazit: Kein "Resi 2", aber trotzdem gut
Grafik: Schick, doch zu viele Zombies verderben den Brei
Capcom hat "Resident Evil 3" wie auch den Vorgänger und Teil 7 mit der hauseigenen RE-Engine gebastelt. Die Macher hatten zwei Herausforderungen zu bewältigen: Zum einen wollten sie im Vergleich zu den überwiegend begrenzten Innenräumen des Vorgängers mehr offene Gebiete mit weiter Sichtweite schaffen. Zum anderen sollten häufiger zahlreiche Zombies auf einmal antreten. Die offenen Gebiete befinden sich im Stadtgebiet von Raccoon City, das nachts in bunten Neonfarben erstrahlt. Zum Glück kommt die Grafikengine gut damit zurecht, die Gebäude und Autowracks wirken auch aus der Ferne betrachtet sehr schick.

Mit den größeren Gruppen an Zombies allerdings hat die Engine Probleme, die Entwickler mussten daher bei den Animationen sparen. Splatter-Fans werden betrübt sein, dass sich die Zombies nicht mehr zerteilen lassen, die Gliedmaßen bleiben angeschraubt. Und trotzdem sehen die Untoten aus der Ferne – und die Rede ist hier von ein paar Metern – deutlich weniger detailliert aus.
Das größte Problem ist jedoch: In der Ferne bewegen sich die Zombies mit abgehackten Animationen. Das führt in "Resident Evil 3" gelegentlich zu Gameplay-Nachteilen. Weiter entfernte Zombies sind schwierig zu treffen, da ihre Bewegungen weniger nachvollziehbar sind.

Weniger und dafür stärkere Untote wie im Vorgänger wären in vielen Szenen die bessere Wahl gewesen. Auch scheinen die Entwickler kaum darüber nachgedacht zu haben, wo sie die Zombies unterbringen – Masse statt Klasse. Das führt dazu, dass die Untoten weniger gruselig wirken und mehr wie Kanonenfutter. Action-Fans wird das nicht stören, aber der Horror kommt für einen "Resi"-Ableger zu kurz.
Ich habe das "Resi 3"-Remake auf der PS4 Pro in HDR gespielt. Laut den Gametech-Profis von Digital Foundry ist das die beste Art, das Spiel zu zocken, da die Bildwiederholrate bei weitgehend stabilen 60 Bildern pro Sekunde (FPS) liegt.
Die Version für die Xbox One X zielt auf eine native 4K-Auflösung ab, läuft dafür aber weniger stabil zwischen 30 und 50 FPS. Die Version für die Xbox One S hat die schlechteste Performance, auch bei der PS4 schwankt die Framerate. Spielbar sind jedoch alle Versionen, und die Einbrüche der Bildwiederholrate werden nicht jeden stören.
Lob gebührt den Machern für die im Vergleich zum "Resident Evil 2"-Remake noch detailreicheren Umgebungen. Auf jedem Tisch liegt eine Unzahl an Utensilien wie Bleistifte, Dokumente und Pflanzen – selbst das Krankenhaus wirkt authentisch steril und detailreich zugleich. Einige Tester wie Kellen Beck von Mashable haben das Krankenhaus für seine "Einfallslosigkeit" kritisiert, aber das sehe ich anders. Krankenhäuser sind einfallslos. Wenn ich mich einmal nicht in einem verlaufen habe, dann nur aus bloßem Glück.

Story und Figuren: Gab es da welche?
Normalerweise sind die Atmosphäre und manchmal das Gameplay die Highlights der "Resident Evil"-Spiele. Geschichte und Figuren wirken hingegen meist, als wären sie aus B-Movies entnommen worden. Bei "Resident Evil 3" ist das auch so. Diesmal erscheinen die B-Movie-Figuren sogar besonders blass. Das "Resident Evil 2"-Remake profitierte noch von der freundschaftlichen Chemie zwischen Leon und Claire. In "Resi 3" gibt es nur Pappkarton-Figuren, an die sich kaum jemand erinnern wird.
Die meiste Zeit spielst Du Jill Valentine, eine ehemalige Offizierin der Polizei-Eliteeinheit S.T.A.R.S. Gleich zu Beginn des Spiels greift sie der Riesen-Zombie Nemesis an, der an Mr. X aus dem Vorgänger erinnert. Eine Persönlichkeit hat Nemesis nicht, er ist eher mit einem Tier oder einer Kampfmaschine zu vergleichen. Mr. X fiel zumindest durch seine kuriose Vorliebe für seinen Herrenhut auf, den Du ihn vom Kopf schießen konntest.

Von Jill erfahren wir, dass sie eine empathische Person ist, die Menschen retten möchte. Und zugleich eine knallharte Kämpferin. Schwächen hat sie keine, und angesichts dessen, was Jill alles aushält, muss sie geradezu übernatürliche Kräfte besitzen. So glimpflich kommt ein Mensch nicht davon, wenn er von einem Riesen gewürgt und ein paar Meter weit über den Boden geschleudert wird. Besonders merkwürdig: Jill wird im Spielverlauf mehrmals von Zombies gebissen, aber nie infiziert. Obwohl sich der Virus auf diese Art verbreitet.

Der menschliche Schurke wirkt von Anfang an unsympathisch und stellt sich dann als Superschurke heraus, wie zu erwarten. An die anderen Figuren im Spiel erinnere ich mich nicht mehr.
Und die Story? Das Militär plant, Raccoon City in die Luft zu jagen, um die Ausbreitung der Zombieseuche zu stoppen. Der Spieler muss rechtzeitig ein Gegenmittel finden, um das Militär davon abzuhalten. Schon im Vorgänger war man auf der Suche nach einem Serum – und das teilweise sogar in denselben oder ähnlichen Locations wie einem Abwasserkanal und Geheimlabor. Tatsächlich bist Du streckenweise in der identischen Polizeistation unterwegs, die direkt aus dem Vorgänger übernommen wurde. Keine gute Idee, ich dachte mir: "Oh, 'Resi 2' war ein geniales Spiel, das sollte ich stattdessen zocken."

Gameplay: Action, einfache Rätsel und Zwischengegner-Sackgasse
Das ursprüngliche "Resident Evil 3" war der letzte Ableger der Hauptserie mit klassischem "Resi"-Gameplay. Es gab vorgerenderte, unveränderliche Hintergründe und eine fixe Kamera. Das Remake hingegen setzt auf den seit dem vierten Teil etablierten Stil mit einer drehbaren Kamera über der Schulter des Helden und Echtzeit-Berechnung. Das war auch schon beim "Resi 2"-Remake so, allerdings ist das Remake des dritten Teils kein Survival-Horror mehr.
Im vorherigen Remake warst Du langsam, bedächtig und strategisch unterwegs. Die Zombies bildeten eine große Gefahr, die Munition war stets knapp. Du musstest die Umgebungen auswendig lernen, um Rätsel zu lösen und Mr. X zu entkommen. Das "Resi 3"-Remake verteilt Munition großzügiger und schickt Dich durch stärker lineare Level – auch wenn weiterhin ein gewisses Maß an Backtracking nötig ist, Du also zu schon besuchten Bereichen zurückkehrst. Das tust Du aber nur selten, um sehr einfache Rätsel zu lösen wie "Finde Schlüssel in der unteren Etage, um Tür in der oberen Etage zu öffnen."
Die Zombies tauchen meist in größerer Zahl auf. Manche werden zu Kanonenfutter, anderen kannst Du ausweichen, allzu bedrohlich wirken sie nie. Und Nemesis? Der ist kein Mr. X. Er taucht nicht unerwartet auf, könnte nicht überall lauern. Stattdessen begegnest Du Nemesis an gescripteten, von den Entwicklern vorausgeplanten Stellen im Spiel. Manchmal musst Du nur vor ihm weglaufen, gelegentlich kommt es zu Arena-Kämpfen mit Nemesis als Zwischengegner. Hier versuchst Du, eine Schwachstelle zu finden oder eine Strategie, um Nemesis zu bezwingen. Dann ist er kurzzeitig geschwächt, bis er Dir wieder nachstellt.

Leider kann es vorkommen, dass Dir bei den Arena-Kämpfen gegen Nemesis schlicht die Munition ausgeht. Du kannst die Kämpfe dann oftmals nicht mehr gewinnen und musst den Spielstand neu laden. Das ist ein altertümliches Gameplay-Artefakt, moderne Spiele vermeiden Sackgassen. Der Versuch, Nemesis doch zu bezwingen, etwa mit dem Messer, streckt nur die kurze Spielzeit.
Die Spielzeit hätte länger sein dürfen. Ich habe immerhin 8,5 Stunden gezockt, dabei eifrig alles aufgesammelt und Nemesis sinnlos mit dem Messer gekitzelt, als ich keine Granaten mehr hatte. Ohne überflüssige Unterbrechungen kannst Du im normalen Schwierigkeitsgrad in etwa 6,5 Stunden alles abgrasen. Und wer nur das Spiel zu Ende bringen möchte, schafft es sicher in weniger als fünf Stunden. Das ist zwar länger als ein DLC, aber sehr kurz für ein Vollpreisspiel.
Fazit: Kein "Resi 2", aber trotzdem gut

Das "Resident Evil 3"-Remake ähnelt am ehesten "Resident Evil 5": ein actionreicher Teil der Zombie-Horrorserie, der qualitativ im Mittelfeld steckenbleibt. Ich muss aber den Testern widersprechen, die "Resi 3" als misslungen abqualifizieren. Es ist keineswegs ein schlechtes Spiel, sondern bietet kurzweilige, sehr gut inszenierte, grafisch überwiegend beeindruckende Action. Wer damit zufrieden ist, kann "Resi 3" bedenkenlos kaufen – zumindest, sobald der Preis etwas sinkt, denn die Spielzeit ist recht kurz.
Ich glaube, die große Enttäuschung von manchen Spielern erklärt sich vor allem durch den Vergleich mit dem "Resident Evil 2"-Remake – ein herausragendes Meisterwerk des Survival-Horrors. Ich halte es sogar für eines der besten Videospiele, die jemals gemacht wurden, Kollege Michael nannte es in seinem Test "das perfekte Remake". Klar hat "Resi 3" dagegen keine Chance. Aber welches Spiel sollte dagegen auch eine Chance haben?