Retina-Display: Was bedeutet das eigentlich genau?

Apple bewirbt sein iPad mit einem Retina-Display - aber was ist das überhaupt?
Apple bewirbt sein iPad mit einem Retina-Display - aber was ist das überhaupt? Bild: © YouTube/Apple 2018

Apple-Geräte wie iPhone, iPad oder MacBook kommen meist mit einem Retina-Display daher. Aber was steckt eigentlich dahinter und warum sind diese Screens so beliebt?

Apple-Geräte – ganz gleich ob Smartphones, Tablets oder Laptops – sind unter anderem bekannt für ihre tollen Displays. Der Hersteller selbst verwendet für seine Screens schon seit Jahren die Bezeichnung "Retina-Displays". Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter und was bekommen Kunden, wenn sie sich für ein solches Retina-Display entscheiden?

Retina-Displays sind im Grunde reines Marketing

Die Bezeichnung "Retina-Display" folgt keinem Industriestandard und bezieht sich nicht auf eine bestimmte Technologie. Vielmehr handelt es sich um einen reinen Marketing-Begriff, den Apple nutzt, um die vermeintliche Einzigartigkeit seiner Displays zu bewerben.

Tatsächlich handelt es sich bei den gängigen Retina-Displays jedoch um Standard-Screens auf Basis von LCD oder OLED-Technologie, wie sie auch von anderen Herstellern angeboten werden. Apple bezieht die Display-Panels sogar von den gleichen Zulieferern wie seine Konkurrenten.

Wie definiert Apple ein Retina-Display?

Laut Apples eigener Definition handelt es sich bei Retina-Displays um Screens, bei denen es mit bloßem Auge aus "einem normalen Sichtabstand" nicht mehr möglich ist, einzelne Pixel zu erkennen. Was genau ein "normaler Sichtabstand" ist, wird allerdings nicht genau definiert. Dies richtet sich auch nach dem jeweiligen Gerät.

So ist der Betrachtungsabstand bei einem Smartphone-Display in der Regel geringer als beim Monitor eines iMac – allerdings ist auch die Bilddiagonale natürlich deutlich kleiner. Erstmals genutzt wurde die Bezeichnung "Retina-Display" übrigens im Jahre 2010 beim iPhone 4. Damals kam das Gerät mit einer Auflösung von 960 x 640 Pixeln bei einer Bildschirmdiagonalen von 3,5 Zoll auf den Markt. Das entsprach einer Pixeldichte von 326 ppi.

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Das iPhone 4 war das erste Apple-Gerät mit einem sogenannten "Retina-Display". Bild: ©Matthew Yohe 2017

Im Vergleich dazu hat ein aktueller iMac 5K eine Auflösung von 5120 x 2880 Pixeln auf einer Diagonalen von 27 Zoll und damit "nur" eine Pixeldichte von 217 ppi. Trotzdem wird auch der iMac-Screen als Retina-Display vermarktet. 

Retina-Displays sind nichts Besonderes mehr

Leser, die sich in der Technik-Welt ein wenig auskennen, wissen, dass Pixeldichten von 326 ppi längst keine Besonderheit mehr sind. Schon vor Jahren haben andere Hersteller Apple bei Auflösung und Pixeldichte überholt.

Ein Beispiel: Das aktuelle Samsung Galaxy S10e bietet mit einer Pixeldichte von 522 ppi (2280 x 1080 Pixel auf  5,8 Zoll) ein deutlich schärferes Display als etwa das iPhone XR, das nach wie vor mit 326 ppi (1792 × 828 Pixel auf 6,1 Zoll) aufwartet. Trotzdem nutzt Apple weiterhin die Bezeichnung Retina-Display.

Warum sich die Bezeichnung "Retina-Display" etabliert hat

Obwohl Apple also gar keine besondere Technologie nutzt, hat sich die Bezeichnung "Retina-Display" in den Köpfen vieler User festgesetzt und steht heute als Synonym für besonders hochauflösende und gute Screens. Diese Analogie stammt vor allem aus der Anfangszeit der Retina-Displays.

Als Apple die Bezeichnung "Retina Display" beim iPhone 4 zum ersten Mal verwendete, handelte es sich tatsächlich um ein äußerst scharfes Smartphone-Display. Andere Geräte hatten zu dieser Zeit überwiegend noch Bildschirme mit deutlich geringerer Auflösung. Somit kann Apple tatsächlich als Vorreiter für hochauflösende Screens gelten. Diese Tatsache und die clevere Vermarktung als "Retina-Display" führte dazu, dass sich diese Bezeichnung in den Köpfen vieler Nutzer festsetzen konnte.

Viele Jahre später profitiert Apple immer noch von diesem Marketing-Coup, auch wenn die Displays des Herstellers schon längst nicht mehr die schärfsten auf dem Markt sind.

Retina-Displays sind immer noch gut

Auch wenn sich die Bezeichnung "Retina-Display" in ihrer ursprünglichen Bedeutung mittlerweile etwas abgenutzt hat, so gehören die Screens, die Apple in seinen Geräten verbaut, immer noch zu den besten auf dem Markt. Kunden, die ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer mit einem Retina-Display kaufen, können sich darauf verlassen, dass die Auflösung hoch genug ist, um zumindest auf den ersten Blick keine einzelnen Pixel zu erkennen.

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Die Displays von Apple gehören immer noch zu den besten Bildschirmen auf dem Markt. Bild: © Apple 2019

Fast noch wichtiger ist aber, dass die Bildschirme von Apple in der Regel sehr gut kalibriert sind und eine sehr naturgetreue Farbdarstellung bieten. Das hat zwar erstmal nichts mit der Auflösung an sich zu tun, ist aber trotzdem nicht weniger wichtig.

Zusammenfassung

  1. Bei Retina-Displays handelt es sich nicht um einen Industrie-Standard, sondern um eine reine Marketing-Bezeichnung
  2. Apple definiert "Retina" als ein Display, bei dem in einem "normalen Sichtabstand" keine einzelnen Pixel mit bloßem Auge zu erkennen sind
  3. Obwohl viele andere Hersteller mittlerweile deutlich höher auflösende Screens anbieten, hält Apple an der Bezeichnung "Retina-Display" fest
  4. Nutzer können sich immer noch darauf verlassen, dass Retina-Displays in puncto Auflösung einen gewissen Mindeststandard bieten
  5. Allgemein punkten Apple-Displays mittlerweile aber eher mit guten Kontrasten, natürlichen Farben, einem hohen Dynamikumfang und ganz generell mit einer sehr guten Kalibrierung
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