Mit "Rogue One: A Star Wars Story" eröffnen Disney und Lucasfilm die lange angekündigte "Anthology"-Reihe mit in sich geschlossenen Filmen. Erstmals in der Geschichte von "Star Wars" steht nicht der Skywalker-Clan im Mittelpunkt. Wie viel Macht in dem Spin-off steckt, erfährst Du in unserer "Rogue One"-Filmkritik.
Von Marvin Mügge
Weg zu einer neuen Hoffnung: Die Story
Die junge, aufsässige Jyn Erso (Felicity Jones, "Inferno") hält nicht viel von Politik. Als Outlaw schlägt sie sich lieber alleine durch und bleibt so unter dem Radar des Imperiums – was ihr aber nicht immer gelingt. Als eine Einheit der Rebellenallianz sie aus einem Gefangenentransport befreit, hat sie keine andere Wahl, als den Widerstandskämpfern zu helfen: Ihr Vater Galen (Mads Mikkelsen), ein brillanter Wissenschaftler, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, ist maßgeblich am Bau einer neuen Superwaffe des Imperiums beteiligt. Die Rebellen hoffen, mit Hilfe von Jyn den Aufenthaltsort des Ingenieurs ausfindig machen und so wichtige Informationen über die potenziell kriegsentscheidende Waffe beschaffen zu können. Mit ihren Aufpassern Captain Cassian Andor und dem Droiden K-2SO macht sich die widerwillige Jyn auf die Suche nach ihrem Vater – eine Mission, die sie selbst und die Galaxie für immer verändern wird ...
Mehr Krieg als jemals zuvor
Die Ereignisse in "Rogue One: A Star Wars Story" sind direkt vor "Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung" (1977) angesiedelt. So gesehen ist der Film also nicht weit weg vom klassischen "Star Wars", wie wir es kennen – und doch ist vieles anders. Kameramann Greig Fraser ("Zero Dark Thirty",) und Regisseur Gareth Edwards ("Godzilla") haben dem Film einen beeindruckend düsteren Look verpasst. Der Aspekt des Kriegs in der Schnittmenge aus "Star" und "Wars" ist intensiver herausgearbeitet als jemals zuvor. In einer Szene zum Beispiel, in der ein imperialer Panzer in einen Hinterhalt gerät, ist "Rogue One" tatsächlich mehr Kriegsfilm als Weltraumoper: Kinder schreien, Explosionen erschüttern die Straße, die Kamera schwenkt hektisch zwischen den Akteuren. Nicht nur wegen dieser Szene gehört das Spin-off visuell ganz sicher zum Besten, was wir bisher aus der weit, weit entfernten Galaxie gesehen haben.
Zwar wirken die ersten 20 bis 30 Minuten des Films durch viele Ortswechsel und ein hohes Erzähltempo etwas holprig. Doch spätestens ab dann schaffen es Jyn, Cassian und allen voran der Droide K-2SO, sich ohne nennenswerten Widerstand in das Herz der Zuschauer zu spielen. In guter, alter "Star Wars"-Tradition ist für den komischen Part der Droide zuständig. Dabei ist K-2SO mit seinem trockenen Humor und einer fatalistischen Ader der wohl bisher witzigste Robotersidekick in der Geschichte von "Star Wars". Auf menschlicher Seite sorgt vor allem die überzeugende Darstellung von Felicity Jones dafür, dass die freche und raubeinige Jyn schnell als Heldin akzeptiert wird.
Wohldosierte Mischung aus Neu und Alt
Im Gegensatz zu "Das Erwachen der Macht", dem einige Kritiker vorwarfen, nichts wirklich Innovatives hervorgebracht zu haben, schafft es "Rogue One" mit neuen, einfallsreichen Waffen und Raumschiffen, das Publikum mehr als nur einmal staunen zu lassen. Die Story fügt sich nahtlos in das "Star Wars"-Universum ein und fühlt sich dabei trotzdem frisch und jederzeit spannend an. Sein anspruchsvolles Erbe bewahrt der Film, indem er immer wieder bekannte Figuren und Requisiten aus Episode IV zitiert. Dass Kultbösewicht Darth Vader in "Rogue One" zu sehen sein wird, verrieten schon die zahlreichen Trailer des Films. Und sogar den mittlerweile verstorbenen Schauspieler Peter Cushing als Grand Moff Tarkin haben die Macher von "Rogue One" per CGI wiederbelebt – sicher eine schöne Hommage, aber leider ist die Computertechnik dann aber doch noch nicht so weit, einen Menschen komplett ersetzen zu können.
"Rogue One"-Kritik: Fazit
"Rogue One" ist angenehm anders als alle anderen "Star Wars"-Filme – und doch genug "Star Wars", um jeden Fan zu begeistern. Die imposante visuelle Umsetzung, eine düstere, bisher unerzählte Story und ein grandioser K-2SO lassen "Rogue One" dank nur weniger Schwächen aus dem Stand in die Liga von "Das Imperium schlägt zurück" oder "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" aufsteigen.