"Runaways": Heldenhafter Mix aus "Stranger Things" und "Gossip Girl"?

Wirklich nah an der Vorlage: Auf diesem Bild stellt der Serien-Cast das Cover der "Runaways Vol. 1"-Comicsammlung von 2014 nach.
Wirklich nah an der Vorlage: Auf diesem Bild stellt der Serien-Cast das Cover der "Runaways Vol. 1"-Comicsammlung von 2014 nach. Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017

In den USA kam die erste Staffel von "Marvel's Runaways" bestens an. Im Mai startet die übernatürliche Coming-of-Age-Serie nun auch in Deutschland. Ich habe die ersten zwei Folgen bereits vorab gesehen und stellte schnell fest, dass diese Marvel-Show nicht nur für Teenies einen Blick wert ist.

Marvel-Serien wie "Jessica Jones", "Daredevil" oder "Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. " gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle. Der TV-Ableger "Inhumans" bewies derweil jüngst, dass auch das Etikett "Marvel" nicht immer eine gute Umsetzung der Comicvorlage bedeuten muss.

Der amerikanische Sender Hulu allerdings wagte es nun, das Superhelden-Drama in die Teenie-Sparte zu verlegen. Passenderweise verpflichteten die Verantwortlichen des US-Senders für "Marvel's Runaways" die Drehbuchautoren und TV-Produzenten Josh Schwartz und Stephanie Savage, die zuvor für den Jugend-Hit "Gossip Girl" verantwortlich zeichneten. Und das merkt man der Show auch an.

Mama und Papa sind böse: die Story

So bekommen wir es prompt mit einer Gruppe gut betuchter Jugendlicher in Los Angeles zu tun, die hinter der schillernden Fassade jeweils ihre ganz eigenen Sorgen und Probleme verstecken (die New Yorker Upper East Side lässt grüßen). Einst waren sie befreundet, doch mittlerweile gehen Alex (Rhenzy Feliz), Karolina (Virginia Gardner), Chase (Gregg Sulkin), Nico (Lyrica Okano) und Gert (Ariela Barer) getrennte Wege – was vor allem mit einem schweren Verlust zusammenhängt, über den aber offenbar niemand so recht sprechen will.

Als sie dennoch eines Abends wieder gemeinsam mit Gerts jüngerer Adoptivschwester Molly (Allegra Acosta) bei Alex zu Hause landen, werden sie Zeugen, wie ihre Eltern eine Art Menschenopfer-Ritual vollführen. Mama und Papa sind Superschurken – ein Gefühl, das wohl alle Teenies und die, die es mal waren, irgendwie nachvollziehen können.

Schnippische Kommentare im besten Blair-Stil

Doch nicht nur die Eliteschüler mit den Eltern, die in dunkle Machenschaften verwickelt sind, erinnern irgendwie an "Gossip Girl". Auch die Dialoge lassen uns mehr als einmal an das scharfzüngige Geplänkel zwischen "Queen Bee" Blair, Serena und Co. denken. So ist die selbst erklärte Aktivistin Gert eigentlich ständig damit beschäftigt, auf der "heiligen" Karolina herumzuhacken ("Klar, weil glänzendes Haar dir moralische Autorität verleiht ..."). Und auch Lacrosse-Spieler Chase teilt nur zu gerne gegen den Geek Alex aus ("Tolle Party, Alex! Danke für die Pizza und die Traurigkeit").

Eine emotionale Dreiecksbeziehung bahnt sich ebenfalls bereits in den ersten Episoden von "Marvel's Runaways" an. Gert schmachtet eindeutig Chase hinterher, doch der hat nur Augen für Karolina. Letztere scheint davon wiederum nichts zu bemerken – wenn das mal nicht zu Herzschmerz führt, xoxo Gossip Girl.

Im Arbeitszimmer von Alex' Vater entdecken die Teenies einen Geheimgang ... fullscreen
Im Arbeitszimmer von Alex' Vater entdecken die Teenies einen Geheimgang ... Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017
... und kommen prompt den düsteren Machenschaften ihrer Eltern auf die Schliche. fullscreen
... und kommen prompt den düsteren Machenschaften ihrer Eltern auf die Schliche. Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017
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Szenenbild aus "Marvel's Runaways" Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017
Im Arbeitszimmer von Alex' Vater entdecken die Teenies einen Geheimgang ...
... und kommen prompt den düsteren Machenschaften ihrer Eltern auf die Schliche.
Szenenbild aus "Marvel's Runaways"

Ein bisschen Hawkins mitten im Marvel-TV-Universum

Unterbrochen wird das Teenie-Drama immer wieder mit Sci-Fi-Elementen im "Stranger Things"-Style samt passendem Mystery-Soundtrack. Da wäre unter anderem die Demogorgon-ähnliche "Jurassic World"-Echse im Keller der Yorkes oder Mollys neue Superkräfte, die es ihr erlauben, wie Elf Autos durch die Gegend zu schieben. Nicht zu vergessen: die Experimente mit Minderjährigen, die von einer ominösen Gemeinschaft durchgeführt werden und nur von einer Gruppe Heranwachsender gestoppt werden können.

Gut Ding will Weile haben

Dieser wilde Mix aus dem Drama zwischen den zahlreichen grundverschiedenen Charakteren und dem Übernatürlichen klingt zunächst gut, hat aber seinen Preis. So wirkt die Vorstellung der einzelnen Charaktere gerade in der ersten Folge etwas erschlagend. Das liegt in erster Linie an der bloßen Anzahl der Figuren: Allein der Kern-Cast umfasst sechs Jugendliche und zehn Erwachsene, die alle in den ersten zwei Episoden kurz in den Vordergrund treten, damit ihre Persönlichkeiten, Beziehungen und oberflächlichen Motive beleuchtet werden können.

Zudem wirken vor allem die Jugendlichen zu Beginn der Serie etwas klischeehaft: Da wären der Sportler, der Nerd, die Gothik-Rebellin, die hübsche Barbie und die smarte Feministin mit der nervig-neugierigen kleinen Schwester. Bis auf Letztere zeigt in den ersten Folgen auch keiner der Teenies übernatürliche Kräfte – obwohl Comicleser wissen, dass mehr in den vermeintlichen Klischee-Jugendlichen steckt.

Bis diese selbst zu dieser Erkenntnis gelangen, scheint es allerdings zu dauern. Generell kommt die "Runaways"-Serie etwas langsam in Gang. Es werden neben den zahlreichen Figuren erst einmal jede Menge mysteriöse Geheimnisse angedeutet, die allesamt auf ihre Aufklärung warten lassen.

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Szenenbild aus "Marvel's Runaways" Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017
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Szenenbild aus "Marvel's Runaways" Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017
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Szenenbild aus "Marvel's Runaways" Bild: © Marvel & ABC Signature Studios 2017
Szenenbild aus "Marvel's Runaways"
Szenenbild aus "Marvel's Runaways"
Szenenbild aus "Marvel's Runaways"

Fazit: Eine gelungene Mischung

"Marvel's Runaways" nimmt ähnlich wie die Team-Serie "The Defenders" nur langsam an Fahrt auf. Die Showrunner versuchen eindeutig, die Charaktere für den Zuschauer nahbar zu machen und möglichst viele Plot-Twists anzudeuten, ohne auch nur einen davon wirklich stattfinden zu lassen. Das soll die Zuschauer vermutlich an die Serie fesseln.

Und was soll ich sagen: Es funktioniert. Trotz der betont langsamen Entwicklung der Handlung will ich unbedingt wissen, wie es weiter geht und was genau die Erwachsenen mit ihrem mysteriösen Zirkel "The Pride" überhaupt vorhaben. Somit werde ich mir wohl auch die restlichen acht Episoden der Staffel 1 von "Runaways" ansehen.

Sendehinweis
Am Mittwoch, den 9. Mai um 21 Uhr feiert die US-Serie auf dem Pay-TV-Sender Syfy ihre Deutschland-Premiere. In den USA ist nach einer erfolgreichen ersten Staffel sogar bereits eine zweite Staffel mit 13 Episoden von Hulu bestätigt worden.
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