Fitness-Tracker sind smart, aber nicht besonders schick – Analoguhren dafür schick, aber nicht besonders smart? Die Runtastic Moment stellt diese Denkweise gehörig auf den Kopf. Was das mittlerweile zweite Wearable des kleinen österreichischen Unternehmens Runtastic so besonders macht und ob das ein Kaufargument ist, klärt unser Test.
Runtastic Moment: Ein Fitness-Tracker im Analoguhren-Pelz
Klassische Armbanduhren und smarte Wearables haben auf den ersten Blick nicht viel gemein. Wer die Runtastic Moment daher für eine gewöhnliche Analoguhr hält, dem sei verziehen. Stutzig werden könnte, wer versucht, die Uhrzeit mittels der Krone an der Seite einzustellen. Dass das Modell mehr Funktionen bietet als eine klassische Armbanduhr, zeigt sich aber erst vollends beim Synchronisieren mit der zugehörigen Runtastic Me-App.
Et voilà, da sind sie, die smarten Features: 24/7-Aktivitätstracking, Schlaf-Tracking, Berechnung des Kalorienverbrauchs und der zurückgelegten Strecke. Darüber hinaus lassen sich Weckzeiten in der App stellen und Smartphone-Benachrichtigungen aktivieren. Was das für den Alltag bringt, haben wir im Test unter die Lupe genommen.
Vier Modelle treten gegen die Withings Activité (Pop) an
Der erste Blick ist aber der Uhr an sich gewidmet. Denn dass ein Fitness-Tracker in Form einer klassischen Analoguhr daherkommt, ist nach wie vor selten. Eines der bekannten ähnlichen Produkte bietet etwa Withings mit der klassischen Activité sowie der peppigen Activité Pop an. Und auch das junge österreichische Unternehmen Runtastic bietet seine Uhr in mehreren Modellvarianten an – ganz klassisch als Runtastic Moment Classic oder Elite, als einfaches Basismodell Moment Basic sowie in der farbenfrohen Moment Fun-Version.
Design: Nichts erinnert an den Runtastic Orbit
Für unseren Test stand uns die Classic-Variante in Roségold zur Verfügung. Und die kann sich wirklich sehen lassen. Das Design der Armbanduhr ist unaufgeregt und elegant. Sowohl das 42 Millimeter messende Edelstahlgehäuse als auch das schwarze Lederarmband hinterlassen einen hochwertigen Eindruck. Zeiger und Striche auf dem schwarzen Zifferblatt sind in demselben Farbton gehalten wie das Gehäuse. Dieser Fitness-Tracker im Armbanduhren-Pelz kann daher mit Fug und Recht auch zum Business-Outfit oder Abendkleid kombiniert werden. Mit dem ersten Tracker des Herstellers, dem Runtastic Orbit und seinem typischen Silikonarmband, wäre das noch undenkbar gewesen.
Komfort und Handling: Zu schade zum Joggen
Wenig überraschend erinnert das Tragegefühl daher auch mehr an das einer Armbanduhr als das eines Fitness-Trackers. Das heißt aber auch, dass die Runtastic Moment deutlich schwerer ausfällt als etwa der Runtastic Orbit. Im Falle der Moment Classic werden 240 Gramm um das Handgelenk geschnallt, die ja eigentlich auch beim Laufen mit dabei sein sollten. Ansonsten wird die Sporteinheit ja nicht dem täglichen Aktivitätskonto gutgeschrieben. Aber ist die schicke Uhr mit ihrem Lederarmband nicht einfach zu schade, um sie beim Sport vollzuschwitzen oder mit ihr schwimmen zu gehen, wie es angesichts der versprochenen Wasserdichte von bis zu 100 Metern möglich wäre? Mitmachen dürfte die Runtastic Moment das alles. Und sollte sich das Armband dadurch auf Dauer abnutzen, lässt es sich immerhin mit zwei einfachen Handgriffen auswechseln.
Aktivitätstracking: Dreh dich, kleiner Zeiger
Nicht nur zum Nutzen der Tracker-Funktionen, auch zur Inbetriebnahme der Runtastic Moment ist eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone nötig, auf dem die Runtastic Me-App installiert ist. Nach dem Einrichten des Benutzerprofils zeigt sie eine tägliche Übersicht an, die zurückgelegte Schritte, aktive Minuten, verbrannte Kalorien, die absolvierte Distanz und die Schlafdauer anzeigt. Per Tipp auf einzelne Werte gibt es eine genauere Aufschlüsselung. Wie nah ich meinem von Runtastic voreingestellten Tagesziel von 8000 Schritten bereits gekommen bin, kann ich aber nicht nur in der App nachsehen. Ein kleiner zusätzlicher Analogzeiger auf dem Zifferblatt der Uhr schlägt entsprechend weit aus.
Schlaf-Tracking: Leider kein Automatikmodus
Ein Fitness-Tracker wäre heutzutage aber nicht konkurrenzfähig, könnte er nicht auch den Schlaf des Trägers überwachen. Auch diese Funktion bringt die Runtastic Moment mit. Allerdings muss die Uhr im Gegensatz zu vielen anderen Tracker-Modellen manuell in den Schlafmodus geschickt werden, ansonsten wird nichts aufgezeichnet. Und selbst wenn der Modus durch längeres Drücken der Krone aktiviert und der kleine Analogzeiger auf den kleinen Mond gesprungen ist, erfolgt das Schlaf-Tracking nicht allzu genau. Dass wir im Test vergessen haben, die Uhr morgens wieder aufzuwecken, interpretierte der Algorithmus als Leichtschlaf – obwohl wir längst wach waren. So kamen stolze acht Stunden Schlaf zusammen, dabei waren es tatsächlich nur zwischen sechs und sieben Stunden. Das ist allerdings ein grundsätzliches Problem von Fitness-Trackern, die den Schlaf nur mittels der erfassten Bewegung zu analysieren versuchen. Das machen viele andere Modelle auch nicht besser.
Und sonst noch was Smartes?
Im Unterschied zur doch recht ähnlichen Withings Activité bietet die Runtastic Moment zusätzliche Informationen über Smartphone-Benachrichtigungen. Ist die Funktion aktiviert, zeigt die Uhr per sanfter Vibration und rot aufleuchtender LED auf dem Zifferblatt an, dass eine Nachricht oder ein Anruf auf dem Handy eingegangen ist. Genauere Infos gibt's zwar nicht. Aber mitunter kann ja auch der Hinweis auf neue Mitteilungen nützlich sein. Ist die LED nicht aktiv, ist sie übrigens überhaupt nicht zu sehen und trübt daher das schicke Analog-Design auch nicht. Per sanfter Vibration kann die Runtastic Moment ihren Träger außerdem aus dem Schlaf holen. Und um ein mögliches Nachstellen der Uhrzeit muss sich der Besitzer dank Smartphone-Anbindung ebenfalls keine Sorgen machen.
Batterielaufzeit: Die Knopfzelle macht den Unterschied
Wenig Sorge bereiten zudem der Daten- und der Energiespeicher der Runtastic Moment. Im Gegensatz zum Withings-Modell, das die erfassten Daten bereits nach anderthalb Tagen ohne Synchronisierung verwirft, speichert die Runtastic-Uhr die Werte bis zu einer Woche lang. Der Energiespeicher zeigt sich ebenfalls ausdauernd: Dank Knopfzelle soll die smarte Armbanduhr laut Hersteller bis zu sechs Monate durchhalten. Dann kann die Knopfzelle per mitgeliefertem Werkzeug ausgetauscht werden. Wie das geht, steht in der Kurzanleitung.
Fazit: Viel schicker als smart
Trotz der kleinen, aber feinen Unterschiede fällt das Fazit zur Runtastic Moment ganz ähnlich aus wie das zur Withings Activité Pop. Es handelt weder um einen klassischen Fitness-Tracker noch um eine einfache Armbanduhr. Die Mischung macht's – zwar bei Weitem noch nicht perfekt. Aber im Großen und Ganzen wirkt das zweite Wearable der kleinen österreichischen Firma schon sehr viel durchdachter als der Runtastic Orbit.
Woran die Macher der beliebten Fitness-App Runtastic noch arbeiten sollten, sind die Tracking-Funktionen. Denn die Fitness-Tracker-Konkurrenz ist groß. Und insbesondere innerhalb der Runtastic-Community gibt es sicher viele Läufer, die auf verlässliche Werte bauen. Ohne Herzfrequenzmessung und GPS an Bord ist die Runtastic Moment sicher nicht erste Wahl für Sportler. Wer aber einfach nur Schritte zählen und sein Outfit um eine schicke Armbanduhr bereichern möchte, ist mit der Runtastic Moment Classic für 199 Euro gut beraten. Viele Armbanduhren ohne die smarten Funktionen fallen schließlich noch teurer aus.