Wer regelmäßig Laufen geht, hat sehr wahrscheinlich schon etwas von Runtastic gehört. Die österreichische Firma hat aber nicht nur Apps im Angebot. Mit dem Runtastic Orbit bietet das Unternehmen auch einen Fitness-Tracker an, der im Zusammenspiel mit der App Fitness und Gesundheit des Trägers überwachen soll. Wie gut das funktioniert, haben wir in einem Test unter die Lupe genommen.
Runtastic Orbit: Von der beliebten App zum Fitness-Tracker
Mehr als 100 Millionen Downloads sprechen für sich: Runtastic gehört eindeutig zu den weltweit beliebtesten Fitness-Apps. Mit der Gratisversion für iOS, für Android, für BlackBerry oder Windows Phone lassen sich sportliche Aktivitäten erfassen, Trainingspläne erstellen und Fortschritte anhand von Statistiken kontrollieren. Workouts können in Echtzeit aufgezeichnet, gelaufene Strecken hinterher in Google Maps angesehen werden. Zum Erfolg der App trägt sicher auch die Social-Media-Anbindung bei. Wer seine Aktivität und Position bei Facebook teilt, kann live von Freunden motiviert werden. Der Nachteil: Wer seine sportliche Aktivität live mitverfolgen und nicht im Nachhinein manuell eingeben möchte, musste bisher sein Smartphone zum Laufen mitnehmen. Das ist nicht immer praktikabel. Im Sommer 2014 hatte Runtastic dann die Lösung parat: den Runtastic Orbit. Der Fitness-Tracker ist klein und leicht und kann bequem am Handgelenk getragen oder per Clip an der Sportkleidung befestigt werden. Klingt vielversprechend. Wie sinnvoll eine Investition in die zusätzliche Hardware aber tatsächlich ist, wollten wir in unserem Test herausfinden.
Design und Handling: Bunte Vielfalt im Fitness-Tracker-Einerlei
Wer sich überlegt, einen Fitness-Tracker zu kaufen, steht vor einer großen Auswahl. Viele sind bunt, besitzen ein Armband aus Plastik und manche bringen auch ein Display mit. In diese Riege reiht sich der Runtastic Orbit ein, ohne großartig aufzufallen. Das österreichische Modell besteht aus dem kleinen Tracker an sich, der wahlweise in einem bunten Armband oder einem Clip für Gürtel und Co. unterkommt. Wem die zwei mitgelieferten Armbänder farblich nicht zusagen, kann verschiedene Sets beim Hersteller nachkaufen. Das Tauschen der Armbänder geht leicht von der Hand, das Anlegen leider nicht – zumindest bei dünnen Handgelenken, an denen sich die Enden des Armbands weit überlappen.
Die Bedienung des Runtastic Orbit ist denkbar einfach. Gestartet wird der Fitness-Tracker per Druck auf den einzigen Knopf am Gerät. Für die Inbetriebnahme muss dann die Verbindung zum Smartphone mit installierter App Runtastic Me hergestellt werden. Einmal eingerichtet, zählt der Orbit die getätigten Schritte, errechnet die zurückgelegte Distanz, die verbrannten Kilokalorien und die "aktiven Minuten", in denen der Träger ein von Runtastic festgesetztes Aktivitätslevel überschreitet. Beim ersten Druck auf den Knopf zeigt der Tracker zunächst die Uhrzeit an, mit jedem weiteren Druck führt das Gerät durch die Messdaten. Übersichtlichere Statistiken und Schlafanalysen sind allerdings nur über die App ersichtlich.
Hardware und Ausstattung: Mini-Display zeigt die wichtigsten Infos
Der Runtastic Orbit zählt zu den Fitness-Trackern, die vom Hersteller ein Display spendiert bekommen haben – wenn auch ein recht kleines. Der Mini-OLED-Screen löst mit 64 x 32 Pixeln auf und ist mit einem Umgebungslichtsensor gekoppelt, der die Helligkeit des Bildschirms regelt. Das funktioniert ganz gut, bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Display des Geräts dennoch schwer abzulesen. Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten ohne Display, etwa dem Jawbone Up24 oder dem Sony Smartband, wirkt der Runtastic Orbit etwas klobiger.
Bis auf den Bewegungs- und den Umgebungslichtsensor hat der Fitness-Tracker auch keine nennenswerte Technik vorzuweisen. Die Kommunikation mit dem Smartphone erfolgt per Bluetooth 4 LE beziehungsweise Bluetooth Smart. Im Test gab es hin und wieder Verbindungsprobleme, die Synchronisation der Tracker-Daten mit der Android-App klappte nicht immer auf Anhieb.
Funktionen und Akkulaufzeit: Mehr Schätzen als Messen
Der Runtastic Orbit bietet ziemlich genau das, was man angesichts seines Preises erwartet: nämlich die Standard-Funktionen eines Fitness-Trackers. Die Anzahl der täglich zurückgelegten Schritte erfasst das österreichische Modell mit passabler Genauigkeit. Mitunter kam es im Test aber vor, dass der Schrittzähler auch beim Sitzen am Schreibtisch Fortschritte vermeldete. Noch ungenauer erfasst der Aktivitätstracker die zurückgelegte Distanz. Da es keine Möglichkeit gibt, ihn mit Informationen zur individuellen Schrittlänge zu füttern und das Gerät kein GPS-Modul besitzt, handelt es sich hierbei eher um eine grobe Schätzung auf Basis der Schrittzahl als um eine Messung. Gleiches gilt für die vermeintliche Anzahl der verbrannten Kilokalorien. Die App ist lediglich über Größe und Gewicht des Nutzers informiert, auf Informationen wie den Blutzuckerspiegel oder den Sauerstoffgehalt des Blutes hat der Runtastic Orbit keinen Zugriff.
Hinzu kommt, dass nicht jede körperliche Aktivität als solche erfasst wird. Beim Laufen können natürlich die Schritte gezählt werden – und auch Fahrradfahren soll der Tracker erfassen können. Beim Krafttraining werden dann aber Kalorien verbrannt, ohne dass das Gerät mitloggt. Wer seine Fitness umfassend abbilden will, muss bestimmte Aktivitäten daher manuell in die App eingeben sowie Dauer, Intensität und Pausen schätzen. Präzision geht anders.
Ebenfalls recht ungenau fällt die Analyse des Schlafes aus. Der Runtastic Orbit erstellt zwar eine Übersicht über Leicht- und Tiefschlafphasen. Diese basiert allerdings auf der Erfassung von Bewegung. Wer sich viel bewegt, kann sich laut Orbit gerade nicht im Tiefschlaf befinden. Wissenschaftlich betrachtet ist eine solche Auswertung aber nicht viel Wert. Vermutlich kann sie dem Armbandträger dennoch das Gefühl vermitteln, gut oder schlecht geschlafen zu haben. Wecken kann der Runtastic Orbit seinen Nutzer übrigens auch. Das geschieht per sanfter Vibration am Handgelenk. Auch praktisch: Es lassen sich über die Runtastic Me-App bis zu drei verschiedene Weckzeiten – etwa für unterschiedliche Wochentage – einstellen. Ein weiteres Feature des Fitness-Tackers wirkt hingegen eher amüsant als sinnvoll: Durch zweifaches Drücken kann der Träger Momente festhalten, in denen er sich besonders wohlfühlt. Diese Funktion nennt Runtastic "Happy Tracking".
In Ordnung ist die Akkulaufzeit des Runtastic Orbit. Der Hersteller verspricht sieben Tage, sechs Tage sollten auf jeden Fall drin sein. Damit hält das Gerät natürlich nicht so lange durch wie die Display-lose Konkurrenz, aber länger als andere Fitness-Tracker mit Bildschirm. Das Nike+ Fuelband muss beispielsweise etwa alle vier Tage an die Steckdose. Das Aufladen des Orbit ist dank magnetischem USB-Ladekabel recht komfortabel – nur etwas länger könnte es gerne sein.
Fazit: Die Konkurrenz bietet mehr zum gleichen Preis
So beliebt wie die App wird der Runtastic Orbit wohl nicht. Dazu ist der Funktionsumfang des Fitness-Trackers zu eingeschränkt, die Messdaten zu ungenau. Mit einer UVP von 119,99 Euro reiht sich das österreichische Modell in einem dicht besiedelten Konkurrenzumfeld ein. Alternativen zum Orbit sind beispielsweise das Jawbone Up24, das Sony Smartband oder das Nike+ Fuelband – allesamt mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. Während Rivalen wie der ebenfalls 120 Euro teure Withings Pulse O2 mehr Funktionen mitbringen, setzt Runtastic auf einen großen Lieferumfang und die Anbindung an die beliebte Lauf-App, die ohnehin schon auf vielen Smartphones zu finden ist. Bei Withings gibt es einen Pulssensor und eine Blutsauerstoffmessung, bei Runtastic verschiedene Armbänder und Clips sowie den Reiz der großen Community.
Der Orbit bietet sich daher vor allem für alle Runtastic-Fans an. Wer die App gerne nutzt, sein Smartphone aber nicht immer zum Laufen mitnehmen möchte, findet in dem Gerät einen praktischen Jogging-Begleiter. Wie bei den meisten Fitness-Trackern ist aber auf seine Messdaten kein 100-prozentiger Verlass. Wer den Orbit aber lediglich als Motivationshilfe begreift, kann durchaus mit diesem Modell glücklich werden.