Eine Drohne für rund 100 Euro? Und das von DJI? Nein, die Ryze Tech Tello ist genau genommen gar nicht vom chinesischen Drohnenspezialisten. Aber es steckt Technik von DJI drin. Von Intel auch. Was das für ein Gesamtpaket ergibt, liest Du in unserem Test.
- Lieferumfang: Nur das Nötigste
- Design: Optisch ganz die Spark
- Tello-App: Herunterladen und losfliegen
- Handling: Steht wie 'ne Eins in der Luft
- Flugmodi: Die Tello ist ein wahrer Trickkünstler
- Programmieren: Ein Kinderspiel mit DroneBlocks
- Foto- und Videoqualität: Für eine Fun-Drohne gut
- Akku: Gut zehn Minuten Flugspaß
- Fazit: Erstaunlich groß für eine Kleine
Schon wieder eine neue Drohne? Ich dachte schon, ich hätte es ausnahmsweise nicht mitbekommen, dass DJI ein neues Quadcopter-Modell herausgebracht hat. Von der DJI Tello ist aber nur fälschlicherweise die Rede. Tatsächlich stammt der Winzling von Shenzhen Ryze Tech Co. Ltd., einem chinesischen Start-up. Allerdings steckt Technik und Know-how von DJI mit drin, sodass die Tello auch im Onlineshop des etablierten Drohnenherstellers zu finden ist. Und zwar zum Preis von 109 Euro. Wir wollten wissen: Wie viel Drohne gibt es dafür?
Lieferumfang: Nur das Nötigste
Zumindest verpackungstechnisch gibt es nicht sehr viel. Auch großartig Zubehör darf man nicht erwarten. Statt in einem weißen DJI-Karton mit zahlreichen Kabeln, Ersatzpropellern, Transporttasche und Fernbedienung sitzt die Tello in einer einfachen Plastikverpackung – nur mit dem Hinweis: "Powered by DJI" und "Intel inside". Außer der Drohne mit einem Akku und montiertem Propellerschutz gibt es ein Paar Ersatzpropeller und ein Werkzeug zum Wechseln dazu. Die Tello ist zwar mit einigen Bluetooth-Gamepads kompatibel, die musst Du Dir aber separat kaufen. Nicht mal ein Ladekabel ist mit im Paket. Ryze Tech geht wohl davon aus, dass wir ohnehin schon genügend Micro-USB-Kabel zu Hause rumliegen haben.
Design: Optisch ganz die Spark
Die Drohne selber wurde aber sehr offensichtlich von DJI inspiriert. Das Design der Tello orientiert sich stark an DJIs kleinstem Einsteigermodell, der Spark – nur eben nochmal eine Nummer kleiner. Mit Abmessungen von gerade einmal 98 x 92,5 x 41 Millimetern ist die Drohne nur minimal größer als eine menschliche Hand. Der Propellerschutz trägt noch etwas auf, dennoch sieht die Tello eher nach Spielzeug aus als jede Drohne von DJI.
Das Plastikgehäuse des Quadcopters ist kaum größer als der Akku, der nur innerhalb der Drohne geladen werden kann. Dafür gibt es einen Micro-USB-Anschluss am Gehäuse, auf der gegenüberliegenden Seite sitzt der Power-Knopf. Vorne sind eine HD-Kamera und eine LED-Statusleuchte fest in das Gehäuse integriert, unten befinden sich Infrarotsensoren zur visuellen Positionsbestimmung. GPS hat die Tello nicht.
Tello-App: Herunterladen und losfliegen
Dafür ist der Winzling von Ryze Tech quasi ab Werk ready-to-fly. Sofern der Akku aufgeladen ist, kannst Du die Drohne sofort in Betrieb nehmen, sobald Du die Tello-App auf dem Smartphone gestartet hast. Um den Quadcopter zu steuern, musst Du in sein WLAN wechseln. Das Netzwerk baut sich automatisch auf, wenn der Power-Knopf der Drohne gedrückt wurde. Das Fliegen ist selbsterklärend, für verschiedene Modi und Features gibt es Hilfetexte in der App.
Handling: Steht wie 'ne Eins in der Luft
Mit Fun-Drohnen wie der Tello sinkt die Hemmschwelle fürs Fliegen noch einmal deutlich. Es macht schon einen Unterschied, wenn man weiß, dass man gerade rund 100 Euro statt 500 Euro oder mehr in die Luft schickt. Außerdem ist die Fun-Drohne noch einfacher zu fliegen als die Einsteigermodelle von DJI.
Sofern Du kein kompatibles Bluetooth-Gamepad besitzt oder kaufst, steuerst Du die Tello zwar ausschließlich mit dem Smartphone. Allerdings ist es überhaupt kein Problem, sich erst beim Fliegen mit der Steuerung vertraut zu machen bzw. Funktionen in den Einstellungen zu suchen. Du kannst das Handy sogar zwischendurch kurz aus der Hand legen. Die Drohne steht nämlich von selbst wie eine Eins in der Luft – gute Flugbedingungen vorausgesetzt.

Vorrangig ist die Ryze Tech Tello fürs Fliegen in Innenräumen gedacht. Sie draußen abheben zu lassen, ist aber auch kein Problem, wenn es nicht zu windig ist. Dagegen kommt das Leichtgewicht nämlich kaum mehr an. Natürlich darfst Du keine Reichweite wie bei größeren Drohnen erwarten. Die Tello fliegt maximal zehn Meter hoch und 30 km/h schnell. Als maximale Flugstrecke gibt der Hersteller 100 Meter an. Das ist allerdings sehr optimistisch. Die WLAN-Verbindung zwischen Smartphone und Drohne reißt meist deutlich früher ab, insbesondere wenn Hindernisse im Weg sind. Zudem kann es im 2,4-GHz-Band, in dem die Drohne funkt, häufig mal zu Interferenzen mit anderen Drahtlosnetzwerken kommen.
Reißt die Verbindung vollkommen ab, landet die Tello automatisch. Erwischt sie trotz ihres visuellen Positionierungssystems mal ein Hindernis, schaltet sie die Motoren zum Schutz der Technik ab und fällt zu Boden.
Flugmodi: Die Tello ist ein wahrer Trickkünstler
Dennoch macht das Fliegen mit der Tello einfach Spaß. Das liegt nicht nur an ihrem erstaunlich guten Flugverhalten. Die Fun-Drohne bringt auch ein paar Spaßfunktionen mit. Das fängt schon beim Losfliegen ab. Statt die Tello vom Boden zu starten, kannst Du etwa die "Throw & Go"-Funktion aktivieren und den Quadcopter einfach aus der Hand in die Luft werfen. Im Flug steht dann eine Reihe automatisierter Flugmodi zur Auswahl, die sich entweder – wie zum Beispiel die "Circle"- oder die "Up & Away"-Funktion – für kurze Social-Media-Clips eignen oder einfach zur Unterhaltung dienen wie die "8D Flips". Dabei öffnet sich ein Quadrat auf dem Display und je nachdem, in welche Richtung Du mit dem Finger drüberstreichst, schlägt die Drohne einen Salto vorwärts, rückwärts, seitwärts oder sogar diagonal.
Auch in die Spaßkategorie fällt für mich der VR-Modus. Wenn Du diesen in den Einstellungen aktivierst, zeigt das Display einfach ein geteiltes Bild für linkes und rechtes Auge an. So kannst Du Dir Videos und Fotos auf dem Smartphone mit einer einfachen VR-Brille wie Google Cardboard dreidimensional ansehen.
Programmieren: Ein Kinderspiel mit DroneBlocks

Dass das Fliegen sogar vollkommen automatisch geht, liegt an der einfachen Programmierbarkeit der Tello. Die Drohne unterstützt die blockbasierte visuelle Programmiersprache Scratch und lässt selbst Anfänger ganz einfache Flugprogramme zum Beispiel mit der App DroneBlocks zusammenstellen. Das klappte im Test wirklich intuitiv: Einfach Flugbausteine zusammensetzen, Werte eintragen und der Drohne beim Fliegen zusehen. Fortgeschrittene können mit dem Tello SDK noch tiefer ins Programmieren einsteigen.
Foto- und Videoqualität: Für eine Fun-Drohne gut
Natürlich kann die Ryze Tech Tello auch Fotos und Videos machen. Moment – so selbstverständlich ist das in dieser Preisklasse gar nicht. Viele Spielzeugdrohnen sind nur zum Fliegen oder für Rennen gedacht, viele Selfie-Drohnen besitzen zwar Kameras, fotografieren aber eher schlecht als recht oder lassen sich schlecht fliegen. Zum Preis von rund 100 Euro macht die Tello hingegen erstaunlich Vieles gut. Gut, aber nicht sehr gut.
Gut gefallen mir zum Beispiel die Fotos, die die Tello in einer Auflösung von 2592 x 1936 Pixeln (5 Megapixel) knipst. Voraussetzung dafür, dass scharfe Bilder mit knackigen Farben entstehen, sind gute Licht- (und draußen auch Wind-)verhältnisse. Sobald das Licht schwächer wird, zeigen die Fotos deutliches Rauschen. Bei Bewegung der Motive oder zu viel Wind draußen entstehen Bilder mit verschwommenen Elementen oder schiefem Horizont. Einen Gimbal zur Stabilisierung gibt es für 100 Euro schließlich nicht.
Videos zeichnet die Tello in 720p auf und überträgt sie mit bis zu 4 Mbps als Livestream ans verbundene Smartphone. Dass es keine Möglichkeit gibt, die Clips auf einer microSD in der Drohne zu speichern und anschließend aufs Handy zu übertragen, ist einer der größten Nachteile des Modells. Da quasi nur das Live-Bild auf dem Smartphone gecaptured wird, ist jeder Ruckler durch Verbindungsunterbrechungen oder Interferenzen auch auf dem fertigen Video zu sehen. Ohne Störungen und Wind reicht die Qualität der Clips aber fürs Teilen via Social Media.
Akku: Gut zehn Minuten Flugspaß
Ist die Tello voll geladen, soll sie laut Hersteller rund 13 Minuten in der Luft bleiben können. Da die Drohne so schnell einsatzbereit ist, geht nur wenig von der maximalen Flugzeit verloren, gut zehn Minuten sollten mit ihrem 1100-mAh-Akku also drin sein. Das Laden dauert rund anderthalb Stunden und ist nur in der Drohne möglich, wenn Du nicht in eine separat erhältlich Vierfachladeschale investierst. Wer das Modell auch unterwegs länger nutzen möchte, sollte zusätzliche Akkus kaufen oder eine Powerbank mitnehmen.
Fazit: Erstaunlich groß für eine Kleine
Die Ryze Tech Tello hat mich im Test tatsächlich überrascht – im positiven Sinne. Bislang bin ich nur Drohnen von DJI und einen nahezu unsteuerbaren RC-Helikopter für rund 30 Euro geflogen. Die Tello schließt meiner Meinung nach die Lücke zwischen Spielzeug und richtiger Drohne, denn sie bietet deutlich mehr als ein Spielzeug, ist aber gleichzeitig günstiger als viele Einsteigerdrohnen. Sie fliegt gut, macht bei guten Bedingungen ordentliche Fotos und bringt Interessierten das Programmieren auf spielerische Art und Weise bei. Die Tricks sind ebenfalls ein nettes Gimmick.
Wer eine Drohne für eindrucksvolle Videos aus der Luft sucht, muss sich zwar weiterhin bei höherpreisigen Modellen umsehen. Für die ersten Flug- und Programmierversuche sowie für lustige Party-Unterhaltung ist die Tello von Ryze aber ideal.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ günstiger Preis | - geringe Reichweite |
+ einfach zu fliegen | - sehr windanfällig |
+ leicht und robust | - Livestream-Videos, keine Speichermöglichkeit auf der Drohne |
+ einfaches Programmieren | - Zubehör kostet extra |
+ gute Fotos bei guten Bedingungen | |
+ Tricks & automatische Flugmodi |