Das Samsung Galaxy A90 5G ist eins der ersten Smartphones, das speziell für den 5G-Empfang gebaut wurde. Im Test erwies sich das Smartphone durchaus als gutes Gerät – auch wenn 5G derzeit nicht mehr als ein Versprechen ist.
- Irgendwo zwischen Ober- und Mittelklasse
- Ein schönes großes Display
- High-End-Power in der Mittelklasse
- Tolle Software – leider mit viel Bloatware
- Ein Smartphone sucht sein Netz
- Kamera: Knapp vorbei an der Oberklasse
- Fazit: Ein gutes Smartphone, aber für wen?
Der Startschuss für 5G ist auch in Deutschland gefallen. Dass die meisten ihn noch nicht gehört haben, liegt wie so häufig am langsamen Ausbautempo und der fragwürdigen Informationspolitik der Anbieter. Doch fast genauso schwer wie 5G-Antennen lassen sich bisweilen 5G-Smartphones finden. Ein Modell, das es jetzt endlich auch in Deutschland in den freien Handel geschafft hat, ist das Samsung Galaxy A90 5G.
Irgendwo zwischen Ober- und Mittelklasse
Das Galaxy A90, das uns Samsung freundlicherweise zum Testen überlassen hat, befindet sich in einer etwas seltsamen Marktposition. Einerseits gehört es nominell zur A-Reihe von Samsung, in der sich normalerweise vor allem Mittelklasse-Smartphones tummeln, andererseits protzt es jedoch auch mit vielen High-End-Specs.

Rein optisch orientiert es sich eindeutig an Geräten wie dem Galaxy A70 oder dem A50. Geboten wird ein 6,7 Zoll großes Display mit einer Auflösung von 2400 x 1080 Pixeln, das mit minimalen Rändern auskommt. Eine Einkerbung für die Frontkamera befindet sich mittig am oberen Rand.
Die Glas-Rückseite ist mit einem schönen Karo-Muster gestaltet und definitiv ein Blickfang – leider aber auch ein ziemlicher Fingerabdruck-Magnet. Abgerundet wird das Ganze von einer vertikal angeordneten Dreifach-Kamera. Einen physischen Fingerabdrucksensor sucht man beim Galaxy A90 vergeblich. Der wurde, wie schon beim Galaxy S10, direkt in das Display integriert.

Haptisch wirkt das Galaxy A90 5G auf jeden Fall deutlich größer und wuchtiger als etwa das Flaggschiff Galaxy S10+ und erinnert eher an das iPhone 11 Pro Max. Mit einem Gewicht von 206 Gramm gehört es zudem zu den schwersten Smartphones, die es derzeit auf dem Markt gibt. Wer mit dem Galaxy A90 5G liebäugelt, muss sich deshalb auch mit dem Gedanken anfreunden, ein richtig großes und schweres Telefon mit sich herumzutragen.
Ein schönes großes Display
Ein ganz eindeutiger Vorteil, den ein großes Smartphone bietet, ist logischerweise ein großes Display. Und das ist beim Galaxy A90 5G nicht nur groß, sondern dank des verbauten AMOLED-Panels auch ziemlich gut. Die Kontraste sind stark, die Farben wirken satt und auch die Helligkeit kann überzeugen.

Meckern lässt sich, wenn überhaupt, nur im Vergleich mit einem Gerät wie dem OnePlus 7T Pro. Das hat eine bessere Auflösung und ein 90-Hz-Panel und schlägt das Galaxy A90 5G damit noch einmal deutlich. Auf eine HDR-Zertifizierung des Screens hat Samsung ebenfalls verzichtet. Das dürfte jedoch für die meisten Nutzer verschmerzbar sein.
High-End-Power in der Mittelklasse
Als Hauptprozessor kommt im Samsung Galaxy A90 5G der Snapdragon 855 zum Einsatz – ein Chip, der 2019 auch in vielen Flaggschiff-Smartphones Verwendung fand. Der Prozessor sorgt dafür, dass es dem Smartphone im Alltagseinsatz quasi nie an Leistung fehlt und garantiert eine flüssige Performance.
Bei einem Benchmark-Vergleich, den ich im Rahmen meines Tests mit der AnTuTu-App durchgeführt habe, schnitt das A90 sogar etwas besser ab als mein Galaxy S10+ mit dem Exynos 9820. Der gemessene Leistungsunterschied ist zwar bei der Nutzung im Alltag nicht spürbar, aber zumindest messbar.

Abgerundet wird die Prozessor-Performance von 6 GB Arbeitsspeicher, der dafür sorgt, dass ein flüssiges Arbeitstempo auch dann gewährleistet bleibt, wenn mehrere leistungshungrige Apps parallel geöffnet sind. Für Fotos, Videos, Musik, Apps, Games und sonstige Daten stehen auf dem Gerät 128 GB Speicher zur Verfügung. Auf Wunsch kann dieser per MicroSD-Karte um bis zu 512 GB erweitert werden.

Und dann wäre da natürlich noch der sehr große Akku mit einer Kapazität von 4500 mAh. Dieser sorgt für hervorragende Standby-Zeiten und liefert bei moderater Nutzung durchaus genügend Saft für zwei volle Tage. Mindestens ein ganzer Tag sollte auch für Power-User jederzeit drin sein.
Tolle Software – leider mit viel Bloatware
Die Software von Samsung-Smartphones zu bewerten, ist nicht leicht. An der Nutzeroberfläche One UI 1.5 gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen. Diese sieht schick aus, ist gut strukturiert und läuft jederzeit flüssig. Besonders schön ist, dass Samsung das gesamte Interface trotz des großen Displays für die Einhandbedienung optimiert hat.

Allerdings gibt es auch eine Schattenseite: Noch immer liefert Samsung seine Smartphones nämlich nach unserem Geschmack mit viel zu viel unnötigem Software-Ballast aus. Gemeint ist dabei nicht mal der eigene Web-Browser des Herstellers, der zugegebenermaßen ziemlich gut ist, sondern die Software von Facebook, Spotify, Netflix und Microsoft, die ab Werk auf dem Gerät vorinstalliert ist. Die meisten Apps lassen sich zwar problemlos deinstallieren, nervig ist es aber trotzdem.
Ein Smartphone sucht sein Netz
Das wichtigste Argument, sich für ein Galaxy A90 5G zu entscheiden, ist zweifellos 5G. Nur gibt es da leider ein Problem. Denn auch wenn theoretisch bereits erste 5G-Netze lokal verfügbar sind, kann von einer flächendeckenden Abdeckung momentan kaum die Rede sein. Selbst in den Städten, in denen Telekom und Vodafone bereits Antennen in Betrieb genommen haben, decken diese nur vereinzelte Stadtgebiete ab. Wer nicht das Glück hat, dort zu leben oder zu arbeiten, dem bringt der schnelle Empfang aktuell gar nichts.

Immer dann, wenn kein 5G-Empfang möglich ist, schaltet das Galaxy A90 automatisch zum nächstbesten Netz. Die überwiegende Zeit verbringt man also auch mit dem 5G-Smartphone in LTE- oder 3G-Netzen und hat keinerlei Geschwindigkeits- oder Latenzvorteile gegenüber anderen Smartphones.

Das mag sich in den kommenden Monaten und Jahren natürlich ändern – je nachdem, wie gut die Netzbetreiber mit ihren Ausbauplänen vorankommen – allein auf Basis dieser Hoffnung die Kaufentscheidung für ein neues Smartphone zu treffen, ist allerdings schwierig.
Kamera: Knapp vorbei an der Oberklasse
Das Kamera-Setup des Samsung Galaxy A90 5G kann sich zumindest auf dem Papier sehen lassen. Mit einem 48-Megapixel-Sensor, einem 8-Megapixel-Weitwinkelobjektiv und einem 5-Megapixel-Tiefensensor bietet das Gerät ein durchaus taugliches Setup. Bilder mit dem Hauptsensor überzeugen daher auch mit guter Detailschärfe und realistischen Farben. Beim Einsatz der Weitwinkellinse fällt jedoch die geringere Schärfe direkt auf.

Schade ist, dass es keinen stufenlosen Zoom gibt. Noch bedauerlicher ist allerdings das Fehlen eines optischen Bildstabilisators. Das macht sich vor allem bei Bildern im Nachtmodus bemerkbar und natürlich bei Videos. Die lassen sich wahlweise in 1080p mit 60 Bildern oder in 4K mit 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen.
Im Vergleich zur Galaxy-S10-Familie gibt sich das Kamera-Setup zudem wesentlich weniger vielseitig. Die meisten Modi funktionieren nur mit der 48-Megapixel-Hauptlinse. Mit dem Weitwinkelobjektiv oder der 32-Megapixel-Frontkamera lässt sich beispielsweise der Nachtmodus nicht nutzen.
Unterm Strich kann das Galaxy A90 5G also "nur" bei Tageslicht-Aufnahmen mit der Hauptkamera wirklich punkten. Das ist gut, aber in allen anderen Kamera-Disziplinen müssen die Nutzer Abstriche in Kauf nehmen.
Fazit: Ein gutes Smartphone, aber für wen?
Das Samsung Galaxy A90 5G ist aktuell das günstigste 5G-fähige Smartphone auf dem deutschen Markt. Der Terminus "günstig" ist dabei relativ zu sehen, denn mit einer UVP von 749 Euro übersteigt es vielerorts die aktuellen Straßenpreise für das Flaggschiff Galaxy S10.
Für das Geld bekommt man ein gutes Gerät mit einem schicken Display und einer flotten Performance, das allerdings vor allem im Kamerabereich nicht in der obersten Liga mitspielt. Zum Ausgleich bietet es ein 5G-Modem und kann zumindest rein theoretisch flotter durch das Netz surfen als die meisten anderen Smartphones. Aber dieser Vorteil ist derzeit tatsächlich nur theoretischer Natur, denn die 5G-Netzabdeckung in Deutschland ist, bis auf einige Enklaven in wenigen Großstädten, praktisch noch nicht vorhanden.

Und so bleibt das Galaxy A90 5G in der Praxis eigentlich ein ganz normales 4G-fähiges Smartphone, das zwar nicht schlecht ist, aber dennoch mehr kostet als beispielsweise das bessere Galaxy S10. Eine Zielgruppe sehe ich aus diesem Grund für das Galaxy A90 derzeit nur bedingt. Wer nicht ganz dringend auf den noch sehr unzuverlässigen 5G-Zug aufspringen will, braucht dieses Gerät trotz seiner Vorzüge nicht.