Begleitend zu den Galaxy-S20-Handys hat Samsung die kabellosen In-Ears Galaxy Buds+ veröffentlicht. In unserem Test mussten die Bluetooth-Kopfhörer ihre Qualität unter Beweis stellen. Zwar überzeugen sie in vielen Bereichen, haben jedoch eine größere Schwäche.
- Design und Verarbeitung: Bequemes Plastik
- Bedienung: Zwei wandlungsfähige Tasten – und zwei Geheimbuttons
- Features: Kein Noise-Cancelling, dafür ein versteckter Abhörmodus
- Klang: Zwei Treiber für ein Halleluja?
- Fazit: Viele Pluspunkte, aber durchschnittlicher Sound
Design und Verarbeitung: Bequemes Plastik
Die Galaxy Buds+ sowie die Ladeschale sind aus Kunststoff gefertigt. Allzu edel wirken sie insofern nicht. Das Plastik hat jedoch den Vorteil, dass die In-Ears ein geringes Gewicht haben und sich daher auch länger angenehm tragen lassen. Dank verschiedener Passformen sitzen sie bequem und sicher in den Lauschern. Die In-Ears sind in den Farben Blau, Weiß und Schwarz erhältlich – es hätten aber gerne ein paar mehr sein dürfen.
Die glänzende Außenseite dient als Touchpad für die Bedienung. Das kompakte Ladecase passt in jede Hosentasche, dafür hat es nur genügend Strom für eine weitere Aufladung. Alternativ können die In-Ears kabellos geladen werden. Etwa, indem Du sie auf das Galaxy S20 legst oder auf ein Ladepad. Leider bieten die Kopfhörer nur Tropfwasserschutz nach der Norm IPX2 und keinen Spritzwasserschutz nach IPX4 – für schwitzende Sportler nicht optimal.
Fazit: Der Kunststoff wirkt zwar nicht besonders hochwertig, aber die In-Ears sind leicht und tragen sich sehr bequem. Leider gibt es keinen Spritzwasserschutz, so müssen sich Sportler Sorgen machen.

Bedienung: Zwei wandlungsfähige Tasten – und zwei Geheimbuttons
Grundsätzlich steuerst Du die Kopfhörer, indem Du auf die Außenseiten tippst. So handhaben das auch andere True-Wireless-In-Ears. Mit einem einfachen Tippen gibst Du ein Lied wieder oder hältst es an. Zweimal Tippen lässt Dich zum nächsten Titel wechseln oder einen Anruf annehmen beziehungsweise beenden. Mit einem dreimaligen Tippen kehrst Du zum vorherigen Lied zurück. Durch Berühren und Halten lehnst Du einen Anruf ab.
Allerdings: In der zugehörigen Software findest Du die Möglichkeit, einige Tastenfunktionen anzupassen. Du kannst das Touchpad ganz sperren und Dich auf die Handy-Steuerung verlassen. Wer mag, kann die Funktionen "Sprachbefehl", "Umgebungsgeräusch" und "Leiser" auf ein beliebiges Touchpad legen, sie werden dann durch Drücken und Halten ausgelöst.

Schließlich findest Du unter "Labs" die experimentelle Funktion, die Lautstärke durch zweimaliges Tippen auf den Rand des linken Ohrhörers zu verringern und durch zweimaliges Tippen auf den Rand des rechten Ohrhörers zu erhöhen. Mit dem "Rand" ist nicht die Touchfläche gemeint, sondern der Rand über der Fläche. So gewinnst Du zwei neue Buttons. Das hat im Test bereits gut funktioniert.
Fazit: Die Steuerung funktioniert über die beiden Touchpads recht gut, zusätzlich gibt es gewisse Anpassungsmöglichkeiten sowie zwei experimentelle "Geheimbuttons" über den Touchpads.
Features: Kein Noise-Cancelling, dafür ein versteckter Abhörmodus
In der App zu den Galaxy Buds+ fällt zunächst auf, was fehlt: Eine Option für aktives Noise-Cancelling, die bei anderen Kopfhörern prominent in den Optionen vertreten ist. Das liegt daran, dass die Galaxy Buds+ keine aktive Geräuschunterdrückung bieten, sondern nur passiv den Klang ein wenig abschirmen. Die Umgebungsgeräusche werden also etwas gedämpft, weil Du die Kopfhörer in den Ohren stecken hast, aber nicht allzu sehr.
Erstaunlicherweise bieten die Kopfhörer sozusagen das Gegenteil von Noise-Cancelling: Einen versteckten Abhörmodus, der Umgebungsgeräusche verstärkt. Ganz oben in der App ist der Akkuladestand der beiden In-Ears zu sehen, darunter kann der Modus "Umgebungsgeräusch" in verschiedenen Stufen aktiviert werden. Die Mikrofone an der Außenseite der Kopfhörer erfassen den Klang der Umgebung und dieser wird dann in Echtzeit abgespielt.

Unter "Labs" findest Du bei den experimentellen Features die Funktion "Extrahohe Umgebungslautstärke", was nichts anderes ist als ein Abhörmodus. Damit nimmst Du Deine Umgebung deutlich lauter wahr, als es mit Deinen Ohren möglich wäre. Die Missbrauchsoptionen sind mit dieser James-Bond-Funktion womöglich vielfältiger als die Gebrauchsoptionen – es sei denn vielleicht, wenn sie Menschen mit beeinträchtigtem Gehör einsetzen. Jedenfalls funktioniert das Feature gut: Aktuell höre ich gerade die Vögel zwitschern, die auf einem Baum vor meinem Fenster sitzen. Ohne Kopfhörer kann ich sie nicht hören.
Doch auch, wer nicht Spider-Mans Spinnen-Sinn braucht, findet eine Reihe von nützlichen Optionen. So wählst Du aus verschiedenen Voreinstellungen wie "Dynamisch", "Klar" oder "Bass Boost", um den Klang an Deine Vorlieben anzupassen. Leider gibt es keinen Equalizer mit detaillierteren Möglichkeiten. Du kannst Benachrichtigungen aktivieren oder abschalten, die eigene Stimme bei Anrufen durch eine Einblendung von Umgebungsgeräuschen klarer hören und Deine verlorenen Kopfhörer in der App durch einen Piepton aufspüren.

Dann wären da noch die experimentellen Geheimfunktionen unter "Labs". Neben den schon erwähnten Features verbirgt sich hier der Spielemodus. Dieser verbessert die Synchronisation des Klangs mit dem Sound in einem Videospiel. Das hat bei "Lara Croft: Relic Run" gut geklappt. Auch Videos werden lippensynchron wiedergegeben – keine Selbstverständlichkeit bei Bluetooth-Geräten.
Bleibt die Frage nach der Akkulaufzeit: Samsung nennt bis zu 11 Stunden ununterbrochener Wiedergabe. Tatsächlich hält der Akku lange durch, zumindest ein ganzer Tag Musikhören ist drin. Das ist großartig für Kopfhörer mit dieser Bauweise.
Fazit: Zwar fehlt Noise-Cancelling, dafür gibt es einen Modus für verstärkte Umgebungsgeräusche. Einen Equalizer werden manche vermissen, ansonsten sind die Funktionen ziemlich reichhaltig und praktisch. Die Akkulaufzeit fällt hervorragend aus.
Klang: Zwei Treiber für ein Halleluja?
Die Galaxy Buds+ haben ein sogenanntes "2-Wege-Lautsprechersystem" nach dem Prinzip der "Balanced-Armature"-In-Ears. Mit anderen Worten steckten jeweils ein Hochtöner und ein Tieftöner in den beiden Ohrhörern. Und kurz gesagt: So klingen sie auch. Es gibt einen gut definierten Bass und schöne Höhen, aber mit den Mitten sind die Galaxy Buds+ etwas überfordert und neigen dazu, sie schwach darzustellen oder sie ins Höhenspektrum zu verschieben.
Zum Beispiel klingt die Akkordeon-Vertonung der Schubert-Lieder von Berard Cavanna gar nicht übel mit ihrem inhärent ausgeprägten Höhen-Drang. Auch die Exploration der angelsächsischen Frauengeschichte durch jahrhundertealte Folksongs, welche die US-amerikanische Sängerin Diane Taraz auf dem Album "A Silver Dagger" vertont, ist hübsch anzuhören. Irgendetwas sagt mir jedoch, dass die meisten Menschen lieber aktueller Pop- und Rockmusik lauschen. Und die ist eher mittenbetont.

Mit Punk- und Hardcore-Songs, beispielsweise "A War Against You" von Ignite, waren die Galaxy Buds+ gnadenlos überfordert. Sie klingen aufgrund der kreischenden Höhen, welche die verzerrten E-Gitarren mit diesen In-Ears auslösen, regelrecht nervtötend. Das Problem wird mit gesteigerter Lautstärke größer – positiv gesehen eine Motivation, sie möglichst gering zu halten und die Ohren zu schonen. Hip-Hop und Rap profitieren von den fetten Beats, genauer von einem präzisen Bass, doch die Stimme des US-Rappers MC Lars erschallte nicht sonderlich ausgeprägt beim Testhören. Auch hier wieder das Problem, dass bei höherer Lautstärke die in Höhen verwandelten oberen Mitten nerven können.
Leider unterstützen die Galaxy Buds+ keine Bluetooth-Codecs für eine bessere Klangqualität wie aptX oder LDAC. Die eigene Stimme wird von der Diktier-App gut verständlich aufgenommen, aber beim Telefonieren sagte mir mein Gesprächspartner, dass ich direkt über das Handy deutlich besser zu verstehen sei.
Fazit: Zwar werden Bass und Höhen gut wiedergegeben, dafür sind die nicht zuletzt für moderne Pop- und Rockmusik wichtigen Mitten wenig ausgeprägt. Codecs für bessere Klangqualität wie aptX werden nicht unterstützt.
Fazit: Viele Pluspunkte, aber durchschnittlicher Sound
Insgesamt können die Galaxy Buds+ viele wichtige Argumente für sich ins Feld führen: Sie sind bequem, bieten eine lange Laufzeit und haben nützliche Features parat wie den Spielemodus sowie die Verstärkung der Umgebungsgeräusche. Einige Konkurrenten wie die Sony WF-1000XM3 bringen zwar aktives Noise-Cancelling für die Unterdrückung von Lärm mit, aber die Sony-In-Ears kosten aktuell dafür auch rund 40 Euro mehr. Die Galaxy Buds+ sind für 170 Euro zu haben, was für das Gebotene mehr oder minder in Ordnung geht.

Einzig bei der Klangqualität liegen die Galaxy Buds+ allenfalls im Mittelfeld. Zwar überzeugen sie bei Tiefen und Höhen, aber weniger bei den für moderne Popmusik bedeutenden Mitten. So klingen gerade die meisten Stimmen etwas kraftlos. Bei höherer Lautstärke verzerrt der Sound bei manchen Genres und es gibt kreischende Höhen. Bluetooth-Codecs wie aptX für die Übertragung in höherer Qualität lässt Samsung links liegen.
Deutlich besser klingen etwa die Cambridge Melomania 1, die Libratone Track Air+ und die Master & Dynamic MW07. Derweil dürfen iPhone-Besitzer zu den AirPods Pro greifen. Geht es jedoch weniger um guten Sound, sondern mehr um Bequemlichkeit und lange Laufzeit, sind auch die Galaxy Buds+ eine gute Option. Und dank des Modus' für die Verstärkung der Umgebungsgeräusche dürfte auch James Bond seine Freude an den In-Ears haben.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Lange Laufzeit
+ Sitzen sicher und bequem + Überzeugender Spielemodus + Bedienung funktioniert gut + Umgekehrtes Noise-Cancelling (verstärkt Umgebungsgeräusche) |
- kein aktives Noise-Cancelling
- Soundqualität könnte besser sein - keine Bluetooth-Codecs für besseren Klang - kein Spritzwasserschutz |