Das Samsung Galaxy Fold ist das erste faltbare Smartphone auf dem Markt – und eines der teuersten Handys zugleich. Kann das innovative Gerät den Erwartungen gerecht werden oder scheitert es schon auf den ersten Metern? Unser Test klärt auf ...
- Ein neuer, aber vertrauter Formfaktor
- Klappe auf, Kinnlade runter
- Bitte nicht kratzen und nicht zu fest drücken!
- Die Software für das erste faltbare Smartphone
- Die meisten Apps reagieren gut auf den neuen Screen
- Technisch macht das Fold keine Kompromisse – bis auf einen
- Fotografieren auf Top-Niveau
- Fazit: Ein mögliches Fenster in die Smartphone-Zukunft
Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als würde das Samsung Galaxy Fold überhaupt nicht mehr kommen: Eigentlich sollte das faltbare Smartphone bereits im Frühjahr 2019 erscheinen. Der geplante Release musste dann jedoch kurzfristig abgesagt werden, nachdem sich das Display in ersten Tests als zu fragil erwiesen hatte.
Nach monatelanger Funkstille präsentierte Samsung schließlich im September 2019 eine überarbeitete Version des ambitionierten Geräts, die mittlerweile auch offiziell im Handel erhältlich ist. Die Zweifel, ob faltbare Smartphones wirklich schon so ausgereift sind, um auf dem Markt zu bestehen, dürften bei vielen Kunden allerdings noch im Hinterkopf herumschwirren.
Nun, da ich die Möglichkeit hatte, das Gerät mehrere Tage lang zu testen, bin ich jedoch positiv überrascht und auch erleichtert: Nein, Samsung hat es nicht verbockt, faltbare Smartphones sind nicht von vornherein gescheitert und wir dürfen uns sehr wahrscheinlich auf weitere Geräte dieser Art freuen! Aber eines nach dem anderen ...
Ein neuer, aber vertrauter Formfaktor
Das Samsung Galaxy Fold besticht natürlich zuallererst durch sein faltbares Display und den damit verbundenen Formfaktor. Im zusammengeklappten Zustand ist das Gerät deutlich schmaler als ein herkömmliches Smartphone. Mit 160,9 Millimetern hat es beinahe dieselbe Höhe wie das Galaxy S10+. Die Breite fällt mit 62,9 Millimetern jedoch viel kleiner aus als die 74,1 Millimeter des S10+.

Die längliche Form erinnert haptisch ein wenig an einige längst vergessene Handys aus der Zeit, bevor es Smartphones gab. Allerdings fühlt sich das Fold durch den Materialmix aus Glas und Aluminium sehr viel hochwertiger an, als alle Geräte, die mir da zum Vergleich einfallen würden.

Auf der Vorderseite des zusammengeklappten Smartphones befindet sich auch das erste Display, das mit einer Größe von lediglich 4,6 Zoll und einem Seitenverhältnis von 21:9 für heutige Verhältnisse ungewöhnlich klein wirkt. Es eignet sich vor allem, um schnell mal die Benachrichtigungen zu checken, um kurz ein paar Einstellungen vorzunehmen oder als Monitor für die Kamera. Den meisten Nutzern dürfte der Screen für sonstige Tasks jedoch zu klein sein, sofern sie nicht ansonsten ein iPhone SE nutzen.
Klappe auf, Kinnlade runter
Ein Smartphone, dass sich zu einem Mini-Tablet auseinanderklappen lässt, ist definitiv nichts Alltägliches. Und so fühlt es sich anfangs auch ein wenig seltsam an, das Galaxy Fold auf- und zuzuklappen. Das gibt sich aber schon nach kurzer Zeit, denn der Klapp-Mechanismus vermittelt so wie auch der Rest des Smartphones einen überraschend wertigen Eindruck.

Im aufgeklappten Zustand entfaltet sich ein 7,3 Zoll großes AMOLED-Display im ungewohnten 4:3-Format. Mittig ist besonders bei seitlicher Betrachtung eine kleine Knick-Falte erkennbar. Diese nahm ich jedoch schon nach kurzer Zeit der Benutzung nicht mehr wahr. Was bleibt, ist ein Display, das größer ist, als das des Amazon-Tablets Fire 7.

Der große Bildschirm mag mit seinem ungewöhnlichen Formfaktor im ersten Moment seltsam wirken, lädt jedoch unmittelbar dazu ein, mit dem Smartphone zu arbeiten. Von dem "Mehr" an Platz, der auf dem Screen des Fold zur Verfügung steht, profitieren vor allem Apps, die reich an Content sind. YouTube, Facebook, Twitter und natürlich Webbrowser machen auf dem Fold richtig Spaß.
Bitte nicht kratzen und nicht zu fest drücken!
Das tolle Falt-Display hat allerdings auch einen entscheidenden Nachteil. Es ist mit Abstand das fragilste Teil des gesamten Telefons und sehr wahrscheinlich auch der empfindlichste Smartphone-Screen, den es derzeit gibt. Anders als bei herkömmlichen Mobiltelefonen ist der Bildschirm nämlich nicht mit einem äußerst stabilen Glas bedeckt, sondern lediglich mit Kunststoff. Dadurch ist er besonders anfällig gegen Kratzer. Samsung selbst warnt sogar davor, den Screen zu fest zu drücken, um eventuelle Beschädigungen zu vermeiden. Vor dem Aufbringen einer Displayschutzfolie wird ebenfalls gewarnt.

Nicht zu Unrecht: Der Displayschutz des Galaxy Fold ist nicht mal im Ansatz so hart und kratzfest wie der bei anderen Smartphones. Tiefe Kratzer können sogar einen dauerhaften Schaden am eigentlichen AMOLED-Panel verursachen und den Screen damit auch in seiner Funktionsweise beeinträchtigen.
Natürlich sollte man ein Gerät wie das Galaxy Fold möglichst nur in seinem zusammengeklappten Zustand transportieren, um das innere Display zu schonen. Nutzer sollten sich definitiv darauf einstellen, das Fold etwas schonender zu behandeln als ein herkömmliches Smartphone. Darüber hinaus steht einer normalen Nutzung jedoch aus meiner Sicht nichts im Wege, wenn man sich an die Hinweise von Samsung hält.
Die Software für das erste faltbare Smartphone
Natürlich stellt ein faltbares Display auch besondere Anforderungen an die Software. Damit das Galaxy Fold ein intuitives Nutzungserlebnis bietet und gleichzeitig die Vorteile des größeren Screens ausspielen kann, hat sich Samsung deshalb ein paar kleine, aber durchdachte Tweaks einfallen lassen.

Im Kern läuft das Gerät mit Android 9.0 Pie in einer von Samsung stark angepassten Version und der Nutzeroberfläche One UI 1.5. Diese wurde grundsätzlich auf eine Zweihand-Bedienung ausgelegt.
Das zeigt sich zum Beispiel bei der Bildschirm-Tastatur, die zweigeteilt ist, sodass jeweils die Hälfte der Zeichen für einen Daumen erreichbar ist. Das erfordert allenfalls eine kurze Umgewöhnung und geht schnell in Fleisch und Blut über. Insgesamt fallen die virtuellen Tasten etwas größer aus, als bei einer herkömmlichen Bildschirmtastatur, was für ein bequemeres Tippgefühl sorgt.

Neu ist die Möglichkeit, zwei Apps auf einem Smartphone durch einen vertikalen Splitscreen zu teilen. Auf Wunsch lassen sich sogar bis zu drei Apps parallel auf einem Screen darstellen, wobei eine der Apps immer die gesamte Länge des Screens nutzen darf, und sich die anderen beiden den restlichen Platz teilen müssen. Durch einfaches Gedrückthalten und Ziehen lassen sich die Positionen der Apps dabei jederzeit tauschen.

Praktisch ist, dass sich Apps auf dem kleinen Start-Display starten lassen und nach dem Aufklappen des Hauptbildschirms nahtlos auf dem großen Screen weiterlaufen. Schön ist auch, dass sich beide Displays unabhängig voneinander mit Hintergründen, App-Shortcuts oder Widgets bestücken lassen.
Die meisten Apps reagieren gut auf den neuen Screen
Apropos Apps: Die meisten Anwendungen, die ich ausprobiert habe, funktionierten problemlos auf dem größeren und vor allem breiteren Display des Fold. Das gilt insbesondere für die vorinstallierte Software von Samsung und Google. Andere Apps waren zumeist in der Lage, ihr Interface sinnvoll zu skalieren.
Speziell angepasste Apps, die auf dem Fold grundsätzlich anders funktionieren, habe ich jedoch nicht gefunden. Hier sind die Entwickler gefordert, die sich mit eventuellen Anpassungen aber sicherlich noch Zeit lassen werden, bis faltbare Smartphones bei mehr Kunden verbreitet sind.

Probleme gab es erfreulich wenige und wenn, dann traten sie vor allem bei einigen Spielen auf, die ein bestimmtes Displayformat für die Grafikdarstellung voraussetzen und nicht problemlos auf das 4:3-Format des Fold skalieren konnten. Auch hier sind natürlich die jeweiligen Entwickler gefragt.
Technisch macht das Fold keine Kompromisse – bis auf einen
Samsung weiß natürlich, dass das Falt-Display der ersten Generation mit einigen Kompromissen behaftet ist. Umso mehr hat der Hersteller anscheinend darauf geachtet, den Nutzern bei der sonstigen Hardware so wenige Kompromisse wie möglich zuzumuten. Und das ist gelungen:
Das Galaxy Fold kommt mit einem pfeilschnellen Prozessor daher, bietet geradezu wahnwitzig viel Arbeits- und Datenspeicher und ist mit 5G, Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.0 auch bei der Funktechnik eindeutig fit für die Zukunft.

Der 4380-mAh-große Akku liefert sich im Alltag ein heißes Duell mit dem großen Display. Der 7,3-Zoll-Screen frisst natürlich einiges an Energie. Einen vollen Tag hält das Fold aber so gut wie immer durch und bei moderater Nutzung sind sogar zwei Tage drin. Wie stark der Akku abseits des Displays ist, zeigt sich in der beeindruckenden Standby-Zeit. Im zusammengefalteten Zustand ohne aktive Nutzung des Screens reicht eine Ladung für bis zu sieben Tage. Das ist wirklich nicht schlecht.
Abmessungen
- Gefaltet: 160,9 x 62,9 x 15,5 Millimeter
- Aufgeklappt: 160,9 x 117,9 x 15,5 Millimeter
Displays
- Außen: 4,6 Zoll AMOLED (1680 x 720 Pixel)
- Innen: 7,3 Zoll AMOLED (2152 x 1536 Pixel)
Innenleben
- Prozessor: Snapdragon 855 Octacore
- Grafik: Adreno 640
- Arbeitsspeicher: 12 GB RAM
- Datenspeicher: 512 GB
- Akku: 4380 mAh
Hauptkamera
- Weitwinkel: 12 Megapixel (f/1.5-2.4 variable Blende)
- Telelinse: 12 Megapixel (f/2.4 Blende)
- Ultraweitwinkel: 12 Megapixel (f/2.2 Blende)
Frontkamera
- Außen: 10 Megapixel (f/2.2 Blende)
- Innen: 10 + 8 Megapixel (f/2.2 + f/1.9 Blende)
Konnektivität
- Mobilfunk: 5G, LTE, HSPA, GSM
- WLAN: Wi-Fi 6
- Lokal: Bluetooth 5.0
Natürlich könnte man fragen, ob ein Slot für microSD-Karten dem Gerät noch gutgetan hätte. Angesichts eines internen Speichers von 512 GB halte ich diesen jedoch für absolut verzichtbar. Das Einzige, was wirklich fehlt, ist somit ein Klinkenanschluss für klassische Kopfhörer. Samsung entschädigt aber dafür, indem der Hersteller dem Fold die sehr guten Bluetooth-Kopfhörer Galaxy Buds beilegt.
Fotografieren auf Top-Niveau
Auch zur Kamera möchte in an dieser Stelle nicht zu viele Worte verlieren. Samsung verbaut im Galaxy Fold nämlich die gleichen Module für Front- und Hauptkamera wie im Galaxy S10+. An dieser Stelle verweise ich deshalb auf meinen Test des S10+.

Kurz gesagt: Die Kamera ist sowohl für Fotografie als auch für Videos hervorragend und insbesondere die Hauptkamera bietet mit ihren drei Linsen (Standard, Ultraweitwinkel und Tele) unheimlich viele Optionen für Hobby-Fotografen und -Filmer. Seit dem Launch des S10+ hat Samsung seine Kamera-Software sogar noch verbessert. So gibt es jetzt etwa einen dedizierten Nachtmodus und die Möglichkeit, einen Bokeh-Effekt in Videos zu verwenden.

Unterm Strich besitzt das Galaxy Fold damit eine der besten Smartphone-Kameras, die derzeit existieren. Für den schnellen Schnappschuss zwischendurch eignet sich das große Display jedoch weniger, da das Gerät dann – ähnlich wie ein kleines Tablet – zu unhandlich ist.
Tatsächlich habe ich während des Tests festgestellt, dass es sich mit dem Fold im zusammengeklappten Zustand am besten knipst. Wegen seines Formfaktors wirkt das Smartphone dann beinahe wie eine kleine Kompaktkamera. Dieser Eindruck wird auch dadurch vermittelt, weil Samsung innerhalb der Kamera-App die Nutzung der Lautstärke-Taste als Auslöser erlaubt.
Fazit: Ein mögliches Fenster in die Smartphone-Zukunft
Wenn wir auf TURN ON in den vergangenen Jahren über neue Smartphones geschrieben haben, dann ging es meist um die Frage, welches Feature im Vergleich zum Vorgänger verbessert wurden. Um die grundlegende Frage, wie wir unsere Geräte in Zukunft nutzen wollen und nutzen können – und welche Technik nötig wäre, um unseren Horizont zu erweitern, ging es hingegen so gut wie nie.
Das Galaxy Fold erweitert den Horizont des Nutzers im wortwörtlichen Sinne. Das größere Display macht Lust auf neue Anwendungsszenarien wie Multitasking oder mehr Funktionen in Apps, die sich derzeit allenfalls im Ansatz erahnen lassen. Vermutlich braucht es erst ein Gerät wie das Fold, um die Kreativität von Nutzern und Entwicklern in diesem Bereich zu wecken. Das Potenzial, um das zu schaffen, sehe ich beim Fold aber ganz klar.

Nüchtern betrachtet ist das Samsung Galaxy Fold ein sehr gutes Smartphone, das bei der Ausstattung so gut wie keine Kompromisse macht. Es ist aber auch ein sehr fragiles Gerät, dessen hochmodernes Display leider extrem anfällig für Schäden ist. Der größte Knackpunkt ist jedoch eindeutig der Preis. Für ein so teures Smartphone kann selbst ich beim besten Willen keine Kaufempfehlung aussprechen. Zielgruppe sind hier eindeutig überzeugte Early Adopter mit dickem Geldbeutel. Diese bekommen für ihr Geld aber auch tatsächlich einmal ein Produkt, dessen innovativer Ansatz unverkennbar ist.
Und tatsächlich ist das Galaxy Fold nicht nur eine Tech-Demo, sondern ein Smartphone, mit dem sich produktiv arbeiten lässt. Wenn es gelingt, bei künftigen Generationen sowohl den Preis zu senken, als auch die Schwächen des Displays zu beheben, dann könnte das Fold möglicherweise als Urahn einer ganzen Generation in die Geschichte eingehen.