Mit dem Galaxy S10 möchte Samsung eine neue Flaggschiff-Generation einleiten. Das Smartphone sei das Ergebnis von zehn Jahren Galaxy-Erfahrung, so der Hersteller. Im Test haben wir uns angesehen, ob die neuen Features in der Praxis überzeugen und ob das Galaxy S10 wirklich etwas Besonderes ist.
- Design: Glas, Metall und ein Loch
- Display: Wirklich das Beste?
- Technik: High-End mit bockigem Scanner
- Kameras: Tolle Fotos und Videos mit kleinen Abstrichen
- Audio: Die besten Handy-Lautsprecher
- Fazit Galaxy S10: Top-Gerät mit starker Konkurrenz
Design: Glas, Metall und ein Loch
Das Galaxy S10 macht durch ein 6,1 Zoll großes Display mit einem Loch darin auf sich aufmerksam. Samsung nennt es "Dynamic AMOLED Infinity-O-Display". Dabei beschreibt das "Dynamic" die Unterstützung von HDR+, das die Helligkeitsstufen in kompatiblen Filmen und Serien szenenweise anpassen kann. "AMOLED" ist Samsungs OLED-Technologie, "Infinity" meint ein fast randloses Design und das "O" steht für das Loch im Bildschirm.
Warum hat Samsung den Screen gelocht? Das kleine Loch rechts oben beherbergt die Selfiekamera, damit der Displayrand weiter schrumpfen konnte. Tatsächlich ist dieser auch sehr dünn und so wird die Fläche gut für den Touchscreen ausgenutzt. Das Loch hat aber auch seine Nachteile – dazu später mehr. Im oberen Rand ist gerade noch genug Platz für den Hörer, das "Kinn" ist minimal größer. Ein praktischer Vorteil ist beim Bildschirm die geringere Wölbung der Displayseiten, so lässt sich das Smartphone viel besser greifen und Fehleingaben können vermieden werden.

Die Vorderseite des S10 ist aus dem Schutzglas Gorilla Glass 6 gefertigt, während Gorilla Glass 5 die Rückseite bedeckt. Der Rahmen besteht aus Metall. Insgesamt wirkt das Galaxy S10 sehr stabil und lässt sich auch mit viel Kraft nicht biegen. Auf der Rückseite ist eine Triple-Kamera nebst Blitz und Herzfrequenzsensor verbaut. Sie kommen in einem ovalen Modul unter, das minimal aus dem Gehäuse heraussteht. In den Rahmen ist unten nicht nur der USB-C-Port, sondern auch ein Klinkenanschluss für Kopfhörer eingelassen.
Fazit Design: Das Galaxy S10 ist sehr stabil und wurde aus hochwertigen Materialien gefertigt. Obendrein ist es nach dem Standard IP68 wasserabweisend. Das asymmetrische Loch im Display für die Selfie-Cam sieht aber so aus, als hätte jemand den Bildschirm getackert – wie elegant das ist, liegt wohl im Auge des Betrachters.
Display: Wirklich das Beste?
Das kontrastreiche AMOLED-Display löst mit scharfen 3040 x 1440 Pixeln auf und weiß auf den ersten Blick zu beeindrucken. Die Experten von DisplayMate zeichneten es als bislang bestes Smartphone-Display aus. Dank der hohen Maximalhelligkeit von um die 1000 Nits in Teilen des Bildschirms wirken insbesondere Highlights in HDR-Clips besonders imposant – so effektvoll hat HDR auf einem Handy noch nie ausgesehen.
Beispielsweise knallt einem das Sonnenlicht in einem entsprechenden HDR-Video schön ins Gesicht (ohne zu blenden, dafür genügen 1000 Nits nicht) und Naturaufnahmen erscheinen enorm lebensecht. Generell werden sich die meisten Nutzer sicher am kontrastreichen, hellen und farbenfrohen Bildschirm erfreuen. Einen Haken gibt es jedoch.
Während das Galaxy S9 Optionen für den sRGB-Farbraum, für den Foto-Farbraum AdobeRGB und für den Kinofilm-Farbraum DCI-P3 bot, lassen sich in den S10-Einstellungen nur noch "Lebendig" und "Natürlich" (sRGB) auswählen. "Lebendig" bietet zusätzlich einen Slider für den Weißabgleich und drei weitere für die Farben Rot, Grün und Blau.
Wie die Messungen von GSMArena ergeben haben, ist der sRGB-Modus aber nicht akkurat abgestimmt und der "Lebendig"-Modus lässt sich keinem bestimmten Farbraum zuordnen. Die Farben können auch durch die Slider nicht viel präziser angepasst werden. So mag die reine Display-Hardware überzeugen, aber bei der Software muss Samsung noch nachbessern.
Andernfalls bleibt das "weltbeste" Handydisplay für die ernsthaftere Foto- und Videobearbeitung ungeeignet. Die meisten Nutzer wird das zwar nicht stören, aber wenn Samsung schon so hohe Standards anlegt, dann bitte konsequent. Davon abgesehen wird auch das Loch im Display manche nerven. Sofern man es nicht in den Settings durch einen Balken verbirgt, versperrt es in manchen Apps und Games den Blick auf Einstellungen (die oft am Rand angesiedelt sind) und Spielwelten. Eine zentral gelegene Wassertropfen-Notch wie beim OnePlus 6T wirkt oftmals weniger störend.

Fazit Display: Der kontrastreiche und helle Bildschirm sorgt für eine beeindruckende Darstellung, vor allem von HDR-Inhalten. Die Software-Kalibrierungsmöglichkeiten und die Optionen für die Farbraumabdeckung lassen aber zu wünschen übrig – So ist das Galaxy S10 nicht die erste Wahl für die Bildbearbeitung auf dem Smartphone. Die Lochkamera stört in manchen Apps mehr als das Notch-Design.
Technik: High-End mit bockigem Scanner
Im Inneren werkelt der neue Samsung-Chip Exynos 9820 nebst 8 GB Arbeitsspeicher. Der 128 GB große interne Speicher setzt auf UFS 2.1 und lässt sich via microSD-Karte erweitern. Leider stattet Samsung zunächst nur das Galaxy Fold mit dem neuen und viel schnelleren UFS-3.0-Speicher aus. Auch Konkurrenz-Flaggschiffe mit UFS-3.0 lassen noch auf sich warten.
Die Leistung ist, wie erwartet, sehr gut. Apps und Spiele laden schnell, die Navigation in der neuen One-UI-Benutzeroberfläche funktioniert geschmeidig. Games wie "PUBG Mobile" und "Sonic Forces" laufen in hohen Einstellungen flüssig. Im Vergleich zum Vorgänger oder zu Snapdragon-845-Handys macht sich der Leistungsvorteil zurzeit insbesondere durch schnellere App-Ladezeiten bemerkbar. In Zukunft werden sicher auch Games angeboten, welche die höhere Grafikleistung ausnutzen.
Auch bei der Konnektivität bleiben dank WLAN 6 (ax), Bluetooth 5.0, NFC, USB-C 3.1 Gen 1, ANT+ und Klinkenanschluss keine Wünsche offen. Dual-SIM und Stereolautsprecher runden die Ausstattung ab. Der 3400-mAh-Akku sorgt allerdings nur für eine durchschnittliche bis gute Laufzeit. Über den Tag kommt man mit dem Smartphone durchaus, aber mehr ist nicht drin. Da haben Langläufer wie das Huawei Mate 20 Pro die Nase vorn.
Der Ultraschall-Fingerabdrucksensor ist derweil erheblich sicherer als der optische Fingerabdruckensor, der bei Smartphones wie dem OnePlus 6T im Display unterkommt – und er ist sogar besser gegen Fälschungen und Verwechslungen gefeit als der herkömmliche kapazitive Scanner. Bei der Benutzung ähneln sich die In-Display-Exemplare. Der registrierte Finger muss nur leicht auf eine bestimmte Stelle des Displays aufgelegt werden.

Anschließend wird das Smartphone mit etwas Glück schnell entsperrt – Glück ist nötig, weil das nur glatt läuft, wenn der Finger im richtigen Winkel aufliegt. Ein beiläufiges Entsperren wird so erschwert. Der herkömmliche, kapazitive Fingerabdruckscanner funktioniert insgesamt bequemer und verlässlicher.
Fazit Technik: Im Galaxy S10 steckt die neueste Technik, bei Leistung und Speicher gibt es nichts zu bemängeln. Der Ultraschall-Fingerabdruckscanner ist zwar sicherer als andere Modelle, aber er lässt sich weniger beiläufig verwenden als herkömmliche kapazitive Scanner. Die Akkulaufzeit geht in Ordnung, hätte aber noch besser ausfallen dürfen.
Kameras: Tolle Fotos und Videos mit kleinen Abstrichen
Das Galaxy S10 setzt erstmals in der S-Serie auf eine Triple-Kamera. Die optisch stabilisierte 12-Megapixel-Hauptkamera mit einer mechanischen Blende und einem wählbaren Blendenwert von f/1,5 oder f/2,4 borgt sich das neue Flaggschiff vom Galaxy S9. Die zweite 12-Megapixel-Kamera mit einem Blendenwert von f/2,4 ist ebenfalls optisch stabilisiert und dient als Teleobjektiv. Nur die Ultraweitwinkelkamera mit einer Auflösung von 16 Megapixeln verzichtet, wie für solche Kameras üblich, auf eine optische Stabilisierung.

Die Kameras liefern alle eine gute bis sehr gute Bildqualität, angeführt von der Hauptkamera. Nur wollte der Live-Fokus bei uns im Test nicht immer das Motiv scharf stellen. Die "Aufnahmevorschläge" zeigen dem Nutzer, aus welcher Perspektive er das jeweilige Motiv besonders gut treffen könnte. Die Vorschläge sind tatsächlich meist brauchbar. Auch Nachtaufnahmen gelingen ordentlich, obgleich nicht ganz auf dem Niveau des Huawei P20 Pro, des Mate 20 Pro und des Pixel 3.

Schließlich überzeugen auch die Videos durch eine hohe Schärfe und die sehr gute optische Bildstabilisierung. An Action-Cams kommt diese entgegen Samsungs Werbung allerdings nicht heran, so wackeln die Aufnahmen bereits ein wenig, wenn ich mit dem Smartphone herumrenne.
Derweil ist vorne eine Selfiekamera im Display untergebracht, die mit 10 Megapixeln auflöst und die 4K-Videos mit 30 FPS aufzeichnen kann. Selfies und Clips sehen tatsächlich sehr gut aus, scharf, detailreich und mit akkuraten Farben. Bei weniger Licht, etwa in Innenräumen, verrauschen die Selfies allerdings schnell und wissen nicht zu beeindrucken.
Fazit Kameras: Triple- und Selfie-Kameras liefern hochwertige Fotos und sind flaggschiffwürdig. Topmodelle wie das Huawei Mate 20 Pro und das P20 Pro werden aber nur bei der Selfie-Qualität abgehängt.
Audio: Die besten Handylautsprecher

Die Stereolautsprecher im Galaxy S10 klingen klar, bieten sogar ein wenig Bass und ertönen auf Wunsch schön laut. Keine anderen Smartphone-Lautsprecher kommen aktuell an jenen des Galaxy S10 vorbei. Der Klang mit am Klinkeneingang angeschlossenen Kopfhörern gehört zu den besten und wird nur von dem einiger LG-Smartphones wie dem LG V40 ThinQ dank Hi-Fi-DAC übertroffen.

Fazit Audio: Das Galaxy S10 bietet via Klinke und Stereolautsprecher einen hervorragenden Klang.
Fazit Galaxy S10: Top-Gerät mit starker Konkurrenz
Das Galaxy S10 ist ein tolles Smartphone und sicherlich der bisherige Höhepunkt der Galaxy-S-Serie, ausgenommen die aktuellen Plus- und 5G-Modelle. Das Handy bringt eine hohe Leistung, sehr gute Kameras, einen genialen Bildschirm sowie neue und innovative Features mit. Leider bieten diese Features, namentlich die Lochkamera und der Ultraschall-Fingerabdruckscanner, keine großen praktischen Vorteile und treiben vor allem den Preis nach oben.
Der Preis von 900 Euro fällt für ein neues und starkes Flaggschiff durchaus passabel aus. Das vergleichbar gute Huawei Mate 20 Pro kostet ungefähr genauso viel. Allerdings: Das neue Xiaomi Mi 9 hat ebenfalls eine hervorragende Triple-Kamera im Gepäck, bietet eine hohe Leistung dank Snapdragon 855, einen etwas niedriger auflösenden Bildschirm mit derselben AMOLED-Technik und mit 128 GB internem Speicher kostet es nur 500 Euro.

Verzichten muss man dafür auf die Lochkamera, den Ultraschall-Fingerabdrucksensor und das eigenständige Galaxy-Design. Auch gibt es kein zukunftssicheres WLAN 6, die Lautsprecher sind nicht die besten und es gehören keine hochwertigen AKG-In-Ears zum Lieferumfang. Einen Aufpreis von 400 Euro werden die Vorzüge des Galaxy S10 vielen Interessenten wohl nicht wert sein. Wer den Preis bezahlt, bekommt aber eines der aktuell besten Smartphones für sein Geld geboten.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Überzeugende Verarbeitung + Hübsches Design + Hohe Leistung + Sehr gute Kameras + Geniale Lautsprecher |
- Bockiger Ultraschall-Fingerabdruckscanner - Lochkamera ist nicht besser als eine Wassertropfen-Notch - Akkuleistung nur in Ordnung |