Mit dem Galaxy S20 FE liefert Samsung ein Modell seiner aktuellen Flaggschiff-Reihe nach, das laut Hersteller mit Hilfe des Feedbacks von "Fans" entwickelt wurde. Im Test prüfen wir, ob die "Fan Edition" wirklich liefert, was ein gutes Smartphone ausmacht.
- Samsung kopiert den Ansatz des iPhone 11
- Der Vergleich: Galaxy S20 vs. Galaxy S20 FE
- Sind die Downgrades ein Deal Breaker?
- Wie gut ist die Kamera des Galaxy S20 FE?
- Fazit: Die Nutzer haben Recht
Als Samsung im Frühjahr seine High-End-Smartphones der Galaxy-S20-Reihe auf den Markt brachte, stand die Welt am Beginn eines umfassenden wirtschaftlichen Lockdowns. Die Bereitschaft, in dieser Situation rund 1.000 Euro für ein neues Mobiltelefon auszugeben, dürfte bei vielen Nutzern nicht allzu groß gewesen sein. Auch als Reaktion darauf erscheint nun, rund sieben Monate später, das Samsung Galaxy S20 FE – ein Gerät, das laut Hersteller mit Hilfe des Feedbacks von Samsung-Usern entwickelt wurde. Daher der Namenszusatz FE, der für "Fan Edition" steht.
Natürlich wollte ich wissen, was für ein Smartphone herauskommt, wenn ein Hersteller tatsächlich einmal auf das Feedback seiner Kunden hört, und habe mir das Galaxy S20 FE in der 5G-Variante mit Snapdragon-Prozessor für einen Test geschnappt.
Samsung kopiert den Ansatz des iPhone 11
Samsung verfolgt beim Galaxy S20 FE den gleichen Ansatz wie Apple bei seinen Modellen iPhone XR und iPhone 11: Das Smartphone soll ein High-End-Gerät für preisbewusstere Kunden sein. Dafür konzentriert sich der Hersteller auf die Kernfeatures, die ein gutes Oberklasse-Handy im Jahre 2020 ausmachen, und verzichtet auf einige Funktionen, die in den Augen vieler Nutzer ohnehin purer Luxus sein dürften.
Der Vergleich: Galaxy S20 vs. Galaxy S20 FE
Das Galaxy S20 FE weist viele Gemeinsamkeiten zum Galaxy S20 und S20+ auf, es gibt aber auch Unterschiede auf. Zur besseren Einordnung verlinke ich an dieser Stelle meinen Test des Galaxy S20+ vom April. Im Folgenden gehe ich auf die wichtigsten Dinge ein, die Samsung beim FE verändert hat.
1. Die Verarbeitung
Da wäre zunächst die Verarbeitung: Die anderen Modelle der Galaxy-S20-Reihe haben eine Rückseite aus Glas, beim S20 FE setzt Samsung auf eine matte Kunststoffabdeckung. Die fühlt sich aber gut an und bietet auch ansonsten keinerlei Nachteile. Beim Frontglas handelt es sich um Gorilla Glas 3 im Gegensatz zum stabileren Gorilla Glas 6 beim Standard-S20.

2. Das Display
Beim AMOLED-Display hat Samsung die Größe von 6,5 Zoll gewählt, womit das Galaxy S20 FE zwischen dem S20 (6,2 Zoll) und dem S20+ (6,7 Zoll) liegt. Der Screen unterstützt eine Bildwiederholfrequenz von bis zu 120 Hertz und löst mit 2.400 x 1.080 Pixeln auf. Die Pixeldichte fällt damit zwar geringer aus als beim S20 und S20+, sorgt aber für ein gestochen scharfes Display. Auch die maximale Helligkeit erreicht nur etwa zwei Drittel des Niveaus der anderen S20-Modelle. Ein weiterer Unterschied: Der Screen beim S20 FE ist flach und nicht an den Seiten ums Gehäuse gebogen.
3. Der Fingerabdrucksensor
Der Fingerabdrucksensor ist wie bei den anderen Geräten der S20-Reihe direkt ins Display integriert. Allerdings handelt es sich nicht wie bei Schwestermodellen um einen Ultraschall-Sensor, sondern nur um eine optische Erkennung. Die funktionierte bei mir in den ersten 24 Stunden der Nutzung noch etwas unzuverlässig, mittlerweile aber tadellos.
4. Der Akku
Der Akku des Galaxy S20 FE ist mit 4.500 mAh groß und hielt während meines Tests problemlos zwei Tage bei moderater Nutzung durch. Bei intensiver Verwendung sollte eine volle Ladung für einen kompletten Tag ausreichen. Ich habe ja die 5G-Version mit dem Snapdragon-Prozessor getestet und konnte eine merklich längere Laufzeit als beim Galaxy S20+ (4.500 mAh) und Galaxy Note 20 Ultra (4.300 mAh) feststellen, die beide von einem Exynos 990 angetrieben werden.

5. Der Prozessor und der Speicher
Das Galaxy S20 FE wird in zwei Varianten angeboten. Die LTE-Version ist mit dem Prozessor Exynos 990 ausgestattet, der auch die anderen europäischen S20-Modelle antreibt. Der Chip ist nach wie vor schnell, zählt aber nicht zu den energieeffizientesten Smartphone-Prozessoren. Die 5G-Version des Smartphones arbeitet dagegen mit dem Snapdragon 865, der minimal schneller und merklich effizienter ist. In diesem Bereich gibt es also ein kleines Upgrade gegenüber den anderen S20-Geräten zu verzeichnen. Beim Arbeitsspeicher allerdings ein kleines Downgrade von 8 auf 6 GB RAM.
6. Die Kameras
Die vielleicht größten Unterschiede gibt es beim Kamera-Set-up. Technisch hat Samsung die Hauptkamera des Galaxy S20 FE im Vergleich zum S20 und S20+ ordentlich abgespeckt. Zwar gibt es die gleichen 12-Megapixel-Sensoren für Hauptlinse und Ultraweitwinkeloptik wie bei den Schwestermodellen, aber für die Telelinse hat Samsung den 64-Megapixel-Sensor gegen einen 8-Megapixel-Sensor getauscht. Bei der Frontkamera setzt Samsung auf einen 32-Megapixel-Sensor, das ist wiederum ein klares Upgrade im Vergleich zu den 10 Megapixeln der anderen S20-Modelle.

Sind die Downgrades ein Deal Breaker?
Die Frage, ob die Veränderungen und Downgrades, die Samsung beim Galaxy S20 FE vorgenommen hat, ein Deal Breaker sind, muss jeder für sich selbst beantworten. Mich haben sie während meines Tests überhaupt nicht gestört. Die verringerte Display-Auflösung nehme ich im Alltag nicht wahr, die Kunststoffrückseite stört mich nicht, zumal ich Smartphones, wenn ich sie privat nutze, ohnehin eine Schutzhülle anlege.
Vom kleineren Arbeitsspeicher habe ich im Alltag ebenfalls nichts gemerkt. Für mein Nutzungsverhalten macht es keinen Unterschied, ob ein Smartphone 6, 8 oder sogar 12 GB RAM hat. Der Wechsel auf den Snapdragon-Prozessor im 5G-Modell machte sich im Alltag positiv bemerkbar. Die Akkulaufzeit des Galaxy S20 FE war in der Testphase deutlich besser als die des Galaxy S20+, obwohl ich seinerzeit nur die 4G-Version getestet hatte.

Aufgrund der noch geringen Verfügbarkeit war ich allerdings nie lange in 5G-Netzen unterwegs und kann keine belastbare Aussage dazu treffen, ob dauerhafter 5G-Empfang den Akku übermäßig belastet. Mag sein, dass der Akku stärker beansprucht wird, sobald 5G wirklich flächendeckend verfügbar ist.
Unterm Strich hatte ich mit dem Galaxy S20 FE sogar ein besseres Nutzungserlebnis als mit den anderen Geräten der S20-Reihe. Das größte Downgrade habe ich bei der Kamera wahrgenommen.
Wie gut ist die Kamera des Galaxy S20 FE?
Die Kamera ist der Bereich, in dem Samsung bei der "Fan Edition" am deutlichsten den Rotstift angesetzt hat. Das klingt aber schlimmer, als es tatsächlich ist. Das Galaxy S20 FE besitzt wie seine Schwestermodelle ein unheimlich vielseitiges Kamera-Set-up aus drei Linsen und liefert eine konsistent gute Fotoqualität über alle drei Sensoren hinweg. Lediglich bei Ultraweitwinkelaufnahmen hat mich die sichtbare Verzerrung der Motive an den Rändern etwas gestört. Beim S20+ gab es das in dieser Ausprägung nicht.

Das Umschalten zwischen der Standard-Linse, dem Ultraweitwinkelobjektiv und der Zoom-Optik klappt nahtlos, zudem stehen zahleiche Software-Features wie der sehr gute Nachtmodus, die Single-Take-Funktion und die Super-Slow-Motion mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde für Videoaufnahmen zur Verfügung und funktionieren tadellos. Einige wenige Funktionen fehlen hingegen. So ist es beispielsweise anders als beim Standard-S20 nicht möglich, im Live-Fokus-Modus die Zoomstufe zu ändern.
Die Hauptkamera knipst tolle Bilder mit hohem Dynamikumfang, guter Schärfe und einer weitgehend natürlichen Farbdarstellung, auch wenn das Gerät eher zu viel als zu wenig Sättigung bietet. Das Galaxy S20 FE erreicht zwar nicht ganz das Niveau der anderen S20-Modelle oder des iPhone 11 Pro, kommt aber sehr nahe heran. Das gilt nicht nur für Fotos, sondern auch für Videoaufnahmen, bei denen Samsung seine Stärken wie den cineastischen Look und die gute Bildstabilisierung ausspielen kann.
Der Verzicht auf den 64-Megapixel-Sensor von S20 und S20+ wirkt sich sowohl auf Video als auch auf Fotos aus – allerdings nicht so stark, wie vielleicht befürchtet. Ohne den hochauflösenden Sensor sind unter anderem Aufnahmen in 8K-Auflösung nicht möglich, was für die allermeisten Nutzer aber sicherlich zu verschmerzen ist. Das Galaxy S20 FE beherrscht jedoch weiterhin die branchenüblichen 4K mit 60 Bildern pro Sekunde.
Der dreifache optische Zoom funktioniert mit dem 8-Megapixel-Sensor problemlos. In höheren Zoomstufen jenseits der zehnfachen Vergrößerung verwandeln sich die Bilder jedoch zunehmend in Pixelmatsch, das ist aber auch beim 64-Megapixel-Sensor des S20 ein Problem. Das S20 FE beherrscht sogar einen 30-fachen Hybridzoom – wirklich brauchbare Fotos kann der kleine Sensor bei dieser Vergrößerung aber nicht liefern.

Die Selfie-Kamera auf der Vorderseite verfügt über einen hochauflösenden 32-Megapixel-Sensor, es gibt jedoch das Problem, dass die Bildsoftware Gesichter recht stark nachbearbeitet und glättet – selbst dann, wenn die entsprechende Funktion abgeschaltet ist. Gut finde ich, dass die Frontkamera zwei voreingestellte Zoomstufen bietet.
Fazit: Die Nutzer haben Recht
Mit dem Galaxy S20 FE beweist Samsung, dass es nicht immer die absoluten High-End-Features sein müssen, um ein High-End-Feeling zu erzeugen. Mir persönlich sind die Abstriche, die ich bei dem Gerät im Vergleich zu seinem Schwestermodellen machen muss, im Alltag überhaupt nicht negativ aufgefallen. Im Gegenteil: Die bessere Akkulaufzeit des Snapdragon-Modells empfinde ich als einen echten Zugewinn – auch im Vergleich mit vielen anderen Konkurrenten. Meine Vorstellungen von einem guten Smartphone decken sich offenbar mit dem Nutzerfeedback, dass Samsung in die "Fan Edition" hat einfließen lassen.
Samsung bietet das Galaxy S20 FE in einer LTE-Version und einer 5G-Variante an. Beide unterscheiden sich ebenfalls beim verbauten Prozessor: Das LTE-Modell nutzt wie die anderen Galaxy-S20-Geräte in Europa den Exynos 990, während im 5G-Modell der Snapdragon 865 zum Einsatz kommt. Für unseren Test hatten wir lediglich die 5G-Version zur Verfügung.
Die geringen Abstriche bei der Kamera des Galaxy S20 FE sind verschmerzbar – vor allem im Hinblick auf den aufgerufenen Preis, der je nach Ausstattung zwischen rund 630 und 730 Euro liegt. Das Galaxy S20 FE ist somit günstiger als das Huawei P40 Pro und erst recht als das Phone 11 Pro, schneidet aber nicht viel schlechter ab.

Es sind also nur Kleinigkeiten, auf die Nutzer beim Galaxy S20 FE im Vergleich zu einem "echten" Flaggschiff verzichten müssen. Dafür liegt der Preis deutlich unter der 1.000-Euro-Marke, und wer etwas Geduld hat und auf den ein oder anderen Sale warten kann, bekommt die "Fan Edition" möglicherweise als richtig guten Deal. Als Fazit kann ich allen Herstellern nur einen Tipp geben: Hört auf eure Fans!
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Modernes Design | - 30-facher Zoom ist Spielerei |
+ 120-Hz-Display | - LTE-Modell mit Exynos-Prozessor |
+ Gute Akkulaufzeit (5G-Modell) | - Nur 15-Watt-Netzteil dabei |
+ Optional mit 5G-Modem | - Selfie-Cam zeichnet Gesichter weich |
+ Flexible Kamera |