Das Samsung Galaxy S21 Ultra muss sich im Test nicht nur den hohen Erwartungen, sondern auch den Schwächen des Vorgängers stellen. Obwohl das Gerät in fast allen Bereichen abliefert, gibt es neuen Diskussionsbedarf.
- Ein neues und besseres Design
- Das Display entfaltet sein ganzes Potenzial
- Feinste Hardware für höchste Leistung
- Akku, Laden und Laufzeit
- Mobiler Fotoapparat mit Spaßfaktor
- Filmen wie ein Filmemacher?
- Was sonst noch wichtig ist
- Fazit: Endlich ist das "Ultra" gerechtfertigt
Als Samsung 2020 das futuristisch anmutende Galaxy S20 Ultra präsentierte, war das Interesse groß. Doch die Begeisterung ebbte recht schnell ab. Denn trotz seiner beeindruckenden Technik fühlte sich das Smartphone, das die Speerspitze der Technik symbolisieren sollte, noch etwas unrund an. Zehn Monate später wagen die Südkoreaner mit dem Galaxy S21 Ultra einen neuen Anlauf und diesmal – soviel lässt sich das Testfazit vorwegnehmen – überzeugt das Topmodell der Galaxy-S21-Serie.
Ein neues und besseres Design
Im Vergleich zum Vorgänger hat Samsung dem Galaxy S21 Ultra an allen Ecken und Enden Feinschliff spendiert. Das zeigt sich bereits beim Design: Das beim Vorgänger üppige Kameramodul wirkt beim neuen Gerät nicht mehr wie aufgepfropft, sondern geht an den Seiten direkt in den Rahmen über. Hinzu kommt eine matte Glasoberfläche auf der Rückseite, die keine Angriffsfläche für Fingerabdrücke bietet.

Auf der Vorderseite sitzt ein 6,8-Zoll-großes Display mit einem Seitenverhältnis von 20:9. Im Gegensatz zu früheren Galaxy-S-Modellen verzichtet Samsung beim S21 Ultra auf ein Edge-Display, bei dem die seitlichen Ränder nach außen gebogen sind. Das Frontglas des neuen Flaggschiffs bietet nur noch einen ganz leichten und kaum wahrnehmbaren Schwung nach außen. Statt zu Fehleingaben zu verleiten, verbessert er die Handlichkeit.
Insgesamt wirkt das Galaxy S21 Ultra optisch und auch haptisch deutlich hochwertiger als sein Vorgänger. Mit seiner Größe und seinem Gewicht von 227 Gramm ist es zwar nicht unbedingt ein Telefon für kleine Hände, es liegt aber beispielsweise besser in der Hand als das iPhone 12 Pro Max, das fast vier Millimeter breiter ist und nicht über abgerundete seitliche Ränder verfügt.
Das Display entfaltet sein ganzes Potenzial
Für mobile Inhalte gibt es derzeit kein besseres Display als das des Samsung Galaxy S21 Ultra. Technisch baut der Hersteller hier auf dem auf, was sich im Vorgängermodell bewährt hat. Der Screen bietet mit 3.200 x 1.440 Pixeln exakt dieselbe Auflösung und unterstützt ebenfalls die optionale Wiedergabe mit 120 Hertz. Anders als noch beim S20 Ultra, das 120 Hertz nur in Full HD darstellen konnte, kannst Du die hohe Framerate nun auch bei voller Auflösung nutzen.
Samsung lässt den Nutzern grundsätzlich die Wahl zwischen 60 Hertz und einer adaptiven Bildwiederholrate, die sich je nach angezeigtem Inhalt automatisch anpasst. Dadurch kann die Wiederholrate bei statischen Inhalten auf bis zu 10 Hertz abgesenkt werden, was den Energieverbrauch entsprechend drosselt. Beim schnellen Scrollen oder in Spielen ruft das Galaxy S21 Ultra hingegen die vollen 120 Hertz ab. Unterm Strich läuft das Gerät im 60-Hertz-Modus immer noch sparsamer, das bessere Nutzungsgefühl gibt es jedoch im adaptiven Modus. Die hohe Bildwiederholrate sorgt für ein geschmeidiges und ruckelfreies Bedienungserlebnis.

Ansonsten liefert Samsung wieder ein AMOLED-Display der absoluten Oberklasse mit knackigen Farben, tollen Kontrasten und einer maximalen Helligkeit von unglaublichen 1.500 Nits. Selbst bei deutlicher Sonneneinstrahlung bleibt der Screen damit gut ablesbar. Auch einer eindrucksvollen HDR-Darstellung ist die hohe Helligkeit zuträglich.
Neben dem Display wissen die verbauten Lautsprecher zu überzeugen. Das Stereo-Setup malt ein überraschend sattes Klangbild und ist einem Oberklasse-Smartphone definitiv würdig. Kopfhörer sind im Lieferumfang des Gerätes nicht enthalten.
Feinste Hardware für höchste Leistung
Mit dem Galaxy S21 Ultra erhalten Nutzer ein Smartphone, das ohne Wenn und Aber in der Flaggschiff-Klasse angesiedelt ist. Die Performance für Spiele, Bildbearbeitung oder Augmented-Reality-Anwendungen lässt dank des Prozessors vom Typ Exynos 2100 keine Wünsche offen. Anders als beim Vorgänger fällt der neue 5-Nanometer-Chip aus dem Hause Samsung leistungsmäßig gegenüber der Konkurrenz nicht merklich ab. In Kombination mit dem 120-Hertz-Display ergibt sich hier ein ungemein flüssiges Nutzungserlebnis.

Auf dem Prozessormodul sitzt von Haus aus auch ein 5G-Modem für die Nutzung des neuesten Mobilfunk-Standards. Dabei werden alle in Deutschland genutzten Frequenzbänder unterstützt. Voraussetzung ist neben dem passenden Mobilfunkvertrag aber vor allem auch der Netzausbau seitens der Betreiber. Hier ist das Galaxy S21 Ultra dem aktuellen Status Quo der deutschen Mobilfunknetze weit voraus.
An Speicherausstattungen bietet Samsung Modelle mit 128, 256 und 512 GB an superschnellem UFS-3.1-Speicher an. Anders als bei früheren Modellen der Galaxy-S-Reihe gibt es beim S21 Ultra jedoch keinen Slot für Micro-SD-Karten mehr. Der Speicher lässt sich demnach nachträglich nicht mehr erweitern, weshalb Käufer direkt darüber nachdenken sollten, wie viel Datenspeicher sie für ihr Nutzungsverhalten voraussichtlich benötigen werden. Der Arbeitsspeicher ist mit 12 bzw. 16 GB RAM (für das 512-GB-Modell) in jedem Fall üppig dimensioniert und erzeugt in der Alltagsnutzung keinerlei Flaschenhals.
Akku, Laden und Laufzeit
Abgerundet wird das Paket von einem fetten 5000-mAh-Akku. Der unterstützt Schnellladen mit bis zu 25 Watt und Wireless-Charging mit bis zu 15 Watt. Ähnlich wie beim iPhone 12 ist im Lieferumfang des Smartphones jedoch kein Netzteil mehr enthalten. Wer kann, verwendet einen alten Netzstecker, alle anderen müssen ein separates Netzteil erwerben. Einige Nutzer wird das nicht stören, andere werden sich darüber richtig ärgern.

Bei der Ladegeschwindigkeit ist die Konkurrenz schon weiter. Das Oppo Reno4 Pro lädt mit 65 Watt beispielsweise deutlich schneller und selbst der Vorgänger, das Galaxy S20 Ultra, ließ sich optional mit bis zu 45 Watt aufladen. Warum Samsung in diesem Bereich abgespeckt hat, ist nicht bekannt. Möglicherweise befürchtet Samsung einen schnelleren Akkuverschleiß durch die rasante Ladetechnik.
Im Gegensatz zum Vorgänger fällt diesmal allerdings die Laufzeit wirklich positiv aus. Bei alltäglicher Nutzung sollten die 5.000 mAh auf jeden Fall für einen vollen Tag ausreichen und noch genügend Reserven für eine lange Nacht oder den nächsten Morgen haben. Wer sein Galaxy S21 Ultra etwas moderater nutzt, die Auflösung auf Full HD reduziert und vielleicht nur 60 statt 120 Hertz an Bildwiederholrate braucht, kann durchaus noch einen zweiten Tag aus dem Gerät quetschen.
Mobiler Fotoapparat mit Spaßfaktor
Filmen und Fotografieren macht mit dem Galaxy S21 Ultra besonders viel Spaß. Auch im Bereich Kamera setzt Samsung vor allem auf die Evolution der Technik aus dem Vorgängermodell, hat diese jedoch an einigen entscheidenden Stellen verfeinert. Das Ergebnis kann auf breiter Front überzeugen.

Wie schon im letzten Ultramodell kommt auch hier ein 108-Megapixel-Sensor mit einer f/1.8-Blende zum Einsatz. Daneben gibt es eine 12-Megapixel-Optik für Ultraweitwinkelaufnahmen und gleich zwei Zoom-Objektive mit jeweils einem 10-Megapixel-Sensor. Nummer eins schafft eine dreifache optische Vergrößerung, während Nummer zwei sogar einen verlustfreien zehnfachen Zoom erlaubt. Das ermöglicht schicke Zoom-Aufnahmen, an denen sich die meisten anderen Smartphones die Zähne ausbeißen.
Digital schafft das Gerät sogar einen 100-fachen Zoom. Die Bilder, die dabei herauskommen, sind jedoch so stark verpixelt, dass sie nicht mehr überzeugen können. Dieser sogenannte Space-Zoom ist damit wie schon beim Vorgänger vor allem eine Spielerei. Immerhin fällt es nun leichter, die Kamera auf ein weit entferntes Objekt zu fokussieren, weil das S21 Ultra über einen Subject-Locking-Modus verfügt, der den Fokus automatisch auf das entsprechende Objekt richtet.
Grundsätzlich wirkt das Kamerasetup des Galaxy S21 Ultra stimmig. Auch die Ergebnisse, die von den einzelnen Linsen erzielt werden, wirken in Farbton und Stil konsistent. Im Detail offenbaren sich aber dennoch Unterschiede. So fällt etwa die 10-fach-Optik aufgrund der verwendeten f/4.9-Blende bei schwachen Lichtverhältnissen deutlich ab und produziert stark verrauschte Bilder. Die Hauptlinse produziert mit ihrem 108-Megapixel-Sensor die besten Fotos. Die wirken scharf und bieten gute Kontraste sowie satte Farben.
Im Gegensatz zum letztjährigen Galaxy S20 Ultra gibt es diesmal einen Laser-Autofokus, der sehr viel schneller und zuverlässiger arbeitet als der Fokus des Vorgängermodells. Geschraubt wurde auch am Nachtmodus, der sich jetzt ungefähr auf dem sehr hohen Niveau der Huawei-Flaggschiff-Smartphones bewegt. Letzteres gilt aber nur für Aufnahmen mit der Hauptlinse. Mit den anderen Optiken nimmt die Qualität von Nachtaufnahmen sichtbar ab. Selbst die Frontkamera – obwohl technisch mit der aus dem Vorjahr identisch – knipst in diesem Jahr schönere Selfies und fragt die Nutzer, ob sie einen natürlichen oder einen digital aufgehellten Look bevorzugen.

Obendrein gibt es wieder einen Pro-Modus, eine automatische Szenenerkennung für entsprechende Filter, einen Portraitmodus und die Option, Fotos im RAW-Format zu speichern.
Filmen wie ein Filmemacher?
Gefeilt hat Samsung auch an der Videofunktion des Smartphones. Hier lassen sich ebenfalls alle vier Hauptlinsen und die Frontkamera nutzen und alle filmen auf Wunsch in Ultra HD mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde und guter Bildstabilisierung. Neu ist die sogenannte Regieansicht, die gleichzeitig die Perspektiven von vier der fünf verbauten Linsen (der Zehnfach-Zoom fehlt hier) anzeigt und die Nutzer jederzeit hin und her schalten lässt. Das ist nicht nur technisch beeindruckend, sondern auch praktisch. Wer es noch professioneller angehen möchte, findet im Pro-Modus alle möglichen Einstellungsmöglichkeiten von Verschlusszeiten über Weißabgleich bis hin zu Fokuseinstellungen.

Für Fans von Vlogs, Instagram, TikTok und Co. gibt es zudem einen Modus für Hochformat-Videos, in dem sich spezielle Hintergrundeffekte direkt einstellen lassen. Außerdem gibt es Hyperlapse und die Möglichkeit, Super-Slow-Motion-Aufnahmen mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde zu machen.
Mit seiner Vielseitigkeit und den Möglichkeiten, die der Pro-Modus für Kenner bereithält, gehört das Galaxy S21 Ultra auch im Video-Bereich zu den stärksten Smartphones auf dem Markt.
Was sonst noch wichtig ist
Wie alle Modelle seit dem Galaxy S7 ist auch das Galaxy S21 Ultra nach dem Industriestandard IP68 gegen Staub und Wasser geschützt. Zum biometrischen Entsperren steht zudem ein Ultraschall-Fingerabdrucksensor zur Verfügung, der ins Display integriert ist. Der fällt rund 77 Prozent größer aus als noch im Vorgänger und funktioniert damit noch besser.

Ein spezielles Feature ist die Unterstützung des S Pen. Das Galaxy S21 Ultra ist das erste Samsung-Smartphone, dass den aus der Note-Serie bekannten Eingabestift mit all seinen über 4.000 Druckstufen erkennt. Einen passenden Stift samt Stift-Case will Samsung in Zukunft anbieten. Aktuell lassen sich jedoch auch ältere S Pens aus der Galaxy-Note-Serie oder von Samsung-Tablets mit dem Galaxy S21 Ultra verwenden.
Fazit: Endlich ist das "Ultra" gerechtfertigt
Das Samsung Galaxy S21 Ultra ist ein Smartphone der High-End-Klasse mit einer fast unüberschaubaren Anzahl an Features, von denen die allermeisten auch sehr gut umgesetzt sind. Anders als das Vorgängermodell, das an vielen Stellen noch unfertig und überambitioniert wirkte, ist das neue Flaggschiff eine runde und vollendete Angelegenheit.
Wer vom hohen Preis nicht abgeschreckt ist, bekommt hier technisch fast durch die Bank das Allerfeinste geboten, was der Markt derzeit zu bieten hat. Neben kleineren Schwächen, wie der im Vergleich zu chinesischen Konkurrenz geringeren Ladegeschwindigkeit, sorgt vor allem das fehlende Netzteil für neuen Diskussionsstoff. Samsung spielt dabei wie Apple die Umweltkarte, bürdet einigen Kunden jedoch damit zusätzliche Kosten auf. Der Umstand sollte allerdings nicht verdecken, dass das Smartphone-Jahr 2021 dank Galaxy S21 Ultra mit einem echten Paukenschlag startet.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Starke Performance | - Hohe UVP |
+ Referenz-Display | - Kein SD-Karten-Slot |
+ Sehr gute Fotokamera | - Kein beiliegendes Netzteil |
+ Tolle Videokamera | - Laden "nur" mit 25 Watt |
+ Extrem viele Features |