Endlich ein richtiges Next-Gen-Smartphone! So mein Eindruck nach dem Test des Galaxy S22 Ultra. Es ist gleichzeitig Samsungs neues Note, da der Hersteller die Note-Reihe eingestellt hat. Doch egal, wie es heißt: Das S22 Ultra hat sich als Flaggschiff erwiesen, das ein echtes Upgrade von meinem Galaxy Note 9 darstellen würde – und das mich mehr begeistern konnte als das Google Pixel 6 Pro.
- Design: Ohne Schnickschnack
- Display: Besser als OLED-TVs
- Technik & Ausstattung: Alles an Bord & S Pen
- Kameras & Sound: Zoomkönig
- Fazit & Alternativen: Das Next-Gen-Note
Design: Ohne Schnickschnack

Das Galaxy S22 Ultra setzt das Design der Galaxy Note-Serie fort und geht den nächsten Schritt in Richtung Minimalismus: Das Handy wirkt in meiner großen Hand wie ein kantiges, zweckmäßiges Brett, ein Klotz von einem Smartphone ohne jede Verzierung, ohne Farben, Striche oder Muster. Bei einer anderen Gelegenheit erinnert es mich an eine Tafel Schokolade, aber vielleicht nur wegen meiner Diät. Samsung scheint sagen zu wollen: "Das ist ein praktisches Gerät, das nützliche Dinge tut. Es hat ein Display, es hat Kameras. Was willst Du mehr?"

In einem früheren Beitrag zur Ankündigung des Galaxy S22 Ultra hatte ich das Kameradesign auf der Rückseite mit dem des LG Velvet verglichen. Wenn ich das Testgerät jetzt anschaue, bekomme ich eher den gegenteiligen Eindruck. Die Kameras des Velvet werden von oben nach unten kleiner, als würde ein Regentropfen an der Rückseite hinunterfließen oder als würde das Smartphone weinen. Dagegen versammelt das Galaxy S22 Ultra auf der linken Seite drei gleich große Kameras untereinander, rechts daneben finden sich zwei weitere mit einem Blitz dazwischen. Ein auf Symmetrie und Funktionalität getrimmtes Design ohne Tropfen und Tränen.
Ein Haken: Aufgrund der herausstehenden Kameras liegt das Handy nicht plan auf dem Tisch. Das Schreiben mit dem S Pen wird dadurch erschwert und Du kommst um eine Hülle kaum herum.

Das 6,8 Zoll große, fast randlose Display ist zur rechten und linken Seite hin geringfügig gekrümmt. Während Display und Rückseite vom neuen "Victus+"-Schutzglas gesichert werden, besteht der Rahmen aus "Armor Aluminium". Wie gewohnt ist das neue Galaxy gemäß dem Standard IP68 gegen eindringendes Süßwasser geschützt. Es ist also vor Regen sicher und übersteht auch ein ungewolltes Abtauchen in eine Pfütze.
Den Eingabestift S Pen kannst Du aus der Unterseite links herausziehen. Er ist genauso groß wie der S Pen in meinem Galaxy Note 9, hat aber eine griffigere Oberfläche. Das Smartphone selbst rutscht weniger leicht aus der Hand als das Google Pixel 6 Pro, aber eine Hülle empfehle ich trotzdem.
Fazit: Das minimalistische No-Nonsense-Design dürfte viele Freunde finden. Herausstehende Kameras und eine Glasrückseite sind für die Stiftbedienung auf dem Tisch aber nicht optimal, hier bietet sich eine Hülle an.
Display: Besser als OLED-TVs

Das 6,8 Zoll große AMOLED-Display des Galaxy S22 Ultra ist auf mehreren Ebenen überwältigend: Überwältigend im Vergleich zum AMOLED-Display meines Galaxy Note 9, überwältigend im Vergleich zum AMOLED-Screen des neuen Galaxy Tab S8 Ultra und in puncto Kontrastumfang auch überwältigend im Vergleich zu sämtlichen OLED-Fernsehern, die derzeit auf dem Markt sind.
Die Spitzenhelligkeit für HDR-Highlights von 1.750 Nits ist der Hauptgrund dafür, dass beim Display des S22 reihenweise die Kinnladen herunterklappen. Diese große Zahl klingt vielleicht wie eine Info für Nerds, nach Marketing oder gar überflüssig. Aber tatsächlich ist es eine technische Errungenschaft, die HDR-Inhalte noch eindrucksvoller aussehen lässt als auf bisherigen OLED-Displays.
Wer jetzt denkt: "Mein altes Display ist hell genug für draußen", denkt am Kern der Sache vorbei. Mit hellem Sonnenlicht hat ohnehin kein aktuelles Flaggschiff Schwierigkeiten. Die höhere Spitzenhelligkeit verbessert vielmehr den Kontrastumfang des Displays für HDR-Inhalte.

Es geht um weit mehr als HDR-Highlights wie die leuchtende Sonne – alles sieht in HDR auf dem S22 Ultra-Bildschirm natürlicher und eindrucksvoller aus. HDR ist ein Spektrum, eine Bandbreite an Helligkeits- und Farbabstufungen. Und das S22 Ultra ist der neue HDR-Meister unter den Smartphones. Leider können wir das in unserem Test nicht gut illustrieren, Du müsstest es selbst ausprobieren.
Ein Versuch: Screenshots aus einem "Horizon Forbidden West"-HDR-Video vom Galaxy Note 9, Galaxy Tab S8 Ultra und vom Galaxy S22 Ultra. In dieser Reihenfolge steigt die Qualität der HDR-Leistung der Geräte. Lasse Dich nicht vom knalligen und auf den ersten Blick hübscheren Look des Note 9-Screenshots beirren und achte auf die Erläuterungen in den Bildunterschriften. Der knallige Look spricht in diesem Fall für ein "flacheres Bild" mit geringerem Kontrastumfang. Auf dem Display selbst betrachtet sieht das S22 Ultra-Bild am besten aus. Wer also gern Filme und Serien in bestmöglicher Qualität auf dem Smartphone schaut, ist beim Galaxy S22 Ultra an der richtigen Adresse.
Dank einer Auflösung von 3.080 x 1.440 Pixeln ist das Display scharf genug, um kleinste Details klar darzustellen. Ein weiteres Highlight ist die dynamische Bildwiederholrate von 120 Hertz. Sie sorgt zum Beispiel beim Scrollen durch Websites für eine ruckelfreie Bedienung und eine schärfere Darstellung. Neben der schnelleren Internetverbindung tragen auch die 120 Hertz zu einer deutlich angenehmeren Surf-Erfahrung bei. Vor allem im Vergleich zum Galaxy Note 9 und anderen 60-Hertz-Smartphones.
Ärgerlich: Auch auf dem Testgerät konnte ich das im Internet berüchtigte Displayproblem nachvollziehen, bei dem in der vollen WQHD-Auflösung im "natürlichen" Farbmodus gelegentlich eine verpixelte Linie auftaucht. Bei mir hat sich das Display sogar gelegentlich abgeschaltet. Ein kommender Patch soll das Problem beheben.
Fazit: Das Display ist scharf, hell und bei der HDR-Darstellung konkurrenzlos. Aktuell taucht unter bestimmten Umständen ein Darstellungsfehler auf, den Samsung mit einem Update beheben will.
Technik & Ausstattung: Alles an Bord & S Pen

In Benchmarks erreicht das S22 Ultra mit seinem Exynos-2200-Chip eine ähnliche Leistung wie andere aktuelle Android-Flaggschiffe. Der Snapdragon 8 Gen1 ist etwas schneller, der Apple A15 in den iPhone 13-Modellen deutlich schneller unterwegs.
Mit dem grafisch anspruchsvollen Rollenspiel "Genshin Impact" zeigt sich das Galaxy S22 Ultra im Test gefordert. Eine geringe Bildwiederholrate mit Rucklern und Framedrops ist die Folge. "PUBG New State" hingegen ist mit maximalen Einstellungen gut spielbar. Über das heiße Thema App-Drosselung erfährst Du mehr in meiner News zum Thema. Das Galaxy S22 Ultra scheint davon nicht betroffen zu sein, es kann offenbar die volle Prozessorleistung abrufen.
Das Galaxy S22 Ultra ist mit maximal 12 GB Arbeitsspeicher erhältlich, das S21 Ultra 5G-Topmodell bekam noch 16 GB spendiert. Das stört manche – für die Praxis ist es allerdings irrelevant, da Smartphones so viel Arbeitsspeicher zurzeit nicht benötigen.

Ansonsten liegt alles auf High-End-Niveau: Es gibt Wi-Fi 6E und 5G für rasantes Internet, Bluetooth 5.2 und einen Ultrabreitbandchip für das Bluetooth-Tracking von Gegenständen mit einem entsprechenden Tag.
Der 5.000-mAh-Akku bringt den Nutzer locker durch den Tag. Leider zeigt ein Test von GSMArena, dass der Akku mit dem optionalen 45-Watt-Netzteil nicht deutlich schneller lädt als mit dem 25-Watt-Ladegerät, das ebenso separat erhältlich ist. Eine bessere Schnellladetechnik wäre wünschenswert.
Im Vergleich zum Galaxy Note 9 hat die Stifteingabe mit dem S Pen große Fortschritte gemacht. Ich habe eine Vorlage zum Ausmalen genutzt, um die Zeicheneigenschaften der beiden S Pens in Samsungs PENUP-App zu vergleichen. Mit dem Galaxy S22 Ultra gelingt das Zeichnen weitaus genauer und direkter. Ich treffe sehr präzise die gewünschte Stelle und kann auch die kleinsten Details einfärben.
Auf dem Galaxy Note 9 male ich öfter versehentlich daneben und die Eingabeverzögerung ist viel länger. Es dauert also etwas, bis der gezeichnete Strich auf dem Display zu sehen ist.
Einen Makel gibt es aber auch beim S22 Ultra: An den Rändern des Displays wird das Zeichnen unvermittelt ungenau und funktioniert weiter zu den gekrümmten Rändern hin gar nicht mehr.

Der S Pen bietet außerdem Bluetooth-Funktionen wie den Einsatz als Kamerafernsteuerung und zum Umschalten von PowerPoint-Folien. Diese funktionieren gut und kommen in bestimmten Situationen gelegen.
Fazit: Das Galaxy S22 Ultra bietet eine Flaggschiff-würdige Ausstattung und den bislang präzisesten S Pen.
Kameras & Sound: Zoomkönig

Das Galaxy S22 Ultra knipst mit allen Kameras gute Bilder mit einem ähnlichen Look. Das ist ein durchaus wichtiges Feature, denn einige Smartphones produzieren mit einer Kamera natürliche, mit einer anderen stark übersättigte oder detailarme Fotos. Beim S22 Ultra fällt nur auf, dass der Kontrastumfang mit den Telefoto- und Ultraweitwinkelkameras etwas besser ist als mit der Hauptkamera, die hier eher durchschnittlich abliefert. Die Bilder wirken generell etwas überverarbeitet und rauschig, was sich aber durch ein Update beheben ließe. Die 40-Megapixel-Selfie-Cam knipst scharfe und detailreiche Fotos.
Im Gegensatz zum Google Pixel 6 Pro verzichtet das Galaxy S22 Ultra auf stark aufgehellte Nachtfotos, sie wirken viel natürlicher. Der Nachtmodus hilft in besonders düsteren Szenen aus, außerhalb davon kann er zur Überbeleuchtung führen.
In diesem Video zeigen wir euch, wie ihr mehr aus den Kameras herausholen könnt:
Die 4K-Videoqualität überzeugt, die Stabilisierung ist top. Wir haben auch ein Video bei Nacht gedreht. Im Gegensatz zu meinem unabhängigen Test des gesamten Smartphones wurde das Video von Samsung unterstützt. Dennoch enthält es authentische Aufnahmen. Die nächtliche Videoqualität kann sich für ein Smartphone sehen lassen. Aber wie zu erwarten kann sie mit Profikameras nicht mithalten.
Die Stereolautsprecher des Galaxy S22 Ultra klingen ordentlich, aber das Galaxy S20 Ultra 5G hatte die besseren. Die Mitten werden zwar verständlich dargestellt – und damit die Stimmen –, aber es mangelt an Bässen und Höhen.
Fazit: Alle Kameras knipsen sehr gute Bilder, ohne dass sie mit einer außergewöhnlichen Qualität auffallen. 4K-Videos und Videostabilisierung sind top. Das Galaxy S20 Ultra 5G hatte die besseren Lautsprecher.
Fazit & Alternativen: Das Next-Gen-Note

Die Galaxy S Ultra-Reihe tritt offiziell die Nachfolge der Galaxy Note-Serie an. Das bestätigte Samsung auf dem MWC 2022 laut Dailian Korea (via Notebookcheck). Und das Galaxy S22 Ultra ist ein würdiger erster Vertreter der neuen alten Note-Serie.
Im Detail gibt es einige Kritikpunkte: Die Lautsprecher sind kein Highlight, die Prozessorleistung spielt nicht ganz oben mit, es gibt zurzeit einen Display-Bug und beim Schnellladen sind einige Konkurrenten an Samsung vorbeigezogen. Dennoch hat mein Ersteindruck bis zum Ende des Tests durchgehalten: Das Galaxy S22 Ultra ist ein fantastisches Gerät. Und es ist das erste Smartphone, das ich als ausreichendes Upgrade im Vergleich zu meinem Galaxy Note 9 empfinde. Die Technik hat endlich so große Fortschritte gemacht, dass ein Umstieg einen bedeutenden Unterschied im Alltag machen würde.

Wäre da nicht der Preis. 1.249 Euro für das günstigste Modell liegen auf Apple-Niveau. Das ist für ein Topgerät mit Android zwar in Ordnung, aber nicht jeder würde so viel Geld für ein Smartphone ausgeben. Das Vorjahresmodell Galaxy S21 Ultra 5G ist zwar mit dem S Pen kompatibel, aber der Stift gehört nicht zum Lieferumfang. Du musst ihn separat kaufen und in einer Hülle unterbringen. Wer damit leben kann: Meinen Kollegen Patrick konnte das S21 Ultra 5G im Test begeistern – und inzwischen ist es günstiger zu haben.
Eine günstigere High-End-Alternative ist das Google Pixel 6 Pro. Es besitzt zwar ein nicht ganz so herausragendes Display, bringt keinen Stylus mit und das Design ist eventuell Geschmackssache, aber es bietet eine ähnlich hohe Fotoqualität. Auf Apple-Seite ist das iPhone 13 Pro Max die rundum starke Flaggschiff-Alternative.
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Das hat mir gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Großartiges Display | - Herausstehende Kameras unpraktisch bei der S Pen-Nutzung |
+ Gute Akkulaufzeit | - Display-Bug |
+ Gute Kameras | - Stereolautsprecher weniger gut als beim Galaxy S20 Ultra 5G |
+ Robust wirkendes Design | - Schnellladen müsste schneller sein |
+ Präziser S Pen |