Das Samsung Galaxy Tab S8+ und das riesige Galaxy Tab S8 Ultra möchten den Android-Tablet-Thron erobern. In unserem Test prüfen wir, ob ihnen das gelingt. Überraschend: Die auf dem Papier ähnlichen Tablets eignen sich für teils sehr unterschiedliche Zwecke.
- Design & Verarbeitung: Die Größe macht den Unterschied
- Displays: Beeindruckende AMOLEDs mit Streaming-Haken
- Technik & Ausstattung: Wie ein Smartphone-Flaggschiff
- Kameras & Sound: Großartige Lautsprecher
- Welches Tablet für wen?
- Fazit: Die Tablet-Könige der Android-Welt
Design & Verarbeitung: Die Größe macht den Unterschied

Äußerlich gleichen sich die Tablets wie ein Ei dem anderen. Das Galaxy Tab S8 Ultra ist mit seinem 14,6-Zoll-Display lediglich spürbar größer, schwerer und stärker in die Länge gezogen als das Galaxy Tab S8+ mit seinem 12,4 Zoll großen Display.
Unsere Testgeräte haben eine Rückseite in der zurückhaltenden Farbe Graphite. Oben links ist jeweils das Samsung-Logo zu sehen, an den Ober- und Unterseiten gibt es schwarze Antennenstreifen. Eine längliche, glatte S Pen-Halterung auf der linken Seite hält den Stylus magnetisch fest, an ihrem Ende ruhen die Kameras in einer ovalen Unterkunft. Im Metallgehäuse sind an den oberen und unteren Rändern jeweils ganze vier Lautsprecher heimisch.

Auch die Vorderseiten sind gleich gestaltet: an den Kanten minimal abgerundete Bildschirme, relativ dünne Ränder und an der rechten Seite die Webcams. Stellst Du die Tablets horizontal für Videomeetings auf, befinden sich die Kameras oben. Hier gibt es einen größeren Unterschied: Das Galaxy Tab S8+ bietet nur eine Webcam beziehungsweise Selfie-Kamera, das Galaxy Tab S8 Ultra hat eine zusätzliche Kamera für Gruppenaufnahmen. Beim größeren Modell kommen die Kameras zudem in einer Notch unter, einer Kerbe, die aus dem Rahmen ins Display übergeht. Ob sie stört, ist subjektiv, mich hat sie beim Medienkonsum nicht gestört.

Die Tablets machen einen sehr stabilen und hochwertigen Eindruck. Sie lassen sich weder verbiegen noch eindrücken – das iPad Air 2020 wirkte auf mich etwas fragiler, das aktuelle iPad Air 5 soll Nutzerberichten zufolge noch empfindlicher sein. Einen Haken gibt es aber: Die Galaxy-Tab-S8-Geräte setzen wie schon das Galaxy Tab S6 auf die magnetische Stifthalterung an der Rückseite, diese Lösung ergibt für mich weiterhin keinen Sinn.

Du kannst das Tablet so nicht transportieren, da sich der Stylus in der Tasche oder durch eine unvorsichtige Berührung leicht lösen könnte. Es ist zwar praktisch, dass der Bluetooth-Stift auf der Rückseite aufgeladen wird, aber in einer Schlaufe oder Hülle wäre er sicherer aufgehoben. Da der Stylus recht groß ist, passt er nicht wie beim Galaxy S22 Ultra direkt ins Gehäuse. So wirkt die magnetische Halterung auf mich wie eine Notlösung und nicht zu Ende gedacht.
Fazit: Die Galaxy-Tab-S8-Geräte sehen fast identisch aus. Beide punkten mit einem modernen Design und stabiler Verarbeitung. Die magnetische Halterung für den S Pen an der Rückseite ist eher unpraktisch.
Displays: Beeindruckende AMOLEDs mit Streaming-Haken
Beide Tablets bieten scharfe AMOLED-Displays mit selbst leuchtenden Pixeln. Das bedeutet perfektes Schwarz und enormen Kontrast. Die in den Optionen wählbare Bildwiederholrate von 120 Hertz sorgt für geschmeidiges Scrollen durch Apps und Websites. Das Display des Galaxy Tab S8+ löst mit 2.800 x 1.752 Pixeln auf, der Bildschirm des Galaxy Tab S8 Ultra mit 2.960 x 1.848 Bildpunkten. Die Pixeldichte ist beim kleineren Modell etwas höher, aber beide Tablets stellen Inhalte scharf dar. Schließlich klebst Du nicht am Bildschirm wie bei Deinem Smartphone.

Die Displayhelligkeit genügt für den Einsatz im Sonnenlicht, das Smartphone Galaxy S22 Ultra hat jedoch ein viel helleres Display als die Tablets. Das schlägt sich auch in der weniger beeindruckenden Darstellung von HDR-Inhalten nieder.
Ärgerlich: Die Streaming-Apps Amazon Video und Disney+ lassen sich mit den Samsung-Tablets nicht in HDR nutzen, wie schon bei meinem Galaxy Tab S4. Das geht nur mit Netflix. Dabei eignen sich große AMOLED-Bildschirme besonders gut für Serien und Filme in HDR, das Feature wäre sicher für viele Nutzer eine der größeren Attraktionen der Geräte. Mit YouTube lässt sich HDR nutzen, aber das ist ein schwacher Trost. Für Fans von HDR-Streaming sind die Tablets also kein großes Kino, wenn ich mir den Seitenhieb erlauben darf.
Abseits dieser softwarebedingten Schwäche beim Medienkonsum machen die Displays mächtig Eindruck. Vor allem Fotos und künstlerische Arbeiten, etwa eigene Kreationen mit dem S Pen, erfahren eine würdige Darstellung mit enormem Kontrast und leuchtenden Farben.
Fazit: Die großen AMOLED-Displays wissen zu beeindrucken. Mehr Streaminganbieter sollten sie auch für HDR-Inhalte nutzbar machen.
Technik & Ausstattung: Wie ein Smartphone-Flaggschiff

Im Inneren beherbergen die Tablets die neueste Technik. Anstelle eines Exynos-Prozessors wie im Galaxy S22 Ultra sorgt der noch schnellere Snapdragon 8 Gen 1 für die Leistung (zum Thema Game Optimizing Service siehe "Welches Tablet für wen?"). Das Galaxy Tab S8+ begnügt sich mit 8 GB Arbeitsspeicher, das Ultra-Modell gibt es mit 8, 12 und sogar 16 GB. Anders als bei Smartphones ergibt die Arbeitsspeicher-Flut hier Sinn, denn so lassen sich mehrere Apps und Browser-Tabs im DeX-Desktop-Modus zügig parallel nutzen.

Die Tablets haben Akkus mit einer anständigen Kapazität, beim Tab S8+ misst er 10.900 mAh, beim Ultra-Modell 11.200 mAh. Die Laufzeit genügt für einen Tag, auch wenn die Tablets keine Langläufer sind. Sie lassen sich mit einem 45-Watt-Ladegerät mit Strom versorgen, das allerdings separat zu erwerben ist. Für zeitgemäße Konnektivität sorgen Bluetooth 5.2 und Wi-Fi 6E, Modelle mit 5G-Modem sind ebenfalls erhältlich. Sehr schön: Du kannst den internen Speicher jeweils mit einer microSD-Karte um bis zu 1 TB erweitern. Bei Smartphones von Samsung ist das lange nicht mehr selbstverständlich.
Fazit: Die Galaxy-Tab-S8-Serie ist so stark und gut ausgestattet wie aktuelle Flaggschiff-Smartphones.
Kameras & Sound: Großartige Lautsprecher

Für Tablets haben die beiden Samsung-Geräte eine erwähnenswerte Kameraausstattung. Das Galaxy Tab S8+ verfügt über eine 13-Megapixel-Hauptkamera sowie eine 6-Megapixel-Kamera für Ultraweitwinkelaufnahmen. Vorn blickst Du in eine 12-Megapixel-Kamera für Selfies und Videokonferenzen. Die Bild- und Videoqualität ist in Ordnung und liegt ungefähr auf dem Niveau aktueller Mittelklasse-Handys.
Das Galaxy Tab S8 Ultra hat eine etwas bessere Kameraausstattung. Es bietet eine 13-Megapixel-Hauptkamera und eine 6-Megapixel-Kamera für Ultraweitwinkelaufnahmen hinten und obendrein zwei Kameras auf der Vorderseite: eine 12-Megapixel-Webcam und eine 12-Megapixel-Kamera für Gruppenaufnahmen. Auch mit diesen Kamera sind schicke Fotos möglich.
Das Galaxy Tab S8+ ist für Musik und Filme mit sehr kräftigen und lauten Quad-Lautsprechern mit ausgeprägtem Stereoeffekt ausgestattet. Medienfans freuen sich über klare Stimmen, einem für ein Tablet starken Bass und Höhen, die nicht übersteuern. Externe Lautsprecher sind nicht unbedingt nötig. Das Galaxy Tab S8 Ultra legt mit einem noch kräftigeren, mächtigen Bass eine Schippe drauf, auch hat es einen räumlicheren Sound. Ich habe meine Stereoanlage in der Küche nicht vermisst.
Fazit: Die Kameras liegen auf dem guten Niveau von Mittelklasse-Handys, die vier Lautsprecher können sogar externe Boxen ersetzen.
Welches Tablet für wen?
Durch Größe, Format und Gewicht ergibt sich, dass sich die beiden sonst so ähnlichen Tablets für unterschiedliche Zwecke eignen. Zum lässigen Surfen im Internet auf der Couch bietet sich das Galaxy Tab S8+ an, das Galaxy Tab S8 Ultra ist dafür zu klobig und schwer. Auf einem Ständer oder in der Tastaturhülle Generell fühlt sich das Galaxy Tab S8 Ultra am wohlsten.
Die Ausnahme: Du legst es auf den Tisch, um darauf mit dem S Pen zu zeichnen. Zum Zeichnen, für Design und Fotobearbeitung ist das Große eine wahre Freude. Der S Pen ist sehr präzise und druckempfindlich, die Striche werden bei stärkerem Druck dicker. Die einzige Einschränkung ist das geringe Angebot an professionellen Android-Apps, das manchen Profis nicht ausreichen könnte.
Für produktive Zwecke eignen sich die Tablets dank DeX-Modus und großen Bildschirmen besser als Smartphones. Mit dem Desktop-Modus DeX kannst Du App-Fenster auf den Displays in verschiedenen Größen nebeneinander darstellen, ähnlich wie bei Windows. Zum Schreiben von Texten, Zeichnen und Bloggen genügt das, aber als Windows-Ersatz wären mehr für den Desktop geeignete Apps nötig – Android-Apps sind schließlich für Smartphones optimiert. Programme wie Google Docs und Tabellen sowie Office 365 lassen sich auf den Tablets jedoch gut nutzen. Ein Windows-Laptop ist für die Produktivität die bessere Wahl, aber für grundlegende Zwecke genügen die Samsung-Tablets.
Schließlich sind die Tablets auch starke Gaming-Maschinen. Sie verfügen zwar ebenfalls über den berüchtigten Game Optimizing Service, der die Leistung in vielen Apps drosselt, doch er lässt sich dank eines Updates deaktivieren. Das klappt in den Einstellungen der Game-Booster-App unter "Labs > Alternative Spielleistungsverwaltung". Nur bei Überhitzung schaltet sich die Drosselung wieder ein. Für Flaggschiff-Geräte wie die Galaxy-Tab-S8-Modelle ist eine Leistungsreduktion ärgerlich, in der Praxis gibt es aber kaum grafisch so anspruchsvolle Games wie "Genshin Impact". Die beliebtesten Spiele laufen auch auf schwächeren Geräten, und Apps brauchen in der Regel nicht viel Rechenpower. Ob Dich die Drosselung stört, hängt also von Deinen bevorzugten Spielen ab.
Zu bedenken ist allerdings: Für das Zocken vieler Android-Spiele ist das Galaxy Tab S8 Ultra zu groß und zu schwer. Es eignet sich besser für das Streamen von Games, etwa via Xbox Game Pass mit verbundenem Bluetooth-Controller. Und für Aufbau- und Strategiespiele wie "Jurassic World: Das Spiel", bei denen das Tablet auf dem Tisch liegenbleiben darf. Das Galaxy Tab S8+ ist auch für andere Android-Games eine gute Wahl.
Fazit: Das große und schwere Galaxy Tab S8 Ultra ist für den Einsatz auf einem Tisch, einem Ständer oder mit einer Tastatur gedacht. Künstler freuen sich über die große digitale Leinwand, Streaming-Fans über den noch stärkeren Sound des Ultra-Modells und den größeren Bildschirm für das Arbeiten im DeX-Modus. Dafür eignet sich das Galaxy S8+ besser für typische Tablet-Zwecke wie das Surfen und Spielen auf der Couch. Vom Größenfaktor abgesehen funktionieren das Zeichnen und andere Anwendungen auf beiden Tablets gleich gut.
Nett: Die Tablets erhalten zu einem noch nicht bekannten Zeitpunkt ein Update auf Android 12L, das für Tablets und Foldables optimiert ist.
Fazit: Die Tablet-Könige der Android-Welt

Das Galaxy Tab S8+ und das S8 Ultra sind zwei der besten Android-Tablets auf dem Markt. Die große und massive Bauweise des Galaxy Tab S8 Ultra macht es ideal für den Einsatz auf einem Tisch oder Ständer, während es sich mit dem Galaxy Tab S8+ bequem auf der Couch surfen lässt. Dank der Kameras eignen sich die Geräte sehr gut für Videokonferenzen, die Quad-Lautsprecher sind eine Wucht.
Die kontrastreichen AMOLED-Bildschirme zeigen Fotos und S-Pen-Werke in eindrucksvoller Qualität, aber mehr Streaminganbieter sollten sie für HDR-Inhalte freigeben – sonst liegt ein Stück Potenzial brach. Wer ein hochwertiges Android-Tablet sucht, macht mit beiden Modellen alles richtig. Die Preise liegen allerdings auf Apple-Niveau.
Das hat mir gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Große AMOLED-Displays | - kein HDR mit Amazon Video & Disney+ |
+ Kräftige Lautsprecher | - kein Netzteil im Lieferumfang |
+ Präzise S-Pen-Bedienung | - hohe Preise |
+ Ordentliche Kameras |
Alternativen: Von Apple gibt es die iPad-Pro-Tablets, wobei das 12,9-Zoll-Modell ein Mini-LED-Display für eine kontrastreiche Darstellung bietet. Als Android-Alternative empfehlen wir das Lenovo Tab P12 Pro mit 12,6 Zoll großem AMOLED-Display und dem Eingabestift Precision Pen 3. Wer vor allem produktiv sein möchte und ein OLED-Display nicht missen will: Der gute Windows-Laptop Asus ZenBook 13 OLED kostet halb so viel wie das Galaxy Tab S8 Ultra.