Nach rund zwei Jahren hat Samsung einen echten Nachfolger zur Gear S3 vorgestellt: die Galaxy Watch. Ob die Smartwatch nur einen neuen Namen für die Modellreihe einführt, oder ob die Uhr auch sonst alles neu und anders macht, erfährst Du in unserem Test.
- Design: Schick, robust und praktisch
- Komfort: Eine Frage der Größe
- Bedienung: Hier läuft alles rund
- Software: Tizen ist weiter als Wear OS
- Tracking: Fit für den Alltag
- Akku: Großer Akku für die große Uhr
- Fazit: Wenn Smartwatch, dann Galaxy Watch?
Wenn man sich in den letzten Jahren auf etwas verlassen konnte, dann darauf, dass Samsung neben dem neuen Galaxy-Note-Modell im Spätsommer auch eine neue Smartwatch präsentiert. 2017 gab es aber "nur" die Gear S Sport, bei der es sich um eine etwas frisch gemachte Gear S3 handelte. In diesem Jahr deutet allein der Name auf einen größeren Sprung hin. Aus der Gear-Reihe wurde nun schlicht die Samsung Galaxy Watch. Die hat mit der Samsung Gear S, der ersten Samsung-Smartwatch, die ich im Jahr 2014 getestet habe, nicht mehr viel zu tun – mit der Gear S3 und der Gear Sport aber schon noch. Ohne das Fazit dieses Tests vorwegzunehmen: Die Galaxy Watch fühlt sich ein bisschen an wie eine gelungene Kombination von Gear S3 und Gear Sport.
Design: Schick, robust und praktisch
Erst einmal hast Du Qual der Wahl: das kleine oder das große Modell? Die Samsung Galaxy Watch gibt es einmal mit 42 Millimeter Durchmesser und einmal mit 46-Millimeter-Gehäuse. Im Test stand uns die große, recht maskulin wirkende Uhr zur Verfügung, die es ausschließlich mit silberfarbenem Edelstahlgehäuse gibt. Die kleinere Version der Smartwatch ist hingegen in Midnight Black oder femininem Rose Gold erhältlich.
Allen drei Varianten gemein ist der klassische Uhren-Look. Anders als die Apple Watch gibt sich die Galaxy Watch nicht unbedingt auf den ersten Blick als Smartwatch zu erkennen – vor allem, wenn ein eher klassisches Watch Face genutzt wird. Die Auswahl an unterschiedlichen Zifferblättern ist übrigens riesig, die Auswahl an passenden Armbändern auch. Wer das mitgelieferte Silikonarmband nicht leiden mag, tauscht es einfach gegen ein anderes Uhrenarmband mit 22 mm (bei der 46-mm-Version) oder 20 mm (bei der 42-mm-Version) aus.
Das Display der Smartwatch misst je nach Variante 1,2 beziehungsweise 1,3 Zoll und löst mit 360 x 360 Pixeln ausreichend scharf auf. Die Qualität des Screens ist gewohnt gut, das Super-AMOLED-Display lässt sich in jeder Situation gut ablesen. Die Helligkeit ist schnell und einfach über ein Drop-Down-Menü vom Homescreen aus angepasst. Neben dem Display ist und bleibt die mit der Gear S2 eingeführte, drehbare Lünette ein Highlight bei Samsungs Smartwatch-Design.
Komfort: Eine Frage der Größe
Die Lünette der Galaxy Watch ist nämlich nicht nur eine Riesenhilfe bei der Bedienung der Uhr (dazu später mehr). Sie macht die Smartwatch auch robuster als etwa die Apple Watch mit ihrem Glas an den Kanten. Das Display der Galaxy Watch wird somit bestmöglich geschützt. Allerdings ist die Samsung-Uhr mit 63 Gramm nicht gerade leicht. Gerade bei der großen Variante, die wir getestet haben, ist es dann Geschmackssache, ob man die Uhr auch in der Nacht tragen mag, um Schlafdaten zu tracken. Mich hat das erstaunlicherweise weniger gestört, als ich dachte – obwohl ich ein wirklich schmales Handgelenk habe und die grün leuchtenden LEDs für die Pulsmessung immer wieder mal unter dem Gehäuse aufblitzten.
Einen großen Pluspunkt in Sachen Komfort sehe ich darin, dass die Galaxy Watch wasserdicht ist. Wenn man sich damit arrangieren kann, mit der Uhr am Handgelenk zu schlafen, dann muss sie nur noch alle paar Tage zum Laden abgenommen werden, kann ansonsten aber ein umfassendes Bild von der Gesundheit und Fitness ihres Trägers zeichnen.
Bedienung: Hier läuft alles rund
Auch bei der Bedienung gibt es nichts wirklich Neues zu vermelden. Das macht aber nichts, denn Samsungs Smartwatches zählten für mich schon immer zu den am intuitivsten zu bedienenden Wearables. Das Konzept mit der drehbaren Lünette ist einfach genial. Und auch die Knöpfe sind sinnvoll angeordnet. Der Zurück-Button und der Home-Button, der ebenso zum App-Drawer führt, sitzen oben und unten an der rechten Gehäuseseite. Somit ist kein Knopf im Weg, wenn Du eines der zahlreichen auf der Uhr gespeicherten Workouts absolvierst und etwa Liegestütze machst.
Vom Startbildschirm aka dem Ziffernblatt kannst Du die Lünette nutzen, um nach links durch die Benachrichtigungen zu scrollen oder nach rechts durch die verschiedenen Widgets. Insgesamt stehen 20 dieser praktischen App-Übersichten zur Auswahl, die Dir zum Beispiel einen schnellen Überblick über anstehende Termine, Deinen Tag in Fitnessdaten, das Wetter oder den Schlaf der letzten Nacht geben.
Das einzige, was mich im Test ein wenig gestört hat, ist die Bedenksekunde, die sich die Uhr gönnt, wenn man das Handgelenk schnell hebt, um die Zeit abzulesen. Wer die Uhrzeit nicht dauerhaft anzeigen lässt, kann den Bildschirm mit dieser Geste aktivieren. Das klappte bei mir aber nicht immer – vermutlich, weil das Armband etwas lose war und die Handgelenksdrehung nicht richtig erkannt wurde.
Software: Tizen ist weiter als Wear OS
Achso, theoretisch sollte es in Sachen Bedienung doch etwas Neues geben: Bixby. Aber wie bei allen Samsung-Produkten, die die hauseigene Sprachassistentin an Bord haben, gilt auch bei der Galaxy Watch: noch nicht für Deutschland. Daher können wir nur den Rest der Software beurteilen, Samsungs eigene Tizen-Oberfläche. Diese kommt seit Jahren bei den Gear-Modellen zum Einsatz, da sie für die Bedienung mit der Lünette optimiert wurde. Das Zusammenspiel von Hard- und Software läuft daher rund, zudem ist das Ökosystem mittlerweile beachtlich gewachsen.
Mehr als 10.000 Applikationen stehen zum Download bereit, darunter auch einige bekannte Apps wie Spotify. Allerdings ist gerade die Auswahl an großen und bekannten Anwendungen recht überschaubar, ich würde mir etwa noch WhatsApp oder eine Navigations-App wie Google Maps wünschen. So lassen sich WhatsApp-Nachrichten nur über das verbundene Smartphone empfangen und beantworten – und zwar wahlweise per einprogrammierter Schnellantwort, Emoji, diktiertem Text oder T9-Tastatur. In anderen Ländern steht noch eine Handschrifterkennung zur Verfügung.
Tracking: Fit für den Alltag
Optisch eher ein Nachfolger der Gear S3 zeigt die Galaxy Watch im Alltagseinsatz, dass sie durchaus noch gemeinsame Gene mit der Gear Sport hat. Die neue Smartwatch zählt nicht nur Schritte, überwacht den Schlaf und misst den Puls ihres Trägers auf Wunsch rund um die Uhr. Sie bringt auch 39 vorinstallierte Workout-Programme mit. Du kannst mit der Uhr laufen gehen und die Strecke per GPS mitverfolgen lassen, aber auch Krafttrainings absolvieren. Ich habe etwa den Burpee-Test mit drei Sätzen à zehn Wiederholungen getestet – austricksen ließ sich die Uhr nicht. Du musst schon die gesamte Bewegung absolvieren, damit die Smartwatch eine Wiederholung zählt.
Neu ist eine Funktion zum Ermitteln des aktuellen Stresspegels. Nach einer Messung von etwa 30 Sekunden bekommst Du Dein Stresslevel auf einer Skala von Niedrig bis Hoch angezeigt. Wer will, führt im Anschluss eine geführte Atemübung aus. Das kann vielleicht ganz sinnvoll sein, die Stressmessung ist es eher nicht, da sie lediglich die Herzfrequenz als Basis für die Messung nimmt. Ganz nützlich können hingegen die Erinnerungen an ausreichend Bewegung im Alltag sein. Nach einer längeren Phase der Inaktivität forderte mich die Galaxy Watch zu kleineren Übungen auf, etwa fünf Wiederholungen einer Torsodrehung. Klickst Du die Meldung nicht weg, gilt auch hier: Schummeln lässt die Uhr nicht durchgehen.
Das Schlaftracking machte auf mich einen relativ genauen Eindruck, auch wenn die Smartwatch vermutlich nur die Bewegungen in der Nacht und eventuell die Herzfrequenz registriert. Weniger genau erschien mir die Anzahl der zurückgelegten Schritte. Mein Garmin Forerunner 645 Music zeigte mir am Ende des Tages deutlich mehr Schritte an – dabei ist auch dieses Wearable eher fürs Untertreiben bekannt. Ob das daran gelegen hat, dass mir die Galaxy Watch generell etwas zu groß war und zu locker saß?
Akku: Großer Akku für die große Uhr
Ein nicht unerheblicher Punkt, den Du bei der Entscheidung zwischen kleiner und großer Galaxy Watch berücksichtigen solltest, ist die Akkulaufzeit. Während die 42-mm-Variante nur einen 270-mAh-Akku an Bord hat, wurde die große 46-mm-Version mit einem 472-mAh-Akku bedacht. Bei einer Smartwatch-typischen Nutzung soll die große Variante laut Samsung bis zu 80 Stunden, also mehr als drei Tage lang durchhalten. Im Test reichte es locker von Freitag bis Montag. Während dieser Zeit wurden ein längeres Training mit GPS und zwei kürzere Workouts ohne GPS mitgeloggt und die Herzfrequenz dauerhaft gemessen. Allerdings war das Display nicht dauerhaft an und die Verbindung zum Smartphone bestand nur jeweils für mehrere Stunden tagsüber.
Die Akkulaufzeit der Samsung Galaxy Watch kann sehr gut ausfallen – das ist aber eine Frage der Einstellungen. Vor allem die Nutzung des Always-On-Displays saugt ordentlich am Energiespeicher. Nachts scheint die Smartwatch hingegen sehr sparsam zu arbeiten. Das Aufladen erfolgt über ein proprietäres kabelloses Ladegerät und dauert gut eine Stunde.
Fazit: Wenn Smartwatch, dann Galaxy Watch?

Eigentlich kann ich das Fazit unserer Gear-S2- und Gear-S3-Tests nur wiederholen: Die perfekte Smartwatch gibt es (noch) nicht, aber die Galaxy Watch ist auf einem guten Weg dahin. Das neue Samsung-Modell punktet mit einem schicken, robusten und praktischen Design, einer intuitiven Bedienung, einer perfekt auf die Hardware abgestimmte Software, sinnvollen Tracking-Funktionen und – zumindest im Fall der großen Version – einer ordentlichen und alltagstauglichen Akkulaufzeit.
Auf der Kontraseite stehen zum einen der nicht zu vernachlässigende Preis, der die Anschaffung einer Smartwatch zu einer wohlüberlegten Entscheidung macht. Die kleine Galaxy Watch kostet ab 309 Euro, die große ab 329 Euro. Die LTE-Varianten kosten jeweils 70 Euro mehr. Zum anderen ist die Samsung-Uhr eigentlich nur für Android-Nutzer zu empfehlen. Mit iPhones kommuniziert die Smartwatch zwar auch, allerdings stehen hier nicht alle Funktionen zur Verfügung. Während also für Apple-Kunden kaum ein Weg an der Apple Watch vorbeiführt, ist die Galaxy Watch in meinen Augen aktuell die erste Wahl für Android-Fans.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ schönes AMOLED-Display | - Bixby nicht nutzbar |
+ intuitive Bedienung mit der Lünette | - recht schwer |
+ Fitness- und Gesundheitstracking | - Auswahl an Drittanbieter-Apps |
+ individualisierbares Design | - Always-On killt Akku |
+ Akkulaufzeit bei Standard-Einstellungen |