Mit dem Samsung Q900 ist seit 2018 der erste echte 8K-TV in Deutschland erhältlich. Wir konnten uns das Ungetüm mit 75 Zoll genauer ansehen und haben uns die Frage gestellt, wofür so ein Gerät überhaupt gedacht ist.
- 8K kurz erklärt: Was bietet die Technik?
- Wer braucht eigentlich 8K-TVs?
- 8K-TVs sind gekommen, um zu bleiben
- Warum 8K-Standbilder ein Kaufgrund sein könnten
- Und was ist mit Video-Content?
- Die Nutzer müssen selbst für 8K-Material sorgen
- Fazit: Ein Fenster in die Zukunft
- Update April 2020: 8K-TVs jetzt mit besserem Bild als 4K-Fernseher
Man mag es kaum glauben, aber es ist erst wenige Jahre her, dass Hersteller wie Sony und Panasonic die ersten 4K-TVs vorgestellt haben. Mittlerweile stehen dank Samsung bereits die ersten Fernsehgeräte mit nativer 8K-Auflösung im Handel. Die Q900-Reihe des südkoreanischen Herstellers symbolisierte im Jahre 2018 die Speerspitze der TV-Technik. Und sie wird ähnlich kritisch beäugt wie die ersten 4K-TVs vor wenigen Jahren. Selbst die vorgebrachten Kritikpunkte sind weitgehend die gleichen.
8K kurz erklärt: Was bietet die Technik?
In den meisten deutschen Haushalten stehen aktuell noch TV-Geräte mit Full-HD-Display. Diese bieten eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln und liefern bei normalem Sitzabstand meistens ein ziemlich scharfes Bild.
Wer nach einem Fernseher mit besonders großem Display sucht, bekommt in der Kategorie ab 50 Zoll mittlerweile fast immer einen 4K-TV und damit die vierfache Auflösung von 3.840 x 2.160 Bildpunkten. Hier bleibt das Bild aufgrund der hohen Pixelzahl selbst bei kleineren Sitzabständen scharf – entsprechende Videoinhalte in 4K vorausgesetzt.

8K vervierfacht die Auflösung erneut, auf 7.680 x 4.320 Pixel. Das Bild ist selbst dann scharf, wenn man mit der Nase buchstäblich am Screen klebt. Im Vergleich zu normalen Full-HD-Geräten sprechen wir also von einer 16-mal so hohen Auflösung. Das klingt nicht nur nach wahnsinnig viel, sondern ist auch ziemlicher Wahnsinn.
- Samsung Q900 (Der erste 8K-TV Deutschlands, jetzt günstiger)
- LG 75SM9900 (Nanocell-8K von LG in 75 Zoll)
- Sony KD-85ZG9 (Riesiger 85-Zoll-8K-TV von Sony)
Wer braucht eigentlich 8K-TVs?
Die Frage, die sich vor diesem Hintergrund stellt, ist exakt dieselbe, die bei den 4K-TVs vor einigen Jahren aufkam: Wer braucht das? Und sie ist in diesem Fall mehr als berechtigt, denn Filme, Serien oder generell Videoinhalte in 8K-Auflösung existieren bislang so gut wie nicht. Schlimmer noch: Es gibt auch kaum Kameras, die in der Lage sind, Content in einer derart hohen Auflösung zu filmen.
Selbst wenn entsprechende Inhalte vorliegen, besteht das Problem, sie in einer entsprechenden Qualität auf den Fernseher zu bekommen. Der einzige Anschluss, der das bislang mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde vermag, DisplayPort 1.4, glänzt bei Samsungs Q900-Reihe mit Abwesenheit.
Hinzu kommt die Problematik mit der Bilddiagonale und dem Sitzabstand. Selbst 4K-TVs eignen sich nur für sehr große Displaygrößen ab 55 Zoll und entsprechend geringen Sitzabständen von unter drei Metern. Wer weiter weg sitzt, bekommt von den ultra-hochauflösenden Bildern nicht viel mit, weil das menschliche Auge dazu neigt, einzelne Pixel bei zunehmendem Abstand zu verschlucken. Ein 4K-Bild sieht dann irgendwann nicht mehr schärfer aus als ein Full-HD-Bild.
Mit 8K verstärkt sich diese Problematik enorm: Um bei einem normalen Sitzabstand von drei Metern mit bloßem Auge einen Unterschied in der Schärfe im Vergleich zu 4K wahrzunehmen, müsste der Fernseher ungefähr eine Bilddiagonale von 150 Zoll haben. Das bedeutet, dass der Effekt der höheren Auflösung beim Fernsehen in der Praxis nahezu verpufft.
8K-TVs sind gekommen, um zu bleiben
All das sind starke Argumente, die gegen den 8K-Vorstoß von Samsung sprechen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Q900-Reihe nur die Speerspitze einer auf uns zurollenden Welle von 8K-Fernsehern ist – vor allem, nachdem ich die 75-Zoll-Variante des Fernsehens mit meinen Kollegen selbst in Augenschein nehmen konnte.
Warum 8K-Standbilder ein Kaufgrund sein könnten
Samsung hat eines verstanden: Riesige TVs sind im eingeschalteten Zustand zwar beeindruckend, hinterlassen ausgeschaltet aber eine gigantische schwarze Fläche im Wohnzimmer. Je größer der Fernseher, desto präsenter ist diese schwarze Wand in der Einrichtung des Zimmers.
Das mag im ersten Moment nach einem banalen Problem klingen, ist es aber bei genauer Betrachtung nicht. Die meiste Zeit über sind Fernsehgeräte ausgeschaltet und damit nur eine schwarze Fläche an der Wand. Wenn diese Fläche eine Diagonale von knapp zwei Metern oder sogar mehr hat, kann sie zu einem echten Störfaktor im Raum werden. Warum also das TV-Gerät nicht aktiv in das Raumdesign einbinden?
Auf der Roadshow im Frühjahr 2018 hat Samsung deshalb den sogenannten Ambient-Modus vorgestellt, mit dem sich große Fernseher in digitale Bilderrahmen verwandeln und so in das Wohnambiente einbinden lassen. Dieser Modus profitiert enorm von der extrem hohen Auflösung. Während Videomaterial in 8K noch absolute Mangelware ist, besteht die Möglichkeit, ultra-hochauflösende Fotos und Bilder auf dem Display darzustellen. Bei Full-HD-Auflösung auf 75 Zoll sieht so ein Foto total grob-pixelig aus, dank 8K-Auflösung wirkt es selbst wenige Zentimeter vor dem Screen noch gestochen scharf und fast wie gemalt.

Tatsächlich hat mich ausgerechnet ein Standbild davon überzeugt, dass es für die 8K-Auflösung jetzt schon einen Anwendungsfall geben kann. Und nachdem ich ein solches Gerät einmal in Aktion erleben konnte, finde ich die Vorstellung, auf dem Screen hochauflösende 32-Megapixel-Bilder in voller Größe anzuschauen, ziemlich verlockend. Das war bisher in dieser Form nicht möglich.
Aus diesem Grund halte ich es für wahrscheinlich, dass auch andere Hersteller im nächsten Jahr 8K-Geräte mit großer Bilddiagonale anbieten. Wer bereit ist, viel Geld für einen riesigen Fernseher auszugeben, will bestimmt auch, dass dieser im ausgeschalteten Zustand eine gute Figur macht.
Und was ist mit Video-Content?
Moment! Soll das etwa heißen, dass 8K-Geräte von Samsung nur als digitale Bilderrahmen taugen? Nein, natürlich nicht!
Wer sich die vorinstallierten 8K-Demo-Filme auf den Geräten der Samsung-Q900-Serie anschaut, wird von der Bildqualität begeistert sein. Doch seien wir ehrlich: Auf derart hochauflösendes Material wird man bei Netflix und Co. noch sehr lange warten müssen – von den TV-Sendern ganz zu schweigen. Die Problematik der fehlenden 8K-Inhalte habe ich bereits in einem Artikel zur IFA 2018 erläutert, auf der Samsung seine Q900-Serie erstmals vorstellte.
Damals habe ich allerdings das Potenzial von 4K-Upscaling unterschätzt, vom Hochrechnen von 4K-Bildmaterial auf eine 8K-Auflösung. Samsung hat seiner Q900-Serie nicht ohne Grund eine neuartige Upscaling-Technik verpasst, die sich einer Bildanalyse mithilfe von KI-Algorithmen bedient. Das Ergebnis sieht zumindest besser aus als natives 4K. Ob es mit nativem 8K-Material mithalten kann, lässt sich allerdings nicht sagen, denn dazu fehlen schlicht die Vergleichswerte.
Die Nutzer müssen selbst für 8K-Material sorgen
Bei den großen Hollywood-Studios und Serienproduzenten wie HBO und Netflix ist es fraglich, ob sie in den kommenden Jahren überhaupt 8K-Material liefern werden. Für entsprechenden Content – und seien es "nur" hochauflösende Fotos oder Videos – müssen die Nutzer deshalb zum großen Teil selbst sorgen.
Und das könnte viel früher möglich sein, als die meisten glauben. Schon der Prozessor im Samsung Galaxy S10 ist beispielsweise in der Lage, 8K-Videomaterial zu verarbeiten. Mit der Galaxy-S20-Serie hat Samsung zudem 2020 die ersten Handys veröffentlicht, die 8K-Videos aufzeichnen können.
Denkbar ist daher, dass Samsung und andere Hersteller zunächst versuchen, ein 8K-Ökosystem auf User-Seite zu etablieren. Die Industrie, so der Hintergedanke, würde dann irgendwann automatisch nachziehen. Bei YouTube ist es theoretisch jetzt schon möglich, 8K-Clips hochzuladen und anzuschauen.
Fazit: Ein Fenster in die Zukunft
Die Definition davon, was ein Fernseher genau ist, hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Vom reinen Abspielgerät linearer Fernsehsendungen sind die TVs zu Medienzentralen mutiert, die immer mehr zum Streamen von Online-Inhalten genutzt werden. Gleichzeitig stellt auch die Gaming-Branche immer neue Anforderungen an Auflösung und Bilddarstellung.
Mit den Q900-Geräten blickt Samsung in eine Zukunft, in der Fernseher immer größer werden und sich die Anforderungen allein schon aufgrund der Größen verändern. Eines ist klar: Nicht in jedem Haushalt wird bald ein Zwei-Meter-Gerät stehen. Aber dort, wo dies der Fall ist, besteht die Herausforderung, diesen Koloss möglichst organisch in das Wohnambiente zu integrieren. Das wird bei 75 Zoll sogar in der großräumigen TURN ON-Wohnung zum Problem.

Bei der Versorgung mit 8K-Videoinhalten sind Samsung und die andere Hersteller zunächst gefragt, den Kunden die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Wenn die Technik zum Filmen und Anschauen von 8K-Inhalten auf dem Markt angekommen ist, wird auch die Filmindustrie darüber nachdenken, in diesem Bereich zu investieren. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg.
Update April 2020: 8K-TVs jetzt mit besserem Bild als 4K-Fernseher
Die Hersteller bringen ihre beste Bildtechnik zunehmend in den 8K-Fernsehern unter. Das bedeutet, dass Filme und Spiele darauf besser aussehen als auf den besten 4K-TVs – aber nicht wegen der Auflösung. Ein gutes Beispiel ist der Samsung Q950T, das Top-8K-Modell des Herstellers für das Jahr 2020.
Die Tester von AV Forums loben das "unglaubliche präzise Local Dimming", das für genaue Beleuchtung einzelner Bildteile sorgt. Die Technik für die Bildverarbeitung ermögliche "oft atemberaubendes Upscaling" von Ultra HD Blu-rays. Tech Radar spricht von "außerordentlicher Helligkeit" und einer "atemberaubend umfassenden Farbpalette". Die beste Fernsehtechnik wandert also in die 8K-Geräte – unabhängig davon, ob die höhere Auflösung von Vorteil ist oder nicht.