"Sick Note": Schafft Rupert Grint den Harry-Potter-Befreiungsschlag?

Rupert Grint meldet sich mit "Sick Note" zurück auf die TV-Bildschirme.
Rupert Grint meldet sich mit "Sick Note" zurück auf die TV-Bildschirme. Bild: © Netflix 2018

Als Ron Weasley, den etwas vertrottelten besten Freund von Harry Potter, haben wir Rupert Grint lieb gewonnen. Doch nach dem Ende der Fantasy-Reihe ist es – anders als bei seinen zwei Kollegen – ruhig um dem Darsteller geworden. Gelingt ihm mit der Dramedy-Serie "Sick Note", die gerade auf Netflix Deutschlandpremiere feierte, jetzt das Comeback?

Okay, okay, Comeback ist bei einer kleinen britischen Sitcom vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Aber mich als "Harry Potter"-Fan würde es sehr freuen, wenn Rupert Grint nach dem Ende der Saga wieder im Film- und Serienbusiness Fuß fassen könnte. Seinen Kollegen Daniel Radcliffe und Emma Watson scheint das doch auch spielend gelungen zu sein.

Als Ron hielt er das "Harry Potter"-Trio zusammen

Von 2001 bis 2011 verkörperte das Trio die Zauberschüler Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley, die in Hogwarts in die Geheimnisse der Zauberei eingeführt wurden. Gemeinsam mussten sie in insgesamt acht Filmen nicht nur Voldemort bekämpfen, sondern auch die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens miteinander durchstehen.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Daniel Radcliffe ... fullscreen
Gemeinsam mit seinen Kollegen Daniel Radcliffe ... Bild: © Warner Bros. Entertainment Inc. 2018
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... und Emma Watson wurde Rupert Grint ... Bild: © Warner Bros. Entertainment Inc. 2017
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... vor der Kamera erwachsen. Bild: © Warner Home 2017
Gemeinsam mit seinen Kollegen Daniel Radcliffe ...
... und Emma Watson wurde Rupert Grint ...
... vor der Kamera erwachsen.

Ron war in dem Dreiergespann vielleicht nicht der Wichtigste – das war Harry – oder der Schlaueste – das war ohne Frage Hermine –, aber er war der Kit, der die Freundschaft zusammenhielt und lockerte die Stimmung mit seinen mitunter einfältigen Sprüchen, seiner Tollpatschigkeit und seinen liebenswerten Grimassen immer auf.

Emma Watson und Daniel Radcliffe haben den Absprung geschafft

Auch die Darsteller wurden mit den Jahren erwachsen. Hermine-Inkarnation Emma Watson wuchs zu einer jungen, hübschen Frau heran, die nicht nur mit ihren Red-Carpet-Auftritten viel Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern auch mit ihrem Engagement für Frauenrechte. Mit dem "Die Schöne und das Biest"-Realfilm gelang ihr 2017 sogar ein Erfolg, der fast an den der "Harry Potter"-Reihe heranreichte.

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Emma Watson konnte als Belle fast nahtlos an ihre "Harry Potter"-Erfolge anknüpfen. Bild: © Disney 2017

Als Belle verzauberte sie die Herzen der Zuschauer dermaßen, dass der Film weltweit über 1,2 Milliarden US-Dollar erspielte und damit auf dem 14. Platz der erfolgreichsten Filme aller Zeiten landete. "Harry Potter und und die Heiligtümer des Todes – Teil 2" hat mit 1,3 Milliarden US-Dollar dennoch die Nase vorn und liegt auf Platz 10.

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Selbst als aufgeblähte Leiche in "Swiss Army Man" macht Daniel Radcliffe eine gute Figur. Bild: © Koch Films 2018

Nicht ganz so erfolgreich wie Emma Watson, aber immer schwer beschäftigt, zeigte sich Daniel Radcliffe. Der Brite bewies nach dem Ende der Saga eine ungeahnte Vielseitigkeit, spielte unter anderem einen viktorianischen Familienvater im Horrorfilm "Die Frau in Schwarz" (2012), den US-Dichter Allen Ginsberg in "Kill Your Darlings" (2013) und nicht zuletzt eine furzende Leiche in der Groteske "Swiss Army Man" (2016). Zudem übernahm er immer wieder auch Rollen in Theaterproduktionen. Der große Hit mag bislang ausbleiben, doch Radcliffe etablierte sich als feste Größe im Filmbusiness.

Rupert Grint ist der ewige Nachzügler

Bei unserem lieben Rupert stellte sich das leider anders dar. Parallel zu "Harry Potter" machte er in der Dramedy "Driving Lessons" (2006) – übrigens an der Seite seiner Weasley-Filmmutter Julie Walters – und dem Teeniestreifen "Cherrybomb" (2009) Versuche, sich von der Rolle des Ron zu lösen – und machte seine Sache zwar nicht schlecht, erweckte aber auch kein Aufsehen damit. Doch nach dem Potter-Aus 2011 überlegte Rupert Grint tatsächlich, mit der Schauspielerei aufzuhören. Denn wie er Entertainment Weekly verriet, war er sich nicht sicher, ob es wirklich das war, was er tun wollte.

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Die Hollywood-Party geht für Rupert Grint (hier in "Lang lebe Charlie Countryman") nach "Harry Potter" nicht weiter. Bild: © Koch Films 2018

"(...) [die Schauspielerei] war nie etwas, von dem ich aktiv geträumt habe. Ich meine, ich habe es lieben gelernt, während ich es tat", erklärte der Brite. "Aber ich habe wirklich überlegt, ob es das ist, was ich tun möchte. Ich wollte ein bisschen leben. Ich hatte das Gefühl, dass ich viel verpasst hatte".

Doch letztlich fiel die Entscheidung zugunsten der Schauspielerei. Aber Filme wie das Historiendrama "Into the White" (2012), "CBGB" (2013) – diesmal übrigens an der Seite von Snape-Darsteller Alan Rickman –, und "Lang lebe Charlie Countryman" (2013) kamen bei den Kritikern nur semigut an. Für Grints Karriere bedeutete das lange Zeit Stillstand.

Comeback mit der Dramedy-Serie "Sick Note"?

2017 meldete sich der "Harry Potter"-Star überraschend in gleich zwei britischen Serien zurück. Zum einen gehört er zum Cast von "Snatch", einer Serie, die in der gleichen Welt spielt, wie der gleichnamige Film von Guy Ritchie von 2000. Und dann ist er in der Sky One- und Netflix-Kollaboration "Sick Note" zu sehen, die gerade auf Netflix Premiere feierte. Da habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, gleich in die Serie reinzuschauen.

Die Prämisse klang schon mal interessant: Rupert Grint spielt Daniel Glass, einen jungen Man, der von seinem verpeilten Arzt Dr. Glennis fälschlicherweise eine Krebsdiagnose bekommt. Da er jedoch merkt, dass sein Umfeld den Faulpelz sehr viel gnädiger behandelt als zuvor, behält er den Schein aufrecht. Sogar nachdem er erfährt, dass er eigentlich gesund ist – mit unvorhersehbaren Komplikationen für sein Umfeld. So weit, so vielversprechend.

Unglückliche Mischung aus "EastEnders" und "Mr. Bean"

Doch was als schwarze Comedyserie angekündigt wurde, dümpelt leider irgendwo zwischen "EastEnders" und "Mr. Bean" dahin. Die Storyline rund um die Auswirkungen von Daniels vermeintlicher Krankheit wird eher lustlos abgefrühstückt. Die Krebsdiagnose rettet ihn nicht nur vor dem Rauswurf aus der gemeinsamen Wohnung, sondern natürlich auch die Beziehung zu seiner Freundin, die jetzt für ihn da sein will.

Und sogar im Job bei einer Krankenversicherung unter Leitung von Kenny West (gespielt von Don Johnson (!)) hat Daniel künftig einen Freischein. Doch wer auf originelle Einfälle hofft, wartet vergebens. Zumindest in der ersten Staffel schlittert das Duo Infernale – meist aufgrund eigener Dummheit – von einem Fettnäpfchen ins nächste.

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Das war wohl nichts: "Sick Note" kann die Erwartungen nicht erfüllen. Bild: © Netflix 2018

Als Loser, der lieber Videospiele spielt, als sich um seine Freundin zu kümmern, seinen Job hasst und auch sonst nichts auf die Reihe bekommt, ist Grint gar nicht schlecht besetzt. Doch gegen das unmotivierte Drehbuch kann er nicht anspielen. Auch Nick Frost, den wir in der Cornetto-Trilogie an der Seite von Simon Pegg kennen und lieben gelernt haben, ist an dieses Format verschenkt: Als komplett inkompetenter Arzt ist sein Charakter dermaßen überzogen, dass es fast traurig ist. Die Serie krankt also nicht an seinen Hauptdarstellern, sondern an ihrer eigenen Mittelmäßigkeit.

Grint braucht das passende Format für sich

Das ist umso bedauerlicher, als dass Rupert Grint als verpeilter 0815-Normalo gar nicht schlecht besetzt ist. Doch mit "Sick Note" wird er das Business kaum auf positive Weise wieder auf sich aufmerksam machen können, was jedoch dem schwachen Drehbuch geschuldet ist. Denn Grint zeigt in "Sick Note", dass er in dem richtigen Format mit der richtigen Rolle durchaus glänzen könnte. Vielleicht ist ihm mit "Snatch" als Kleingauner ja größeres Glück beschieden. Bevor ich mir jedoch eine weitere Folge "Sick Note" antue, mache ich lieber krank ...

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