Fast jeder Mensch klagt beim Gang auf die Waage über mindestens ein bis zwei Kilogramm zu viel auf den Hüften. Doch eine normale Waage gibt nur einen ungefilterten Wert wieder. Wie sich die Kilos genau zusammensetzen, bliebt unklar. Körperfettwaagen sollen hier Abhilfe schaffen. Bei der Genauigkeit hapert es jedoch.
- Beschränkung auf Beine und Leistenregion
- Viele Faktoren können das Ergebnis beeinflussen
- Alternativen zur üblichen Körperfettwaage
- Fazit
Während eine normale Personenwaage nur das Gewicht misst, funktioniert die Körperfettwaage nach einem anderen Prinzip, und zwar der sogenannten Bioimpedanzanalyse (BIA). Ihr liegt zugrunde, dass Fett, Wasser und Muskeln unterschiedlich stark leitfähig sind. Die Elektroden der Waage schicken über die Füße einen unmerkbaren, schwachen Strom durch den Körper. Aufgrund ihrer Elektrolyte sind Wasser und Muskeln bessere Leiter als die Fettzellen. Die Sensoren der Waage messen nun den Gesamtwiderstand. Anhand dessen und unter Berücksichtigung der Eingaben zu Gewicht, Alter, Geschlecht und Größe wird der Körperfettanteil ermittelt.
Beschränkung auf Beine und Leistenregion
Da Strom jedoch immer den Weg des geringsten Widerstandes wählt, bleibt die Messung auf die unter Körperhälfte, also die Beine und Leistenregion, beschränkt. Der Strom läuft also an einem Bein hoch, durchfließt den Unterleib und fließt am anderen Bein wieder hinunter. Der Fettanteil im Rest des Körpers, also in Armen, Oberkörper und dem Bauch bleibt unberücksichtigt.
Menschen, die dem Apfeltypus entsprechen – also schlanke Beine und einen runden Bauch besitzen – werden also besser eingestuft, als es der Realität entspricht. Das ist insofern fatal, als dass das viszerale Fett, das sich im Bauch befindet, als besonders gefährlich gilt. Es ist nach Angaben des NDR für Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Bluthochdruck verantwortlich.

Viele Faktoren können das Ergebnis beeinflussen
Doch das Ergebnis kann auch durch andere Faktoren verfälscht werden. So fließt Strom besser, wenn die Füße nass sind, die Blase gefüllt oder auch die Haut frisch eingecremt ist. Das kann bewirken, dass der Fettanteil um bis zu 30 Prozent geringer ausgegeben wird, als er tatsächlich ist, so Zeit Online. Hinzu kommt, dass im Algorithmus der Waage die Werte einer Sollfigur hinterlegt wurden. Wenn die eigenen Proportionen von dieser merklich abweichen, kann das ebenso Einfluss auf die ermittelten Werte haben. So kann es passieren, dass bei schlanken Menschen zu wenig Fettmasse berücksichtigt, während bei Übergewichtigen unter Umständen ein zu hoher Fettanteil angezeigt wird. Als Folge all dieser Faktoren können große Messfehler bei handelsüblichen Personenwaagen mit Körperfettanalysefunktion auftreten.

Alternativen zur üblichen Körperfettwaage
Genauere Werte lassen sich bei Modellen erzielen, die ihr Ergebnis mithilfe von mehreren Elektroden ermitteln, die sich an Händen und Füßen befestigen lassen. Diese bewegen sich allerdings schnell in einem Preisrahmen von mehreren Hundert Euro. Wer es ganz genau wissen möchte, kommt jedoch nicht umhin, den Sportmediziner aufzusuchen. Auch bei diesem kommt zwar häufig die Bioimpedanzanalyse zum Einsatz, doch der Experte kann Störfaktoren ausschließen und arbeitet mit bis zu acht Elektroden, die über den gesamten Körper verteilt sind und aussagekräftige Daten sammeln.
Alternativ dazu kann jedoch auch die Calipometrie verwendet werden. Dabei wird der Körperfettanteil über die Messung der Hautfalten – beispielsweise an Bauch und Armen –ermittelt. Die addierten Werte werden dann mittels einer Tabelle vom Arzt ausgewertet. Schließlich liefert auch die DAX-Methode genaue Fettwerte. Allerdings handelt es sich bei dieser Methode, die vornehmlich zur Knochendichtemessung verwendet wird, um eine Röntgenuntersuchung. Aus diesem Grund geht eine geringe Strahlenbelastung mit der Untersuchung einher, die sich deshalb nicht für Kinder, Heranwachsende oder Schwangere eignet.
Fazit
Absolut verlässlich sind die Werte von Körperfettwaagen leider nicht. Dazu sind zu wenige der Geräte mit Sensoren ausgestattet, die den ganzen Körper bei der Messung berücksichtigen. Wer die Körperfettwaage dennoch als Orientierung verwenden möchte, sollte sie laut Fit For Fun immer zu den gleichen Bedingungen benutzen – also beispielsweise immer morgens, immer vor beziehungsweise nach dem Sport. Diese Faktoren haben nämlich zusätzlichen Einfluss auf das Ergebnis.