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"Skelattack" im Test: Ein Plattformer, der mehr sein will

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"Skelattack" würde auch eine gute Cartoon-Serie abgeben. Bild: © Konami 2020

Ohne große Ankündigung hat Konami kürzlich das Indie-Game "Skelattack" veröffentlicht. Nach dem Launch-Trailer hatte ich mich schon auf Metroidvania im Comic-Look eingestellt, tatsächlich ist das Spiel aber eher ein Plattformer. Ob das Spiel überzeugt kann, erfährst Du in meinem Test.

Entwickler Ukuza hat sich bei "Skelatack" von Spielen wie "Hollow Knight" und "Super Meat Boy" inspirieren lassen. Das habe ich auch sofort gemerkt. Das Skelett Skully erinnert sehr an den Ritter aus "Hollow Knight" und kann im Verlauf ebenfalls weitere Fähigkeiten lernen. Und die fiesen Stacheln, die mich schon bei der kleinsten Berührung direkt töten und fast an jeder Ecke des Spiels lauern, wecken schöne und auch frustrierenden Erinnerungen an "Super Meat Boy".

Die Klasse seiner Vorbilder erreicht "Skelattack" leider aber nicht. Dafür sind die Mängel im Gameplay zu groß. Das ist schade, denn Grafik und Soundtrack überzeugen.

Richtig hübsche Comic-Welt mit tollem Soundtrack

In "Skelattack" schlüpfen wir in die Rolle des Skeletts Skully. Es "lebt" seit kurzem in Aftervale, eine Stadt speziell für wiederauferstandene Tote, Dämonen und andere mystische Wesen. Skully leidet nach seiner Auferstehung an Amnesie und kann sich nicht mehr an sein Leben als Mensch erinnern. Ein Ritual soll ihm helfen, seine Erinnerungen zurückzuerhalten. Doch bevor es dazu kommt, greifen die Menschen Aftervale an und entführen den Stadtältesten. Daraufhin schnappt sich Skully sein Knochenschwert und versucht zusammen mit seiner Fledermaus-Freundin Imber, die Eindringlinge wieder aus dem Dungeon zu vertreiben und den Ältesten zu retten.

"Skelattack" ist nicht das erste Spiel, dass die in Fantasy-Spielen so beliebten Dungeon-Raids aus der Monster-Perspektive zeigt. Ich finde es dennoch erfrischend, die Menschen mal wieder in der Rolle der Bösen zu sehen. Die Geschichte selbst mag nicht die originellste sein, dafür punktet das Spiel aber mit sympathischen Hauptcharakteren. Die freundschaftlichen Sticheleien zwischen Skully und Imber sind ein Highlight des Games und sehr amüsant. Die Dialoge mit den anderen Stadtbewohnern sind leider weniger lustig und beschränken sich auf das Nötigste.

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Die Spielwelt ist echt knorke. Bild: © Konami 2020

Grafisch schlägt das Spiel in die gleiche Kerbe wie "Cuphead" und wirkt wie ein Samstagmorgen-Cartoon aus den 90er Jahren. Es gibt eine Menge interessanter Monster in Aftervale zu entdecken, und die unterschiedlichen Welten – darunter eine Kanalisation, ein Wald und eine Schmiede in einem Vulkan – sind hübsch animiert und stecken voller Details.

Gut gelungen ist auch der Soundtrack des Spiels. Die jazzige Hintergrundmusik passt nicht nur perfekt zur Spielwelt, sondern beruhigt auch das Gemüt, wenn Skully mal wieder ins Gras beißt. Ich zumindest hatte nie das Bedürfnis, meinen Controller nach unzähligen Toden an die Wand zu schmeißen.

Eigentlich optimale Bedingungen für ein gutes Game, wenn da nicht das verkorkste Gameplay wäre ...

Ganz oder gar nicht!

"Skelattack" ist ein weiterer Versuch, die Genres Plattformer und Metroidvania zu vereinen. Dass aus dieser Kombination beeindruckende Spiele entstehen können, hat "Hollow Knight" unter Beweis gestellt. Allerdings kommt es auf die richtige Mischung an. "Hollow Knight" ist in erster Linie ein klassisches Metroidvania. Erkundung und Kampf stehen im Mittelpunkt, in der Welt gibt es viel zu entdecken, und der Held wird im Verlauf des Abenteuers immer stärker. Plattform-Passagen gibt es in "Hollow Knight" nur wenige, dafür aber genau an den richtigen Stellen und mit einem knackigen Schwierigkeitsgrad, der die Motivation in die Höhe treibt.

"Skelattack" versucht das genaue Gegenteil: Das Spiel ist im Herzen ein Plattformer und mit Metroidvania-Elementen garniert – allerdings so inkonsequent, dass es besser gewesen wäre, komplett auf sie zu verzichten. Als reiner Plattformer mit hohem Schwierigkeitsgrad würde das Spiel meiner Meinung nach deutlich besser funktionieren. Der Parkour aus gefährlichen Stacheln und Fallen macht häufig genau so viel Spaß wie bei "Super Meat Boy" und "Celeste". Die todlangweiligen und belanglosen Scharmützel mit den Menschen sind aber ein echter Spielspaß-Dämpfer.

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Wenn man die Kämpfe in "Skelattack" ausblendet, macht das Game schon Spaß. Das Herumfliegen mit Imber ist echt lustig. Bild: © Konami 2020
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"Aus dem Weg! Ich habe keine Zeit für Schwächlinge!" Bild: © Konami 2020
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Die Kämpfe gegen die Bosse sind ein wenig fordernder als die gegen die Fußsoldaten, überzeugen aber auch nicht wirklich. Bild: © Konami 2020
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Es gibt im Spiel nur eine Handvoll verschiedener Gegnertypen, die jeweils lediglich über ein einziges, sehr leicht durchschaubares Angriffsmuster verfügen. Solltest Du dennoch gelegentlich mal von einem Schwerthieb oder Pfeil getroffen werden, ist das auch nicht weiter schlimm, ein Treffer reduziert Deine Lebenspunkte nur minimal. Die Kämpfe sind so demotivierend und belanglos, dass ich später einfach durch die Gegner durchgelaufen bin, um mir das Elend zu ersparen.

Das einzig Gute an den Gegnern ist, dass Du gar nicht so viele von ihnen zu Gesicht bekommst. Ein Schwertkämpfer hier, ein Axtwerfer da – das war's. Ehrlich gesagt habe ich mich gefragt, ob die Gegner nur aus dem Grund im Spiel sind, damit die Geschichte mit der Invasion der Menschen funktioniert.

Die lieblose Implementierung der Gegner führt letztlich dazu, dass Du Dir Fähigkeiten- und Waffen-Upgrades komplett sparen kannst. Wofür sich die Mühe machen und Kristalle für ein Upgrade sammeln, wenn es kaum Gegner gibt und diese zudem keine Gefahr darstellen?

Soll das jetzt schwer oder leicht sein?

Was mich neben der oberflächlichen Implementierung von Gegnern außerdem an dem Game nervt, ist der Wall Jump. In fast jedem anderen Spiel genügt das wiederholte Drücken auf den Sprung-Button, um zwischen Wänden hin und her zu springen. In "Skelattack" musst Du hingegen auf dem D-Pad nach links und rechts drücken, um Wall Jumps auszuführen. Ich habe keine Ahnung, warum die Entwickler sich für diese Spielmechanik entschieden haben. Es kostet unheimlich viel Zeit, sich daran zu gewöhnen, und macht simple Sprungpassagen unnötig schwer.

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Tödliche Stacheln oben, tödliche Lava unten und vor mir ein fummeliger Wall Jump: Hier werde ich bestimmt ein paar Mal draufgehen. Aber ist auch egal, da ist ja ein Checkpoint. Bild: © Konami 2020

Das Entwicklerstudio Ukuza war sich offenbar selbst nicht sicher, welche Zielgruppe es mit dem Game ansprechen will. Da sind auf der einen Seite die kniffligen Passagen, die Fans von Hardcore-Plattformern wie "Super Meat Boy" und "Celeste" begeistern. Auf der anderen Seite haben die Entwickler wirklich alle paar Meter einen Checkpoint platziert, an dem Skully automatisch wiederbelebt wird. Damit will Ukuza wahrscheinlich den Schwierigkeitsgrad abmildern, um auch Casual-Gamer ins Boot zu holen. Das Spiel verliert dadurch für Profis aber deutlich an Reiz, da Tode kaum bestraft werden. Okay, ich verliere ein paar Kristalle, wenn ich sterbe, aber wen juckt's? Die Upgrades, für die ich die Kristalle brauche, sind ohnehin Zeitverschwendung.

Fazit: Wärst Du doch ein purer Plattformer ...

Ich habe an "Skelattack" eine ganze Menge auszusetzen, tatsächlich ist es aber gar kein so schlechtes Spiel. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich Genre-Könige wie "Super Meat Boy" und "Hollow Knight" als Maßstab für den Vergleich nehme. Eine kurze Recherche ergab außerdem, dass "Skelattack" erst das zweite offiziell veröffentlichte Spiel von Ukuza ist. Da kann ich es den Entwicklern verzeihen, dass sie kein Meisterwerk abgeliefert haben.

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Nicht enttäuscht sein. Für euren ersten Auftritt war das ganz ordentlich. Bild: © Konami 2020

Wie bereits erwähnt bin ich aber der Meinung, dass "Skelattack" als reiner Plattformer deutlich besser funktionieren würde. Natürlich lässt sich die Invasion der Menschen ein wenig glaubhafter erzählen, wenn Skully auch gegen die Eindringlinge kämpft. Dann hätte das Kampfelement aber deutlich mehr im Fokus stehen müssen.

Plattform-Freunde wären wohl auch mit einer banalen Story zufrieden gewesen, wenn der Spielspaß gestimmt hätte. Die Mario-Games sind das beste Beispiel dafür: Ein Klempner rettet wieder und wieder eine Prinzessin aus den Klauen einer riesigen Schildkröte, und die Fans feiern es ab – weil das Gameplay geil ist.

Das hat mir gut gefallen Das hat mir weniger gefallen
+ Sympathische Charaktere - Zu wenige Gegner
+ Schöner Grafikstil - Kämpfe sind absolut öde
+ Toller Soundtrack - Fummeliger Wall Jump
+ Schwere Plattform-Passagen - Zu viele Checkpoints
- Spiel ist nur ca. 4 Stunden lang

 

Angebot
Skelattack
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Genre
    Plattformer/Metroidvania
  • Plattform
    PS4, Xbox One, PC, Switch
  • Release
    2. Juni 2019
  • Entwickler (Publisher)
    Ukuza (Konami)
TURN ON Score:
2,5von 5
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