Wenn Dwayne Johnson einen Film namens "Skyscraper" produziert und die Hauptrolle übernimmt, kann man sich einer Sache sicher sein: Es gibt einen Wolkenkratzer und jede Menge Action – in, um und auf dem Wolkenkratzer. Wie gut diese Kombination zusammenpasst, liest Du in unserer Filmkritik.
Der verflixte erste Arbeitstag: Die Story
Ex-FBI-Agent Will Sawyer (Dwayne Johnson) hat sich monatelang auf diesen Job vorbereitet und nun ist es endlich so weit: Er tritt seinen Job als Sicherheitschef im "The Pearl" an, dem höchsten Wolkenkratzer der Welt. Und es geht alles schief, was an einem ersten Arbeitstag eines Sicherheitschefs so schief gehen kann: Terroristen legen in der 96. Etage des 240 Stockwerke hohen Gebäudes ein Feuer, stehlen sein Tablet und schalten damit alle Brandschutzmaßnahmen aus. Seine Ehefrau Sarah (Neve Campbell) sitzt mit den beiden Kindern über der Feuerlinie fest. Und die Polizei denkt, dass Will das alles verbrochen hat. Doch die Terroristen haben die Rechnung ohne den neuen Sicherheitschef gemacht ...
Auf den Spuren von Legenden
Wenn man "Skyscraper" in einem Wort beschreiben müsste, wäre es wohl dieses: "bombastisch". Alles an diesem Film ist eine Nummer drüber – im positiven Sinne. Die Bilder sind spektakulär, die Action aberwitzig, die Bösewichte sind richtig fiese Typen und die Guten sind wahre Heilige. Natürlich könnte man an dieser Stelle einwenden, dass es ein etwas eindimensionales Konzept ist. Aber gerade diese schnörkellose Kompromisslosigkeit vermittelt Dir das herrliche Gefühl, dass Du hier einen Oldschool-Actionfilm geboten bekommst, den Worte wie "eindimensional" einen feuchten Furz interessieren.
Der Vergleich mit genreprägenden Evergreens wie "Stirb langsam" (1988) oder "Flammendes Inferno" (1974) liegt auf der Hand. Und Dwayne Johnson macht kein Geheimnis daraus, dass sein neuester Streifen eine Hommage an genau diese Actionlegenden sein soll. In den sozialen Medien postete er kürzlich sogar zwei "Skyscraper"-Vintage-Poster, die an die Filmplakate der beiden Klassiker angelehnt sind und bezeichnete Bruce Willis, Steve McQueen und Paul Newman als "GOAT's" – "Greatest Of All Time".
Realismus ist was für Loser
Den sonst so makellos starken Dwayne Johnson erleben wir in einer sicherlich auch für ihn ungewöhnlichen Ausgangsposition. Wie Du schon im Trailer sehen konntest, geht seine Figur Will Sawyer mit einem deutlichen Handicap ins Rennen. Der tapfere Familienvater und Ex-Geiselretter trägt seit einem missglückten Einsatz an einem Bein unterhalb des Kniegelenks eine Prothese. Für die Heldengeschichte des Will Sawyer ist dies natürlich eine besonders spannende Komponente, die seine Kletterpartien, Sprünge und Kämpfe noch tapferer und waghalsiger aussehen lässt.
Doch während zu Beginn der Story noch immer wieder artig auf diese Beeinträchtigung hingewiesen wird, gerät sie im Laufe des Films mehr und mehr zur Nebensache. Auch wenn man von einem Film wie "Skyscraper" nur bedingt Realismus erwarten sollte, drängt sich hier schon das Gefühl auf, dass dieses Element angesichts der immer wahnwitziger werdenden Stunts nicht ganz zu Ende gedacht wurde. Und dies ist nicht die einzige Plausibilitätsschwäche.
So will der Wolkenkratzer trotz katastrophaler Zerstörung einfach nicht in sich zusammenstürzen, das komplette Sicherheitssystem des Gebäudes lässt sich mit einem simplen Tablet ein- und ausschalten und das Klebeband ist in der "Skyscraper"-Welt dermaßen stark, dass Johnson damit kurzerhand wie Tom Cruise in "Mission: Impossible – Phantom Protokoll" über spiegelglatte Fassaden klettern kann. Wobei das schon wieder so absurd ist, dass Du Dir denkst: Was soll's. Realismus ist was für Loser.
Klebeband gut, alles gut
Hat "Skyscraper" also auch das Zeug zum Action-Klassiker? Das wird das Publikum entscheiden. Die Voraussetzungen sind trotz der oben genannten, kleineren Ungereimtheiten jedenfalls gut. Dwayne Johnson macht sein Dwayne-Johnson-Ding – und das mit einem Bein. Der fiktive Wolkenkratzer "The Pearl" wurde mit so viel Liebe zum Detail visualisiert, dass man trotz aller Sicherheitsbedenken quasi gleich selbst einziehen möchte.
Die Bilder sind so spektakulär, dass man sie sich wahrscheinlich auch in der x-ten TV-Wiederholung noch gerne ansehen wird. Um am Ende gewinnen natürlich die Guten und die Bösen erhalten ihre gerechte Strafe. Mehr Zutaten braucht man eigentlich nicht für einen Klassiker. Oder um es frei nach Will Sawyer zu sagen: Auf die richtige Menge Klebeband kommt es an.
"Skyscraper": Fazit
"Skyscraper" kultiviert die Tugenden guter, alter Actionfilme à la "Stirb Langsam" oder "Flammendes Inferno" und sieht dabei ganz fantastisch aus: Die Bilder sind spektakulär, die Action ist bombastisch und Dwayne Johnson ist einfach nicht aufzuhalten. Realistisch geht anders. Aber das wird angesichts dieses Entertainment-Feuerwerks keinen Actionfan stören.