Im Jahr 2022 feiert das iPhone seinen 15. Geburtstag. 2007 kam es auf den Markt. Seitdem hat das Smartphone unsere Welt grundlegend verändert. Wie geht es weiter? Könnte ein anderes Gerät das Smartphone ablösen? Realistisch scheint das Gegenteil – dass das Smartphone unseren Alltag noch stärker prägt als bisher.
- Wo bleibt die nächste Hardware-Evolution?
- Das Smartphone: Gekommen, um zu bleiben
- Wenn sich der Alltag der Technik anpasst
- Mehr Smartphone im Alltag: Das könnte kommen
- Fazit: Das Smartphone hilft uns in immer mehr Lebenslagen
Seit dem ersten iPhone hat sich technisch viel getan. Wir halten heute kleine Supercomputer in der Hand, die immer besser werden. Die Smartphone-Entwickler haben uns zuletzt flüssige 120-Hertz-Bildschirme angeboten, Smartphones mit Riesenbildschirm zum Zusammenklappen, größere Akkus, die immer schneller laden, und allgemein längere Lebenszeiten für die Geräte. Das sind Eigenschaften, die ab 2022 auch in die günstigeren Smartphones einfließen dürften.

Vielleicht verschwinden bald auch die Aussparungen für Frontkamera und Sensorik von den Smartphone-Bildschirmen – ich würde mich freuen.
Wo bleibt die nächste Hardware-Evolution?
Smartphones werden also immer besser. Aber: Das grundlegende Prinzip hat sich seit 2007 und dem ersten iPhone kaum geändert. Wir tragen weiterhin kleine rechteckige Taschencomputer mit Tastbildschirm mit uns herum. In der schnelllebigen Elektronikwelt gelten 15 Jahre als Ewigkeit. 2007, als das iPhone erschien, hieß Nintendos brandaktuelle Konsole: Wii.
Kürzlich las ich einen erhellenden Text des Technikanalysten Benedict Evans zum Thema. "What comes after smartphones?", fragt er. Evans rechnet darin vor, dass in der Geschichte etwa alle 15 Jahre eine neue Technik die Welt umkrempelte, vom Großrechner zum Windows-PC zum Internet zum Smartphone. Evans geht entsprechend auf mögliche Nachfolgetechniken zum Smartphone ein, wie Brillen für virtuelle und erweiterte Realität oder den "Gehirn-Chip" à la Elon Musk. Wie wir in der TURN ON-Redaktion fragt er sich jedoch: Wie nützlich sind diese Techniken für die Allgemeinheit?

Das Smartphone: Gekommen, um zu bleiben
Schließlich nennt Benedict Evans in seinem Aufsatz gute Gründe dafür, warum das Smartphone als Gerät uns so beständig begleitet – und warum sich das auch in Zukunft nicht ändern dürfte.
Zum einen gibt es langsam nicht mehr genügend Menschen, um den Markt so weit zu vergrößern, dass sich ein "nächstes großes Ding" etablieren könnte. Technische Neuerungen wie das Smartphone haben bestehende Geräte wie Großrechner oder PCs nicht ersetzt, sondern ergänzt, und den Technikmarkt so dramatisch vergrößert. 4 Milliarden Menschen besitzen laut Evans weltweit ein Smartphone – von 5,7 Milliarden möglichen.
Eine neue Technik wird also wahrscheinlich kaum noch neue Menschen erreichen, höchstens dieselben. Das mögliche neue Gerät müsste das Smartphone nicht nur ersetzen können, sondern deutliche Vorteile bieten, damit die Leute ihr Handy dafür aufgeben. Ich sehe nicht, was dieses Gerät sein könnte.

Zum anderen haben wir die Möglichkeiten des Smartphones laut Evans noch lange nicht ausgereizt. Er zeichnet eine spannende Parallele zu einem anderen technischen Hilfsmittel, das wie das Smartphone gekommen ist, um zu bleiben: das Auto.
Wenn sich der Alltag der Technik anpasst
Rund hundert Jahre fahren wir bereits mit Automobilen durch die Gegend. Wer glaubt ernsthaft, dass das Auto demnächst verschwinden und durch etwas Neues ersetzt werden wird?

Über die Dekaden haben wir unsere Umwelt dem Auto angepasst: Straßen führen vom Großstadtzentrum in die entlegensten Winkel. Vororte, Schnellrestaurants mit Drive-in, Spielplätze, Gewerbegebiete – städtebauliche Standards wie diese gibt es wegen des Autos und für das Auto.
Grundsätzlich Neues entsteht also nicht am Auto, sondern um das Auto herum. Bei Smartphones erleben wir seit Jahren ein ähnliches Prinzip. Unser Alltag hat sich nach und nach dem Smartphone angepasst. Einige Beispiele:
Vor dem Smartphone | Mit dem Smartphone |
Bankfiliale | Banking-App |
Brief schreiben/anrufen | Messenger |
Eintrittskarte | QR-Code |
Foto-/Videokamera | Smartphone-Kamera |
Handheld-Konsole | Handyspiel |
Navi-Gerät | Karten-App |
Versandkatalog/Supermarkt | Shopping-/Lebensmittel-App |
Walkman | Musik-App |
Oft dominieren einzelne Apps eine Sparte. Damit die Apps nicht langweilig werden, denken sich die Entwicklerfirmen immer neue Fertigkeiten für sie aus oder ändern das Design. Mit WeChat gibt es in China eine App, die viele der oben beschriebenen Möglichkeiten (und zahllose weitere) in sich vereint.

Mehr Smartphone im Alltag: Das könnte kommen
Eine Prognose scheint mir recht sicher: Das Smartphone wird unseren Alltag weiter durchdringen. Beispiel Gesundheit: Das E-Rezept wurde kürzlich zwar vom Gesundheitsministerium verschoben, dürfte aber früher oder später aufs Smartphone kommen. Nicht zu vergessen das Tracking von Gesundheit und Ernährung, das zurzeit noch recht kompliziert ist, wie auch Kollege Andreas feststellen musste. Ich erwarte, dass die Unternehmen hier nachbessern, sodass ich zum Beispiel mein Frühstück einfach fotografieren kann und direkt Infos zu Kalorien, Nährwerten und Co. erhalte.

Im Bereich des Möglichen sehe ich, dass wir tägliche Einkäufe komplett am Smartphone tätigen. Mit festen Bestellintervallen für Standards wie Kaffeebohnen, Milch oder Waschmittel. Vielleicht erreicht bald auch die Beacon-Technik den Alltag: Das sind kleine Sender, die Informationen ans Smartphone übermitteln können, sinnvoll zum Beispiel in Museen. Viel Spielraum gibt es beim Thema Sprachassistenz. Absolute Basisfragen kann ich Siri stellen, danach ist es aber schnell vorbei.
Fazit: Das Smartphone hilft uns in immer mehr Lebenslagen
Das Smartphone ist seit Jahren so stark mit unserem Alltag verschmolzen, dass wir ihn in vielen Teilen sogar danach ausgerichtet haben. Es scheint unwahrscheinlich, dass sich dies bald ändern wird. Das Smartphone ist wahnsinnig praktisch, und das in immer mehr Lebensbereichen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, welche Möglichkeiten wir mit dem Smartphone noch erschließen werden – 2022 und darüber hinaus.
Redaktionelle Mitarbeit: Andreas Müller