Rechtzeitig zu Halloween bringt Netflix mit "Chilling Adventures of Sabrina" eine Neuauflage der beliebten Jugendserie rund um die pfiffige Teenagerhexe heraus. Ob sie den Zauber des Originals wiederbeleben kann und ob sie das überhaupt möchte, haben wir für Dich unter die Lupe genommen.
- "Sabrina – Total Verhext" war fröhliche Familienunterhaltung
- Storys um die Teenagerhexe reichen bis in die 1960er-Jahre zurück
- Auch die Comics bekamen ein düsteres Reboot
- "Chilling Adventures of Sabrina" macht ernst
- Salems zynische Sprüche fehlen
- Coming-of-Age-Story im Hexensetting
- Fazit: Perfekte Serie für den Herbst
Schon der Titel "Chilling Adventures of Sabrina" deutet es an: Das Reboot wird deutlich gruseliger als "Sabrina – Total Verhext".
"Sabrina – Total Verhext" war fröhliche Familienunterhaltung
Für viele war die Sitcom "Sabrina – Total Verhext" ein fester Bestandteil der Jugend. Von 1996 bis 2003 verkörperte Melissa Joan Hart die Hauptfigur Sabrina Spellman, die an ihrem 16. Geburtstag entdeckt, dass sie zur Hälfte eine Hexe ist. Von ihren fröhlichen Tanten Hilda und Zelda, bei denen sie auch lebt, lernt sie alles über das Hexengewerbe. Ein besonderer Vertrauter ist dabei Salem, ein Hexenmeister, der in einen Kater verwandelt wurde, nachdem er Anstalten gemacht hatte, die Weltherrschaft zu übernehmen.
Trotz dieser übernatürlichen Elemente hatte die Serie einen sehr fröhlichen Grundton. Und auch wenn sich die Junghexe immer wieder in Schwierigkeiten brachte, war doch am Ende jeder Folge jeder Ärger – sei er fantastischer oder menschlicher Natur – schnell wieder behoben.
Storys um die Teenagerhexe reichen bis in die 1960er-Jahre zurück
Dass das Netflix' Remake der Teenieserie namens "Chilling Adventures of Sabrina" eine ganze andere Richtung einschlägt, macht schon der Trailer deutlich. Hauptdarstellerin Kiernan Shipka ("Mad Men") mag als Sabrina genauso, wenn nicht sogar noch liebreizender als Melissa Joan Hart sein. Doch das junge Mädchen bekommt es ganz eindeutig mit dunklen Mächten zu tun, die in ihrer eigenen Familie wurzeln. Stellt das Reboot die heile Welt aus "Total Verhext" einfach auf den Kopf?
Ein Blick auf die Vorlage bringt etwas Licht ins Dunkel. Nur Comic-affinen Zuschauern hierzulande ist wahrscheinlich bekannt, dass "Sabrina – Total Verhext" auf einer Comicreihe des US-Comicverlags Archie Comics beruht. Zum ersten Mal trat Sabrina schon 1962 als Nebenfigur in den kultigen Archie-Comics auf, die dem Verlag seinen Namen gaben. Auch die bereits erfolgreich laufende Netflix-Serie "Riverdale" beruht übrigens auf eben diesen Archie-Comics.
Ab 1971 ging "Sabrina the Teenage Witch" solo in Comic-Serie und erwies sich als so erfolgreich, dass sie mit Unterbrechungen bis 2009 lief. Kein Wunder, dass mit "Sabrina – Total Verhext" auch eine Serienadaption erfolgte, die sich relativ nah an den Ton der Vorlage hielt.
Auch die Comics bekamen ein düsteres Reboot
Doch die heile Welt ist heutzutage nicht mehr angesagt – so hat es zumindest den Anschein. So schießen Horrorserien, Stephen-King-Verfilmungen und mancherlei andere schaurige Formate wie Pilze aus dem Boden. Und die übernatürliche Welt von Sabrina bietet sich ideal dafür an, um sie mit Horrorelementen aufzupeppen. Unter dem Label Archie Horror wurde die Junghexe unter dem Titel "Chilling Adventures of Sabrina" 2014 aufs neue Jahrtausend geeicht.
Die Comicserie behält die Figuren und Grundidee des Originals bei, mit einem kleinen Unterschied: Die Spellmans dienen als Hexen dem dunklen Lord. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ja, damit ist tatsächlich der Teufel höchstpersönlich gemeint. Und genau auf dieser düsteren Neuausrichtung des "Sabrina"-Stoffes basiert auch die Netflix-Serie.
"Chilling Adventures of Sabrina" macht ernst
Der Streaminganbieter spielt schon rein optisch die Finsternis der Vorlage voll aus. Greendale, die Heimat der Spellmans, wird von Sabrina im Trailer als Stadt beschrieben, "in der sich jeder Tag wie Halloween" anfühlt. Der ganze Ort scheint fast immer in Dunkelheit getaucht und es wehen stimmungsvoll die Herbstblätter durch die Straßen. Es naht zeitgleich mit Halloween der 16. Geburtstag Sabrinas, die in dieser Version eine Waise ist. Doch anders als in der Serie aus den 1990er-Jahren weiß sie schon vorher um ihr wahres Ich. In einer "dunklen Taufe" soll Sabrina sich ganz in den Dienst des dunklen Lords stellen.
Passend dazu wird das Remake von Netflix selbst mit den Horrorklassikern "Der Exorzist" und "Rosemary's Baby" verglichen. Nicht zuletzt weil "Chilling Adventures of Sabrina" starke 60-ies-Vibes verströmt. Doch vor allem natürlich, weil in den Filmen genau wie in der der Serie das Grauen auf die Hauptfiguren lauert. Und das ist nicht nur Gerede ...
Schon in der ersten Folge übernimmt eine bösartige Hexe den Körper einer Lehrerin. Und wenn Tante Zelda genug von ihrer Schwester Hilda hat, bringt sie sie kurzerhand um. Sabrina hingegen wird von dem Hexentrio "Weird Sisters", die auf Sabrina als einen Mischling herabsehen, mit einem Blutfluch belegt, der sie langsam ihrer Gesundheit, ihres Willens und ihres Verstandes berauben soll.
Salems zynische Sprüche fehlen
Kein Wunder, dass Sabrina zunehmend Zweifel daran kommen, ob sie sich auf den sogenannten Pfad der Dunkelheit begeben soll. Vor allem, da damit ein Wechsel auf die "Academy of Unseen Arts", eine Hexen- und Zaubererschule, einhergehen würde und sie ihre Freunde und vor allem ihren Liebsten Harvey verlassen müsste.
Auf zynische Sprüche von Salem, um das Ganze aufzulockern, wartet man leider vergebens. Statt eines verfluchten Hexers ist Salem ein Goblin in Tierform, der Sabrina als Beschützer dient. Seine Rolle als ihr Vertrauter nimmt hingegen ihr Cousin Ambrose Spellman ein, der durch den Hexenrat ans Familienanwesen gefesselt ist, das auch das familieneigene Beerdigungsinstitut beherbergt.
Coming-of-Age-Story im Hexensetting
So wird das Reboot trotz seiner übernatürlichen und horrorlastigen Elemente vor allem zu einer "Coming of Age"-Story. Sabrina muss erst ihren Platz zwischen der Hexen- und Menschenwelt finden. In ihrem Hexendasein sieht sie vor allem eine Möglichkeit, ihrem Hexervater und der menschlichen Mutter nah zu sein. Erschwert wird ihre Entscheidung für den dunklen Pfad durch düstere Visionen, die sie heimsuchen, und dem willenlosen Gehorsam, der ihr vom Hohepriester der Kirche der Nacht und nicht zuletzt von ihrer Familie abverlangt wird.
Doch auch in der Menschenwelt ist nicht alles eitel Sonnenschein. "Chilling Adventures of Sabrina" besitzt starke Retroelemente, scheint aber (leider) von den Handlungselementen her zeitlos. So setzt sich die Schülerin mit Bücherverboten auseinander, dem Mobbing an einer ihrer besten Freundinnen und dem frauenfeindlichen Schuldirektor. Ihr Freund Harvey gehört zu den wenigen positiven Konstanten ihres Lebens. Doch auch er hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. So vermischt sich die übersinnliche und menschliche Welt zunehmend.
Fazit: Perfekte Serie für den Herbst
Für Fans von "Sabrina – Total Verhext" wird es ungewohnt sein, bekannte Figuren in neuer Dynamik und vor allem einem Setting mit Horrorelementen zu sehen. Doch wer sich auf das Netflix-Reboot einlässt, wird mit einer gefühlten Zeitreise in die 1960er-Jahre belohnt, aufgepeppt durch die Welt des Übersinnlichen. Damit ist "Chilling Adventures of Sabrina" die ideale Serienkost für stürmische dunkle Herbstabende.