Der außerirdische Igel Sonic genießt das amerikanische Landleben. Er liebt Baseball, Harley-Davidson-Motorräder und Kneipenschlägereien. Das möchte uns jedenfalls der Kinofilm "Sonic the Hedgehog" über einen der ikonischsten Videospielhelden der Geschichte weismachen.
- Sonic als Kleinstadtjunge
- Jim Carrey überzeugt als Dr. Robotnik
- Ein sehr amerikanischer Familienfilm
- Fazit
Während der "Konsolenkriege" zwischen Sega und Nintendo in den 1990ern trat Sonic gegen den italienischen Klempner Mario an. Der rasende Igel kümmerte sich nicht um verstopfte Rohre, sondern sprengte auf seinem Heimatplaneten Mobius die Maschinen des verrückten Wissenschaftlers Dr. Robotnik in die Luft. Es galt, Tiere aus Gefangenschaft des irren Forschers zu retten, und Sonic war stets mit vollem Einsatz für seine Freunde zur Stelle.
Schnell, cool, heroisch – Sonic ist einer der Helden meiner Kindheitstage. Für seinen ersten Kinofilm "Sonic the Hedgehog" haben ihn die Drehbuchautoren Pat Casey und Josh Miller allerdings in eine völlig andere Figur verwandelt.
Sonic als Kleinstadtjunge in den USA

Im Film erfahren wir, dass Sonic auf einer außerirdischen Insel von einer "Legende der Wächter"-ähnlichen Eule aufgezogen wird. Eines Tages sind böse Echidnas hinter der Mutter-Eule und ihrem Adoptiv-Igel her. Die Eule schickt ihren Zögling mithilfe eines magischen Rings auf die Erde. Dort soll er sich verstecken und den Kontakt mit den Bewohnern vermeiden. Für Notfälle erhält der kleine Sonic einen Beutel mit weiteren Ringen, die als Tore zu anderen Planeten dienen.
Wer sich nun fragt, was das alles mit den "Sonic"-Spielen zu tun hat, darf sich auf etwas gefasst machen: Im Film hat der Igel die Persönlichkeit eines kleinen amerikanischen Jungen – und nicht die eines heroischen Superhelden. Sonic ist sogar ein besonders passionierter US-Amerikaner: Er liebt Baseball, die Bluesrock-Band ZZ Top und Harley-Davidson, ein Ausflug in eine Country-Kneipe zählt zu den Highlights in seinem Leben. Der Kleinstadt-Sheriff Tom Wachowski (James Marsden) übernimmt die Rolle seines Ziehvaters. Die beiden begeben sich in die große Stadt, in der Sonic zwischenzeitlich seine Ringe verloren hat.
Jim Carrey überzeugt als Dr. Robotnik

Dr. Robotnik verfolgt das Duo im Auftrag der US-Regierung, der Schurke möchte sich die Superkräfte des Igels aneignen. Jim Carrey spielt den verrückten Wissenschaftler ähnlich überdreht wie einst den Riddler in "Batman Forever" und Onkel Olaf in "Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse". Als verrückt-genialen Bösewicht Dr. Robotnik macht Carrey andere runter, veranstaltet verrückte Tanzeinlagen und hetzt seine hochentwickelten Maschinen auf den Igel und dessen Begleiter.
Leider ist Dr. Robotnik der einzige Charakter, der seinem Videospiel-Pendant entspricht. Das ursprüngliche Design von Sonic wurde dafür kritisiert, zu sehr von der Figur aus den Spielen abzuweichen. Ich bin aber der Meinung, die Macher wären lieber auch optisch bei ihrer ganz eigenen Version von Sonic geblieben – schließlich hat der komplette Film so gut wie nichts mit der Vorlage zu tun.
Ein sehr amerikanischer Familienfilm
An dieser Stelle muss ich meine Fan-Brille abnehmen und überlegen, was dieser Film eigentlich sein möchte – um die Kultfigur Sonic geht es nicht wirklich. Jedenfalls nicht um Sonic, wie ihn alte Zocker-Hasen kennen. Es handelt sich eher um einen herkömmlichen Familienfilm mit Buddy-Movie-Anleihen. Und Sonic hätte auch eine andere Figur sein können. Vielleicht der kleine Alf.
Davon abgesehen ist "Sonic the Hedgehog" ein geradezu aufdringlicher Werbefilm für das amerikanische Landleben, den – ohne Übertreibung – die Tourismusbehörde einer US-Kleinstadt in Auftrag gegeben haben könnte. Die Moral: Bleibe lieber zu Hause auf dem Land bei Familie und Freunden und ziehe nicht in die große Stadt.
Noch bemühter als Disney-Filme versucht "Sonic", es sowohl Erwachsenen als auch Kindern recht zu machen. Es gibt seichte Gags für die Kleinen und ein paar flotte Sprüche für die Großen. Zum Beispiel lässt Dr. Robotnik eine seiner Hightech-Maschinen auf Sonic los und witzelt: "Habt ihr euch noch nie gefragt, wo eure Steuergelder hingehen?" Ich fand gerade mal zwei bis drei Gags amüsant – aber für Familien mit kleinen Kindern geht der harmlose Humor wahrscheinlich in Ordnung.
Fazit: Gut für Familien, nichts für "Sonic"-Fans

Ob sich ein Kinobesuch für "Sonic" lohnt, hängt vor allem von Deinen Erwartungen ab: Möchtest Du einen lockeren, aber auch austauschbaren Familienfilm mit Deinen Kindern ansehen, dann tue Dir keinen Zwang an. "Sonic the Hedgehog" ist eine solide Wahl für einen netten Nachmittag mit dem Nachwuchs. Bist Du jedoch mit Sonic aufgewachsen oder gar ein Fan des Igels, dann solltest Du einen großen Bogen um "Sonic the Hedgehog" machen.