Sony setzt beim neuen Top-Phone Xperia 1 voll auf die Anziehungskraft des 21:9-Bildschirms. Diese Rechnung geht jedoch nur teilweise auf, wie unser Test zeigen wird.
- Design: Sony bleibt sich treu
- Display: Das Herzstück des Xperia 1
- Bedienung: Nichts für Einhanduser
- Technik: Solide Ausstattung
- Kameras: Triple-Rückseite, schlichte Front
- Audio: Dynamische Vibration macht keinen Unterschied
- Fazit: Kinoflair zum Höchstpreis
Design: Sony bleibt sich treu
Das Design des Xperia 1 ist – trotz des ungewöhnlichen Bildschirmseitenverhältnisses – klassisch Sony. Die Barren-Form verfolgt der Hersteller bei der Xperia-Reihe seit vielen Jahren. Abgerundete Ecken oder ein randloses Display sucht man bei Sony vergebens. Traditionell hochwertig ist die Verarbeitung des Xperia 1. Nichts wackelt oder wirkt billig. Stattdessen Käufer ein Smartphone in die Hand, das so wirkt, als würde es dem alltäglichen Wahnsinn mühelos standhalten. Staub und ein kurzer Sturz ins Wasser sind dank IP65/IP68-Zertifizierung in jedem Fall kein Problem.

Der Fingerabdruckscanner befindet sich beim Xperia 1 – ebenfalls Sony-klassisch – an der Seite des Smartphones. Lediglich von der Audioklinke hat sich der Walkman-Erfinder verabschiedet. Stattdessen werden Kopfhörer mithilfe des beigelegten Adapters über USB-C angeschlossen. Geradezu nostalgisch mutet der Kamera-Auslöser am rechten Rand des Smartphones an. Die meisten anderen Hersteller haben den Fotoknopf schon lange aufgegeben. Sony hat jedoch ein Herz für Freunde des analogen Druckknopfs!
Der einzige Wermutstropfen bezüglich des Designs ist die Rutschfreudigkeit des Xperia 1. Obwohl das Smartphone grundsätzlich gut in der Hand liegt, muss ich im Test immer wieder nachgreifen, um ein Entgleiten zu verhindern. Eine Hülle ist im Alltag definitiv empfehlenswert!
Fazit: Von der Barren-Bauweise über den Kamera-Auslöser bis zum Fingerabdruckscanner – das Xperia 1 ist einfach klassisch Sony! Die Verarbeitung ist exzellent. Für meinen Geschmack ist das Smartphone allerdings etwas zu rutschig.
Display: Das Herzstück des Xperia 1
Das Display ist ein echter Blickfang beim Xperia 1. Der 6,5-Zoll-OLED-Screen bietet 4K-Auflösung (3.840 x 1.644 Pixel) und HDR-Unterstützung. Seine ganze Stärke entfaltet der Bildschirm bei der Wiedergabe von Filmen. Da das Display genau wie die meisten Filme ein Seitenverhältnis von 21:9 aufweist, bietet das Xperia 1 ein Kinoerlebnis ohne schwarze Balken. Dazu verspricht Sony im "Creator-Modus" einen Filmgenuss wie vom Filmemacher beabsichtigt. Die starken Kontraste und überzeugenden Farben machen auch im Test Eindruck. Ich habe mir auch nach 20 Minuten noch nicht gewünscht, den Film auf einem größeren Display weiterzuschauen, sondern nahm den kleineren Screen für die gute Bildqualität gerne in Kauf.

Neben dem Filmerlebnis erlebe ich im Test auch das Lesen auf dem 21:9-Bildschirm als angenehmer. Vor allem da ich seltener scrollen muss. Sony bewirbt das Xperia zudem als Multitasking-Künstler. Zwei Apps parallel auf dem großen Bildschirm zu verwenden, ist dank des 21:9-Multi-Fenster-Modus denkbar einfach.
Einen Haken hat der 21:9-Bildschirm jedoch: Außer Kinofilmen gibt es nicht viele Inhalte, die auf das Format optimiert sind. YouTube-Videos zum Beispiel sind in der Regel in 16:9 gehalten. Das bedeutet, dass auf dem Xperia 1 links und rechts vom Video schwarze Balken eingeblendet werden. Viele Apps passen ebenfalls nicht zum Seitenverhältnis des Smartphones, was erneut einen schwarzen Balken am unteren Bildschirmrand hervorruft. Die Bedienung gelingt zwar dennoch einwandfrei, aber die Optik dürfte nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen.
Fazit: Der CinemaWide-4K-HDR-OLED-Screen des Xperia 1 beeindruckt im Test und lässt sogar die Einschränkungen des im Vergleich zu Tablet, Laptop oder Fernseher kleinen Displays kurzzeitig vergessen. Allerdings gibt es außer Kinofilmen nicht viele Inhalte, die auf das Seitenverhältnis des Smartphones optimiert sind.
Bedienung: Nichts für Einhanduser
Das Xperia 1 liegt auf Anhieb gut in der Hand. Die Menüs sind reaktionsschnell und übersichtlich. Ganz wie man es von einem High-End-Smartphone mit Android 9.0 Pie erwarten würde.
Der lange Bildschirm sorgt jedoch bei der Bedienung mit einer Hand für Schwierigkeiten. Will ich auf eine Benachrichtigung am oberen Bildschirmrand reagieren, muss ich die Position meiner Hand ein paar fingerbreit nach oben verlagern. Möchte ich eine App am unteren Rand anwählen, wandere ich wieder zurück. Das Smartphone dabei nicht aus der Hand zu verlieren, wirkt komplizierter als bei anderen großen Handys. Sony weiß offenbar um dieses Problem. So bietet das Xperia 1 einen "Einhändigen Modus". Dieser schrumpft die Bildschirmanzeige auf ein Rechteck, das sich gut mit dem Daumen navigieren lässt. Für mich ist das jedoch nicht mehr als eine Notlösung.
Alternativ lassen sich "Side Sense" genannte Seitenmenüs für das Xperia 1 konfigurieren. Doppeltes Tippen auf den Bildschirmrand des Smartphones öffnet dann eine kleine konfigurierbare Auswahl an Apps. Diese Bedienhilfe erwies sich im Test als sinnvoller als der geschrumpfte Bildschirm. Die Mängel beim Bedienkomfort für vorzugsweise einhändige Bedienung verschwinden dadurch jedoch nicht völlig.
Fazit: Grundsätzlich ist das Xperia 1 reaktionsschnell und leicht zu bedienen. Abzüge gibt es aber beim Bedienkomfort für die Einhandnutzung. Das längliche Display erfordert häufiges Umgreifen und gerät leicht aus der Balance.
Technik: Solide Ausstattung
Auf der technischen Seite gibt es beim Xperia 1 wenig zu meckern. Für die Leistung sorgt der schnelle Octa-Core-Prozessor Snapdragon 855 von Qualcomm. Er wird von 6 GB RAM unterstützt. Der interne Speicher beläuft sich auf 128 GB und lässt sich per microSD-Karte auf bis zu 512 GB aufstocken. Ins Stottern kam das Smartphone weder bei der Filmwiedergabe mit weiteren Apps im Hintergrund noch beim Zocken von "Sonic Forces" in den höchsten Einstellungen. Für einen reibungslosen Alltagseinsatz ist die Hardware also vollkommen ausreichend. Der seitliche Fingerabdruckscanner funktionierte im Test ebenso einwandfrei. Face-ID-ähnliche Sensoren bietet das Xperia 1 hingegen nicht.

Neben USB-C lassen sich Kopfhörer und andere Peripherie auch via Bluetooth 5.0 anschließen. NFC wird ebenfalls unterstützt, auf 5G müssen Nutzer jedoch verzichten und sich mit LTE begnügen. Der Akku besitzt eine Kapazität von 3.330 mAh und hätte in Anbetracht des Displays gerne etwas größer ausfallen können. Immerhin lässt er sich mit dem im Lieferumfang enthaltenen Schnellladegerät in 30 Minuten zu 50 Prozent aufladen, sagt Sony. Ein Plus ist zudem die Dual-SIM-Unterstützung.
Softwareseitig ist die vorinstallierte 3D-Creator-App eine Besonderheit. Mit dieser lassen sich Gesichter, Gegenstände und Nahrungsmittel als 3D-Objekte erstellen und anschließend animieren. Das funktioniert im Test nicht immer einwandfrei, macht aber Spaß. Wer einen 3D-Drucker besitzt, kann die eigenen Kreationen sogar ausdrucken.
Fazit: Die technische Ausstattung des Xperia 1 ist einem High-End-Smartphone würdig. Einzig der Akku hätte etwas größer ausfallen dürfen.
Kameras: Triple-Rückseite, schlichte Front
Anstatt auf hohe Pixelzahlen zu setzen, fokussiert sich Sony beim Xperia 1 auf Funktionsvielfalt. So lösen die drei Linsen auf der Rückseite alle mit 12 MP auf. Die erste Kamera bietet eine Blendenöffnung von f/2.4. Bei der zweiten Kamera handelt es sich um ein Teleobjektiv mit 2-fach optischem Zoom und die dritte Linse bietet Superweitwinkel. Außerdem ist der klassische LED-Blitz, ein Bildstabilisator und Autofokus mit an Bord. Die Frontkamera löst mit 8 MP auf.

Sony bietet Smartphone-Fotografen hier vor allem einiges an Spielraum. Nutzer können nicht nur auf verschiedene Modi wie Porträt oder Landschaft zugreifen, sondern für jede Kamera auch manuell Weißabgleich, ISO oder Verschlusszeit festlegen. Im RAW-Format lassen sich die Bilder aber leider nicht abspeichern. Im Test machte die Bildqualität einen soliden Eindruck. Schnappschüsse waren weder zu düster noch zu detailarm, der digitale Bokeh-Effekt funktionierte ebenfalls gut. Und auch bei nächtlichen Szenen lieferte das Smartphone gute Ergebnisse ab. Lediglich die Fotos der Frontkamera kamen mir im Test zu kontrastarm vor.
Besser gefiel da die Cinema-Pro-App. Diese bietet nämlich ein ordentliches Plus an Einstellungsmöglichkeiten im Vergleich zur Standard-Video-App. So lässt sich beispielsweise die Verschlusszeit, der Weißabgleich und ISO einstellen und Videos in 4K aufzeichnen.
Fazit: Die drei rückseitigen Kameras von Sony leisten solide Arbeit. Die Frontlinse schneidet hingegen nur mittelmäßig ab. Überzeugen konnte im Test wiederum die Video-App Cinema Pro.
Audio: Dynamische Vibration macht keinen Unterschied
Im Audio-Bereich gibt es nicht viel über das Xperia 1 zu sagen. Anstatt einer Audioklinke müssen Nutzer ihre Kopfhörer über USB-C anschließen. Dafür liefert Sony einen Adapter mit. Alternativ steht Bluetooth zur Verfügung. Die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer sind mau und können getrost gegen ein besseres Paar ausgetauscht werden.

Der Sound der beiden Stereo-Lautsprechern am oberen Bildschirm- und unteren Gehäuserand ist gut und Dolby-Atmos-zertifiziert. Auch bei maximaler Lautstärke hört man kein Schnarren oder Übersteuern. Sony bewirbt zusätzlich die dynamische Vibration, die das Gehäuse des Smartphones passend zum Bass der Musik einsetzt. Allerdings konnte ich dadurch keine wesentliche Verbesserung des Klangerlebnisses feststellen.
Fazit: In Sachen Audio lässt sich das Xperia 1 weder kritisieren noch besonders loben.
Fazit: Kinoflair zum Höchstpreis
Das Xperia 1 ist ein Smartphone für Film-Fans. Speziell für solche, die viel unterwegs sind und mit leichtem Gepäck reisen wollen. Stellt sich allerdings die Frage, wie groß diese Zielgruppe ist. Die meisten Nutzer werden wohl, wann immer sie können, einen größeren Bildschirm bevorzugen.
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Grundsätzlich schneidet das Xperia 1 zwar auch im Rest des Tests gut ab, doch fehlen abgesehen vom 21:9-Bildschirm die Wow-Effekte ... speziell wenn viele Apps nicht für das Seitenverhältnis optimiert sind. Hier ist dann letztlich auch der Preis entscheidend und der fällt mit 949 Euro UVP zu hoch aus.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ 4K-OLED-Screen im 21:9-Format | - Schwierigkeiten bei Bedienung mit einer Hand |
+ Cinema-Pro-App mit vielen Einstellungsmöglichkeiten für Videodreh | - Apps sind nicht auf das Seitenverhältnis optimiert |
+ Klassisches Design | - Hoher Preis |
+ Sehr gute Verarbeitung |
Wer das 21:9-Format will, aber den hohen Preis scheut, kann auf das Motorola One Vision zurückgreifen. Dieses ist bereits ab 300 Euro erhältlich. Allerdings bietet der Bildschirm auch nur Full-HD- anstatt 4K-Auflösung, der Arbeitsspeicher ist kleiner und der Chip langsamer. In unserem Test erwies sich das Smartphone dennoch als solides Mittelklasse-Gerät.
Außerdem liefert Sony selbst Alternativen mit dem Xperia 10 und 10 Plus. Das sind ebenfalls 21:9-Smartphones, die bezüglich Ausstattung und Preis in der Mittelklasse anzusiedeln sind. Die Bildschirmdiagonalen liegen bei 6 und 6,5 Zoll, die Auflösung erreicht Full HD+. Auf beiden Rückseiten kommen Dual-Kameras zum Einsatz. Preislich liegen die beiden Modelle bei 350 und 400 Euro.