Das Xperia X ist für Sony das erste Gerät der neuen X-Modellreihe. Im Test zeigt sich aber leider, dass das Flaggschiff einen waschechten Fehlstart hinlegt und neben guten Ansätzen auch mit einigen Problemen zu kämpfen hat.
Sony weitet seine Smartphone-Palette weiter über das Alphabet aus. Mit dem Xperia X veröffentlicht der Hersteller sein erstes Gerät mit Flaggschiff-Format für das Produktjahr 2016 und präsentiert damit gleichzeitig einen Quasi-Nachfolger zum letztjährigen Xperia Z5.
Design: Typisch und doch ziemlich anders
Optisch lassen sich auf den ersten Blick kaum Unterschiede zwischen dem Xperia X und dem Z5 ausmachen. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich dann aber doch zahlreiche Feinheiten. Mit 5,0 Zoll ist das X um 0,2 Zoll kleiner als sein Quasi-Vorgänger. Doch noch viel auffälliger ist die Materialwahl. Zum ersten Mal hüllt Sony sein neues Flaggschiff nämlich fast komplett in Aluminium und rundet dabei auch gleich noch die Ecken und Kanten ab, die beim Xperia Z5 den haptischen Gesamteindruck doch empfindlich störten.
Unterstrichen wird das Ganze von einer interessanten Farbgebung, die das Xperia X angenehm vom farblichen Smartphone-Einheitsbrei abhebt. Unser Testgerät im ungewöhnlichen Farbton Lime Gold wirkte jedenfalls überraschend frisch und war vor allem in Kombination mit dem vorinstallierten Wallpaper eine schicke Gesamterscheinung. Hinzu kommen nette Details wie der eingravierte Xperia-Schriftzug auf der Rückseite und die Kamera, die – im Vergleich zu vielen anderen Smartphones – sehr natürlich in das Gehäuse integriert ist. Das Design-Team bei Sony hat sich mit dem X auf jeden Fall ein großes Kompliment verdient.
Allerdings gibt es auch eine Schattenseite: Denn während die Modelle der Xperia Z-Reihe bislang stets mit einem wasserdichten Gehäuse punkten konnten, sollte das Xperia X lieber einen großen Bogen um zu viel Feuchtigkeit machen. Die Wasserfestigkeit fiel nämlich komplett dem Rotstift zum Opfer.
Die Software in perfekter Design-Symbiose
Das schicke Design des Smartphones setzt sich bei der Software fort. Nie wirkte die Sony-eigene Benutzeroberfläche Xperia UI besser auf ein Gerät abgestimmt als beim Xperia X. Beim Betriebssystem selbst handelt es sich natürlich um Android 6.0.1 Marshmallow, das vom Hersteller um einige Extras erweitert wurde. So gibt es unter anderem wieder den beliebten STAMINA-Modus, in dem das Smartphone mit seinem 2650 mAh-Akku besonders energiesparend arbeitet.
Viel Power, aber reicht das?
Liest sich der Test bis hier hin wie eine einzige Jubelorgie auf das Xperia X, so lässt sich nicht verleugnen, dass das Smartphone auch einige Probleme hat. Diese offenbaren sich zum Teil, wenn wir einen Blick auf das Innenleben werfen. Dort wo bei LG G5, HTC 10 und anderen 2016er-Flaggschiffen ein Hochleistungsprozessor des Typs Snapdragon 820 arbeitet, gibt es beim Xperia nur den zwar starken, aber dennoch schwächeren Snapdragon 650. Zudem sind statt 4 GB RAM wie bei der Konkurrenz bei Sony nur 3 GB RAM drin.
Beides ist nicht dramatisch, zumal das Xperia X im Alltag immer noch auf einem unheimlich guten Niveau performt. Spätestens beim Blick auf die UVP offenbart sich aber das große Problem des Sony-Smartphones. Denn für die aufgerufenen 599 Euro klingt die verbaute Hardware zumindest auf dem Papier zu schwach. Auch wenn sich die Leistungslücke im Alltag so gut wie nie bemerkbar machen dürfte, so ist sie eben doch vorhanden. Im Benchmark-Test von AnTuTu kam das Xperia X auf 78.034 Punkte, während das günstigere Huawei P9 mit seinem Kirin 955-Prozessor satte 96.000 erreichte.

Die Kritik mag an dieser Stelle etwas absurd wirken, weil das Xperia X praktisch schnell genug für alle denkbaren Anwendungen ist – und das ist am Ende schließlich das, was wirklich zählt. Dennoch bleibt der etwas fade Beigeschmack, dass Sony für eine vergleichsweise schwächere Hardware einen ziemlich hohen Preis aufruft.
Die Kamera: Über jeden Zweifel erhaben
Zum Glück enden die Probleme des Xperia X größtenteils dann, wenn wir uns den beiden Kameras zuwenden. Die Hauptkamera löst mit sagenhaften 23 Megapixeln auf und gehört damit zumindest auf dem Papier schon mal zu den stärksten Optiken, die derzeit in Smartphones zu haben ist.
Doch auch abseits der reinen Auflösung weiß die Kamera zu überzeugen. Im Test gelangen mit der Hauptkamera des Xperia X farbechte und scharfe Aufnahmen praktisch aus dem Stand. Dabei zeigte sich der Sensor auch bei schwächeren Lichtverhältnissen genügsam und kitzelte trotzdem noch genügend Helligkeit aus den Bildern heraus. Zusätzlich spendiert Sony seiner Kamera einige Sonderfunktionen. Ganz neu ist der sogenannte prädiktive Automodus. Dieser ist vor allem beim Filmen interessant, da sich damit ein bestimmtes Objekt fokussieren lässt, das anschließend auch bei schnellen Bewegungen stets im Fokus und damit scharf gestellt bleibt. Richtig gut macht sich zudem die Frontkamera, die mit ihrer 13 Megapixel-Auflösung verdammt scharfe Selfies zustande bekommt.
Doch während die Bilder bei Fotos extrem hochauflösend erstellt werden, bleiben Videoaufnahmen auf eine Full HD-Auflösung beschränkt. Filmen in 4K ist hingegen nicht möglich. Vielleicht zieht Sony hier die Konsequenzen aus den Hitzeproblemen der Kamera, die wir auch in unserem Test feststellen konnten. Schon bei längeren Full HD-Aufnahmen wird das Smartphone nämlich so heiß, dass die Kamera-App nach weniger als 20 Minuten automatisch geschlossen wird. Andere Smartphones halten hier zum Teil deutlich länger durch.
Schön ist, dass Sony auch dem neuen Modell wieder einen physischen Kamera-Button spendiert. Mit diesem fühlt sich das Fotografieren gleich viel natürlicher an als durch das Tippen auf das Display. Gerade in Zeiten, in denen sämtliche Smartphone-Hersteller auf immer stärkere Kameras setzen, dürften diese sich hier gern ein Beispiel an den Japanern nehmen.
Fingerabdrucksensor im Soll
Der Fingerabdrucksensor des Xperia X scheint direkt aus dem Z5 zu stammen, denn er funktioniert genau so gut wie beim letztjährigen Modell und erkennt den richtigen Finger fast immer auf Anhieb. Auch das Entsperren selbst dauert nur einen Wimpernschlag. So gesehen gibt es hier nichts zu meckern.
Fazit: Ein Flaggschiff mit Schlagseite
Eine finale Wertung zum Xperia X fällt schwer. Sind wir oberflächlich, dann ist das Sony Xperia X ein gutes und performantes Smartphone mit einem schicken und durchdachten Design und zwei hervorragenden Kameras. Schaut man jedoch etwas genauer hin, dann wird schnell ersichtlich, dass die Japaner an einigen Stellen den Rotstift angesetzt haben. So ist der Prozessor nicht auf dem Top-Niveau anderer Smartphone-Flaggschiffe anno 2016. Und im Vergleich zum hauseigenen Konkurrenten Xperia Z5, das mittlerweile günstiger erhältlich ist, bietet das X zwar ein schickeres Gehäuse, das aber nicht mehr wasserdicht ist.
Zu Sonys Verteidigung muss man allerdings sagen, dass das Xperia X alles aus dem Prozessor herauskitzelt und dieser mehr als genug Leistung erzielt, um mit allen Arten von Apps und Anwendungen zurechtzukommen. Klar, ein iPhone 6s oder ein Samsung Galaxy S7 leisten auf dem Papier mehr, allerdings verpufft diese Leistung derzeit in der Praxis einfach, weil sie einfach nicht gebraucht wird.
Am Ende hilft das leider wenig. Das Sony Xperia X ist ein in vielen Bereichen gutes Smartphone, dem leider aber leider ein besonderes Feature fehlt, das es aus der Masse der ebenfalls sehr guten oder noch besseren Konkurrenz herausstechen lässt. Der Preis ist es jedenfalls nicht, denn mit einer UVP von 599 Euro liegt das X über den aktuellen Straßenpreisen von Samsung Galaxy S7 und Huawei P9. Und so ist zu befürchten, dass der schicke Feger von Sony am Markt einen ziemlich schweren Stand haben könnte.