Mit dem neuen Flaggschiff-Smartphone Xperia XZ2 wagt sich Sony an ein frisches Design. Die gewölbte Glas-Rückseite ist ein mutiger Schritt und das XZ2 ist das erste Smartphone, das 4K-HDR-Videos aufzeichnen kann. Im Test haben wir geprüft, ob das Sony-Flaggschiff auch in der Praxis überzeugt.
- Design und Verarbeitung: Die Luxus-Seife
- Ausstattung und Leistung: High-End mit Ideen
- Kameras: HDR-Videos sind die Zukunft
- Fazit: Einfallsreiches Flaggschiff
Design und Verarbeitung: Die Luxus-Seife
Im Vergleich zum Vorgänger Xperia XZ1 hat Sony das Design deutlich weiterentwickelt. Zwar ist das Gerät noch als Sony-Smartphone erkennbar, aber erstmals setzt der Hersteller auf ein 18:9-Display. Der Displayrahmen fällt kleiner aus als beim Xperia XZ1, aber erkennbar größer aus als etwa beim Samsung Galaxy S9.
Das Sony Xperia XZ2 hat einen Metallrahmen und ist vorne und hinten vom Schutzglas Gorilla Glass 5 bedeckt. Das Alleinstellungsmerkmal ist die nach außen gewölbte Rückseite, die sich in die Hand schmiegen soll. Auch das kleinere Xperia XZ2 Compact setzt auf diese Wölbung, weshalb es tatsächlich besser in der Hand liegt. Beim Xperia XZ2 ist dieser Vorteil leider weniger ausgeprägt. Das liegt einerseits an der Größe, aber andererseits vor allem daran, dass die Rückseite äußerst glatt ist. Die kleinste Unebenheit genügt, um das Xperia XZ2 in sein Unglück rutschen zu lassen.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich die Glas-Rückseite deutlich vom Metall-Rahmen abgrenzt, weshalb nicht der Eindruck eines harmonischen Ganzen entsteht. Dem praktischen Gebrauch tut das recht dicke Gehäuse als solches keinen Abbruch und der Verzicht auf ein abgerundete Dual-Edge-Display im Vergleich zum Galaxy S9 sorgt für eine einfachere Handhabung. Auch ist der Fingerabdruckscanner bequem zu erreichen und befindet sich im ordentlichen Abstand zur Kamera, etwa im Gegensatz zum Galaxy S8. Auch schön: Das Smartphone ist nach dem Standard IP68 wasserdicht.
Urteil: Das Xperia XZ2 bietet eine hochwertige Verarbeitung, aber die glatte Rückseite mit Wölbung macht das Smartphone beim Hinlegen so rutschig wie ein nasses Stück Seife.
Ausstattung und Leistung: High-End mit Ideen
Für die Leistung ist der aktuelle High-End-Chip Snapdragon 845 zuständig, der von 4 GB Arbeitsspeicher unterstützt wird. In der Praxis sorgt der Chip zusammen mit dem schnellen (UFS 2.1) internen 64-GB-Speicher für eine rasante Bedienung. Apps und Spiele starten spürbar schneller als bei Smartphones mit dem Vorgänger Snapdragon 835. Android läuft nun fast verzögerungsfrei. Das IPS-Display bietet eine Full-HD-Plus-Auflösung von 2160 x 1080 Pixeln und kann HDR-Inhalte des Standards HDR10 darstellen. Spiele und Videos machen auf dem großen Display viel Spaß.

Zum Glück funktioniert beim Xperia XZ2 die YouTube-App mit HDR, was wir beim Huawei P20 Pro vermisst hatten. HDR-Clips sehen hervorragend aus und werden nur von der Darstellung auf dem AMOLED-Display des Galaxy S9 übertroffen. Die auf der Vorderseite angebrachten Stereo-Lautsprecher liefern einen ordentlichen Stereo-Effekt, allerdings hat das Galaxy S9 bei Lautstärke und Dynamik die Nase vorn.

Ein neues Vibrations-Modul im Inneren des Smartphones sorgt für einen Rütteleffekt, der sich grundsätzlich mit dem des Dual-Shock-Controller für die PlayStation 4 vergleichen lässt. Das "Dynamic Vibration System" verstärkt vor allem den Bass-Eindruck, aber ehrlich gesagt: Ein stärkerer Bass durch die Lautsprecher hätte das besser gekonnt, ohne das glitschige Smartphone durchzurütteln. Ansonsten bietet das Smartphone eine umfassende Ausstattung inklusive kabellosem Laden. Die Akkulaufzeit ist gut und übertrifft jene des Galaxy S9, ohne an die Langläufer wie das Huawei Mate 10 Pro heranzureichen.

Eine Auslassung gibt es allerdings: Der 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss fehlt und wurde durch einen USB-C-Klinke-Adapter ersetzt. Laut Sony hätte er dem "Ambient-Flow-Design" widersprochen und außerdem waren sich die Designer bewusst, dass es einen "großen Mark-Trend" in Richtung kabellose Kopfhörer gebe. Schade, dass Sony nun auch auf den Zug aufspringt, denn das bringt einige Nachteile mit sich. Das Galaxy S9 bietet weiterhin einen Kopfhöreranschluss.
Urteil: Der Kopfhöreranschluss hätte gerne bleiben dürfen und das Vibrations-Feature bietet keine großen Vorteile, aber ansonsten liefert das Xperia XZ2 überzeugende High-End-Technik.
Kameras: HDR-Videos sind die Zukunft

Das Xperia XZ2 bietet dieselbe "Motion Eye"-Kamera wie bereits das Xperia XZs, das XZ Premium und das XZ1. Es handelt sich um eine 19-Megapixel-Kamera mit einem 1/2,3 Zoll großen Sensor und einer Linse mit einem Blendenwert von f/2.0. Zum Vergleich: Der Kamera-Überflieger Huawei P20 Pro hat eine 40-Megapixel-Kamera mit einem größeren 1/1,7-Zoll-Sensor. Auch bietet das Xperia XZ2 keine optische, sondern nur eine digitale Bildstabilisierung. In der Praxis kommt die Xperia-Kamera auch nicht an das Huawei-Pendant heran, selbst das normale Huawei P20 macht deutlich bessere Fotos.
Die 3D-Creator-App dient zum Erstellen von dreidimensionalen Modellen von Gesichtern und Gegenständen. Dafür muss der Nutzer den Gegenstand aus verschiedenen Winkeln mit einer gleichförmigen Bewegung einscannen, was recht schwierig ist. Die Ergebnisse fallen in der Regel wenig genau aus. Die Superzeitlupe-Videos können nun mit einer Auflösung von 1080p aufgezeichnet werden, allerdings nur für die Hälfte der Zeit: 0,18 Sekunden. Wer bei guter Beleuchtung den richtigen Moment erwischt, profitiert aber durchaus von der höheren Auflösung.
Die Selfie-Kamera hat nur noch eine Auflösung von fünf Megapixeln und bietet keinen Autofokus. Dennoch liefert sie scharfe und detaillierte Aufnahmen. Das eigentliche Highlight des Xperia XZ2 sind aber die 4K-HDR-Videos, die mit cineastischen 24 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden. Das Xperia XZ2 und das XZ2 Compact sind die ersten Smartphones, die HDR-Videos aufnehmen können. Sie sehen auf dem kompatiblen Smartphone-Display fantastisch aus. Der weitere Farbraum und die feineren Kontrastabstufungen sind auf den ersten Blick zu sehen. Der Qualitätsunterschied zu den ohnehin guten SDR-Aufnahmen ist dramatisch – hier konnte sich Sony als Pionier beweisen.
Urteil: Die 4K-HDR-Videos sehen auf kompatiblen Displays deutlich besser aus als herkömmliche SDR-Aufnahmen und die schärfere Full-HD-Superzeitlupe ist willkommen. Von solchen Software-Features abgesehen wurde die Kamera im Vergleich zum Xperia XZ Premium jedoch nicht weiterentwickelt.
Fazit: Einfallsreiches Flaggschiff
Das Sony Xperia XZ2 ist ein Sammelsurium von unterschiedlich gut gelungenen Einfällen der Sony-Ingenieure. Das Dynamic Vibration Feature ist leider ein wenig nützliches Gimmick, die glatte, gewölbte Rückseite lässt das Gerät bei der kleinsten Unebenheit davonrutschen und der fehlende Kopfhöreranschluss ist ein Mangel und kein Feature. Auch hätte Sony im Vergleich zum Xperia XZ1 gerne eine neue Kamera verbauen dürfen.

Auf der Habenseite stehen die hohe Leistung, die gute Akkulaufzeit, die Stereo-Lautsprecher und das gelungene HDR-Display. Vor allem aber sind die 4K-HDR-Videos ein echter Hingucker. Wir hoffen, dass die kommenden Flaggschiffe anderer Hersteller ebenfalls die Aufzeichnung von HDR-Videos erlauben. Insgesamt darf das Sony Xperia XZ2 als würdiges Flaggschiff gelten, sobald der Preis von 800 Euro etwas fällt. Alternativen sind das Galaxy S9 mit noch besserem Display und lauteren Lautsprechern sowie das Huawei P20 Pro mit seinen unübertroffenen Kameras.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gut gefallen |
+ Großes HDR-Display + Rasanter Prozessor + Gute Stereo-Lautsprecher + Fantastische 4K-HDR-Videoaufnahmen
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- Sehr rutschige Rückseite - Keine optische Bildstabilisierung - Keine Dual-Kamera und daher ungenaue Bokeh-Aufnahmen - Kein Kopfhöreranschluss - Etwas teuer |