Das neue Sony-Flaggschiff Xperia XZ3 möchte vor allem mit seinem großen, scharfen OLED-Display überzeugen. Das bieten einige Konkurrenten wie Samsung jedoch schon länger. In unserem Test haben wir geprüft, ob das Xperia XZ3 nur noch ein austauschbares High-End-Smartphone oder doch ein echtes Sony ist.
- Design und Verarbeitung: Sony passt sich an – und bleibt sich doch treu
- Display: OLED-HDR-Entertainer
- Audio: Guter Stereo-Sound
- Kameras: 4K-HDR-Videos selbst drehen
- Leistung: Flaggschiff-Standard
- Fazit: Das Kino-Smartphone
Design und Verarbeitung: Sony passt sich an – und bleibt sich doch treu
Sony hat nun einige moderne Designtrends übernommen. Auf den ersten Blick fällt das 6 Zoll große, an den Seiten gewölbte Display des Xperia XZ3 ins Auge. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Displayrahmen kleiner geworden. Das Design der Rückseite erinnert an das des Xperia XZ2: Eine einzelne Kamera ist mittig in der oberen Hälfte angebracht und darunter sitzt, mit einigem Abstand, der Fingerabdruckscanner. In der unteren Hälfte prangt der "Xperia"-Schriftzug.
Intuitiv neigt man dazu, den Finger auf die Kamera zu legen, um das Smartphone zu entsperren. Bei den meisten Smartphones mit einem Fingerabdruckscanner auf der Rückseite ist dieser nämlich höher und ungefähr an dieser Stelle angebracht. Es erfordert eine Umgewöhnung, auf den Fingerabdruckscanner in der Mitte zu wechseln. Sonderlich ergonomisch fällt die Position also nicht aus.

Davon abgesehen ist das Design aber sehr gelungen. Das Smartphone wirkt deutlich eleganter als das Xperia XZ2 und weniger klobig, was auch an der geringeren Dicke und der weniger stark ausgeprägten Wölbung der Rückseite liegt. Trotzdem schmiegt sich auch das Xperia XZ3 sehr gut in die Hand und die Rückseite ist nicht mehr ganz so rutschig wie noch beim Vorgänger.
Das Smartphone bietet nach vorne abstrahlende Stereo-Lautsprecher, wobei der untere Lautsprecher auf den ersten Blick nicht zu sehen ist – er steckt in einer kleinen Leiste unter dem Display. Auch das trägt dazu bei, dass das Xperia XZ3 ein echter Hingucker ist.
Urteil: Sony hat einige aktuelle Design-Trends aufgegriffen, aber das Xperia XZ3 bleibt noch als Sony-Smartphone erkennbar. Das OLED-Display ist eine Augenweide, die Platzierung des Fingerabdruckscanners leider etwas unpraktisch, aber das dünnere Design wirkt elegant.
Display: OLED-HDR-Entertainer
Das Display ist zweifellos das Highlight des Xperia XZ3. Der 6 Zoll große OLED-Bildschirm löst mit QHD+ (2880 x 1440 Pixeln) auf und unterstützt HDR10 und HLG sowie den Standard Rec. 2020. Das sorgt für farbenfrohe und helle Bilder bei entsprechendem Ausgangsmaterial mit vielen Kontrastabstufungen für ein realitätsgetreues Bild. Von HDR 1000 mit einer Helligkeit von 1000 Nits kann aber keine Rede sein, das Xperia XZ3 schafft ungefähr die Hälfte.
Ein praktisches Problem ist das nicht – das Display wird hell genug für das Ablesen bei direkter Sonneneinstrahlung und HDR-Highlights werden eindrucksvoll dargestellt. Wer mehr möchte, kann sich das LG G7 ThinQ ansehen, das ein noch deutlich helleres Display bietet, dafür allerdings auf LCD-Technik setzt. Die Farbgenauigkeit des Xperia-Bildschirms ist zunächst nicht überragend, aber das lässt sich mildern, indem der Nutzer beim Weißabgleich Rot und Grün auf einen Wert von "60" sowie Blau auf einen Wert von "0" einstellt, wie GSMArena ermittelt hat. Im Anschluss sind mir mit bloßem Auge keine farblichen Unstimmigkeiten bei HDR-Videos mehr aufgefallen.

Auf YouTube gibt es inzwischen eine ganze Reihe an HDR-Clips und -Demos zu bestaunen. Auf dem Xperia XZ3 sehen diese fantastisch aus. Das tiefe Schwarz, die strahlenden Farben, die glänzenden Highlights wirken geradezu hypnotisierend. Auch SDR-Inhalte bringt das OLED-Display großartig zur Geltung.
Etwas störend sind hingegen in der Praxis die abgerundeten Ränder mit Dual-Edge-Design, die versehentlich berührt werden können. Mit einem doppelten Tippen auf eine der Seiten lässt sich ein kleiner App-Drawer öffnen. Aufgrund der Gefahr von Fehleingaben empfehlen wir aber, die Features für die Seitenleisten abzustellen.

Urteil: Das große OLED-Display schindet mächtig Eindruck und kann in der Praxis gut mit der Samsung-Galaxy-Konkurrenz mithalten. Wie dort sehen die abgerundeten Seiten zwar hübsch aus, laden aber zu Fehleingaben ein.
Audio: Guter Stereo-Sound
Die Stereo-Lautsprecher machen ihre Arbeit gut und hörbar besser als noch beim Xperia XZ2. Sie werden ziemlich laut und bleiben dabei stets klar. Beim Galaxy S9 klingen die Stereo-Lautsprecher noch etwas dynamischer, aber der Unterschied ist nicht überragend. Beim Xperia XZ3 unterstützt wieder das optionale Dynamic Vibration System die Medienwiedergabe. Ein Vibrationsmotor begleitet Videos und Songs auf Wunsch durch einen Rütteleffekt, ähnlich wie der Dual-Shock-Controller der PlayStation 4 für mehr Immersion bei Games sorgt.

Im Vergleich zum Xperia XZ2 hat mir das Dynamic Vibration System diesmal eher zugesagt. Es lässt einen gewissen Bass-Eindruck aufkommen und simuliert sozusagen den Subwoofer. Die Intensität lässt sich an den eigenen Geschmack anpassen und das Feature kann auch deaktiviert werden. Leider gibt es wieder keinen Kopfhöreranschluss und die Lautstärke via Klinkenadapter ist zu gering für anspruchsvollere Kopfhörer. Die handelsüblichen In-Ears sind aber kein Problem.
Urteil: Die Stereo-Lautsprecher klingen laut und deutlich und das Dynamic Vibration System simuliert den Subwoofer. Der Verzicht auf den Klinkenanschluss ist bedauerlich.
Kameras: 4K-HDR-Videos selbst drehen
Das Xperia XZ3 setzt auf dieselbe "Motion Eye"-Hauptkamera wie das Xperia XZ2 – und wie bereits das Xperia XZ1. Auf die Dual-Kamera des Xperia XZ2 Premium müssen Sony-Fans also weiterhin verzichten. Das ist auf jeden Fall eine Enttäuschung, aber immerhin hat Sony an der Kamera-Software und der internen Bildverarbeitung ("Bionz") gedreht.
Das Ergebnis ist weniger Detailverlust bei widrigen Lichtverhältnissen und eine geringere Gefahr der Überbelichtung, etwa bei einem wolkenverhangenen Himmel. Bei unseren Testfotos ist uns vor allem positiv aufgefallen, dass sie Details besser einfangen als die Kamera des Xperia XZ2. Schließlich sind wieder kurze Super-Zeitlupen-Videos mit 960 fps in Full-HD-Auflösung im Angebot sowie 4K-HDR-Videos mit 30 fps.
Zwar begnügt sich die Kamera mit einer elektronischen Bildstabilisierung, aber diese funktioniert bei Sony besser als bei der Konkurrenz – in Full-HD sogar sehr gut. Verwacklungsfreie Aufnahmen lassen sich oft problemlos umsetzen. Die HDR-Videos sehen wieder deutlich besser aus als die SDR-Clips und profitieren von mehr Kontrastabstufungen – übrigens lassen sie sich auch in Full-HD aufnehmen. 4K-Clips wirken scharf und farbtreu.
Die 13-Megapixel-Selfie-Kamera ist ein Upgrade im Vergleich zum spärlichen 5-Megapixel-Gegenstück des Xperia XZ2. Die Selfies wirken scharf und detailreich. Auf einen echten Bokeh-Effekt müssen Fotografen aber verzichten, stattdessen nimmt das Xperia XZ3 nur zwei Fotos auf und legt das zweite unscharf in den Hintergrund.

Urteil: Die Hauptkamera ist noch immer dieselbe wie im Xperia XZ1, aber eine optimierte Software sorgt für bessere Fotos. Selfies und 4K-HDR-Videos überzeugen.
Leistung: Flaggschiff-Standard
Der Snapdragon 845 als Chip, 4 GB Arbeitsspeicher und 64 GB erweiterbarer interner UFS-2.1-Speicher: Das Xperia XZ3 erfüllt den aktuellen Flaggschiff-Minimalstandard, leider aber auch nicht mehr. Wir hätten uns 6 GB Arbeitsspeicher und einen 128 GB großen internen Speicher gewünscht. An der Geschwindigkeit gibt es immerhin nicht zu bemängeln, der Vorteil im Vergleich zum Snapdragon 835 fällt spürbar aus.
Das Xperia XZ3 startet Apps sehr schnell und schafft aktuelle Spiele wie "PUBG Mobile" und "Asphalt 9" ohne Probleme mit der bestmöglichen Grafikpracht. Der Dual-Edge-Bildschirm kann jedoch beim Zocken ein wenig stören – so muss der Nutzer das Smartphone stets genau am Rahmen festhalten.

Die Akkulaufzeit fällt sehr gut aus, auch wenn Vorreiter wie das Huawei P20 Pro noch länger durchhalten. Ein Tag jenseits der Steckdose ist aber absolut drin. Zwar werden Wireless Charging und Quick Charging unterstützt, aber leider eignet sich das mitgelieferte Netzteil nicht zum schnellen Aufladen.
Urteil: Das Xperia XZ3 bietet aktuelle Flaggschiff-Leistung, mehr Arbeitsspeicher und ein größerer interner Speicher hätten es aber gerne sein dürfen.
Fazit: Das Kino-Smartphone
Das Xperia XZ3 ist insgesamt ein gutes Flaggschiff-Smartphone und ein würdiger Nachfolger des Xperia XZ2. Highlight ist zweifellos das große OLED-Display. Gepaart mit den guten Stereo-Lautsprechern ist das Smartphone perfekt für das Anschauen von Videos geeignet. Wer also gerne unterwegs auf einem Smartphone Filme und Serien sieht, der sollte das Xperia XZ3 oben auf seine Einkaufsliste setzen.

Auch das Design konnte Sony im Vergleich zum Vorgänger optimieren, so wurde das Xperia XZ3 zu einem echten Blickfang. Technisch kann das Handy zwar oben mithalten, aber der interne Speicher und der Arbeitsspeicher hätten noch größer ausfallen dürfen. Insbesondere könnte Sony endlich einmal eine neue Hauptkamera in seine Flaggschiffe einbauen, auch wenn der Hersteller die Foto-Software sinnvoll verbessern konnte.
800 Euro sind eine Ansage, aber der Preis liegt in einem inzwischen normalen Rahmen für neue Flaggschiff-Smartphones. Sparfüchse greifen zum LG V30, das ebenso ein 6-Zoll-OLED-Display mit HDR-Support bietet und nur noch 430 Euro kostet. Allerdings erreicht es nicht die Leistung des Xperia XZ3. Das Galaxy S9 Plus bietet ein noch minimal größeres AMOLED-Display und eine etwas bessere Kamera für 760 Euro, enttäuscht aber bei der Akkulaufzeit.
Das ist gut | Das ist nicht so gut |
+ Toller OLED-Bildschirm mit HDR-Support + Elegantes Design + Solide Flaggschiff-Hardware + Sehr gute Stereo-Lautsprecher + Gute Akkulaufzeit |
- Interner Speicher und Arbeitsspeicher hätten größer sein dürfen - Wenig intuitive Position des Fingerabdruckscanners - Dieselbe Hauptkamera wie beim Xperia XZ1 - Kein Quick-Charging-Netzteil in der Box |