Kamera raus, Auslöser drücken – fertig. Ein Foto ist schnell gemacht. Besonders spannende Bilder verlangen aber mehr: Motivwahl, Perspektive, Formate und Anordnung der Bildelemente sind wichtige Mittel der Bildgestaltung. Wir sagen Dir, wie Du durch einfache Perspektivwechsel erstaunliche Effekte erzeugst.
- 1. Perspektive verstehen
- 2. Beeinflussende Größen kennen
- 3. Bildausschnitt und Perspektive auseinanderhalten
- 4. Normalperspektive
- 5. Froschperspektive
- 6. Vogelperspektive
- 7. Kreativ- oder erzwungene Perspektive
Das Gute an Bildgestaltungsmitteln wie der Perspektive: Du brauchst nicht unbedingt teures Equipment, um kreative Fotos zu schießen. Sowohl mit der DSLR als auch mit dem Digicam-Schnäppchen und natürlich auch mit der Smartphone-Kamera lässt sich die Perspektive beim Fotografieren variieren, um spannendere Ergebnisse zu erzielen. Doch was versteht man eigentlich unter Perspektive?
1. Perspektive verstehen
Die Perspektive ist in der Fotografie deshalb von großer Bedeutung, weil sie alle Möglichkeiten umfasst, etwas Dreidimensionales zweidimensional abzubilden. Sie umschreibt das Abstandsverhältnis von Objekten in Bezug auf den Standort des Betrachters. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach: Schaut man eine Allee entlang, sehen die Bäume am Ende der Straße viel kleiner aus als die am Anfang – auch wenn sie in Wirklichkeit alle gleich groß sind. Wechselt der Betrachter den Standort – stellt er sich etwa unter einen Baum am Ende der Allee und richtet seinen Blick nach oben – sieht dieser Baum aus der neuen Perspektive plötzlich gigantisch aus.
2. Beeinflussende Größen kennen
Die Perspektive ist also vom Standort des Betrachters abhängig. In der Fotografie entspricht das dem Standort der Kamera. In einem dreidimensionalen Raum hast Du dementsprechend drei Möglichkeiten, die Position der Kamera zu verändern. Du kannst die Distanz zum Fotomotiv verändern (z-Achse in einem Koordinatensystem), die Höhe der Kamera variieren (y-Achse) oder Dich nach links beziehungsweise rechts bewegen und damit den Betrachtungswinkel wechseln (x-Achse). Richtest Du Deinen Blick beispielsweise auf den Kühlergrill eines Autos und gehst nun einige Schritte zur Seite, wird aus der Frontal- eine Diagonalansicht. Das entstehende Foto hinterlässt dann gleich eine ganz andere Wirkung.
3. Bildausschnitt und Perspektive auseinanderhalten
Durch Einstellungen an der Kamera lässt sich die Perspektive hingegen nicht variieren. Wer eine andere Brennweite, zum Beispiel durch Hereinzoomen oder den Einsatz eines anderen Kameraobjektivs wählt, verändert lediglich den Bildausschnitt, nicht aber die Perspektive. Den gleichen Effekt erzielt auch nachträgliches Zuschneiden am PC. Ob die Perspektive oder der Bildausschnitt verändert wurden, lässt sich im Nachhinein an dem Verhältnis der abgebildeten Objekte zueinander erkennen. Denn je dichter man mit der Kamera an ein Objekt herangeht, desto größer wirkt es im Vergleich zum Hintergrund.
4. Normalperspektive
Die meisten Fotos entstehen wohl aus der Normal- oder Zentralperspektive. Dabei hält der Fotograf die Kamera einfach auf Augenhöhe und drückt auf den Auslöser. Dadurch vermittelt er dem Betrachtenden seine Sicht auf das Motiv. Der Betrachter kann sich also in die Lage des Fotografen hineinversetzten und seine Sicht auf die Welt wahrnehmen. Die Normalperspektive kann sich zum Beispiel für die Landschafts- oder Architekturfotografie anbieten. Um Kinder oder kleine Tiere aus der Normalperspektive abbilden zu können, muss sich der Fotograf auf deren Augenhöhe begeben. Wichtig: Die Kamera ist immer geradeaus gerichtet, weder nach unten noch nach oben.
5. Froschperspektive
So häufig Fotos aus der Zentralperspektive auch entstehen, viele kreative Möglichkeiten eröffnen vor allem ihre Alternativen. Zum Beispiel die Froschperspektive. Begibst Du Dich auf die Augenhöhe eines Froschs und richtest Deinen Blick nach oben, wirken umgebende Objekte plötzlich gigantisch. Immer wenn du nicht aus der Normalperspektive fotografierst, kommt es nämlich zu einer perspektivischen Verzerrung. Das lässt sich natürlich gestalterisch einsetzen. Wähle die Froschperspektive etwa, um etwas erhaben, dominant oder bedrohlich wirken zu lassen. Fotografierst Du von unterhalb Deiner Augenhöhe, ist auch von Untersicht die Rede.
6. Vogelperspektive
Die perspektivische Verzerrung funktioniert natürlich auch genau entgegengesetzt. Befindet sich die Kamera oberhalb der gewöhnlichen Augenhöhe, lässt sich aus der Vogelperspektive fotografieren. Blickt der Fotografierende auf das Motiv herab, wirken Objekte nicht mehr groß und bedrohlich, sondern klein und gestaucht. Beim Fotografieren aus der sogenannten Obersicht solltest Du aber aufpassen: Blickst Du auf Menschen von oben herab, wirken auch sie klein und gestaucht. Ihr Kopf kann überdimensional groß erscheinen. Üblicherweise wird die Vogelperspektive daher eher zum Fotografieren von Städten oder Landschaften eingesetzt, wenn möglichst viele Objekte auf ein Bild passen sollen.
7. Kreativ- oder erzwungene Perspektive
Wer viel in sozialen Netzwerken unterwegs ist, kommt aber auch nicht an ihnen vorbei: Bilder aus der sogenannten Kreativ- oder erzwungenen Perspektive. Dabei macht sich der Fotograf das Spiel mit der perspektivischen Verzerrung so zunutze, dass Objekte größer, kleiner, näher oder weiter entfernt erscheinen, als sie eigentlich sind. Auf diese Weise wird die Sonne zum Spielball, die Distanz zwischen zwei Berggipfeln mit nur einem kleinen Schritt überwunden oder der schiefe Turm von Pisa wieder gerade gerückt. Versuche Dich doch selbst einmal an einer solchen optischen Täuschung. Dafür benötigst Du neben einer Kamera nur ein entferntes und ein sehr nahes Objekt. Den Rest erledigst Du über das Spiel mit der Perspektive.