Das Marvel Cinematic Universe (MCU) nahm 2008 mit "Iron Man" seinen Anfang. Es folgten bis dato 21 weitere Marvel-Filme, allesamt miteinander verbunden. Mit "Avengers: Endgame" soll die über zehnjährige "Infinity Saga" nun ihren großen Abschluss finden – eine Mammutaufgabe, der sich einmal mehr das Regie-Duo Joe und Anthony Russo stellte. Ob die "Infinity War"-Macher auch diesmal einen Kinohit gelandet haben? Das liest Du in unserer spoilerfreien Filmkritik.
- Egal, was es kostet
- Aus großen Erwartungen folgt große Verantwortung
- Emotionaler Rundumschlag
- "Avengers assemble!"
- Fazit
Vorweg sei gesagt: Als Comic-Leserin, die zudem zehn Jahre ihres Lebens in das Kino-Franchise von Marvel Studios investiert hat, bin ich möglicherweise etwas voreingenommen, was "Avengers: Endgame" betrifft ... Aber mit dem neuen Marvel-Film ist es ohnehin wie mit Thors Hammer Mjölnir: Wer in den vergangenen zehn Jahren kein Herzblut in das MCU investiert hat, der ist auch des großen Showdowns nicht würdig. Wer demnach nicht wissen will, warum "Avengers: Endgame" genau das ist, was Marvel-Fans brauchen, der ist hier falsch ... Aber der Reihe nach.
Egal, was es kostet
An dieser Stelle wollen wir gar nicht allzu sehr auf die Handlung von "Avengers: Endgame" eingehen. Schließlich gilt es, Spoiler um jeden Preis zu vermeiden. Deshalb belassen wir es hier bei dem groben Ausblick, den schon die Trailer vorab enthüllt haben:
Nach der Niederlage gegen Thanos in "Avengers: Infinity War" sind die verbliebenen Helden am Boden zerstört. Der "Mad Titan" hat Wort gehalten und die Hälfte aller Lebewesen im Universum ausgelöscht. Doch als sich den übrigen Helden eine mögliche zweite Chance bietet, rüsten sie sich prompt für das "Endspiel" gegen Thanos. Bereit, alles zu geben ...

Aus großen Erwartungen folgt große Verantwortung
Keine Frage, der Hype vor dem Kinostart von "Avengers: Endgame" war enorm. Schon im Vorverkauf brach der Marvel-Blockbuster einen Rekord nach dem anderen. Angesichts so hoher Erwartungen kann der Film doch eigentlich nur enttäuschen, oder? Falsch. Tatsache ist: "Avengers: Endgame" erfüllt die kühnsten Erwartungen der Fans – und setzt noch einen drauf.
So werden Ereignisse und Handlungsstränge aus zehn Jahren MCU-Geschichte noch einmal aufgegriffen, ohne, dass diese einfach nacherzählt werden. Dabei spielen nicht nur diverse Nebencharaktere erneut eine Rolle, die Handlung der vergangenen Marvel-Filme wird auch um einige völlig neue Details erweitert.
Apropos erweitert: Auch an die Comic-Leser haben die Regisseure Joe und Anthony Russo gedacht. So dürften die jüngsten Entwicklungen einzelner Charaktere zwar den durchschnittlichen Film-Fan etwas überrumpeln, für Fans der Marvel-Comics kündigen sich hier aber bereits Storylines für die nahe Zukunft des Marvel Cinematic Universe an ...
Emotionaler Rundumschlag
Neben einem Trip auf der "Wisst ihr noch?"-Straße und der "To be continued"-Allee ist der neueste Ableger jedoch vor allem eines: der emotionalste der insgesamt 22 Filme im Marvel Cinematic Universe. Nachdem es in "Avengers: Infinity War" ständig in großen und kleinen Kampfsequenzen krachte, setzt "Endgame" nun in weiten Teilen lieber auf die ganz großen Gefühle – bis auf den obligatorischen CGI-Showdown natürlich. Von purer Freude über Ungläubigkeit bis hin zu tiefer Verzweiflung ist für den eingefleischten Fan alles dabei. Wer hier nicht mindestens einmal weint und an anderer Stelle laut auflacht, der sitzt ziemlich sicher im falschen Film – oder ist ein unerbittlicher DC-Hardliner.
"Avengers assemble!"
Ausgelöst werden all diese Emotionen vor allem, weil "Avengers: Endgame" einen perfekten Bogen zu den Anfängen der Rächer im Jahr 2012 schlägt. So legt der neue Team-Film den Fokus bewusst wieder auf die sechs Stamm-Rächer Iron Man, Captain America, Thor, Hulk, Black Widow und Hawkeye – auf die "Familie", wie der Film mehr als einmal betont.
Vor allem einer hat dabei seinen großen Auftritt: Hawkeye, der in "Infinity War" noch durch Abwesenheit glänzte. Ganz anders in "Endgame", denn hier macht der Scharfschütze nicht nur äußerlich einen deutlichen Wandel durch.
Haftete dem Meister-Bogenschützen in der Vergangenheit oft das Image des wenig interessanten "Normalos" unter den Avengers an, zeigt Darsteller Jeremy Renner in "Endgame", was sein Charakter so alles auf dem Kasten hat. Plötzlich mutiert der brave Familienvater zum unerschrockenen Einzelkämpfer, der im Alleingang ganze Kartelle ausschalten kann ... – und macht seinem Comic-Ich damit endlich alle Ehre. Dabei ist es sicherlich kein Zufall, dass bei mir zwischenzeitlich "Mission: Impossible"-Assoziationen aufkamen – ein weiteres actionreiches Franchise, in dem Renner mitmischte.

Ganz anders als Hawkeye und den restlichen Stamm-Avengers erging es derweil Carol Danvers. Nachdem Captain Marvel erst kurz vor "Avengers: Endgame" mit ihrem Solodebüt eingeführt wurde, war durchaus zu erwarten, dass die Heldin im neuen Team-Blockbuster eine große Rolle spielen wird. So gesehen könnte es manch einen Fan enttäuschen, wie wenig Screen-Time Captain Marvel im finalen Film hat ... Mich persönlich hat es angesichts der Fülle der Charaktere jedoch nicht besonders gestört.
Fazit: Ein würdiger Abschluss
Am Ende liefert "Avengers: Endgame" den Fans viele Momente und Entwicklungen, auf die sie bis zu zehn Jahre lang gehofft und gewartet haben, schafft es dabei aber dennoch, zu überraschen. Selbst die gigantischen 182 Minuten Laufzeit erscheinen (beinahe) gerechtfertigt, wollten die Russos doch eindeutig all den Marvel-Helden der "Infinity"-Ära gerecht werden. Ich zumindest werde mir den Film noch einmal ansehen ... oder zweimal ... oder ...