Im Kino haben Blockbuster Hochkonjunktur, die auf krachende Action und Computertechnik setzen. Und doch gibt es auch immer wieder Filme, die mit einem genialen Drehbuch und der starken Performance ihrer Darsteller punkten – statt mit Effekten. Rian Johnsons "Knives Out" gehört dazu. Warum die Kriminalkomödie zu den unterhaltsamsten Filmen der Kinosaison zählt, liest Du in der Kritik.
- Messerscharfe Hommage an Agatha Christie
- Lust auf eine Partie Cluedo mit Daniel Craig?
- Ein Cast, für den Filmemacher töten würden
- Fazit
Messerscharfe Hommage an Agatha Christie
Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson zeichnete für das umstrittene Fantasy-Sequel "Star Wars: Die letzten Jedi" verantwortlich. Mit "Knives Out" zeigt er nun, wie gut seine Filme sein können, wenn er mit Herz- und Kunstblut bei der Sache ist.
Johnson machte im Vorfeld kein Geheimnis daraus, dass der Film mit dem umständlichen Untertitel "Mord ist Familiensache" eine Hommage an die Kriminalklassiker von Agatha Christie ist. Der Filmemacher verpasst seinem Tribut an die "Queen of Crime" allerdings einen unverkennbar modernen Anstrich – anders als beispielsweise Kenneth Branagh seiner vorsätzlich altmodischen Verfilmung von "Mord im Orient-Express" (2017).

Das Ergebnis? Eine teils gesellschaftskritische und jederzeit humorvolle Version des klassischen Whodunit-Krimis, die von ihren Wendungen lebt, ohne jemals zu kompliziert zu werden. Der eine oder andere Twist lässt sich vorausahnen, der Spannung tut das aber keinen Abbruch.
Um keine überraschende Wendungen vorwegzunehmen, beschränke ich mich auf grundlegende Details zur Story – selbst Spoiler-Phobiker können also beruhigt weiterlesen.
Lust auf eine Partie Cluedo mit Daniel Craig?
Der Film beginnt, der steinreiche Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot. Der Familienpatriarch wird nach der Feier zu seinem 85. Geburtstag mit durchtrennter Kehle in seinem Anwesen aufgefunden. Zeitsprung, Auftritt der Ermittler: Zwei Detectives verhören in Einzelgesprächen die exzentrische Verwandtschaft. Im Hintergrund lauert Daniel Craig als renommierte Spürnase Benoit Blanc.

Der folgende wirre Mash-up an Aussagen zieht den Zuschauer direkt ins Geschehen. Er erfährt viel über die schrägen Vögel, die den Thrombey-Clan ausmachen, und deren Beziehungen zueinander und zum Opfer.
Eines macht diese Sequenz zudem klar: Jeder lügt wie gedruckt! Von der Lifestyle-Influencerin über die knallharte Geschäftsfrau und ihren ach so freundlichen Gatten bis zur aufopferungsvollen Pflegerin wird geflunkert, dass die Schwarte kracht. Dank Rückblenden durchschaut der Zuschauer die Lügenmärchen schnell – und tappt trotzdem zusammen mit Benoit Blanc im Dunkeln.
Wer hat den Tod von Harlan Thrombey zu verantworten? Um es mit den Worten von Detective Elliot (LaKeith Stanfield) zu sagen: "Sieh dich um, der Typ lebte praktisch auf einem Cluedo-Brett!"
Ein Cast, für den Filmemacher töten würden
Das Bestechende an "Knives Out" ist neben der ausgeklügelten Story die zum Sterben schöne Besetzung. Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Michael Shannon, Ana de Armas, Katherine Langford – zahlreiche angesagte Schauspieler sind mit von der Partie. Und sie alle wirken, als hätten sie einen Heidenspaß am Set gehabt. Daniel Craig geht voll in seiner Rolle als murmelnder, spleeniger Schnüffler auf. Chris Evans genießt es nach seiner jahrelangen Verpflichtung als Marvel-Saubermann Captain America sichtlich, das schwarze Schaf zu sein. Und eine reale Lifestyle-Bewegung mit Toni Collette als Guru würde garantiert zahlreiche Anhänger finden – inklusive meiner Wenigkeit.

Es ist nahezu unmöglich, bei all den Glanzleistungen das überzeugendste Mitglied des Casts herauszupicken. Ich tue es trotzdem und wähle die glorreiche Performance von "Blade Runner 2049"-Star Ana de Armas. Als Harlans herzensgute, smarte Pflegerin Marta ist sie der emotionale Dreh- und Angelpunkt des Films und das Gegengewicht zur durchgeknallten Verwandtschaft des Verstorbenen. Geht es nach mir, darf die Kubanerin gern in vielen weiteren Hollywoodproduktionen mitmischen. Na, Matt Reeves, bereust Du schon, dass du sie nicht als Catwoman gecastet hast?

Fazit: Fall abgeschlossen, "Knives Out" ist ein Must-see!
"Knives Out" ist sicherlich kein Oscar-Kandidat und wird nicht polarisieren wie "Joker". Bei Rian Johnsons Kriminalkomödie handelt es sich aber um perfektes, originelles Unterhaltungskino. Eine Geschichte, die zu keinem Franchise gehört, keine Neuauflage ist und von einem überragenden Cast getragen wird. Kurzum: ein Film, den ich mir sicherlich noch einmal ansehen werde.