Die "Spyro Reignited Trilogy" bringt die ersten drei Teile des PS1-Klassikers in aufpolierter Grafik zurück. Aber sind die Abenteuer des kleinen Drachen immer noch so charmant und spaßig wie früher oder hätte Activision die Serie lieber in der Mottenkiste lassen sollen? Unser Test gibt Aufschluss.
- Die Story kocht auf Sparflamme
- Schöne, fantasievolle Welten mit vielen Details
- Saubere Technik und zeitlos gutes Gameplay sorgen für Spielspaß
- Ein Schwierigkeitsgrad zwischen Himmel und Hölle
- Fazit: Gutes bleibt gut
"Spyro the Dragon" war mein erstes Spiel für die PS1 und ich erinnere mich gerne daran zurück, wie ich mit dem lilafarbenen Drachen damals durch die fantasievollen Welten gestreift bin, Drachen befreit und Edelsteine gesammelt habe.
Obwohl die "Spyro Reignited Trilogy" auf der Gamescom 2018 schon einen guten Eindruck hinterließ, war ich zunächst skeptisch: Bei Remakes besteht schließlich immer die Gefahr, dass sie total in den Sand gesetzt werden und die positiven Erinnerungen an das Original auslöschen.
So viel sei schon verraten: Das ist hier nicht der Fall.
Die Story kocht auf Sparflamme
Was nicht heißt, dass es an "Spyro" nichts auszusetzen gäbe. Bei der Story etwa sollte man von keinem der drei Teile ein Meisterwerk erwarten. Insomniac hatte damals sicher alle Hände voll zu tun, das Jump'n'Run-Genre in die dritte Dimension zu hieven. 3D-Games steckten 1998 noch in den Kinderschuhen und die Entwickler scheinen sich eher auf Spielspaß anstatt auf eine interessante Geschichte und Charaktere mit Tiefgang konzentriert zu haben. Somit bleibt auch die Handlung im Remake hinter den Erwartungen zurück und bleibt so simpel wie eh und je.

In "Spyro the Dragon" verhöhnt ein Drache den Erzfeind der Echsen namens Gnasty Gnorc. Dieser verwandelt daraufhin alle Drachen bis auf Spyro in Kristalle. Spyros Aufgabe besteht nun darin, seine Freunde wieder zu befreien, Edelsteine und Dracheneier zu sammeln sowie Gnasty Gnorc und seine Schergen zu besiegen.
Interessant ist diese Minimalform einer Geschichte nicht. Befreite Drachen erzählen leider nichts über sich selbst und auch sonst wird sehr wenig Storytelling betrieben. Hier wurde schon damals viel Potential für eine tiefer gehende Geschichte liegengelassen. Das hätte das Remake besser machen können, dass es das nicht tut, ist aber vor dem Nostalgie-Hintergrund des Releases verständlich.
"Spyro 2: Ripto's Rage" macht das schon etwas besser: Spyro wird diesmal von einem Professor, einem Faun namens Elora und einem Geparden namens Jäger über ein Portal in das Reich Avalar gebracht. Bei einem vorherigen Unfall mit dem Portal hatte der Professor versehentlich den Tyrannen Ripto in die friedvolle Welt geholt, der prompt die Herrschaft übernahm. Wieder liegt es an Spyro, den Schurken aus Avalar zu vertreiben.

Das Storytelling ist auch hier kein Meisterwerk, aber deutlich besser als zuvor. Ging es im ersten Teil nur darum, Drachen zu befreien, müssen in "Spyro 2: Ripto's Rage" in jeder Welt kleinere Probleme der Bewohner gelöst werden. Das verleiht dem Spiel zumindest einen Hauch von Storytelling. Besonders Jäger lockert die Atmosphäre mit seinen bizarren Aufgaben und seiner Tollpatschigkeit zusätzlich auf.
In "Spyro 3: Year of the Dragon" muss Spyro erneut im Drachenreich für Recht und Ordnung sorgen. Eine namenlose Zauberin hat ihre Schülerin mit dem Diebstahl von Dracheneiern beauftragt, um ihre Macht zu stärken. Spyro ist natürlich wieder zur Stelle, um die Eier aus den Klauen der Zauberin zu befreien.

Grundsätzlich verhält sich der dritte Teil so ähnlich wie sein Vorgänger: Du reist durch verschiedene Welten und hilfst den Bewohnern dabei, Probleme zu lösen. Für deine Hilfe wirst du mit Dracheneiern belohnt. Neu ist, dass neben Spyro auch weitere Charaktere spielbar sind, die alle unterschiedliche Fähigkeiten besitzen.
Schöne, fantasievolle Welten mit vielen Details
Grafisch sind alle Teile der Trilogie auf dem gleichen, durchweg hohen Niveau. Der Entwickler Toys for Bob hat bei der Grunderneuerung ganze Arbeit geleistet: Die Edelsteine funkeln im Licht, Rüstungen der Gegner sind herrlich detailliert und die Level erstrahlen in knalligen Farben. Im Vergleich zum Remake wirken die Originale geradezu verwaschen und grau.
Besonders gelungen sind die vielen Charakterdetails. Während im ersten Teil der Serie noch viele Modelle der Drachen recycelt wurden und einfach nur neu eingefärbt wurden, hat nun jeder Drache im Remake von "Spyro the Dragon" eine eigenes einzigartiges Aussehen. Ob Krieger, Künstler oder Magier, die Drachen unterscheiden sich in ihrer Körperform und ihren Accessoires. Hier ist es fast schon schade, dass Toys for Bob die Story nicht verändert hat: Ich hätte sehr gern mehr über die Persönlichkeiten der Echsen erfahren.
Saubere Technik und zeitlos gutes Gameplay sorgen für Spielspaß
Auch die anderen technischen Aspekte der "Spyro Reignited Trilogy" machen einen sehr guten Eindruck: Die Steuerung ist in allen drei Teilen präzise und Spyro reagiert schnell auf Tastenbefehle. Während in den Originalen die Kameraperspektive an einigen Stellen das Spiel durch schlechte Winkel unnötig verkompliziert hat, macht die Kamera im Remake keine Probleme.
Die Spieler können sich entscheiden zwischen einer aktiven Kamera, die sich immer relativ zu Spyros Blickrichtung mitdreht, oder einer passiven Kamera, bei der die Perspektive mit dem Analogstick manuell mitgedreht werden muss. Beide Varianten funktionieren hervorragend.
Spielerisch gehören die "Spyro"-Games damals wie heute zur Spitzenklasse im Jump'n'Run-Genre . Der lila Drache kann sprinten, Feuer spucken, gleiten und in manchen Levels oder mit Power-Ups sogar fliegen. Im zweiten und dritten Teil kommen noch Tauchen, Klettern, ein Kopfstoß sowie ein paar weitere spezielle Fähigkeiten hinzu, die sich je nach Level unterscheiden.
Das Gameplay baut grundsätzlich sehr stark auf diesen Fähigkeiten auf. So können große Gegner beispielsweise nur mit Feuer besiegt werden, während Gegner in Rüstungen oder mit Schilden per Sprint umgeworfen werden müssen. Das Gleiten von hohen Plattformen nimmt im Leveldesign einen großen Platz ein und muss häufig verwendet werden, um versteckte Bereiche zu finden. Minispiele wie Eishockey und Skateboardfahren oder spezielle Flug-Level lockern das Gameplay zusätzlich auf.
Bei "Spyro 3: Year of the Dragon" bringen die zusätzlichen Charaktere mehr Abwechselung ins Spiel. Das Känguru Sheila kann besonders hoch springen, Wachtmeister Byrd kann Raketen schießen, der Yeti Bentley benutzt eine riesige Keule und der Weltraumaffe Agent 9 ist ein echter Waffenexperte.
Ein Schwierigkeitsgrad zwischen Himmel und Hölle
Der Schwierigkeitsgrad der "Spyro Reignited Trilogy" hat sich gegenüber den Originalen nicht verändert und schwankt zwischen sehr leicht und super schwer. Was zunächst nach schlechtem Balancing aussieht, hat aber durchaus seine Gründe.
Für erfahrene Spieler wird es nicht besonders schwer sein, alle drei Spiele durchzuspielen. Die Gegner stellen kaum eine Gefahr da, teilweise fürchten sie sich sogar vor Spyro und ergreifen die Flucht. In "Spyro the Dragon" lassen sich problemlos genügend Drachen, Edelsteine und Dracheneier finden, um innerhalb weniger Stunden dem letzten Endgegner gegenüberzustehen, der ebenfalls keine große Herausforderung darstellt. In den beiden anderen Teilen verhält es sich nicht anders. Die Games sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel.
Insomniac hat es aber schon bei den Originalen geschafft, die Spiele so auszubalancieren, dass sie für junge und alte Spieler gleichermaßen gut geeignet sind. Für Kinder dürfte es durchaus eine Herausforderung sein, das Spiel ohne Hilfe durchzuspielen. Für Erwachsene liegt die Herausforderung in der Komplettierung des Spiels.
Einige Zusatzaufgaben sind nämlich bockschwer. Die speziellen Flug-Level, bei denen ein Parkour absolviert und Sammelobjekte zerstört werden müssen, sind äußerst fordernd. Auch geübte Spieler werden dort einige Versuche benötigen, bis sie die richtige Route gefunden und den Parkour innerhalb der vorgegebenen Zeit absolviert haben.
In "Spyro 2: Ripto's Rage" und "Spyro 3: Year of the Dragon" wird die Schwierigkeit der Aufgaben anhand von Sternen auf einer Skala von eins bis fünf angegeben. Aufgaben mit vier bis fünf Sternen empfand ich als wirklich schwer und ich brauchte einige Anläufe, um sie zu erfüllen.
Spieler, die das Spiel komplett abschließen wollen, werden dazu ihren Spaß damit haben, alle Diamanten einzusammeln. Denn obwohl Spyros kleiner Helfer Sparx in die Richtung der noch fehlenden Edelsteine zeigen kann, sind die Klunker häufig gut versteckt oder nur mit viel Geschick zu erreichen.
Gegenüber dem ersten Teil zieht der Schwierigkeitsgrad bei den Bosskämpfen in den beiden anderen Teilen noch deutlich an. Du solltest hier keine Kämpfe à la "Dark Souls" erwarten, die Bosse können Dir aber durchaus das eine oder andere Leben abnehmen. Leider gibt es in allen drei Spielen nur knapp eine handvoll Endgegner.
Fazit: Gutes bleibt gut
Toys for Bob hat mit der "Spyro Reignited Trilogy" der damals schon hervorragenden Spielereihe neues Leben eingehaucht. Technisch sind die Games auf sehr hohem Niveau, die Steuerung ist eingängig und präzise und das alte Problem mit der Kamera wurde im Remake ausgebessert.
Auch optisch macht die Sammlung einiges her: Die liebevoll gestalteten Welten strotzen nur so vor Details, die Charaktere sind witzig und sympathisch. Durch die Nähe zu den Originalen gelingt es Toys for Bob, den Charme der PS1-Spieleserie in der "Spyro Reignited Trilogy" perfekt zu konservieren.
Allerdings wurde mit den belanglosen Geschichten auch die Schwäche der Serie übernommen. Das lässt sich bei einem Remake aber wohl nicht vermeiden. Die sehr gute Umsetzung macht mir jedenfalls ein wenig Hoffnung darauf, dass zukünftig weitere Spiele der Serie erscheinen könnten.