Es ist endlich so weit: Staffel 2 von "Star Trek: Discovery" startet auf Netflix und wir müssen uns (schon wieder) auf einige Veränderungen gefasst machen. Gleichzeitig sollen die neuen Folgen die diversen vorherigen Abweichungen vom etablierten "Star Trek"-Kanon erklären und den Bogen zur Originalserie schlagen. Ziemlich viel, was sich die Macher vorgenommen haben. Ob's funktioniert hat, habe ich mir vorab angesehen.
- "Star Trek: Discovery" nimmt Kurs auf die Originalserie
- Eine Origin-Geschichte für Spock
- Mitphilosophieren erwünscht
- Staffel 2 mit neuem Klingonen-Look
- Fazit: Staffel 2 hat Suchtpotenzial
Ich gebe es zu: Nach dem Finale der ersten Season war ich ziemlich gespannt, wie es mit "Star Trek: Discovery" in Staffel 2 weitergehen würde. Zwar waren manche Entscheidungen der Serienmacher aus Kanonsicht durchaus etwas fragwürdig – um es vorsichtig zu formulieren –, doch insgesamt hatten mich die Abenteuer von Michael Burnham und Co. tatsächlich eingefangen. Umso neugieriger war ich, als mir Netflix die ersten drei Folgen von Staffel 2 vorab zur Verfügung stellte.
"Star Trek: Discovery" nimmt Kurs auf die Originalserie
Der zuvor bereits angekündigte Kurswechsel in Sachen Tonalität und Handlung kommt dabei tatsächlich vom ersten Moment an zum Tragen. Stand in Staffel 1 von "Star Trek: Discovery" noch der Konflikt mit den Klingonen im Fokus, dreht sich in der aktuellen Season alles um ein vollkommen anderes "Problemfeld".
So nähert sich "Discovery" in der neuen Staffel deutlich stärker der Grundhandlung der Originalserie an: Es wird weniger gekämpft, dafür steht das Erforschen weit mehr im Fokus. Und dass das eine der Hauptaufgaben der Sternenflotte ist, erklärte ja bereits in den 1960er-Jahren der Intro-Text der ursprünglichen Serie.
Das Erforschen bezieht sich dabei allerdings nicht nur auf einen Ersatz für den Sporenantrieb oder neue Planeten. Konkret könnte man es vielmehr wohl als Wissenschaft vs. Glaube oder auch Logik vs. Gefühl zusammenfassen, was uns die Showrunner in Staffel 2 da präsentieren. Vor allem Michael Burnham und ihr kleiner Adoptivbruder Spock müssen diese Problemfelder für sich selbst erforschen – und auch die Auswirkungen auf ihre Umwelt mit in die Gleichung einbeziehen.
Eine Origin-Geschichte für Spock
(Schmerzhafte) Enthüllungen rund um Spock, Sarek, Amanda und Michael gehen damit Hand in Hand. Außerdem sorgen sie dafür, dass die versprochene Origin-Geschichte des ikonischen Halb-Vulkaniers bereits beginnt, bevor der erwachsene Spock auch nur seinen ersten Auftritt hatte. Überraschungen selbst für Hardcore-Trekkis dürften da vorprogrammiert sein.
Aber auch Michael Burnham muss in den neuen Episoden weiterhin lernen, ihre antrainierte vulkanische Logik und ihre menschlichen (Schuld-)Gefühle in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Die Frage, wer genau hier was von wem lernt, wird in den ersten drei Folgen (natürlich) noch nicht beantwortet. Ich bin allerdings jetzt schon gespannt darauf, wie Staffel 2 der Spin-off-Serie das Ganze für sich auflösen und "ihren" Spock und Leonard Nimoys Version am Ende zusammenführen will.
Mitphilosophieren erwünscht
Parallel zu all dem wird Spocks Geschichte eng mit einem bedrohlichen Phänomen verbunden, mit dem es die Crew der Discovery in den neuen Folgen zu tun bekommt. Doch ist der "Red Angel" wirklich selbst die Gefahrenquelle? Oder führt er die Protagonisten als höhere Instanz sozusagen nur jeweils genau dorthin, wo sie sein sollten, um im weiteren Verlauf eine bedeutendere Aufgabe erfüllen zu können?
Das ist vielleicht die größte Glaubensfrage, mit der "Star Trek: Discovery" den wissenschaftlichen Ansatz der Sternenflotte in den ersten Episoden von Staffel 2 ein Stück weit ins Wanken bringt. Und die Zuschauer zum Mitphilosophieren animiert.
Mir persönlich hat dieser Ansatz, den Captain Pike treffsicher mit einem Shakespeare-Zitat auf den Punkt bringt ("Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, Horatio ..."), ziemlich gut gefallen. Immerhin sahen sich auch Kirk und Co. in der ursprünglichen Serie immer wieder mit Situationen und Phänomenen konfrontiert, die sich zwar mit logischem Denken irgendwie erklären ließen. Bei denen aber trotz allem immer wieder noch ein letzter Zweifel blieb.
Überhaupt sorgt Pike in den neuen Episoden für angenehm frischen Wind auf der Brücke der Discovery. Der Mentor von Captain Kirk unterscheidet sich dabei nicht nur optisch vom ersten Moment an von Captain Lorca. Er könnte tatsächlich auch dafür sorgen, dass die Crew der Discovery in Staffel 2 endlich zu einer "Familie" zusammenwächst. Die ersten Schritte in diese Richtung unternimmt die von Anson Mount verkörperte Figur zu Beginn der neuen Season auf jeden Fall bereits.
Staffel 2 mit neuem Klingonen-Look – na, ich weiß ja nicht ...
Ein weiterer Schritt in Richtung Kanon: Der Look der Klingonen ist in Staffel 2 von "Star Trek: Discovery" ebenfalls wieder deutlich näher am Original. Zugegeben, auch mir schoss seinerzeit ehrlich gesagt ein "Schon wieder?! Wieso?!" durch den Kopf, als das erneute Re-Design angekündigt wurde. Da hatte man sich gerade an den kahlen Look gewöhnt und schon ändert sich die Optik erneut ...
Und so ganz haben mich die langen Mähnen und prunkvollen Kleider in den ersten Folgen tatsächlich nicht überzeugen können. Vor allem (Neu-)Kanzlerin L'Rell wirkt plötzlich viel zu weich, da helfen auch die teilweise gezwungen wirkenden Wortgefechte nichts. Deshalb hat es mich auch nicht groß überrascht, dass am Ende Sektion 31 in Gestalt von Philippa Georgiou den Kahn wieder auf Kurs bringen muss.
Ich würde mich zwar vermutlich ebenfalls nicht mit Michelle Yeoh anlegen wollen. Von einer klingonischen Kriegerin/Herrscherin hätte ich da aber dann doch ein bisschen mehr Rückgrat erwartet, auch wenn das Ganze am Ende zur persönlichen Machterhaltung beigetragen hat. Nachdem damit nun bereits die klingonische Machthaberin in der Tasche des inoffiziellen Sternenflotten-Geheimdienstes steckt, können die Winkelzüge der Schwarzabzeichen eigentlich nur noch düsterer werden.
Fazit: Staffel 2 hat Suchtpotenzial
Insgesamt muss ich sagen, dass ich nach nur drei Episoden der neuen "Star Trek: Discovery"-Staffel bereits ernsthaft gehyped bin. Ich kann es kaum erwarten, den Rest der neuen Folgen gucken zu können. Die Fragen, die das Team hinter dem Sternenflotten-Spin-off bereits zu Beginn aufwirft, erinnern positiv an die Originalserie. Spocks ganz eigene Origin-Geschichte verspricht ebenfalls, überraschend sehenswert zu werden. Und vielleicht gewöhne ich mich ja am Ende sogar noch an den neuen Look der Klingonen – wer weiß?