Mit "Rogue One" gelang Disney ein gelungener Einstieg in den Teil des "Star Wars"-Franchise, der den Untertitel "A Star Wars Story" trägt und abseits der Skywalker-Dynastie stattfindet. Ob "Solo" sich problemlos in die Reihe seiner berühmten Verwandtschaft einfügen kann, liest Du in unserer Filmkritik.
Auf und davon: Die Story
Der junge Han (Alden Ehrenreich) hat nur einen Traum: Er möchte der beste Pilot der Galaxis werden. Doch im Moment verdingt er sich als Kleinganove auf den Straßen seines Heimatplaneten Correlia. Als sich eines Tages die Gelegenheit zur Flucht bietet, ergreift er diese gemeinsam mit seiner Geliebten Qi'ra (Emilia Clarke). Doch die beiden werden im letzten im Moment voneinander getrennt, und so muss sich der ebenso draufgängerische wie naive Jung-Schmuggler fortan alleine durchschlagen. Zum Glück gibt es in einer Galaxis wie dieser genügend Möglichkeiten für einen Mann mit seinen Fähigkeiten ...
Ein wenig Magie, aber zu wenig Tiefgang
Hast Du Dich schon immer gefragt, warum Han Solo eigentlich "Solo" heißt? Nun, in "Solo: A Star Wars Story" erfährst Du es. Genauso, wie Han und Chewie sich kennengelernt haben, wie Han, Chewie und Lando sich das erste Mal trafen, wie Han zu seinem Rasenden Falken gekommen ist und sogar, wie er den "Kessel Run in weniger als 12 Parsecs" geschafft hat.
Das funktioniert sowohl für Fans der ersten Stunde als auch für vollkommen unbedarfte "Star Wars"-Neueinsteiger – falls es diese überhaupt noch gibt. Die geradlinige, absolut lineare Erzählweise ist angenehmen leicht verdaulich, und so macht "Solo: A Star Wars Story" jede Menge Spaß. Es gibt sogar eine Handvoll magische Momente. Aber trotzdem bleibt das Gefühl, dass der Film über weite Strecken nur an der Oberfläche dessen kratzt, was möglich gewesen wäre.
Mehr Reibung, bitte!
Das größte Problem: Die emotionalen Bindungen der Figuren untereinander entwickeln sich zu schnell und sind nicht auserzählt. Da wäre zum Beispiel die Bromance zwischen Chewie und Han. Obwohl Drehbuch-Legende Lawrence Kasdan persönlich – immerhin für "Das Imperium schlägt zurück", "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und "Das Erwachen der Macht" zuständig – gemeinsam mit seinem Sohn Jonathan an dem Skript gefeilt hat, wirkt die innige Beziehung der beiden Publikumslieblinge unglücklicherweise wenig plausibel. Zu schnell bilden sich die freundschaftlichen Bande, die später so legendär werden sollen. Etwas mehr Reibung, die über das erste Treffen hinausgeht, hätte diesen zentralen Punkt der Story sicher etwas interessanter gemacht.
Der Cast ist nicht das Problem
Dennoch: "Solo: A Star Wars Story" ist bei Weitem kein Rohrkrepierer. Was wurde zum Beispiel im Vorfeld über den Cast und insbesondere Alden Ehrenreich in der Rolle des Titelhelden diskutiert. Hier können wir Entwarnung geben. Ehrenreich macht seine Sache wirklich gut. Er fängt die Schlitzohrigkeit, die wir vom Harrison-Ford-Solo gewohnt sind, gut ein, sodass Du als Zuschauer keine Mühe hast, Dich mit der jüngeren Han-Version anzufreunden.
Woody Harrelson hat es mal wieder geschafft, aus seiner Figur eine typische Woody-Rolle zu machen. "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke liefert eine gewohnt solide Vorstellung und Donald Glover gelingt das Kunststück, Lando Calrissian einige neue Facetten zu geben, welche die Figur immerhin so interessant machen, dass er bei Disney sogar für ein eigenes Spin-Off im Gespräch ist.
Wie viel "Star Wars" steckt in "Solo"?
"Solo: A Star Wars Story" fühlt sich nach "Star Wars" an, aber gleichzeitig ist er trotz aller offensichtlichen Verbindungen derjenige Film im Franchise, der am weitesten von allen anderen entfernt ist. Keine Jedi-Tricks. Das Imperium und die Rebellion spielen nur eine nebensächliche Rolle. Der Bösewicht ist ein übler Ganove, aber nicht die Kategorie von Schurke, die wir sonst in "Star Wars" gewohnt sind.
Neben den obligatorischen Weltraumschlachten gibt es auch einen spektakulären Zugüberfall und plötzlich fühlt man sich ein wenig wie im Wilden Westen. Alles in allem ist "Solo" ein Film, der Spaß macht und absolut seine Daseinsberechtigung im "Star Wars"-Universum verdient hat. Um sich ebenbürtig in die Reihe seiner auf ewig legendären Verwandtschaft einzureihen, fehlt ihm aber leider das nötige Quäntchen Unvergesslichkeit.
"Solo: A Star Wars Story": Fazit
"Solo: A Star Wars Story" geht auf Nummer Sicher und macht genau das, was er tun soll: Er erzählt den Ursprung unseres geliebten "Star Wars"-Helden. Das ist durchaus unterhaltsam, allerdings schafft es die allzu seichte Story bis auf wenige Ausnahmen nicht, die Magie zu erzeugen, die wir von den Geschichten aus der weit, weit entfernten Galaxis gewohnt sind. Ansehen? Unbedingt. Aber unvergesslich oder sogar ganze Generationen prägend? Nein.