"Star Wars: Squadrons" im Test: Kurzweil im Weltraum

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"Star Wars: Squadrons" bietet Raumkämpfe zwischen Arcade und Simulation. Bild: © Electronic Arts 2020

"Star Wars: Squadrons" will dort ansetzen, wo sich Simulation und Arcade die Klinke in die Hand geben. Das erinnert mich an die Klassiker "X-Wing" und "Tie-Fighter" aus den 1990er-Jahren, die mir als "Star Wars"-Fan schon damals den Traum von wilden Weltraumschlachten erfüllt haben. Ob das neue Flugspiel von EA hält, was es verspricht, erfährst Du im Test.

Lichtschwertkämpfe und Zaubereien mit der Macht waren für mich bereits als Teenager nicht das Coolste an "Star Wars": Ich wollte lieber in einem X-Wing zwischen Sternenzerstörern umherfliegen oder im Tie-Bomber eine Corellianische Korvette angreifen. "Star Wars: Squadrons" ist daher genau meine Art von Spiel, ich habe in den Neunzigern schon massenhaft Stunden in "X-Wing" und dessen Nachfolger "Tie Fighter" versenkt – die übrigens von der legendären "Wing Commander"-Serie inspiriert wurden. Sie alle waren Raumkampfspiele an der Grenze zwischen Simulation und Arcade.

Kein Flugsimulator und doch authentisch

Das Gameplay von "Star Wars: Squadrons" setzt dort an: Die grundlegenden Kontrollen der unterschiedlichen Raumfahrzeuge von Imperium und Neuer Republik sind nicht komplex, dennoch lassen sie Raum, um den Piloten verschiedene Tricks zu ermöglichen. Spieler können die Ausrichtung der Schilde per Knopfdruck verändern, die Energieversorgung der Schiffssysteme variieren und das ein oder andere fortgeschrittene Flugmanöver erlernen.

Den gleichen Kniff wendet "Star Wars: Squadrons" bei der Gestaltung der Cockpits an: Sie sind wundervoll detailliert und wirken authentisch, die Instrumente und Anzeigen funktionieren aber gleichzeitig als übersichtliches Nutzerinterface. Nichts ist überkompliziert oder verwirrend, in den verschiedenen Raumschiffen von Imperium und Rebellen finden sich die Bedienelemente sofort wieder. Übrige UI-Anzeigen lassen sich in den Spieloptionen abschalten, vor allem im optionalen Virtual-Reality-Modus können Fans also bis über beide Ohren in "Star Wars: Squadrons" eintauchen.

Die Schiffe lassen sich vor dem Start verschieden ausrüsten. Auch hier haben die Entwickler auf Balance geachtet: Panzerung kann ich zum Beispiel ausgeglichen, stabiler gegen Laserfeuer oder effektiv gegen Raketenbeschuss wählen, jeweils auf Kosten der anderen Schadensart. Das Loadout lässt sich so an den eigenen Kampfstil anpassen, allerdings fand ich die Auswirkungen im Spiel meist nur wenig spürbar. Es gibt insgesamt acht verschiedene Schiffe, vier pro Fraktion.

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Besonders in VR sehen die detaillierten Cockpits gut aus. Bild: © Screenshot TURN ON 2020

Weltraumpilot ist auch nur ein Job

Der Spielablauf ist schnörkellos: Auf dem Mutterschiff gibt es ein Missionsbriefing, dann besteige ich mein Schiff, wähle das gewünschte Loadout, und ab geht's in den Weltraum. Dort muss ich in der Regel eine Reihe von Zielen erreichen – etwa "Zerstört alle Jäger", "Beschützt die Korvetten" oder "Greift die Abwehrsysteme des Sternenzerstörers an". Über die gesamte Kampagne variieren diese Herausforderungen leider nur wenig, einen besonderen Wiederspielwert hält die Story auch nicht bereit – lediglich eine Handvoll Errungenschaften wie der Abschluss innerhalb eines bestimmten Zeitlimits lädt zum erneuten Spielen der Missionen ein.

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Die übersichtlichen Bedienelemente finden sich in allen Schiffen wieder. Bild: © Screenshot TURN ON 2020

Dafür macht mir der Raumkampf viel Spaß, und die Schauplätze wirken eindrucksvoll und unterschiedlich, der weite Weltraum sieht nie gleich aus. Farben und Umgebung sind abwechslungsreich und bieten ein tolles "Star Wars"-Erlebnis: In einer Mission kämpfe ich inmitten eines gigantischen Weltraumfriedhofs, eine andere spielt sich vor dem Hintergrund einer Raumstation an einem Asteroidengürtel ab. Ein weiteres Mal sehe ich die Lichter einer besiedelten Planetenoberfläche unter mir, während um mich herum ein wilder Raumkampf tobt.

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"Star Wars: Squadrons" lässt sich ausschließlich in der Ego-Perspektive spielen. Wer sich also eine Außenansicht seines Fliegers wünscht, muss sich umgewöhnen. Aus eigener Erfahrung – Rennspiele kann ich grundsätzlich nur per Außenansicht spielen – kann ich sagen, dass es in der Ego-Sicht besser geht als gedacht.

Die Kampagne: Interessante Figuren, wenig Interaktion

Während der Kampagne spiele ich sowohl einen Piloten des Imperiums als auch einen der Neuen Republik. Die Ereignisse sind zeitlich nach der "Rückkehr der Jedi-Ritter" angesiedelt und zeigen mir die unterschiedlichen Perspektiven zweier rivalisierender Raumkampf-Staffeln. Deren Handlungen beeinflussen laufend das Schicksal der jeweils anderen Fraktion. Das ist schön und in einem angenehmen Rhythmus gemacht, auch wenn sich die Wege der beiden Teams nie wirklich in einem epischen Showdown kreuzen – obwohl das Spiel mich das bis zum Ende hoffen lässt.

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Detailreiche Figuren, interessante Charaktere ... Bild: © Screenshot TURN ON 2020
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... hier blitzt Tiefe auf, die leider kaum gezeigt wird. Bild: © Screenshot TURN ON 2020
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Auch wenn die Motivationen glaubhaft erscheinen ... Bild: © Screenshot TURN ON 2020
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... hier wird leider Potenzial verschenkt. Bild: © Screenshot TURN ON 2020
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Überraschend gut gefallen mir die Charaktere von "Star Wars: Squadrons". Zwar ist die Story eher Standardwerk – es geht um ein geheimes Kampfschiff, das die Neue Republik entwickelt, um das taumelnde Imperium zu schlagen. Aber die Figuren, die ich während der etwa acht Stunden langen Kampagne kennenlerne, lassen eine Tiefe durchscheinen, die ich in einem Gameplay-zentrierten Spiel wie diesem nicht erwartet habe. Leider gibt es kaum Möglichkeiten, mit ihnen zu interagieren – die rein optionalen Dialoge zwischen den Missionen lassen sich nicht beeinflussen. Außerhalb des Cockpits kann ich mich zwar umsehen, die Spielfigur lässt sich aber nicht bewegen – echtes Gameplay findet nur im Weltall statt. Da wird Potenzial verschenkt, ich kann aber nachvollziehen, dass man sich bei der Entwicklung von "Star Wars: Squadrons" auf den Raumkampf konzentrierten wollte.

Der Multiplayer: Hier sind viele Flugstunden versteckt

Der Multiplayer-Modus von "Star Wars: Squadrons" lässt sich plattformübergreifend spielen und bietet ein optionales Rangsystem. Man tritt in Fünfer-Teams gegeneinander an, entweder in klassischen Dogfights oder in einer hin und her wogenden Raumschlacht, die etwas mehr Dynamik ins Spiel bringt. Eine Leiste am oberen Bildschirmrand zeigt dabei an, ob ein Team in den Angriff gehen kann oder stattdessen die eigenen Begleitschiffe beschützen sollte. Sind diese vernichtet, gerät das Mutterschiff in Gefahr. So entsteht eine Front, die sich laufend verschiebt. Wie in den Raumschlachten in "Star Wars: Battlefront 2" lassen sich Loadout und Schiffstyp vor jedem Respawn wechseln, und der Sieg fühlt sich ähnlich episch an – wenn er denn gelingt! Raumschlachten kann man auch allein oder mit Freunden gegen die KI beginnen, Trainingsmodi hält "Star Wars: Squadrons" zusätzlich bereit.

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Visuell hat das Weltall in "Star Wars: Squadrons" jede Menge zu bieten. Bild: © Screenshot TURN ON 2020

Fazit

"Star Wars: Squadrons" ist ein rundes Erlebnis, das sich Raumkampf-Freunde nicht entgehen lassen sollten. "Star Wars"-Fans bekommen jede Menge Atmosphäre geboten. Das Game sieht glänzend aus, bietet allerdings überschaubar viele Spielinhalte. Auch wenn der Multiplayer richtig Spaß macht, stellt die Langzeitmotivation das große Fragezeichen dar – einen Battle Pass oder Mikrotransaktionen gibt es nicht. Und ob EA weitere Inhalte nachliefert, muss sich zeigen. Dafür, dass es kein Vollpreistitel ist, kann man mit dem Gesamtpaket aber zufrieden sein. "Star Wars: Squadrons" ist ein spaßiges Game, das sich, ähnlich wie zuletzt "Jedi: Fallen Order", seine eigene Nische schafft.

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Star Wars Squadrons
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Genre
    Actionspiel/Flugsimulator
  • Plattform
    PC, PS4, Xbox One
  • Release
    2. Oktober 2020
  • Entwickler (Publisher)
    EA Massive (Electronic Arts)
TURN ON Score:
3,9von 5
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