Starlink-Satelliten: Das musst Du über das Internet aus dem All wissen

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Internet aus dem All – doch wer braucht das eigentlich? Bild: © SpaceX 2021

Innerhalb von drei Jahren hat Elon Musks Firma SpaceX 1.550 Satelliten ins All geschossen. Das Mammutprojekt Starlink soll die ganze Welt mit schnellem Web versorgen. Aber wie geht das, wie surfst Du damit und was kostet es?

Von Claudia Frickel

Elon Musk hat nicht nur den Tesla erfunden und will auf dem Mars eine Kolonie aufbauen. Der US-Milliardär möchte mit dem Projekt Starlink schnelles Internet an jeden Ort der Erde bringen – und zwar aus dem All. Dafür werden Tausende Satelliten sorgen: Bis 2027 sollen 11.927 künstliche Trabanten um die Erde kreisen. Anträge für weitere 30.000 liegen aber schon vor.

Seit 2018 hat Musks Unternehmen SpaceX 1.550 Himmelskörper in die Umlaufbahn schießen lassen. Alle paar Wochen werden neue gelauncht, meist gleich 60 auf einmal. Damit ist SpaceX schon jetzt mit Abstand der größte Betreiber von Satelliten weltweit. Zum Vergleich: Ende Dezember 2020 kreisten laut Statista insgesamt 3.400 Exemplare um die Erde.

Starlink befindet sich seit Herbst im Betastadium, rund 10.000 Tester gibt es schon – und weltweit 500.000 Vorbestellungen. Zwar richtet sich das Angebot vor allem an Menschen in ländlichen Gegenden ohne Internetanschluss – aber surfen können damit alle, die wollen.

Starlink: Wie funktioniert das Internet aus dem All?

Die Starlink-Satelliten sausen in relativ niedrigen Umlaufbahnen von 550 Kilometern über der Erde. Sie empfangen Daten von Bodenstationen und kommunizieren über Laser mit den anderen Satelliten. Das funktioniert sehr schnell mit Lichtgeschwindigkeit: Im Vakuum legt es pro Sekunde 300.000 Kilometer zurück. Die Daten funken die Trabanten anschließend zur Erde. Du kannst sie allerdings nur mit einem speziellen, ungefähr Pizzaschachtel-großen Terminal empfangen. Das Smartphone oder der Computer allein reichen nicht aus.

Die zehntausenden Satelliten sollen in Zukunft die Erde wie ein Netz umspannen. Je mehr von ihnen am Himmel kreisen, desto besser klappt die Verbindung – und desto höhere Bandbreiten werden erreicht. Starlink peilt in Zukunft Übertragungsraten von bis zu 10 Gbit/s an, das ist doppelt so schnell wie Glasfaser. Dann könnten Nutzer einen 4K-Film in 30 Sekunden downloaden.

Aktuell könntest Du solche Werte aber noch nicht nutzen, weil noch nicht genug Starlink-Satelliten im All unterwegs sind. Viele Tester haben ihre Bandbreiten veröffentlicht. Im Download sind demnach derzeit um die 100 Mbit/s möglich, im Upload bis 20 Mbit/s. Es gibt aber regionale Unterschiede: Ein User in New York erreichte schon 209 Mbit/s im Downstream. Eine Reddit-Liste sammelt die Spitzenwerte.

Elon Musk hat das aktuelle Starlink-Angebot als "Better Than Nothing Beta"-Service – also als "Besser-als-gar-nichts-Beta".

Unser Podcast zu Starlink
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Thema in Episode 1: Starlink – Highspeed-Internet aus dem All Bild: © TURN ON 2021

In Folge 1 schaut Jens zu den Sternen – oder eher: zu den Satelliten von Starlink. Das ambitionierte Projekt von Star-Investor Elon Musk soll schnelles Internet aus dem All in jeden Winkel der Erde bringen. Klappt das? Lohnt sich das? Und warum sind Astronomen gar nicht so angetan von der spacigen Idee? TURN ON erklärt's!

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Welche Vorteile bietet Starlink von SpaceX?

Das Starlink-Internet hat mehrere Vorteile:

  • Es erreicht auch Nutzer, denen ansonsten kein schnelles Internet zur Verfügung steht – zum Beispiel in ländlichen Gebieten. Solche Regionen gibt es auch in Deutschland noch genug: Auf dem Land haben laut Breitbandatlas im Schnitt nur 20 Prozent der Haushalte Zugang zu einem Gigabit-Anschluss.
  • Das Starlink-Internet wird schnell sein, wenn mehr Satelliten im All sind.
  • Die Latenzzeiten sind mit höchstens um die 30 Millisekunden sehr gering.

SpaceX Starlink: Wie die Satelliten gelauncht werden

Die Starlink-Satelliten sind anders als andere künstliche Trabanten flach, ähnlich wie eine Tischplatte. Jedes Exemplar wiegt 250 Kilogramm. Die SpaceX "Falcon 9"-Rakete transportiert jeweils Dutzende gleichzeitig und lädt sie im All ab. Das dauert vom Start bis zur Stationierung nur knapp 65 Minuten. Die Himmelskörper breiten dann ihre Solarpanele aus und fliegen allein.Das Schauspiel nach dem Launch sieht ziemlich spektakulär aus: Die Himmelskörper ziehen anfangs wie auf einer Kette aufgereiht über den Himmel. Das kannst Du abends und morgens beobachten, wenn sie das Licht der Sonne reflektieren. Nach einer Weile verteilen sich die Satelliten dann in ihren jeweiligen Bahnen.

Später einmal sollen die meisten Trabanten weiterhin in einer ungefähren Höhe von 550 Kilometern fliegen. Einige werden den Plänen zufolge aber höher und niedriger unterwegs sein: Sie kreisen dann in rund 340 und 1.200 Kilometern über der Erdoberfläche.

Ist Starlink das erste Internet aus dem Weltraum?

Erfunden hat Elon Musk das Internet aus dem All nicht: Es gibt schon geostationäre Telekommunikations-Satelliten. Sie befinden sich aber in einer Höhe von 36.000 Kilometer über der Erde, sind also 60-mal weiter entfernt als die kleinen Starlink-Modelle. Zwar kannst Du über sie ebenfalls Internet empfangen. Aber die Latenzen sind wegen der größeren Entfernung viel höher und die Bandbreiten geringer.

Starlink hat aber weitere Konkurrenten, die an ähnlichen Projekten arbeiten. Schnelles Surfen aus dem All wollen unter anderem Amazon mit dem "Project Kuiper" sowie der britische Anbieter OneWeb ermöglichen. Deren Pläne sind allerdings einige Nummern kleiner: Amazon beispielsweise will 4.600 Satelliten ins Orbit schicken.

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Starlink könnte vor allem für ländliche Gebiete eine Alternative sein. Bild: © SpaceX 2021

Weltraumschrott und drohende Kollisionen: Das bemängeln Kritiker

Wenn Satelliten nicht mehr funktionieren, kreisen sie trotzdem weiter im All – unkontrolliert und bis in alle Ewigkeit. So entsteht immer mehr Weltraumschrott. SpaceX will ausgediente Exemplare verglühen lassen. Allerdings hat die Firma schon den Kontakt zu drei von ihnen verloren.

Mit dem Müll und immer mehr künstlichen Trabanten steigt die Gefahr von Kollisionen. Das kann sogar eine Kettenreaktion auslösen: Kleine Teile, die im Orbit herumfliegen, können andere Satelliten treffen, die dann ebenfalls zerstört werden. Das kann auch für die ISS und Raumschiffe gefährlich werden.

SpaceX hat zwar versprochen, dass die Starlink-Satelliten bei Gefahr ausweichen. Das klappt aber offenbar nicht immer: Im Herbst 2019 kam es trotzdem fast zu einem Zusammenstoß mit einem künstlichen Trabanten der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Astronomen kritisieren darüber hinaus, dass die Starlink-Satelliten zu hell leuchten und Himmelsbeobachtungen erschweren könnten.

Wie Du Starklink-Internet in Deutschland empfangen kannst und was es kostet

SpaceX startete die Betaphase von Starlink im März 2020 zuerst in Teilen der USA. Kanada folgte Anfang 2021. Inzwischen sind Vorbestellungen des Weltraum-Internets auch in Großbritannien, Neuseeland, Australien, Polen und Deutschland möglich. Starten soll der Testbetrieb hierzulande in der zweiten Jahreshälfte 2021. Schon 2022 soll der Dienst überall auf der Welt verfügbar sein.

Du kannst das Satelliten-Internet auf der Starlink-Webseite vorbestellen. Das geht nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Du reservierst damit Deine Verbindung, musst aber schon eine Monatsrate zahlen. Sie wird später verrechnet.

Die Hardware kostet einmalig 499 Euro, plus 59 Euro Lieferkosten. Dafür bekommst Du das Empfangsterminal sowie einen WLAN-Router. Der Abopreis liegt dann pro Monat bei 99 Euro. Gestaffelte Preise gibt es nicht: Du bekommst immer unbegrenztes Datenvolumen.

Zusammenfassung

  • Tesla-Gründer und SpaceX-Chef Elon Musk möchte mit dem Projekt Starlink schnelles Internet an jeden Ort der Erde bringen.
  • Dafür sorgen Satelliten aus dem All: Bis 2027 sollen 11.927 künstliche Trabanten um die Erde kreisen. Anträge für weitere 30.000 liegen aber schon vor.
  • Im Download sind demnach derzeit um die 100 Mbit/s möglich, im Upload bis 20 Mbit/s.
  • Durch die breite Verfügbarkeit ist das Angebot vor allem für ländliche Gebiete ohne Breitbandinternet interessant.
  • Der Testbetrieb hierzulande startet in der zweiten Jahreshälfte 2021.
  • Die Hardware kostet einmalig 499 Euro, plus 59 Euro Lieferkosten.
  • Der Abopreis liegt dann pro Monat bei 99 Euro.
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