Hol die Mistgabel raus und zieh die Latzhose fest! Mit "Story of Seasons: Friends of Mineral Town" kommt ein "Harvest Moon"-Klassiker unter neuem Namen auf Switch und PC. Ich habe "Story of Seasons" ausprobiert und verrate Dir, wie es sich spielt und ob es sein Geld wert ist.
- Aller Anfang ist schwer
- Die Stadt und seine Bewohner
- Täglich grüßt das Murmeltier
- Es hätte mehr frische Landluft sein dürfen
- Fazit: Ist die neue Umsetzung gelungen?
Vor fast zwei Jahrzehnten bot "Harvest Moon: Friends of Mineral Town" auf dem Game Boy Advance einen leichten Einstieg in das Farming-Genre. Das Spiel fand bei Fans auf der ganzen Welt Anklang, doch spätestens mit dem Erfolg von "Stardew Valley" geriet die "Harvest Moon"-Reihe etwas in Vergessenheit. Mit "Story of Seasons: Friends of Mineral Town" wollen Marvelous, die Entwickler des Originals, das Spiel an aktuelle Standards anpassen. Manche Dinge bleiben aber natürlich wie gewohnt ...
Aller Anfang ist schwer
Das Spiel beginnt genretypisch mit einem Erbe: Du übernimmst die Farm Deines verstorbenen Großvaters. Das einst prächtige Stück Land ist jedoch heruntergekommen und muss gründlich überarbeitet werden. So gehört es zu Deinen Aufgaben, Felder zu bestellen, Pflänzchen groß zu ziehen und die Farm von allerlei Schutt zu befreien. Anfangs besteht Dein Tagesablauf genau aus diesen Aufgaben.

Damit das Bauernleben richtig durchstarten kann, brauchst Du Geld. Aufgezogenes Gemüse und Obst kannst Du in einer Lieferkiste verkaufen, um so die ersten paar Taler für die weitere Entwicklung Deines Hofs zu verdienen. Die Geschichte ist so einfach wie unaufgeregt – eine wirkliche Handlung oder einen roten Faden hält das Spiel nicht bereit.
Neben dem Anbau von Nutzpflanzen musst Du Dich bald auch um eine Vielzahl von Tieren kümmern. Hier wird der erste große Unterschied zum Original von 2003 deutlich. Es gibt viel mehr Auswahl: Flatterten früher lediglich weiße Hühner im Stall umher, kannst Du nun auch braune Hühner und sogar Angorakaninchen aufziehen.

In einem größeren Stall kommen dann später Kühe, Schafe und Alpakas unter. Auch hier ist die Auswahl größer als zuvor, denn es gibt vier unterschiedliche Arten von Kühen, die sogar verschiedene Milchsorten wie Kaffeemilch und Fruchtmilch geben können. Alpakas und Schafe musst Du hingegen wöchentlich scheren, um an ihre Wolle zu kommen.
Die Stadt und seine Bewohner
Deine Farm ist aber nur ein Teil des Spiels: Dein Landgut gehört zur namensgebenden Mineralstadt, in der es nur so von Stadtbewohnern wimmelt. Alle Spielfiguren haben eigene Persönlichkeiten, die aber recht klischeehaft ausfallen – etwa Marie, die als mausgraue Bibliothekarin die Bücher der Stadt hütet und nebenbei ihren eigenen Roman schreibt. Keine der Figuren ist einprägsam oder besonders, aber es sind die kleinen, täglichen Interaktionen mit ihnen, die der Stadt Leben einhauchen. Farmjunge Zack kommt zum Beispiel jeden Tag um fünf Uhr auf den Hof, um die Sachen aus der Verkaufskiste abzuholen und Dir ein paar Taler da zu lassen. Er begrüßt Dich immer beiläufig, wenn Du auf dem Feld arbeitest.
Diese regelmäßige Begegnung ist zwar unbedeutend, aber es sind solche Details, die dazu beitragen, dass sich die Dorfbewohner realer anfühlen. Allerdings können sie auch nerven, denn oft wirst Du ungewollt Zeuge von Gesprächen. So passiert es, dass Du einen Laden betrittst, um etwas zu kaufen und dann von einer ellenlangen Unterhaltung der Bewohner untereinander aufgehalten wirst. Nachdem das Gespräch endet, kehren die Figuren aber nicht zum Alltagsgeschäft zurück. Du musst erst das Haus verlassen und erneut betreten, bevor Du bedient wirst.

Langsam baust Du eine Beziehung zu den Bewohnern auf, die den Inhalt der Dialoge verändert. Früher oder später wiederholen sie sich trotzdem, mit einigen wenigen Figuren kannst Du jedoch eine richtige Partnerschaft eingehen und sie sogar heiraten – das ging im Original noch nicht und funktioniert auch mit gleichgeschlechtlichen Partnern. Wichtig und gut!
Täglich grüßt das Murmeltier
Das Gameplay entfaltet sich vorhersehbar und entspannt, es ist damit im Grunde perfekt für alle, die Spiele à la "Animal Crossing" mögen. Du führst Deinen Hof nach bestem Wissen und Gewissen und was sich nach einer kleinen süßen Farming-Sim anhört, ist – genau das.
Auf Dauer wird der Alltag auf dem Hof aber leider eintönig: Nach dem ersten Jahr, in dem Du vier Jahreszeiten durchläufst, gibt es nichts Neues mehr zu entdecken. Das liegt zum Teil auch an der etwas uninspirierten Umsetzung verschiedener Gameplay-Elemente.
Die Ausdaueranzeige hätte das Spiel mit der richtigen Herangehensweise herausfordernder gestaltet. Aber es ist nicht notwendig, sich vorsichtshalber mit Lebensmitteln oder gekochten Gerichten einzudecken, falls die Ausdauer schwindet. Stattdessen leistet ein kurzes Bad in einer heißen Quelle Abhilfe – nach wenigen Sekunden ist die Anzeige wieder hergestellt. Langweilig!

Dann ist da noch die Uhrzeit, die ständig gegen Dich arbeitet. Die Öffnungszeiten von Geschäften variieren, deshalb musst Du Deine Aufgaben effizient planen, um alles zu schaffen und Neues zu erforschen. Zu Entdecken gibt es einiges, wenn auch nicht so viel wie bei "Stardew Valley". In der Nähe der Farm steht zum Beispiel ein Bergwerk mit unzähligen Stockwerken, in denen Du Erze abbauen kannst, um damit wiederum Deine Werkzeuge zu verbessern. Das war es dann aber auch schon an Herausforderungen.

Es hätte mehr frische Landluft sein dürfen
Neben der verbesserten und sehr niedlichen Grafik im Chibi-Look gibt es im Vergleich zum Original neue Charaktere und Tiere. Außerdem wurden das Angeln, Kochen und Abbauen von Erzen überarbeitet sowie zwei Schwierigkeitsgrade hinzugefügt. Insgesamt hätte aber mehr Sorgfalt in die Neuauflage fließen dürfen. Grafisch wäre noch mehr drin gewesen, die Musik ist bis auf wenige neue Stücke identisch mit dem Original und vor allem die Soundeffekte lassen zu wünschen übrig: Egal, auf welchem Untergrund Du mit Deinem Charakter läufst, es hört sich alles gleich an. Regentropfen wurden gar nicht erst vertont.
Fazit: Ist die neue Umsetzung gelungen?
Das grundsätzliche Spielerlebnis des alten "Harvest Moon" ist gleich geblieben und dürfte vor allem Nostalgiker in seinen Bann ziehen. Auch bei mir hat das Spiel einige Erinnerungen an das Original wachgerufen. Doch hält man ein "Stardew Valley" daneben, wirkt das deutlich flotter und belebter. Die Langzeitmotivation hält sich bei "Story of Seasons: Friends of Mineral Town" in Grenzen und es könnte deutlich zeitgemäßer ausfallen.

Letztlich ist "Story of Seasons: Friends of Mineral Town" ein Game für Nostalgiker. Wer das Original mochte, kann hier eine Zeitlang in Erinnerungen schwelgen. Fans von Farming-Sims sollten zunächst "Stardew Valley" spielen. Wenn Du das allerdings schon durch hast, fühlt sich das "Harvest Moon"-Remake eher wie ein Rückschritt an.
Das hat mir gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Nostalgie in neuem Look | - Technisch nicht ganz zeitgemäß |
+ Mehr Tiere als im Original | - Spielerisch kaum Innovation |
+ Lebendiges Dorfleben |