Schaust Du an die Handgelenke der krassesten Ultra-Trailläufer der Welt, wirst Du häufig eine Suunto-Uhr entdecken. Doch mit der neuen Suunto 3 Fitness nimmt der finnische Hersteller eine ganz andere Zielgruppe ins Visier. Ob die Fitness-Smartwatch auch etwas für Dich sein könnte und wodurch sie sich von den Fitbits und Garmins dieser Welt unterscheiden will, liest Du im Test.
- Design: Fitness trifft Lifestyle
- Bedienung: Knöpfe statt Touchscreen
- Training mit Uhr (& Smartphone): GPS fehlt
- Sport nach Plan: Uhr vs. innerer Schweinehund
- Neue Suunto-App: Anwendung mit Schwächen
- Akkulaufzeit: Mehr Energie als Du
- Fazit: Gute Idee, nicht ganz zu Ende gedacht
Eigentlich lege ich meinen Garmin Forerunner 645 Music nur sehr ungern ab. Für den Test der Suunto 3 Fitness fiel das jedoch gar nicht so schwer, weil sich die beiden Fitnessuhren zumindest optisch sehr ähneln. Sogar das Bedienkonzept mit den Knöpfen ist ähnlich. Mir ging es aber vor allem darum, herauszufinden, was die finnische Smartwatch anders macht als andere Modelle und an wen sie sich richtet.
Design: Fitness trifft Lifestyle
Die Suunto 3 Fitness sieht aus wie eine Uhr – mir gefällt das. Nur weil ich meine sportlichen Aktivitäten gerne aufzeichne, möchte ich nicht auf eine Armbanduhr verzichten müssen oder einen Fitness-Tracker zusätzlich am Handgelenk tragen. Obwohl die Smartwatch mit einem Silikonarmband ausgeliefert wird, kann sie auch als Lifestyle-Accessoire durchgehen. Die Edelstahllünette ist je nach Variante silber, schwarz oder goldfarben gehalten. Neben der getesteten, recht poppigen Ocean-Variante gibt es auch dezentere Modelle. Die Watch Faces sind anpassbar, allerdings steht nur eine begrenzte Auswahl auf der Uhr zur Verfügung. Zusätzliche Displaydesigns zum Herunterladen gibt es nicht.
Ein Pluspunkt ist das geringe Gewicht der Sportuhr. Mit nur 36 Gramm ist die Suunto 3 Fitness noch leichter als beispielsweise die vergleichbare Garmin Vivoactive 3. Nicht ganz so schön ist das Display. Dies löst mit nur 218 x 218 Pixeln auf und hat einen auffällig dicken Rand. Zum Glück fällt die Uhr an sich nicht so dick aus wie die höherpreisigen Uhren aus dem Hause Suunto, die eine Herzfrequenzmessung am Handgelenk bieten. Deshalb – und weil die Smartwatch bis zu 30 Meter wasserdicht ist – kann sie bedenkenlos und bequem rund um die Uhr getragen werden.
Bedienung: Knöpfe statt Touchscreen
Gefreut habe ich mich auch über die fünf Knöpfe zur Bedienung – bei Wearables, die bei schweißtreibenden Aktivitäten getragen werden, ist eine Touchscreen-Bedienung keine Alternative für mich. Das Steuern der Uhr mit den Knöpfen ist eigentlich recht intuitiv, kann aber für Sportler, die von einer Garmin-Uhr kommen, anfangs ungewohnt sein. Die Anordnung der Knöpfe und ihre Funktionen sind bei dem Suunto-Modell quasi spiegelverkehrt. Das trainiert nicht den Körper, aber das Gehirn.
Training mit Uhr (& Smartphone): GPS fehlt
Aber wir wollen ja auch körperlich ins Schwitzen kommen und unsere Aktivitäten von der Suunto 3 Fitness aufzeichnen lassen. Dafür sind insgesamt 70 verschiedene Sportmodi auf der Uhr installiert, neben den Klassikern wie Laufen, Schwimmen, Radfahren auch Exoten wie Eishockey, Kricket oder Schneeschuhwandern.

Alleinstellungsmerkmal der Suunto 3 Fitness ist die adaptive Trainingsanleitung. Mit Daten wie Alter, Größe und Gewicht sowie ersten gesammelten Fitness- und Gesundheitsdaten erstellt Dir die Smartwatch einen individuellen Trainingsplan für sieben Tage, um Dein Fitnesslevel auf ein hohes Niveau zu bringen oder dort zu halten. Um Deinen aktuellen Fitnessstand aber überhaupt bestimmen zu können, musst Du einmal mindestens 15 Minuten mit verbundenem GPS gegangen oder gelaufen sein.

Genau, das ist einer der Knackpunkte: Die Suunto-Uhr hat kein GPS an Bord, exaktes Tracking ist daher nur mit verbundenem Smartphone möglich. Ansonsten wird die zum Beispiel beim Laufen zurückgelegte Entfernung mittels Bewegungssensoren geschätzt, was in meinem Fall sehr ungenau war. Aus 7,03 gelaufenen Kilometern mit einer Pace von 5:18 min/km (laut Garmin Forerunner 645 Music mit GPS) machte die Suunto 3 Fitness 8,26 Kilometer in einer Pace von 4:33 min/km. Das sind schon gewaltige Unterschiede. Der Herzfrequenzverlauf sah bei beiden Uhren ähnlich aus, kleinere Unterschiede würde ich hier nicht so stark gewichten, da die Smartwatches an unterschiedlichen Positionen desselben Arms saßen.
Sport nach Plan: Uhr vs. innerer Schweinehund
Ist die erste Einheit geschafft, erstellt die Suunto 3 Fitness Dir Deinen Plan für die kommenden Einheiten. Das können sowohl leichte als auch harte Workouts sein – in welcher Sportart Du Dich verausgabst, bleibt jedoch Dir überlassen. Startest Du eines der geplanten Trainings, hilft Dir die Uhr dabei, die richtige Intensität mittels Herzfrequenz zu finden. Lässt Du ein Training aus oder ziehst eine Einheit früher durch als geplant, passt die Uhr den Plan automatisch an.
Etwas schade ist nur, dass man mit der Smartwatch nicht auch auf ein individuelles Ziel hintrainieren kann, also zum Beispiel seine 5- oder 10-Kilometer-Bestzeit zu verbessern. Zudem starten die Trainingseinheiten, die man laut Plan ausführt, nicht mit Aufwärmen. Die Fitnessuhr spornt Dich von Anfang an dazu an, die geplante Herzfrequenzzone zu erreichen, beim Laufen also zum Beispiel schneller zu werden. Mich hat sie so direkt den ersten Berg hinter dem Haus hochgejagt.
Neue Suunto-App: Anwendung mit Schwächen
Natürlich werden nicht nur Aktivitäten getrackt, auch im Alltag sammelt die Fitnessuhr die üblichen Daten. Sie zählt zurückgelegte Schritte, verbrannte Kalorien und misst die Schlafdauer. Einsehen kannst Du diese Daten entweder auf der Uhr direkt oder – vor allem, wenn Du Dich für Verläufe und die Daten zurückliegender Tage interessierst – in der Suunto-App. Anders als etwa die professioneller ausgelegten Spartan-Modelle des Herstellers ist die Suunto 3 Fitness nicht mit der Movescount-App kompatibel, sondern schickt ihre Daten an eine neue App mit einem einfacheren Interface, die schlichtweg "Suunto" heißt.

Die Suunto-App ist wirklich sehr einfach gehalten. So gibt es die wichtigsten Infos auf einer übersichtlichen "Home"-Seite. Allerdings ist es etwas schade, dass sich nicht alle Werte, die die Uhr ermittelt, in der App wiederfinden. Die Herzfrequenz zum Beispiel. Sie wird rund um die Uhr gemessen und der Verlauf lässt sich in der Uhr einsehen, nicht aber in der App. Dabei wäre die Entwicklung des Ruhepulses ein hilfreicher Indikator für die Entwicklung des Fitnesslevels. Auch den Trainingsplan findest Du nur auf der Uhr. Da die App aber noch recht neu ist, hoffe ich einfach mal, dass Suunto da mit Software-Updates noch etwas nachbessert.
Akkulaufzeit: Mehr Energie als Du
Wie die meisten Fitnessuhren geht die Suunto 3 Fitness nicht als vollwertige Smartwatch durch. Sie kann nur Benachrichtigungen vom verbundenen Handy anzeigen, darauf reagieren kannst Du mit der Uhr nicht. Dafür hängen Sportuhren richtige Smartwatches in Sachen Akkulaufzeit locker ab. Hast Du die Benachrichtigungen vom Smartphone aktiviert und zeichnest Deinen Puls rund um die Uhr auf, hält die Suunto 3 Fitness bis zu fünf Tage durch. Als reiner Zeitmesser sind bis zu zehn Tage Akkulaufzeit drin. Im Test kam ich mit einigen getrackten Aktivitäten den versprochenen fünf Tagen schon sehr nahe. Mit dem proprietären Ladekabel ist die Sportuhr dann in etwas mehr als einer Stunde wieder zu 100 Prozent geladen.
Fazit: Gute Idee, nicht ganz zu Ende gedacht
Mit der Suunto 3 Fitness unternimmt der finnische Hersteller den Versuch, neue Zielgruppen für sich zu erschließen und auch Sportanfänger zum regelmäßigen Training zu motivieren. Die Idee mit dem individuellen Trainingsplan, der sich automatisch ans Fitnesslevel und an die Gewohnheiten seines Trägers anpasst, ist gut. Auch das Design, das geringe Gewicht und das Bedienkonzept der Uhr gefallen. Die Akkulaufzeit ist auf Augenhöhe mit Konkurrenzmodellen von Fitbit oder Garmin und die Auswahl an Sportarten ist gewaltig.
Allerdings offenbart sich beim Blick ins Detail, dass an einigen Stellen nicht ganz zu Ende gedacht wurde. Die Auswahl an Sportarten ist zwar riesig, aber die Daten, die dabei getrackt werden, sind mitunter spärlich. Auch die App lässt einige Übersichten und Verlaufsdaten vermissen. Das wirkt etwas halbherzig. Schön wäre, wenn Suunto hier per Software-Update nachbessert. Nicht nachliefern lässt sich das GPS. Das ist in der Preisklasse – die Suunto 3 Fitness kostet 229 Euro – aber auch nicht selbstverständlich. Die Fitbit Versa für 199 Euro bietet auch nur verbundenes GPS. Wer ohne Smartphone laufen gehen will, sollte sich daher etwas teurere Modelle wie die Garmin Vivoactive 3 für 299 Euro oder die Fitbit Ionic für ebenfalls 299 Euro angucken.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ schickes Design | - kein GPS an Bord |
+ geringes Gewicht | - nicht alle Daten in der App zu finden |
+ Trainingsplan passt sich Gewohnheiten an | - Trainingsplan kennt kein Aufwärmen |
+ Viele Sportarten vorinstalliert | - keine individuellen Trainingsziele |