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"The Legend of Zelda: Ocarina of Time": Wie 3D-Link mein Herz eroberte

In unserer Reihe zum Spielejahr 1998 besprechen wir jeweils eines der bahnbrechenden Spiele, die vor mittlerweile 20 Jahren die Welt des Gamings umkrempelten.
Link und seine Okarina waren die Stars in einem von vielen Spieleklassikern des Jahres 1998.
Link und seine Okarina waren die Stars in einem von vielen Spieleklassikern des Jahres 1998. Bild: © Nintendo of Europe/TURN ON 2018

"Ocarina of Time" war der erste 3D-Ableger der "The Legend of Zelda"-Reihe, setzte spielerische Maßstäbe und gilt auch heute noch als eines der besten Games aller Zeiten. Wie bei vielen "Zelda"-Fans entflammte mit diesem Spiel auch meine Liebe zu der Serie. Seither hat der Titel einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen – auch 20 Jahre nach seinem Erscheinen.

Von Sabrina Timm

Meine "Zelda"-Geschichte beginnt am Heiligabend des Jahres 1998. Ich bin zehn Jahre alt und betrachte mit großen Kinderaugen das Geschenk, das mein großer Bruder da gerade für seine N64 auspackt: Eine zunächst unscheinbar anmutende, graue Cartridge mit dem Titel "The Legend of Zelda: Ocarina of Time". Darin: Eine nie dagewesene, große Welt voller Abenteuer, die darauf wartete, erkundet zu werden – und ein Spiel, das mich prägen und die Liebe zu einer ganzen Spielereihe entfachen sollte, wie das bislang keinem anderen gelungen ist.

Bis heute fällt es mir schwer zu beschreiben, was mich an "Ocarina of Time" damals so sehr in seinen Bann gezogen hat. Schließlich fanden vorher bereits der 2D-Klassiker "A Link to the Past" auf dem SNES und der Gameboy-Ableger "Link's Awakening" ihren Weg in meine Hände. Das ganz große Zelda-Gefühl setzte jedoch erst mit dem N64-Spiel von 1998 ein.

Seither ist die Faszination ungebrochen – und das, obwohl der grundlegende Plot der Serie fast immer derselbe ist: Link muss sich zum Helden mausern, die Prinzessin aus den Fängen des Bösen befreien, den Schurken besiegen und die Welt retten. So auch in "Ocarina of Time", das für mich dennoch eines der bedeutendsten und einprägsamsten Spiele ist.

Auf Epona in die dritte Dimension

Ein Aspekt, der sicherlich zur großen "Zelda"-Liebe beigetragen hat, war der Wechsel von 2D auf 3D. "Ocarina of Time" gehörte nicht nur zu den ersten 3D-Games, die ich spielte. Es war zudem der erste 3D-Ableger der Serie und bot eine für die damalige Zeit riesige, erkundbare Welt in der dritten Dimension sowie innovative Gameplay-Neuerungen wie das Z-Targeting, mit dem Link Gegner in Kämpfen fest anvisieren konnte.

Treuer Begleiter: Pferd Epona tauchte in "Ocarina of Time" erstmals auf. fullscreen
Treuer Begleiter: Pferd Epona tauchte in "Ocarina of Time" erstmals auf. Bild: © Nintendo of Europe 2017

Gleichzeitig gewährte der technische Fortschritt dem Team um Eiji Aonuma viele Freiheiten, stellte die Entwickler aber auch vor große Herausforderungen. Sie mussten etwas komplett Neues erfinden und bei der Entwicklung viel experimentieren, um herauszufinden, ob ihre Ideen realisierbar sind. Am Ende haben sie alles richtig gemacht: "Ocarina of Time" wurde zu einem Riesenerfolg und einer wichtigen Blaupause für Action-Adventures.

Ein stummer Held

Und das, obwohl Link bei Weitem kein Videospieleheld mit tiefgründigem Charakter ist. Zwar hat ihm die 3D-Optik zumindest Emotionen ins Gesicht gezaubert, aber er redet ja noch nicht einmal! Doch das ist gut so, genau das macht ihn so geheimnisvoll und interessant. Was er sagt, liegt nämlich in der Fantasie des Spielers. Link ist absichtlich "leer" gehalten, denn er soll vor allem eines sein: eine Projektionsfläche für den Spieler.

Ich soll mich mit dem grün gekleideten Elfenjungen identifizieren können. Das fängt schon damit an, dass ich ihm zu Spielbeginn einen eigenen Namen geben darf, wenn ich will. Folglich bin ich über die Spielereihe hinweg dazu eingeladen, Link für mich zu definieren. Das funktioniert fantastisch.

Erwachsen werden mit Link

In "Ocarina of Time" begleitete ich Link beim Aufwachsen. Zu Beginn ist unser grün bemützter Held ein ganz normales Kind wie jedes andere auch, gar ein Außenseiter, denn er ist der einzige Junge ohne Fee im Walddorf der Kokiri.

Doch dann wird er erwachsen und mausert sich Stück für Stück zum Helden: Er übernimmt Verantwortung, lernt mit jeder Aufgabe dazu, erforscht die Welt und erlebt jede Menge Abenteuer. Er tut also das, was jedes Kind möchte, und erlebt auch ein Stück weit das, was jedem Kind noch bevorsteht – und das alles als mutiger Held, der ohne mit der Wimper zu zucken jede Herausforderung meistert.

Plötzlich ist er dann da: Der Zeitpunkt, in dem Link wortwörtlich erwachsen geworden ist, der Gänsehautmoment nach den ersten drei Dungeons und dem Ziehen des Masterschwerts. Link kommt in der Halle der Weisen im Tempel des Lichts inmitten des Heiligen Reichs zu sich. Ganondorf hat das Triforce an sich gerissen, die fünf Tempel der Weisen entweiht und Finsternis über Hyrule gebracht.

Damit Link bereit ist, sich dem Bösewicht zu stellen, hat er in einer Art Dornröschenschlaf sieben Lebensjahre einfach übersprungen. Nun steht er da als junger Erwachsener, ich erfahre, dass er der Auserwählte ist, der "Held der Zeit" – und das Abenteuer geht erst so richtig los!

Atmosphärische Dungeons und epische Bosskämpfe

Wie in vielen Zelda-Titeln machen die stark atmosphärischen Dungeons auch in "Ocarina of Time" einen Großteil der Spielzeit und den Reiz des Spiels aus. Erstmals konnten die Verliese in 3D erkundet und ihre Rätsel gelöst werden. Dabei blieb der Titel seinem 2D-Vorgänger in Sachen Spielmechanismen treu: In jedem größeren Tempel müssen Karte, Kompass und Masterschlüssel gefunden werden. Zudem wartet ein spezifisches Item nach dem Zwischenboss auf den Spieler, mit dem weitere Denkspiele zu lösen sind und der Endgegner zu besiegen ist.

"Ocarina of Time" hat einige der besten und denkwürdigsten Dungeons der Reihe. Dazu zählt etwa der beliebte Waldtempel, den man als erwachsener Link zuallererst aufsuchen muss. Neben der Musik reißen die durchdachten Räumlichkeiten mit, die man an zwei Stellen durch einen Pfeilschuss in ein Auge um 90° drehen muss.

Auch ein Klassiker: Der Wassertempel, in dem man den Wasserstand verändern und ständig in die Eisenstiefel schlüpfen muss, ist vielen Spielern verhasst (ich persönlich finde ihn allerdings gar nicht so schlimm.) Und natürlich gibt es da noch den gruseligen Schattentempel, der einem Horrorfilm entsprungen scheint und an dessen Ende ein trommelnder, augenscheinlich zerstückelter Endboss wartet.

Musik als Gameplay-Element

Und was wäre ein Zelda ohne seine großartige Musik? "Ocarina of Time" hält gleich mehrere Musikstücke parat, die sich in meine Gehörgänge gefressen haben und mittlerweile echte Evergreens mit hohem Wiedererkennungswert sind. Dazu gehören beispielsweise Zeldas Wiegenlied, Salias Lied, Eponas Lied oder das brillante Gerudo-Valley-Theme. Dank der Okarina, für die Link verschiedene Lieder lernt, spielt Musik sogar im Gameplay eine Schlüsselrolle.

Liebevoll gestaltete Völker und Nebencharaktere

In "Ocarina of Time" wurden erstmals einige Völker und liebenswerte Nebencharaktere eingeführt, die die Spielreihe bis heute begleiten. Dazu zählen beispielsweise die Goronen, die Gerudo oder die Zora in der Form, wie wir sie inzwischen kennen. Letztere gehören seit dem N64-Titel zu meinen absoluten Lieblingen. Meine Liebe zu den Fischmenschen ging sogar soweit, dass ich bei einem Kunstprojekt in der Schule einen Zorakopf im "Ocarina of Time"-Stil modellierte.

Die Völker Hyrules sind durch bestimmte Eigenschaften charakterisiert, markant gestaltet und tragen einen Großteil zum Charme der Serie bei. Außerdem halten sie allerlei Nebenquests parat und geben durch ihre persönlichen Geschichten Motivation, Hyrule tatsächlich auch retten zu wollen.

"Ocarina of Time": Ein zeitloser Klassiker

Als ich 2017 mit "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" wieder ausgedehnten Urlaub in Hyrule machte, dachte ich nach den ersten Spielstunden: "Verdammte Axt, ist das ein geniales Spiel! Ich kann doch jetzt kein altes Zelda mehr anrühren!" Doch ich musste feststellen: "Ocarina of Time" macht trotzdem noch immer Spaß. Natürlich liegt das auch am Nostalgie-Faktor: Wenn ich mit Link in die Ebenen Hyrules hinausziehe, denke ich unweigerlich daran, wie ich das zum ersten Mal als Kind getan habe.

Link gegen Ganondorf – an diesem ewigen Kampf hat sich in 20 Jahren nicht viel geändert. Muss es auch nicht. fullscreen
Link gegen Ganondorf – an diesem ewigen Kampf hat sich in 20 Jahren nicht viel geändert. Muss es auch nicht. Bild: © Nintendo of Europe 2018

Wer heute "The Legend of Zelda: Ocarina of Time" zum ersten Mal spielt, wird die Faszination vielleicht nur schwer nachvollziehen können – in zwei Jahrzehnten haben sich Videospiele sehr verändert und vieles, was damals revolutionär war, wirkt heute überholt. Wer, wie ich, als Kind das erste Mal mit der Legende von Zelda in Berührung kam, den hat sie vermutlich ebenfalls nicht mehr losgelassen.

Meine Liebe zur Serie hängt aber nicht nur damit zusammen, dass ich "Zelda" erstmals als Kind spielte. Ich bin mit jedem erscheinenden Titel älter und erwachsener geworden und in gewisser Weise gilt das auch für Link. Der Elfenjunge begleitet mich seit nunmehr 20 Jahren – und wird das auch in Zukunft tun.

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