"The Surge" im Test: "Dark Souls"-Klon mit Cyborgs und Robotern

"The Surge" stammt vom deutschen Studio Deck 13.
"The Surge" stammt vom deutschen Studio Deck 13. Bild: © Koch Media 2017

"The Surge" vom deutschen Entwickler Deck 13 gibt sich keine Mühe zu verstecken, welchem Games-Blockbuster es nacheifert. Ob das "Dark Souls"-artige Spiel mit blutigem Kampfsystem und komplett anpassbaren Exo-Skeletten den Kauf wert oder doch nicht mehr als ein billiger Abklatsch ist, verrät unser Test.

Mit Spielen des "Dark Souls"-Genres ist es so eine Sache – Gamer haben eine seltsame Hass-Liebe zu diesen Titeln. Einerseits wollen sie das altbekannte Gameplay, andererseits kommt eigentlich nichts an das Original heran. Typischerweise zeichnet sich ein "Souls-Klon", wie die namensgebende "Dark Souls"-Reihe, vor allem durch den hohen Schwierigkeitsgrad aus und kitzelt erst nach dem Überwinden des eigenen Frusts die Lust an der Herausforderung aus dem Gamer heraus. Nun, wo mit "Dark Souls 3" der vorerst letzte Teil der beliebten Action-RPG-Serie erschienen und der DLC durchgezockt ist, suchen viele Fans nach Nachschub. Mit "The Surge" unternimmt Entwickler Deck 13 nach "Lords of the Fallen" den erneuten Versuch, in die Bresche zu springen, ohne dabei zu stark den Eindruck eines Abklatsches aufkommen zu lassen. Das Frankfurter Studio verlegt das Setting diesmal in die Zukunft und lässt den Helden Warren in "The Surge" im Exo-Skelett gegen Cyborgs und Roboter antreten.

Story: Darum geht's in "The Surge"

"The Surge" entführt uns in eine düstere Zukunft, die allerdings gerade erst so richtig düster geworden zu sein scheint. Der Exo-Techniker Warren startet mehr oder weniger motiviert in seinen ersten Arbeitstag beim Konzern CREO – ein mysteriöses Unternehmen, das mit dem massenhaften Abschuss von Orbitalraketen angeblich die Erdatmosphäre heilen will. Doch bei der operativen Installation von Warrens Exo-Skelett und den kybernetischen Implantaten geht etwas schief – als er aus der Ohnmacht erwacht, hat sich die Situation drastisch verändert: Zombiehafte Cyborgs und wildgewordene Roboter machen den verwahrlosten Firmenkomplex unsicher und greifen Warren sofort an. Normale Menschen sind nur vereinzelt anzutreffen, nur schleppend kann der unfreiwillige Einzelkämpfer Kontakt zu anderen Überlebenden aufbauen. Herauszufinden, was genau geschehen ist und wie wir aus der alptraumhaften Lage entkommen können, ist fortan die Hauptaufgabe in "The Surge".

Gameplay: Altmetall und Gliedmaßen sammeln

Dazu hacken und hauen wir uns nun durch die verworrenen Anlagen des CREO-Komplexes. Trotz seiner überraschenden Situation ist der Techniker nämlich wenig zimperlich: "The Surge" ist zu Recht ab 18 Jahren freigegeben, mit allerlei massiven Hieb- und Stichwaffen metzelt sich Warren durch die Gänge. Bei jedem Kampf hat der Spieler die Möglichkeit, ein bestimmtes Körperteil anzuvisieren. Füllt man mit Angriffen die Energieleiste genügend an, lässt sich mit einem imposanten Finishing-Move der entsprechende Körperteil abtrennen. Auf diese Weise nehmen wir den Feinden Baupläne und -teile für immer bessere Ausrüstung ab, die wir dann in der Service Station aus eingesammelten Ressourcen und Loot nachbauen und in unser eigenes Rig integrieren können.

Anfangs startet Warren mit absoluter Cyborg-Grundausstattung. fullscreen
Anfangs startet Warren mit absoluter Cyborg-Grundausstattung. Bild: © Screenshot / TURN ON 2017
Im Austrüstungs-Menü von "The Surge" muss alles anhand der Kernleistung ausbalanciert werden. fullscreen
Im Austrüstungs-Menü von "The Surge" muss alles anhand der Kernleistung ausbalanciert werden. Bild: © Screenshot / TURN ON 2017
Mit genügend Kernleistung können wir später zum imposanten Cyborg werden. fullscreen
Mit genügend Kernleistung können wir später zum imposanten Cyborg werden. Bild: © Koch Media 2017
Die Komponenten können zu Ausrüstungs-Sets kombiniert werden, die weitere Boni bringen. fullscreen
Die Komponenten können zu Ausrüstungs-Sets kombiniert werden, die weitere Boni bringen. Bild: © Screenshot / TURN ON 2017
Den Gegnern hacken wir die benötigten Teile ganz einfach vom Leib. fullscreen
Den Gegnern hacken wir die benötigten Teile ganz einfach vom Leib. Bild: © Koch Media 2017
Anfangs startet Warren mit absoluter Cyborg-Grundausstattung.
Im Austrüstungs-Menü von "The Surge" muss alles anhand der Kernleistung ausbalanciert werden.
Mit genügend Kernleistung können wir später zum imposanten Cyborg werden.
Die Komponenten können zu Ausrüstungs-Sets kombiniert werden, die weitere Boni bringen.
Den Gegnern hacken wir die benötigten Teile ganz einfach vom Leib.

Mit Ausrüstung und Implantaten verbessern wir Warrens Angriffs- und Verteidigungswerte, können jedoch nicht unbegrenzt Fremdkörper an den Körper arretieren: Jedes Teil verbraucht Energie unserer Kernbatterie, beim Aufmotzen unseres Rigs müssen wir daher die richtige Balance finden. Investieren wir in mehr Kernleistung, damit das neue Implantat zum optimierten Energieverbrauch eingesetzt werden kann? Verbessern wir stattdessen unsere Lieblingswaffe oder bauen wir ein neues Ausrüstungsteil? Hier lässt "The Surge" tatsächlich eine Menge Freiraum, um den eigenen Spielstil zu finden.

Motivation in "The Surge": Du schaffst das irgendwann!

Die aktuelle, am nächsten liegende Service Station ist in "The Surge" nicht nur unser einziger Speicherpunkt, sondern auch die Basis, an der wir Implantate wechseln und unsere Spielwährung, Altmetall, einlagern können. Wie schon in "Lords of the Fallen" verlieren wir nämlich die gesammelten Moneten, sobald wir im Kampf draufgehen. Und das geschieht oft. Sehr oft. Nach dem Respawn haben wir jedoch die Möglichkeit uns erneut zum Ort der Niederlage durchzukämpfen und das verlorene Altmetall dort wieder einzusammeln. Gehen wir auf dem Weg dorthin hops, ist auch der angesammelte Reichtum futsch – ein teuflisches Gameplay-Element, das dadurch noch interessanter wird, dass wir um so mehr Altmetall erhalten, je größere Reichtümer wir bereits mit uns herumtragen.

Offenbar hat sich Deck 13 die Kritik einiger Fans, dass "Lords of the Fallen" deutlich einfacher gewesen sei als das große Vorbild, zu Herzen genommen. "The Surge" entfaltet seine Faszination über den Willen, den man als Spieler aufbauen muss, um den eigenen Frust zu überwinden und wieder und wieder gegen die schwierigen Gegner anzurennen. Immer wieder landet man an der Service Station, an der der immer gleiche triste Song zu hören ist und läuft nochmals die Gänge entlang, in denen wieder und wieder die respawnten Gegner warten. Keine Karte weist uns den Weg um Abkürzungen und Zugänge zu finden, das Spiel gibt uns kaum Hilfestellung um die Schwächen der Feinde zu erkennen und am Ende jeder Region wartet dann ein monströser, im positiven Sinne frustrierender Bossfight. Ob "The Surge" wirklich so teuflisch schwer ist wie "Dark Souls 3", wird sich mir wohl erst später im Spiel zeigen. Vor allem die Endgegner sind dem ersten Eindruck nach aber nicht ganz so schwer zu lesen wie beim Vorbild.

Die verfügbaren Sidequests sind leider eher fades Beiwerk. fullscreen
Die verfügbaren Sidequests sind leider eher fades Beiwerk. Bild: © Screenshot TURN ON 2017
Dialogoptionen bieten meist nicht viel Abwechslung. fullscreen
Dialogoptionen bieten meist nicht viel Abwechslung. Bild: © Screenshot TURN ON 2017
Userfreundlich: Das Optionsmenü von "The Surge" geht ins Detail. fullscreen
Userfreundlich: Das Optionsmenü von "The Surge" geht ins Detail. Bild: © Screenshot TURN ON 2017
Die Endbosse sind meist übergroß und gewissenlos. fullscreen
Die Endbosse sind meist übergroß und gewissenlos. Bild: © Koch Media 2017
Verschiedene Gegner erfordern unterschiedliche Taktiken. fullscreen
Verschiedene Gegner erfordern unterschiedliche Taktiken. Bild: © Koch Media 2017
Meist müssen wir auch unsere Ausrüstung an den Endboss anpassen. fullscreen
Meist müssen wir auch unsere Ausrüstung an den Endboss anpassen. Bild: © Koch Media 2017
Die verfügbaren Sidequests sind leider eher fades Beiwerk.
Dialogoptionen bieten meist nicht viel Abwechslung.
Userfreundlich: Das Optionsmenü von "The Surge" geht ins Detail.
Die Endbosse sind meist übergroß und gewissenlos.
Verschiedene Gegner erfordern unterschiedliche Taktiken.
Meist müssen wir auch unsere Ausrüstung an den Endboss anpassen.

Die Kämpfe in "The Surge" sind, wie für ein Souls-like typisch, ausdauerbasierend und laden zur Taktik ein, dem Gegner erst auszuweichen und seine Angriffssequenz durchführen zu lassen. Während er dann Ausdauer regeneriert, greifen wir hart an, hier geht es in erster Linie darum, mit der angelegten Waffenart wirkungsvolle Kombos anzubringen. Das vorhandene Block-System kam mir im Test so klobig vor, dass sich davon kaum sinnvoller Gebrauch machen lässt. Nicht zuletzt weil ein gesetzter Block nur wenig Schaden abhält, ist man hier gut beraten, sich eher aufs schnelle Ausweichen zu konzentrieren.

Fazit: Solides Action-RPG zum Festbeißen

Das deutsche Studio Deck 13 hat mit "The Surge" ein solides Kleinod geschaffen, das seine Fans finden wird. Das Spiel hat seine Schwächen, kann diese aber meist gut überdecken: Die triste Monotonie der Level wirkt durch das meditative Gameplay fast schon gewollt, trotzdem muss man sich während der ersten 15 Stunden auf wenig Variation bei Gegnern und Umgebung einstellen. Auch schafft es "The Surge" nicht, eine ähnlich dichte Atmosphäre wie "Dark Souls" aufzubauen, in Sachen Optik regiert hier meist minimalistischer Industrie-Look. Allerdings macht "The Surge" auch so Spaß und verführt dazu, sich richtig im Spiel festzubeißen. Auch die RPG-Elemente, das Crafting und die Idee, dass die Ausstattung der Spielfigur durch die Kernleistung ausbalanciert werden muss, gefallen mir sehr gut. Das Prinzip, Bauteile durch Abtrennen von Körperteilen der Gegner einzusammeln, klingt zuerst etwas wichtiger, als es im Spiel dann leider tatsächlich ist. Durch die geringe Variation der Feinde ist diese Mechanik eigentlich nur ab und zu interessant. Nämlich wenn man es mal mit einem Gegnertypen zu tun hat, von dessen Ausrüstung man noch nicht alle Teile eingesammelt hat – denn ja, es gibt Rüstungssets die das Looter-Herz höher schlagen lassen. Wer also einen soliden "Dark Souls"-Klon sucht, in dem man wie im Science-Fiction-Film "Aliens" per Power Loader in den Kampf ziehen darf, sollte "The Surge" nicht verpassen.

Das Action-RPG "The Surge" von Deck 13 erscheint am 16.5.2017 für PC, PS4 und Xbox One.

Eine Map der Level gibt es höchstens im Vorbeilaufen zu sehen. Das Menü bietet die Option bewusst nicht an. fullscreen
Eine Map der Level gibt es höchstens im Vorbeilaufen zu sehen. Das Menü bietet die Option bewusst nicht an. Bild: © Screenshot TURN ON 2017
Auch unsere persönliche Drohne kann in "The Surge" aufgemotzt werden. fullscreen
Auch unsere persönliche Drohne kann in "The Surge" aufgemotzt werden. Bild: © Screenshot TURN ON 2017
In Kämpfen gegen andere Cyborgs beschaffen wir wertvolle Ausrüstung. fullscreen
In Kämpfen gegen andere Cyborgs beschaffen wir wertvolle Ausrüstung. Bild: © Koch Media 2017
Auch die Roboter lassen interessantes Loot fallen. fullscreen
Auch die Roboter lassen interessantes Loot fallen. Bild: © Koch Media 2017
Kämpfe gegen mehrere Gegner sind anfangs völlig aussichtslos. fullscreen
Kämpfe gegen mehrere Gegner sind anfangs völlig aussichtslos. Bild: © Koch Media 2017
Eine Map der Level gibt es höchstens im Vorbeilaufen zu sehen. Das Menü bietet die Option bewusst nicht an.
Auch unsere persönliche Drohne kann in "The Surge" aufgemotzt werden.
In Kämpfen gegen andere Cyborgs beschaffen wir wertvolle Ausrüstung.
Auch die Roboter lassen interessantes Loot fallen.
Kämpfe gegen mehrere Gegner sind anfangs völlig aussichtslos.

 

Angebot
The Surge
The Surge
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Release-Datum
    16.05.2017
  • Genre
    Actionspiel, Rollenspiel
  • Plattform
    PS4, Xbox One, PC
  • Publisher
    Koch Media
  • USK
    18
TURN ON Score:
4,1von 5
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