"Thumper" ist ein Musikspiel – aber kein gewöhnliches: Die Macher nennen ihr psychedelisches Electro-Gehämmer "Rhythm Violence" und das trifft es eigentlich ganz gut. Ob "Thumper" auch in der Android-Version überzeugen kann und warum Du für dieses Spiel starke Nerven brauchst, verrät Dir unser Test.
"Thumper" erschien erstmals 2016, damals noch für PC und PS4. Umsetzungen auf weitere Plattformen folgten, doch Android-Nutzer guckten bislang in die neongrelle Röhre. Die Wartezeit ist aber gottlob vorbei, denn die "Thumper Pocket Edition" treibt Dich nun auch auf dem Smartphone an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Nach einer ausgedehnten Testphase kann ich bestätigen: Der surreale, beizeiten fast körperlich unangenehme Reiz von "Thumper" überträgt sich auch auf das Android-Smartphone – mit kleinen Einschränkungen.
- Du spielst einen ... Käfer!
- "Rhythm Violence", was ist das überhaupt?
- Ergib Dich dem Sog
- Fazit: Ist es zu hart, bist Du zu schwach
Du spielst einen ... Käfer!
"Thumper" ist ein extrem simples Spiel, das ironischerweise aber sehr schwer zu beschreiben ist. Also: Du übernimmst die Kontrolle über einen Käfer aus Metall, der auf einer Bahn aus Chrom durch ein psychedelisches Nichts rast und nein, ich bin nicht mit dem Kopf auf die Tastatur geknallt, darum geht's wirklich in "Thumper".

Wie in "Guitar Hero" oder dem PS2-Klassiker "Amplitude" kommen Dir in rasender Geschwindigkeit Noten entgegen – drück im richtigen Moment auf den Bildschirm, um den Multiplikator in die Höhe zu treiben und am Level-Ende satte Punkte zu scheffeln. Und damit es nicht zu einfach wird, werden in den neun Levels regelmäßig neue Schikanen wie halsbrecherische Kurven oder tödliche Stacheln ergänzt. Ach ja, und Dein Ziel ist es, einen riesigen, schwebenden Monsterkopf in nervenaufreibenden Bosskämpfen zu besiegen. Alles klar?
Ich sagte ja, dass "Thumper" auch in der "Pocket Edition" ein Spiel ist, das man selber mindestens mal antesten sollte – es einfach nur zu beschreiben, tut diesem genialen Musikspiel-Wahnsinn fast unrecht.

"Rhythm Violence", was ist das überhaupt?
Käfer, Chrom und Endbosse, das klingt ja alles einigermaßen skurril, aber mal ganz ehrlich: Ist "Thumper" nicht doch ein ganz normales Musikspiel? Und überhaupt: Was soll "Rhythm Violence" eigentlich bedeuten?
Nun, tatsächlich lässt sich "Thumper" nur schwer mit ähnlichen Genrevertretern vergleichen. Statt irgendwelchem lizenzierten Pop-Gedudel dröhnt hier kompromissloses Electro-Gehämmer aus den Ohrstöpseln – "Thumper" nicht bei voller Lautstärke zu spielen, ist eine der fürchterlichsten Gaming-Todsünden überhaupt.
Die psychedelischen Farbspielereien sorgen für ein konstantes Gefühl der Desorientierung, das im Zusammenspiel mit dem harschen, aggressiven Sound beinahe schon körperliches Unwohlsein erzeugt. Entspanntes Mitsummen, Mitträllern, Mitwippen? Nix da: "Thumper" ist Stress. Und zwar die geilste Art von Stress.
Lass es mich so sagen: Wenn andere Musikspiele eine kinderfreundliche Mini-Disco sind, dann ist "Thumper" der dreckige, abgefuckte Underground-Club, in dem alle druff sind.

Ergib Dich dem Sog
Du weißt vermutlich schon nach diesen paar Zeilen, ob "Thumper" was für Dich ist oder nicht. Das ist eben die große Besonderheit dieses Spiels: Es richtet sich an eine ganz spezielle Zielgruppe – eine, die auf Plastik-Pop keinen Bock hat und sich stattdessen lieber von derben Industrial-Beats beballern lässt. Ich gehöre eindeutig zu diesen Freaks und war schon großer Fan der "großen" Konsolen-Versionen des Spiels. Wie also schlägt sich der kleine Android-Bruder im Vergleich?
Erstaunlich gut. Zugegeben, ich musste mich erst mal an das Smartphone-typische Mini-Display gewöhnen und die Bedienung per Touchpad schien meinen Controller-verwöhnten Händen fast widernatürlich, aber schon nach ein paar Runden setzte der hypnotische "Thumper"-Sog ein. Ein Level noch, nur noch ein Level – und plötzlich war es halb eins morgens, meine Augen brannten und meine Ohren klingelten. Wie nach einem gelungenen Club-Besuch eben.
Punktabzug gibt's aber für das minimale Input-Delay, das mich gerade zu Beginn irritiert hat – gefühlt ist das Bild immer ein bisschen schneller als der Sound, was mich so manches Mal um den Highscore gebracht hat. Irgendwann hatte ich mir dann angewöhnt, einfach ein paar Sekundenbruchteile früher auf den Screen zu drücken, als es meine Augen und mein Rhythmusgefühl es mir nahelegten, aber so ganz glücklich war ich bis zum Schluss nicht.

Fazit: Ist es zu hart, bist Du zu schwach
"Thumper Pocket Edition" ist ein audiovisueller Trip, zu dem es momentan nicht viel Vergleichbares auf dem Markt gibt. Es verkörpert nahezu perfekt die goldene Designregel "Easy to learn, hard to master" und entwickelt eine brutale Faszination, der man sich kaum entziehen kann – wenn man auf den Stil steht.
"Thumper" liebt man abgöttisch oder kann damit so gar nix anfangen, dazwischen gibt es nicht viel. Ich gehöre eindeutig zum ersten Lager und freue mich, dass ich nun auch unterwegs in die Techno-Hölle abtauchen kann. Vor die direkte Wahl gestellt, bevorzuge ich aber nach wie vor die Version für die Heimkonsole, weil beim Zusammenstauchen auf das kleine Smartphone-Display doch eine gewisse Wucht verloren geht.
Aber sei's drum: Wer es hart, schnell und düster liebt, wer auf den bedrohlichen Electro-Sound steht und wem herkömmliche Musikspielchen schlichtweg zu lahm sind, der hat mit "Thumper: Pocket Edition" möglicherweise seine Gaming-Droge gefunden.
Die Kosten für den Entzug musst Du dann aber selber tragen.