Am 24. April erscheint das Remake des JRPG-Klassikers "Trials of Mana". Ich konnte Anfang März bei Square Enix bereits ein wenig durch die Fantasy-Welt streifen und ein paar Monster verdreschen. Ob sich das Spiel lohnt, verrate ich Dir in meiner Preview.
- Story: Sechs Geschichten in einem Spiel
- Gameplay: Schlicht ist gut
- Grafik: Charaktere und Monster hui, Spielwelt ... ganz okay
- Kein Koop: Eine vertane Chance
- Fazit: Ein gelungenes Remake eines Klassikers
Wer den Namen Square Enix hört, denkt häufig zuerst an die epische "Final Fantasy"-Reihe. In den 1990ern hatte der Entwickler neben dem Epos aber auch noch eine andere heiße JRPG-Serie im Feuer – die sogenannte Mana-Reihe. Ältere Semester haben bestimmt schon von dem legendären "Secret of Mana" gehört. Mich konnte dieses Action-RPG damals auf dem Super Nintendo richtig begeistern. Den Nachfolger "Trials of Mana" konnte ich aber bisher nie spielen – er war lange Zeit exklusiv in Japan erhältlich und erschien erst Mitte 2019 in Europa für die Switch. Und Ende März 2020 kommt nun das Remake in schicker 3D-Optik, das mich beim Anspielen bereits nach den ersten Minuten mit seinem Retro-Feeling gepackt hat.
Story: Sechs Geschichten in einem Spiel

"Trials of Mana" spielt einer Welt, die von der Managöttin geschaffen wurde. Als die Welt in Dunkelheit zu versinken droht, schmiedete die Göttin das Manaschwert, besiegte die acht Monster der Zerstörung, die sogenannten Benevodoner, und versiegelte sie in Manasteinen. Diese Heldentat kostete sie aber so viel Kraft, dass sie sich in den Manabaum verwandelte. Die Mächte des Bösen versuchen nun die Benevodana aus ihren Gefängnissen zu befreien und die Welt ins Chaos zu stürzen. Deine Aufgabe ist es natürlich, das zu verhindern.
Dafür stellst Du Dir eine Truppe aus sechs verfügbaren Helden zusammen, bestehend aus einem Hauptcharakter, um den sich die Geschichte dreht, und zwei Unterstützungs-Charakteren. Die Charaktere entstammen den klassischen Rollenspielklassen: Durand ist ein stolzer Krieger, Angela eine aufstrebende Magierin, Kevin ein Biestmann, der seine Fäuste sprechen lässt, Charlotte eine knuffige Klerikerin, Adlerauge ein nobler Dieb und Resi eine taffe Amazone.
Besonders cool ist, dass jeder der Helden eine eigene Story hat. Du kannst "Trials of Mana" also sechs Mal durchspielen und erlebst immer wieder eine neue Geschichte. Je nach Wahl des Hauptcharakters ändert sich sogar Dein Erzfeind.
Die stereotypische Japano-Story wird einige Fans westlicher Rollenspiele sicher nicht vom Hocker reißen, wer (alte) JRPGs mag, wird sich aber direkt zu Hause fühlen. Die Charaktere sind sehr sympathisch und unterscheiden sich grundlegend. Die sechs Geschichten dürften auf jeden Fall motivieren, das Spiel mehrfach durchzuspielen, selbst wenn das Gameplay sich nur minimal dabei verändert.
Gameplay: Schlicht ist gut
"Trials of Mana" ist ein echtes Wohlfühl-Spiel und spielt sich angenehm entspannt. Es will Dich nicht mit unheimlich komplizierten Fähigkeitenbäumen, einem ausgeklügelten Kombosystem oder Unmengen von Ausrüstungsgegenständen überfordern. Es ist einfach und simpel, so wie die meisten Action-RPG aus der PS2-Ära. Eine Woche vor dem Anspieltermin habe ich noch im brutal schweren "Nioh 2" meine Nerven unter Beweis stellen müssen. Ich liebe ja fordernde Games, aber irgendwann brauche ich auch mal eine Pause und "Trials of Mana" war da Balsam für Zockerseele.

Es gibt nur zwei Grundangriffe, die sich zu einfachen Kombos verketten lassen. Für Zauber und Spezialtechniken muss durch das Vermöbeln von Gegnern eine Energieleiste gefüllt werden. Über eine Schnellauswahl führe ich bei voller Leiste dann eine von vier Fähigkeiten aus. Angriffen von Gegnern kann ich mit dem richtigen Timing ausweichen. Per Knopfdruck wechsele ich direkt zwischen den drei Charakteren hin und her. Die Geschichte dreht sich zwar immer um den Hauptcharakter, ich kann aber auch so viel Zeit wie ich möchte mit den anderen Figuren verbringen. Das bringt Abwechslung ins Spiel, denn die Kampfstile unterscheiden sich recht deutlich.
Die beiden Charaktere, die gerade nicht aktiv sind, werden vom Spiel gesteuert. Ich kann ihnen jedoch taktische Handlungsanweisungen geben – etwa, ob sie eher nahe oder ferne Gegner angreifen und ob sie sich auf den Nahkampf konzentrieren, mich mit Zaubern unterstützen oder mich heilen sollen. Das funktioniert ganz ordentlich und bringt ein wenig taktische Tiefe ins Spiel.

Ansonsten bietet "Trials of Mana" alles, was andere Action-Rollenspiele auch bieten: ein Punktesystem zum Erlernen neuer Fähigkeiten, eine riesige Welt, die erkundet werden will und haufenweise Loot. Alles aber ganz unkompliziert.
Eine coole Eigenheit: Ab bestimmten Stufen können Charaktere zusätzliche Klassen auswählen. Zur Wahl stehen Licht und Dunkelheit. Diese haben aber nichts mit Gut und Böse zu tun, sondern sind lediglich Spezialisierungen. Angela, die Magierin, kann in der Lichtklasse beispielsweise zu einer Erzmagierin werden, die auf Elementarzauber setzt. Wählt sie die dunkle Seite, kann sie zu einer Hexe werden und mit Schwarzmagie großen Schaden anrichten.
Grafik: Charaktere und Monster hui, Spielwelt ganz okay
Optisch macht "Trials of Mana" meist eine gute Figur. Die Charaktere im Anime-Look erinnern ein wenig an Figuren aus der "Dragon Quest"-Reihe und sind durchweg sympathisch. Besonders Charlotte hat es mir mit ihrem süßen Sprachfehler und ihrer tollpatschigen Art besonders angetan. Man merkt jedenfalls, dass die Entwickler viel Liebe in das Charakter-Design gesteckt haben. Auch die Monster sind so putzig, dass man fast gar nicht mehr gegen sie kämpfen möchte. Ich fühlte mich fast ein wenig schlecht, mit meinem Zauberstab auf die hasenähnlichen Mümmler und die Pilze mit Herzmuster einzuprügeln. Naja, aber irgendwas Böses werden sie schon verbrochen haben ...
Grundsätzlich hat die Transformation von "Trials of Mana" von der 2D- in die 3D-Welt gut funktioniert. Leider ist die Spielwelt im Vergleich zu den Charakteren und Monstern aber ein wenig vernachlässigt worden. Die Texturen wirken verwaschen und detailarm und hätte ich nicht gewusst, dass ich auf einer PS4 zocke, hätte ich manchmal geglaubt, ein echt gut aussehendes PS2-RPG zu spielen. Aber das macht macht wahrscheinlich auch einen Teil seines Charmes aus.
Kein Koop: Eine vertane Chance

Über die detailarme Spielwelt kann ich problemlos hinwegsehe, warum Square Enix im Remake aber auf den Koop-Modus des Original "Trials of Mana" verzichtet, ist mir schleierhaft. Der Couch-Koop war damals das Feature, das "Secret of Mana" und "Trials of Mana" so besonders gemacht hat. Was gibt es denn bitte schön geileres, als mit zwei Freunden durch eine Fantasy-Welt zu ziehen und die Welt zu retten?
Ich habe wirklich keine Ahnung, warum diesmal kein Koop-Modus dabei ist. Hat es vielleicht damit zu tun, dass ein Koop in einer 3D-Umgebung schwieriger umzusetzen ist? Oder hat vielleicht einfach die Zeit gefehlt? Was auch immer der Grund war, es ist wirklich schade, denn selbst mit guten KI-Kameraden macht "Trials of Mana" einfach nicht so viel Spaß wie mit Freunden.
Fazit: Ein gelungenes Remake eines Klassikers
Trotz des fehlenden Koops und kleineren Mängeln beim Design der Spielwelt, hat mir "Trials of Mana" wirklich gut gefallen. Das Spiel versprüht den Charme guter alter JRPG-Klassiker. Die zwei Stunden Spielzeit mit der Demo vergingen wie im Flug und ich war danach wirklich sehr entspannt. Für mich ist "Trials of Mana" ein Spiel, bei dem ich immer mal wieder kurz reinschauen kann, ohne besonders viel Zeit investieren zu müssen. Und da das Spiel auch für die Nintendo Switch erscheint, lässt sich das Game optimal immer mal wieder zwischendurch zocken.
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