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"True Detective" Staffel 3 in der Kritik: Alte Besen kehren gut

Oscarpreisträger Mahershala Ali übernimmt in der dritten Staffel von "True Detective" die Hauptrolle.
Oscarpreisträger Mahershala Ali übernimmt in der dritten Staffel von "True Detective" die Hauptrolle. Bild: © HBO 2019

Nach drei Jahren Pause kehrt die Anthologieserie "True Detective" ins Fernsehen zurück. In Staffel 3 müssen zwei Ermittler ein grauenhaftes Verbrechen an zwei Kindern lösen, das die beiden Polizisten auch nach mehr als 30 Jahren nicht loslässt. Kann die Serie zur Qualität der ersten Staffel zurückfinden? Unsere Kritik zur ersten Folge gibt Aufschluss.

Spoiler-Warnung

Im folgenden Review zur ersten Folge der dritten Staffel von "True Detective" werden einige zentrale Plotpunkte genannt!

Als die erste Staffel von "True Detective" mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson im Jahr 2014 im Fernsehen lief, entwickelte sie sich schnell zum Liebling der Fans und Kritiker und wurde zur regelrechten Kult-Show. Staffel 2 der Anthologieserie aus dem Jahr 2015 mit Colin Farrell und Rachel McAdams wurde hingegen mit deutlich gemischteren Gefühlen aufgenommen.

Für Staffel 3 hatte sich Serienschöpfer und Autor Nic Pizzolatto drei Jahre kreative Schöpfungspause verordnet – und die Serie kehrt so womöglich zu alter Stärke zurück. Doch der Reihe nach ...

Story und Setting: Ein traumatisches Verbrechen

Nachdem uns Staffel 1 von "True Detective" in die Sümpfe Louisianas entführte und Staffel 2 im Süden Kaliforniens spielte, geht es in Staffel 3 in die Ozarks, eine dünn besiedelte Region in Arkansas.

In Episode 1 von Staffel 3 mit dem deutschen Titel "Der Große Krieg und die moderne Erinnerung" wird auch wieder ein Stilmittel genutzt, das "True Detective"-Fans bereits aus der ersten Staffel kennen: das Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen.

  • Das Jahr 1980: In der Kleinstadt West Finger in den Ozarks ermitteln die beiden Polizisten Wayne Hays (Mahershala Ali) und Roland West (Stephen Dorff) in einem Verbrechen, bei dem zwei Kinder spurlos verschwinden. Die Leiche des zwölfjährigen William Purcell wird später von Hays gefunden, seine zehn Jahre alte Schwester Julie bleibt aber spurlos verschwunden.
  • Das Jahr 1990: Der Fall wird erneut aufgerollt und Detective Hays muss sich im Rahmen einer eidesstattlichen Aussage an die Details des Verbrechens erinnern. Schließlich erfährt Hays, dass die verschwundene Julie noch am Leben ist.
  • Das Jahr 2015: Der mittlerweile deutlich gealterte und an Demenz leidende Hays spricht im Rahmen einer True-Crime-Dokumentation einmal mehr über das mittlerweile 35 Jahre alte Verbrechen.
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Die beiden Detectives Roland West (Stephen Dorff, links) und Wayne Hays (Mahershala Ali) sind auf der Suche nach zwei verschwundenen Kindern. Bild: © HBO/Warrick Page 2019

"True Detective" nutzt diese drei Zeitebenen geschickt dafür, den Zuschauer im Dunkeln tappen zu lassen. So entstehen viele Fragen: Warum lässt das Verbrechen Detective Hays auch 35 Jahre später nicht los? Wo ist sein Partner Roland West 1990 und 2015? Was hat es mit dem unheimlichen Müllsammler Brett Woodard auf sich? Und stecken die drei Teenager im VW Käfer hinter der Tat? "True Detective" legt in der ersten Folge von Staffel 3 geschickt sehr viele Spuren aus, die vermutlich alle erst im Laufe der gesamten Season aufgelöst werden.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Story-Strängen werden in der dritten Staffel filmisch sehr schön und atmosphärisch visualisiert. So nutzt Regisseur Jeremy Saulnier beim Wechsel zwischen den Zeiten keine harten Schnitte oder Schwarzblenden, sondern fließende Übergänge – mal eine Stimme aus dem Off, die Detective Hays plötzlich aufhorchen lässt, mal das Licht einer Straßenlaterne. Dieses Stilmittel trägt zusätzlich zur mysteriösen und geradezu träumerischen Atmosphäre von "True Detective" bei.

Staffel 1 als klares Vorbild

Wer wie ich Staffel 1 von "True Detective" geliebt hat (Staffel 2 habe ich ausgelassen), wird bei Staffel 3 klare Parallelen zur ersten Season erkennen. Neben den unterschiedlichen Zeitebenen, dem rätselhaften Mord an einem Kind samt Strohpuppen-Hinweisen und dem geheimnisumwitterten Setting in den Ozarks erinnern vor allem die Aussagen von Hays im Jahr 1990 an die erste Staffel.

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Die beiden Geschwister Will und Julie Purcell fallen einem mysteriösen Verbrechen zum Opfer. Bild: © HBO/Warrick Page 2019

Wer jetzt allerdings wieder stundenlange Philosophie-Vorlesungen à la Rust Cohle (mit Bierdose in der Hand) befürchtet, der darf beruhigt sein. Zumindest in der ersten Folge von Staffel 3 liegt der Fokus ganz klar auf dem Verbrechen im Jahr 1980. Die beiden späteren Zeitebenen werden nur immer wieder kurz eingeschoben, um das offensichtliche Trauma von Detective Hays zu unterstreichen – und um die schauspielerischen Qualitäten von Mahershala Ali zu demonstrieren.

Der Oscarpreisträger steht ganz klar im Zentrum der dritten Staffel und trägt die Story. Immer wieder darf Ali in langen Einstellungen, in denen er allein ermittelt, sein Können beweisen und nur mit einem Gesichtsausdruck die inneren Qualen von Detective Hays aufzeigen. Unterstützt wird Ali von Stephen Dorff, der wunderbar lakonisch und sehr abgerockt den zweiten Ermittler Roland West gibt. Doch auch Nebendarsteller wie Scoot McNairy als verzweifelter Vater Tom Purcell, Mamie Gummer als Mutter der verschwundenen Kinder oder Carmen Ejogo als Hays' spätere Ehefrau Amelia Reardon liefern eine überzeugende Vorstellung ab.

Fazit: Rückkehr zu alter Stärke

Zumindest die erste Folge der neuen Staffel von "True Detective" hat mich voll überzeugt. Die Serie besinnt sich glücklicherweise auf ihre Stärken aus Staffel 1, ohne sich selbst jedoch zu sehr zu kopieren. Natürlich finden sich ein paar Anleihen an die erste Season: Verbrechen an Kindern, seltsame Puppen als Hinweise, verschiedene Zeitebenen, ein wortkarger und offensichtlich bereits zu Beginn seelisch erschütterter Ermittler.

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Verhalten sich verdächtig: Drei Highschool-Teenager beobachten die Purcell-Geschwister. Bild: © HBO/Warrick Page 2019

Wenn die dritte Staffel von "True Detective" allerdings das Spannungsniveau der ersten Folge halten kann und auch nur annähernd an die Qualität der ersten Season heranreicht, sehe ich über solche kleinen Wiederholungen gerne hinweg.

Übrigens: Auch diesmal empfiehlt sich – allein aus atmosphärischen Gründen – wieder das Anschauen im Originalton. Eine Warnung aber vorab: Mahershala Ali nuschelt als Detective Hays fast genauso schlimm wie einst Matthew McConaughey in Staffel 1. Staffel 3 von "True Detective" auf Englisch ist also eher etwas für Profis in Sachen Originalton, Untertitel sucht man bei Sky nämlich leider (mal wieder) vergebens.

Ausstrahlung auf Sky

Eine neue Episode von Staffel 3 von "True Detective" wird jede Woche in der Nacht von Sonntag auf Montag parallel zur US-Ausstrahlung auf Sky Ticket, Sky Go und auf Abruf zur Verfügung gestellt. Außerdem wird die neue Folge immer montags um 20:15 Uhr auf Sky Atlantic HD ausgestrahlt – wahlweise auf Deutsch oder Englisch.

Zudem ist die dritte Staffel ab dem 15. Januar episodenweise und im Wochenrhythmus immer dienstags als digitaler Download, wahlweise in deutscher oder englischer Sprache, auf folgenden Portalen verfügbar: Amazon, Deutsche Telekom, Google Play, iTunes, Maxdome, Sony Playstation und Xbox.

Staffel 3 von "True Detective" hat insgesamt acht Folgen.

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