Von schicken Fotos reden kann jeder. TURN ON hat daher Nägel mit Köpfen gemacht, sich die neue Sony Alpha 7S II geschnappt und ist mit Fotograf und Designer Hendrin Paryab losgezogen, um Hamburg bei Nacht zu erkunden. Wie die Bilder auf unserer nächtlichen Fototour entstanden sind, erklären wir Dir im folgenden Ratgeber.
Die neue Sony Alpha 7S II wird mit ihrer überragenden Lichtempfindlichkeit beworben. Was liegt da also näher, als bei Dunkelheit rauszugehen und die DSLM in ihrem Element zu testen? Begleitet hat uns Fotograf Hendrin Paryab, der selbst ein Modell der beliebten Alpha-Serie von Sony besitzt und sich jetzt an der Mark II austoben durfte. Entstanden sind – wie wir finden – einzigartige Aufnahmen mit ganz besonderem Flair, die Hamburg von seiner schönsten Seite zeigen. Wie diese Fotos zustande gekommen sind, was beim Fotografieren in der Dunkelheit grundsätzlich zu beachten ist und mit welchen Tricks in der Nachbearbeitung sich immer noch etwas mehr herauskitzeln lässt, zeigen wir Dir am besten an unseren Beispielen.
Die Basics: Licht in der Fotografie

Ohne Licht kein Foto – so einfach lässt sich die wichtigste Grundlage der Fotografie zusammenfassen. Denn ein Foto entsteht dadurch, dass Lichtstrahlen durch die Blende des Objektivs auf den Bildsensor der Kamera treffen, wo die Informationen in digitale Signale umgewandelt werden. Wie stark das spätere Bild letztendlich belichtet wird, kann der Fotograf über drei wichtige Parameter bestimmen: den ISO-Wert, die Blende und die Belichtungszeit.
Der ISO-Wert & das gefürchtete Rauschen
Die erste Möglichkeit, mehr Licht in dunklen Umgebungen einzufangen, ist das Einstellen einer höheren Lichtempfindlichkeit an der Kamera. Das kannst Du anhand der ISO-Zahl tun. Unser Testgerät für die nächtliche Fototour durch Hamburg, die Sony Alpha 7S II, wird mit ihrer extremen Lichtempfindlichkeit beworben. An der Systemkamera lassen sich ISO-Werte von 100 bis 102.400 einstellen, erweiterbar sind sie sogar auf ISO 50 bis 409.600. Ein höherer ISO-Wert entspricht einer größeren Lichtempfindlichkeit.
Warum also nicht einfach die ISO-Zahl ins Unendliche schrauben, wenn es wirklich dunkel ist? Weil das sogenannte Bildrauschen mit zunehmender Lichtempfindlichkeit immer stärker wird. Auf unseren beiden Beispielbildern oben kannst Du sehen, dass bei ISO 8000 schon eine Körnung deutlich wird – insbesondere am Übergang von den Gebäuden zum dunklen Nachthimmel. Der Schriftzug "Deichtorhallen" lässt das Rauschen ebenfalls erkennen. Dass die Bilder trotz dieser hohen ISO-Zahl insgesamt ansehnlich bleiben, hängt mit der Größe des Bildsensors zusammen. Die Sony-DSLM besitzt einen CMOS-Vollformat-Sensor mit effektiv 12,2 Megapixeln. Zudem ist eine integrierte Rauschunterdrückungsfunktion auf Wunsch zuschaltbar.
Große oder kleine Blende?
Eine zweite Möglichkeit, die eingefangene Lichtmenge zu beeinflussen, ist das Verstellen der Blendenöffnung am Objektiv. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht trifft auf den Bildsensor der Kamera. Allerdings solltest Du wissen: Die Wahl der Blendenzahl wirkt sich zum einen auf die Belichtungszeit und zum anderen auch auf die Schärfentiefe aus. Bei einer kleinen Blendenöffnung trifft das Licht sehr gebündelt auf den Sensor, der gesamte Bildbereich erscheint scharf. Öffnest Du die Blende weiter, tritt der im allgemeinen Sprachgebrauch als Tiefenunschärfe bezeichnete Effekt auf. Je größer die Blendenöffnung, desto kleiner der scharf abgebildete Bildbereich.
Achtung: Blendenöffnung und Blendenzahl werden häufig durcheinandergebracht. Wenn Fotografen von einer großen Blende reden, dann meinen sie eine weite Blendenöffnung. Diese lässt sich aber über eine kleine Blendenzahl einstellen. Eine große Blendenzahl sorgt hingegen für eine schmale Blendenöffnung – umgangssprachlich eine kleine Blende.
Fotograf Hendrin Paryab hat auf unserer nächtlichen Fototour durch Hamburg ausschließlich im manuellen Modus fotografiert. Du kannst die Blendenzahl aber auch manuell einstellen, wenn Du die Zeitautomatik der Kamera auswählst (in der Regel mit "A" oder "Av" bezeichnet). Dass die Lichtquellen auf den unteren beiden Bildern in Form eines Sternes erscheinen, kannst Du ganz einfach nachmachen, indem Du Dich beim Fotografieren gegen das Licht für eine kleine Blende entscheidest. Das funktioniert auch tagsüber mit der Sonne. Bei der Wahl einer großen Blende werden hingegen oft Bokeh-Effekte sichtbar. Was das ist und wie Du diese als künstlerisches Gestaltungsmittel einsetzen kannst, erklären wir Dir hier.
Langzeitbelichtung: Nicht ohne Stativ
Schließlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit, die Lichtmenge zu beeinflussen, die der Bildsensor einer Kamera einsammelt: die Belichtungszeit. Je länger Du diese einstellst, desto länger bleibt die Blende durchlässig für Lichtstrahlen und desto mehr treffen wiederum auf den Sensor. Das bedeutet aber auch: Du fängst keinen kurzen Moment mehr ein, sondern eine längere Zeitspanne. Bewegt sich in dieser Zeit etwas, wird das auf dem Foto sichtbar.
Auf unserer Fotosafari hat Hendrin Paryab mit seinen Langzeitbelichtungen Bewegungen in seiner Hamburger Umgebung eingefangen – nicht aber Bewegungen der Kamera. Das Ergebnis wären verwackelte Bilder gewesen. Daher gilt beim Fotografieren mit langen Belichtungszeiten: besser nicht ohne Stativ.
Lichtspielereien – ein Leuchtstreifen in der Nacht
Allerdings lassen sich Verwackler auch gezielt als Bildgestaltungsmittel einsetzen. Gerade im Dunkeln bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten, "mit Licht zu malen". Mit einer Taschenlampe lassen sich Wörter in den Nachthimmel schreiben, chaotische Bewegungen der Kamera sorgen hingegen für zufällige Lichterscheinungen auf den Fotos.
Im Zuge der Lichtspielereien konnte sich der Fotograf noch ein anderes Merkmal der Sony-Systemkamera – besser gesagt ihres Objektivs – zunutze machen: den Zoom. Auch dieser kann auf kreative Art und Weise Bewegung ins Bild bringen. Zoomst Du wie auf dem zweiten Bild oben während der Aufnahme, lassen sich die Lichtstreifen auf dem Foto zu ihrem Ursprung zurückverfolgen. Willst Du die Schrift wie im Beispiel oben auch an anderer Stelle noch lesen können, ist der Einsatz eines Stativs quasi unerlässlich.
Bildgestaltung: Goldener Schnitt, Perspektive & Co.
Aber nicht nur die Kameratechnik und entsprechende Einstellungen erlauben kreative Fotos. Für Abwechslung und Spannung in den Bildern kannst Du auch mit einfachen Mitteln der Bildgestaltung sorgen. Ein Grundprinzip, das Du ebenso in der Kunst wie in der Fotografie wiederfindest, ist der Goldene Schnitt. Er beschreibt ein besonders harmonisches Teilungsverhältnis. Beim Fotografieren ist es allerdings einfacher, sich bei der Bildgestaltung nach der sogenannten Drittel-Regel zu richten. Dabei wird das Bild in drei vertikale und drei horizontale Bereiche geteilt, prägnante Linien wie der Horizont auf einer der Linien, nicht aber in der Bildmitte platziert. Diese Näherung an den Goldenen Schnitt verleiht dem Foto Aussagekraft und Spannung.
Eine andere einfache Möglichkeit, spannendere Fotos zu schießen, ist das Spiel mit der Perspektive. Immer nur aus Augenhöhe, also aus der Normalperspektive zu fotografieren, kann schnell langweilig werden. Ein Perspektivwechsel schafft dann Abhilfe. Verändern kannst Du die Perspektive durch einen Wechsel des Betrachterstandortes. Du kannst Dich auf ein Motiv zu oder von ihm weg sowie links oder rechts drum herum bewegen oder die Höhe sowie Ausrichtung der Kamera verändern. Fotograf Hendrin Paryab hat auf unserer Fototour durch Hamburg einige Fotos aus der Froschperspektive geschossen und das Stativ für einige Aufnahmen schräg ausgerichtet, um mehr Dynamik im Bild zu schaffen.
Teal and Orange: Cineastischer Look durch Nachbearbeitung
Kommt die gute Absicht auf dem Foto mal doch nicht so rüber wie gehofft, hast Du immer noch ein mächtiges Gestaltungsmittel in der Hand: die Nachbearbeitung. So gut die Fotos, die mit der Sony Alpha 7S II entstanden, im Rohzustand auch waren – mit einigen Anpassungen in Adobe Lightroom gelang es unserem Fotografen, die Aussagekraft seiner Bilder noch zu verstärken. Hier und da wurden die Fotos ein wenig nachgeschärft, die Kontraste verstärkt, der Dynamikumfang oder die Farbwerte verändert und einige Aufnahmen erhielten eine leichte Vignette.
Zudem outete sich Hendrin Paryab als Fan des cineastischen Teal-and-Orange-Looks. Seitdem Kinofilme vollständig digitalisiert werden, kommen in der Postproduktion auch immer mehr Farbfilter zum Einsatz. Außergewöhnlich oft setzen Filmleute auf die Farbkombi aus Orange und Türkis. Warme Lichter vor dunklem Hamburger Nachthimmel – da passt das entsprechende Colour Grading natürlich wie die Faust aufs Auge.
Wir sind damit am Ende unserer Fototour angekommen. Wir möchten Hendrin Paryab noch einmal ausdrücklich für seine tollen Bilder danken und Dir nahelegen, doch einmal selbst in der Dunkelheit loszuziehen. Vielleicht war ja in unserem Ratgeber der eine oder andere Tipp dabei, der Dir beim Fotografieren in der Nacht weiterhilft.