TURN ON Innovation: DIY-Smartphone mit Minicomputer RaspberryPi

Kickstarter PiTalk
Mit einem RaspberryPi lässt sich ein Smartphone bauen. Bild: © SB Components 2017

Zugegeben, eine echte Innovation im Sinne einer Verbesserung ist das nicht. Aber die Idee, ein richtiges, funktionierendes Smartphone aus einem RaspberryPi zu bauen, ist ohne Frage witzig und stellt ein interessantes Bastel-Projekt für Techies dar.

Bei Kickstarter wird jetzt mit PiTalk ein Bausatz finanziert, mit dem sich aus verschiedenen Modulen ein RaspberryPi-Minirechner in ein Smartphone verwandeln lässt. Der RaspberryPi ist ein sehr günstiger Minicomputer für um die 35 Euro Basispreis auf einer Platine mit allen wichtigen Anschlüssen. Mittlerweile gibt es mit dem RaspberryPi 3 schon die vierte Generation der kleinen Rechner, auf denen das Betriebssystem Linux läuft. Bastler setzen das Gerät für Smart-Home-Steuerungen oder als einfachen und billigen Media-Center-PC ein, da etwa Kodi auf dem Rechner läuft.

PiTalk: Auf der Platine sitzt ein 3G-Modul mit SIM-Karte

Aber hier geht's ja um die Nutzung als Smartphone. Der Anbieter SB Components aus London hat dazu eine kleine Platine zum Aufstecken entworfen, auf der das Telefonmodul inklusive Steckplatz für eine SIM-Karte und die Antenne sitzen. Das Modul beherrscht 3G, kann also schnelle Internet-Verbindungen herstellen. Und telefonieren geht ohnehin. Dann werden unterschiedlich große Displays angeboten – es gibt eines mit 3,2, eines mit 4 und eines mit 5 Zoll. Im Video sieht man, dass die Bedienung allerdings nicht mit den Fingern, sondern per Eingabestift funktioniert.

Wer will, kann sich auch eine Kamera dazu bestellen und ein Relais-Modul, mit dem man Geräte im Haushalt per RaspberryPi-Smartphone steuern kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind also nicht auf den Smartphone-Betrieb begrenzt, zumal es eben auch noch kein passendes Gehäuse gibt. Das will der Hersteller zwar nachreichen, aber im Moment ist der Bausatz offen wie ein Scheunentor, und somit für den täglichen Einsatz draußen nicht wirklich geeignet. Zumal auch die Batteriefrage ein Problem ist, denn einen passenden Akku gibt es auch nicht. Ob der Betrieb etwa an einer Powerbank funktioniert, was grundsätzlich der Fall sein sollte, müsste ein Test zeigen. Allgemein braucht das Gerät die übliche 5-Volt-Stromquelle, die bei USB-Standard ist.

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Es gibt einige verwendbare Module. Bild: © SB Components 2017

Bausatz kann telefonieren und auch SMS verschicken

Trotz dieser kleineren Schwierigkeiten gibt es auch jede Menge interessanter Funktionen, die der Bausatz bereithält. Man kann Anrufe annehmen, selber Anrufe machen, Textnachrichten per SMS verschicken und empfangen, eine Kamera anschließen und Bilder machen und Videos aufnehmen. Möglich wird dies durch eine eigens entwickelte Software für PiTalk, mit der sich das Gerät konfigurieren lässt und die dann auch als Betriebssoftware für das Selbstbau-Smartphone dient. Und wer dazu in der Lage ist, kann natürlich auch seine eigenen Apps schreiben. Die Programmiersprache dafür ist Python und grundsätzlich sind damit natürlich diverse weitere Anwendungen möglich.

Und was kann man damit nun neben dem Telefonieren alles anstellen? Die Hersteller geben an, dass sich das Modul vor allem auch für die Steuerung heimischer Geräte von außen eignet. Dafür gibt es natürlich auch andere Lösungen, aber in der Regel muss man dafür tiefer in die Tasche greifen und braucht ein WLAN. Wer nach einer Insellösung sucht, die sich übers Telefonnetz erreichen lässt und nur wenig Strom braucht, vielleicht für den Fernzugriff auf ein Ferienhaus oder Wohnmobil, für den mag so ein Gerät ganz spannend sein. Die Hersteller glauben an den Einsatz in Garagen, für die Überwachung von Pflanzen und Bewässerungssystemen und in Fahrzeugen. Das ist natürlich alles Theorie, denn es gibt keine fertigen Einsatzszenarien. Aber wie immer bei RasperryPi-Projekten ist die Fantasie der Anwender gefragt.

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Man kann auch eine Kamera verwenden. Bild: © SB Components 2017

Packt PiTalk die Finanzierungshürde von 10.000 Pfund?

Derzeit steht in den Sternen, ob das Projekt die Finanzierungshürde überhaupt packt, denn die Geldgeber bei Kickstarter sind noch nicht auf den DIY-Smartphone-Zug aufgesprungen. Dabei gibt es das PiTalk-Modul alleine schon für 64 Euro und einen kompletten Bausatz mit RaspberryPi, Display und SD-Karte für etwa 120 Euro. Da der Anbieter in Europa sitzt, sollten keine weiteren Kosten entstehen – und das ist für ein sehr universell einsetzbares Smartphone eigentlich ein ganz guter Preis. Aber: Das Projekt ist von dem Ziel bei 10.000 Pfund mit gut 3000 Pfund noch weit entfernt. Es ist aber vorstellbar, dass Kickstarter auch hier wieder nur als zusätzliches Marketinginstrument dient und die Entwicklung des PiTalk-Moduls eigentlich abgeschlossen ist. Selbst beim Scheitern der Finanzierung kann es also sein, dass die Platine und die Bausätze auf der Webseite des Anbieters erscheinen. Wer gerne bastelt und vielleicht eine 5-Volt-Stromversorgung und eine Telefonkarte herumliegen hat, für den ist das sicher ein nettes Geschenk für die dunklen Tage im Jahr.

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Jede Woche Donnerstag nehmen wir ein neues spannendes Crowdfunding-Projekt genauer unter die Lupe und berichten darüber ausführlich in TURN ON Innovation. Vergangene Themen unserer Innovations-Kolumne findest Du in dieser Übersicht.
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