Um große Geldbeträge wie beim Poker geht es in "UNO" nicht – die Umsetzung des Kartenspiels für PC und Konsole ist dennoch überraschend spannend. Wer jetzt viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringt, kann "UNO" online mit Freunden spielen, die sonst nicht viel mit Games anfangen können. Nur ein Feature fehlt zur Perfektion.
Wieso sollte ich online Karten spielen, wenn in der realen Welt der Kauf eines "UNO"-Decks genügt, um mit mehreren Freunden Spaß zu haben? In Zeiten von Social Distancing ist das digitale Kartenspiel durchaus einen Blick wert. Und das sehen auch Freunde von mir so, die eigentlich kein Faible für Videospiele haben. Die Überraschung: Das altbekannte "UNO" bringt als digitales Game Regeln und Abwandlungen ins Spiel, die dem rundenweisen Ablegen der bunten Karten ganz neuen Schwung verleihen.
Eine "UNO"-Spielrunde mit Spezialregeln lässt sich kaum mit dem Zeitvertreib in Kartenform vergleichen, der an regnerischen Campingtagen aus dem Rucksack gekramt wird. Wenn man in der Videospielfassung auch noch auf ein Punktelimit spielt, das sich über mehrere Matches streckt, wird es richtig spannend – vor allem gegen Freunde.
Stapelbare "+2"- oder "+4"-Karten oder Kartentausch bei gespielter Sieben verpassen einem Match bereits zusätzliche Würze, der "UNO Flip"-Modus treibt es auf die Spitze: Auf der Rückseite der Karten befinden sich dann andere Werte. Werden spezielle Flip-Karten abgelegt, müssen alle Spieler ihr Blatt umdrehen – und sich von ihrer bisher ausgetüftelten Strategie verabschieden.
Mein Lieblings-Twist: Halte ich keine passende Karte mehr auf der Hand, muss ich so lange ziehen, bis ich wieder legen kann. Dadurch entschwindet der Sieg plötzlich in weite Ferne, selbst wenn ich bis dahin nur noch zwei Karten hatte. Eine weitere coole Zusatzregel ist das "Dazwischenlegen": Halte ich eine Karte auf der Hand, die identisch mit der gerade ausgespielten ist, darf ich sie sofort ablegen. Die Runde geht dann nach mir weiter, was zu wundervollem Durcheinander führen kann – vor allem, wenn noch jemand die gleiche Karte hat.
"UNO" mit Hausregeln & digitalem Spielleiter
Die Hausregeln lassen sich nach Belieben auswählen und zuschalten. Einige davon sind geübten "UNO"-Spielern sicherlich bekannt. Wenn gleich mehrere davon aktiviert sind, wäre es ohne "digitalen Spielleiter" unglaublich chaotisch: Regeldiskussionen und das Erinnern unaufmerksamer Spieler könnten den Spielspaß in die Knie zwingen. Auf Konsole und PC dagegen sorgt "UNO" vollautomatisch für Tempo und Nervenkitzel.
Mit Decks im Stil von Rayman, "Just Dance" oder den Rabbids lassen sich zusätzliche Eventkarten ins Spiel bringen. Das wirkt im ersten Moment unangenehm bunt, so kommen aber weitere Regeln dazu und stellen das Spielgeschehen auf den Kopf – zum Beispiel, wenn die "Just Dance"-Discokugel plötzlich allen Spielern genauso viele Karten zuteilt, wie der führende Spieler in der Hand hält. Am Ende reagiert man fast nur noch und versucht irgendwie, seine Karten loszuwerden.
Spielspaß für Gamer und Videospiele-Neulinge zugleich
"UNO" für PC, PS4, Xbox One und Switch ist ein Ubisoft-Spiel, aber natürlich kein hochglanzpoliertes Open-World-Action-RPG á la "Assassin's Creed". Es bietet auch nicht unglaublich viele Features – aber für etwa zehn Euro habe ich selten so viel Multiplayer-Spaß mit Freunden gehabt. Die Einstiegshürde ist gering: Die Steuerung funktioniert über einfache Klicks auf Karten und Buttons, und auch mit dem Controller ist die Bedienung simpel, eine Taste genügt.
Ein Crossplay-Feature fehlt dagegen enorm! Wie wunderbar wäre es, wenn sich in diesen komplizierten Zeiten alle gemeinsam zu einer Runde "UNO" online treffen könnten – egal, ob sie einen PC, eine Konsole oder ein Smartphone besitzen. Das Game ist zwar in leicht abgewandelter Form auch als iOS- und Android-App erhältlich, der Aufwand für Crossplay war dem Publisher bei einem so "kleinen" Titel wie "UNO" aber anscheinend zu hoch. Dieses Feature bleibt Games wie "Fortnite" und "Minecraft" vorbehalten, bei denen sogar Smartphone-Nutzer zusammen mit Konsolen- und PC-Zockern spielen. Schade, zu diesen Spielen werde ich einige meiner Freunde nie überreden können.