Schön war's! Zahllose Perlen aus der Film- und Serienwelt hat uns das Jahr 2017 geschenkt. Wir von TURN ON ziehen Bilanz – nach intensivem Nachdenken haben wir unsere ganz persönlichen Highlights des Jahres zusammengestellt. Und – auch nicht uninteressant – die Titel, die uns weniger umgehauen haben. Los geht's!
- Deutsche Serien auf dem Vormarsch
- Von unendlichen Weiten und seichten Gewässern ...
- Wie "Stranger Things" meine Welt auf den Kopf stellte
- Starke Frauen regieren das Kino
- Starker Abgang vs. schwacher Aufguss
- Der "Punisher" räumt auf, "Wonder Woman" hält sich zurück
- Jean-Claude Van Damme ist zurück ...
- Über gute und schlechte Fortsetzungen
- Streaming hui, Kino pfui
- Monster, Alkohol, Fließband-CGI
Deutsche Serien auf dem Vormarsch
Top: "Dark"
Mein absolutes Highlight in diesem Jahr war die Netflix-Serie "Dark". Ich muss gestehen, dass ich meistens skeptisch bin, was deutsche Produktionen dieser Art betrifft, doch ich wurde eines Besseren belehrt. So düster, so verworren – und zugleich absolut fesselnd! Ich konnte den Fernseher gar nicht mehr ausschalten. Mit "4 Blocks" gab es in diesem Jahr sogar noch eine zweite gute deutsche Serie!
Flop: "The Walking Dead"
Ich weiß, ich weiß. Alle lieben "The Walking Dead". Aber bei mir ist nach sieben Staffeln einfach die Luft raus. Die ersten beiden Episoden aus Staffel 8 habe ich mir noch angetan, seither aber auch nicht wieder eingeschaltet. Es ist einfach immer wieder die gleiche Leier, Innovationen sind in der Serie leider Fehlanzeige. Es sei denn, es gibt irgendwann ein Spin-off über Negan. Dann würde ich direkt wieder an der Mattscheibe kleben.
Von unendlichen Weiten und seichten Gewässern ...
Top: "Star Trek: Discovery"
Eigentlich habe ich seit "Star Trek: Raumschiff Voyager" (1995-2001) den Anschluss bei der Sternensaga verloren. Zwischen den diversen anderen Serien und Filmen ging mir die Sternenflotte irgendwie flöten. "Star Trek: Discovery" hat mich in diesem Herbst allerdings wieder voll eingefangen!
Die Handlung ist nicht nur sehr gut umgesetzt (auch was die Special Effects angeht). Die Hauptfigur, Offizierin Michael Burnham, hat mich auch sofort gefesselt. Als erste Meuterin in der Geschichte der Sternenflotte muss sie sich erst wieder vor sich selbst und den anderen reinwaschen. Zum Mitfühlen und -fiebern!
Flop: "Baywatch"
"Baywatch" war für mich im Serienformat schon leicht fragwürdig. Als Kino-Remake mit Dwayne Johnson ging das Konzept für mich dann aber endgültig baden. Kann allerdings auch sein, dass das testosterongesteuerte Zotengekloppe bei viel nackter Haut auch einfach auf eine andere Zielgruppe abzielt ...
Wie "Stranger Things" meine Welt auf den Kopf stellte
Top: "Stranger Things", Staffel 2
Lange konnte ich mich nicht einmal aufraffen, die erste Staffel von "Stranger Things" zu sehen. Alles, was auch nur im entferntesten das Horrorgenre streift, ist eigentlich so gar nicht meins. Kurz vor dem Start von Staffel 2 habe ich mich dann aber doch endlich dazu durchgerungen, Elf und Co. eine Chance zu geben – und mich direkt selbst irgendwo auf der anderen Seite verloren.
Die erste Staffel habe ich am Stück gesehen – und, kaum erschien die zweite Season, stürzte ich mich wie ein hungriger Demogorgon auf die neuen Folgen. Für mich hatte "Stranger Things" den mit Abstand höchsten Suchtfaktor 2017.
Flop: "Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten"
Ja, ich habe Luc Bessons Weltraumabenteuer wirklich im Kino geguckt. Und das, obwohl mir die Besetzung von Cara Delevingne nach "Suicide Squad" wirklich eine Warnung hätte sein müssen. Dennoch war es letztlich nicht (nur) die Hauptdarstellerin, die mir die Geschichte der Agenten Laureline und Valerian madig machte.
Was mich am meisten enttäuschte, war das verschenkte Potenzial des Sci-Fi-Actioners. Der Film beginnt fesselnd mit bunten Planeten, an denen man sich nicht sattsehen kann – nur um dann die komplette restliche Handlung in eine unschöne, düstere Mega-Metropole mit überdrehten Figuren zu verlagern. Definitiv nicht meine Welt.
Starke Frauen regieren das Kino
Top: "Die Verführten"
2017 war ganz klar das Jahr, in dem starke Frauencharaktere das Kino eroberten – und damit meine ich nicht mal "Wonder Woman", die ich bislang noch gar nicht in Aktion bewundern durfte. Eher kleine Produktionen wie das Malerbiopic "Maudie", das Patchworkdrama "Jahrhundertfrauen", "Battle of the Sexes", das auf einem historischen Tennismatch beruht, und eben "Die Verführten" setzten den Fokus auf das vermeintlich schwache Geschlecht.
Im Remake "Die Verführten" dreht Sofia Coppola ("Lost in Translation") den Spieß einfach um und erzählt die Geschichte um einen verletzten Soldaten (Colin Farrell), der im amerikanischen Bürgerkrieg Schutz in einem Mädchenpensionat in Virginia sucht, aus der weiblichen Perspektive. Damit fügt sie dem Original von 1971 mit Clint Eastwood in der Hauptrolle spannende und bitterböse Facetten hinzu.
Flop: "Unbreakable Kimmy Schmidt", Staffel 3
Auch im Serienformat setzte sich der Trend hin zu starken Frauen fort – unter anderem mit den Margaret-Atwood-Verfilmungen "Alias Grace" und "The Handmaid's Tale" oder der Crime-Mysteryserie "The Sinner". Eine konnte jedoch nicht an ihre alte Stärke anknüpfen: Kimmy aus "Unbreakable Kimmy Schmidt".
Während die Story um eine junge Frau, die 15 Jahre in einem Bunker gefangen gehalten wurde, in den ersten zwei Staffeln noch erfrischend originell war, hatte ich bei Season 3 das Gefühl, dass selbst die Schreiberlinge nicht mehr wussten, was sie mit Kimmy, Titus und Konsorten noch anfangen sollen. Highlights sind jedoch nach wie vor Titus' Gesangsauftritte und natürlich der Titelsong. Uuuuuunbreakable ...
Starker Abgang vs. schwacher Aufguss
Top: "Logan"
Als Marvel-Fan der ersten Stunde unterhalte ich eine gewisse Hass-Liebe zu aktuellen Verfilmungen des gigantischen Comicuniversums. Dass mit "Logan" dennoch ein fesselndes Drama ohne Jugendfreigabe unter der Leitung von "Walk the Line"-Regisseur James Mangold entstand, sehe ich als würdiges Abschiedsgeschenk von Hugh "Wolverine" Jackman.
Flop: "Fargo", Staffel 3
Die erste Season von "Fargo" war eine tolle Adaption der Kinofassung und Staffel 2 profitierte davon, nicht mehr an die Fesseln einer Vorlage gebunden zu sein. Was Netflix aber 2017 aus Minnesota zu berichten hatte, wirkte auf mich allenfalls konfus – maximal die Darstellung des Bösewichts durch David Thewlis ("Wonder Woman") fand ich sehenswert.
Der "Punisher" räumt auf, "Wonder Woman" hält sich zurück
Top: "The Punisher"
Mit "The Punisher" bekommt der finstere Marvel-Held nach seinem Gastauftritt in "Daredevil" eine eigene Netflix-Serie spendiert. Darin räumt er gnadenlos mit Schwerkriminellen auf und geht einer Verschwörung aus Regierungskreisen nach. Vor allem die Darstellung des Serienstars Jon Bernthal ("The Walking Dead") überzeugt, der den seelisch gebrochenen Frank Castle alias The Punisher spielt.
Flop: "Wonder Woman"
"Wonder Woman" ist sicher kein schlechter Superheldenfilm, aber der erhoffte Klassiker ist er auch nicht. Diana Prince setzt ihre Superkräfte eigenartig spärlich ein und – Achtung, Spoiler! – am Ende opfert sich der heroische Geheimagent Steve selbst, um einen Bomber zu zerstören, den Wonder Woman schnell mal hätte wegschnippen können. Warum?
Jean-Claude Van Damme ist zurück ...
Top: "Jean-Claude Van Johnson"
Ja, richtig gelesen: Eine Serie mit Jean-Claude Van Damme in der Hauptrolle landet bei mir nicht in den Flops 2017, sondern in den Tops! "Jean-Claude Van Johnson" ist nämlich nicht nur optisch anspruchsvoll gemacht, sondern geht auch herrlich selbstironisch mit dem Action-Genre und den alten Filmen des belgischen Karateka um. Ob JCVD den berühmten Spagat aus "Kickboxer" noch kann, erfährst Du übrigens gleich in der ersten Folge.
Flop: "House of Cards"
Nein, nicht die aktuelle Staffel "House of Cards" ist mein persönlicher Flop des Jahres 2017. Tatsächlich bin ich erst bei Staffel 4 angekommen. Aber die Aussicht darauf, dass die Serie später ohne Kevin Spacey weitergeführt werden soll, nimmt mir schon jetzt ein wenig die Lust aufs Weitersehen.
Über gute und schlechte Fortsetzungen
Top: "Blade Runner 2049"
Normalerweise bin ich kein Fan davon, wenn ein Kultfilm Jahrzehnte nach seiner Erstausstrahlung noch eine Fortsetzung spendiert bekommt und als großer Nostalgiker bin ich ohnehin nicht bekannt. Mit "Blade Runner 2049" hat Regisseur Denis Villeneuve für mich dennoch den Film des Jahres abgeliefert.
Das Science-Fiction-Spektakel funktioniert nämlich nicht nur hervorragend als Fortsetzung, sondern ist auch ein Film, der Anno 2017 kein bisschen altbacken wirkt. Angenehm altmodisch ist hingegen die Inszenierung, die nicht auf Explosionen und schnelle Schnitte, sondern auch die Wucht beeindruckender Bilder setzt.
Flop: "Star Wars: Die letzten Jedi"
Was war es schön, noch einmal meinen Kindheitshelden Luke Skywalker auf der großen Leinwand zu sehen. Doch die starke Performance von Mark Hamill und vielen anderen Darstellern in "Die letzten Jedi" kann leider nicht über das grauenhafte Drehbuch hinwegtäuschen, das Handlungsfäden aus dem Vorgängerfilm einfach ignoriert und auch sonst zwischen unzähligen Plotlöchern nicht besonders viel Story übrig lässt.
Ja, "Star Wars" war schon immer ein Märchenfilm und irgendwie cheesy, aber früher strotzten die Geschichten dabei immerhin vor kreativen und cleveren Ideen.
Streaming hui, Kino pfui
Top: "Mindhunter"
Die Netflix-Serie "Mindhunter" ist für mich einer der Überraschungshits des Jahres 2017. Obwohl die Show von Mastermind David Fincher quasi nur auf ausgefeilte Dialoge setzt, und so gut wie keine Action-Szenen enthält, hat mich wohl keine Serie in diesem Jahr so gefesselt wie die Abenteuer der beiden FBI-Profiler Holden Ford und Bill Tench.
Flop: Das Kinojahr 2017
Meine Besuche im Kino im Jahr 2017 kann ich an einer Hand abzählen. Tatsächlich merke ich immer mehr, dass mich Blockbuster à la "Wonder Woman" oder "Thor 3" inzwischen einfach nur noch langweilen. Die einzigen positiven Überraschungen waren dieses Jahr für mich der Horrorfilm "Es" und der relativ unbekannte Action-Film "Baby Driver".
Und ja, "Star Wars: Die letzten Jedi" werde ich vielleicht gar nicht im Kino schauen. Hoffentlich wird 2018 wieder etwas spannender in Sachen Kinofilme.
Monster, Alkohol, Fließband-CGI
Top: "Colossal"
Journalistin Gloria (genial: Anne Hathaway) ist pleite und kehrt deshalb aus der Großstadt in ihr Heimatörtchen zurück. Zwei entscheidende Fakten über ihr Leben sind Gloria dabei nicht bekannt:
- Sie ist Alkoholikerin.
- Sie steuert ein turmhohes Monster, das aktuell Südkoreas Hauptstadt Seoul zerstört.
Die Prämisse von "Colossal" klingt nicht nur nach einer glorreichen Idee – sie ist vom spanischen Regisseur Nacho Vigalondo auch bis hin zum Ende präzise umgesetzt. Dank starken Stars, neben Hathaway z. B. auch Jason Sudeikis, und einem durchdachten Drehbuch schafft er den Spagat und verbindet die anscheinend so gegensätzlichen Genres Trinkerdrama und Monsterfilm spielerisch. Überraschungen garantiert!
Flop: "Terminator: Genisys"
Im Spätsommer brach bei mir ein kleiner "Terminator"-Boom aus, nachdem ich "Terminator 2 - Tag der Abrechnung 3D" mit großen Augen im Kino gesehen hatte.
Im Überschwang holte ich dann auch Teil fünf der Reihe nach, "Terminator: Genisys" aus dem Jahr 2015. Eine mittelgute Entscheidung. Als Film ist "Genisys" schon okay – Fließband-Action moderner Art eben. Mit den "Terminator"-Filmen (also Teil 1 und 2) hat das ganze CGI-Gebolze aber leider so gar nichts zu tun.